Strohwitwentag...
Mariechens Mann, der ist heut fein
verreist mit dem Gesangsverein.
"Geht Ihr nur schmettern Eure Lieder -
komm bloss nicht vor heut abend wieder!"
So sprach sie froh und schob ihn sacht
zur Tür hinaus und hat gelacht.
Sie kratzt sich grüblerisch am Bein:
"Was mach ich denn jetzt so allein?"
Na, alles, was man sonst nicht kann,
weil er im Wege steht, der Mann.
Weil er dazwischenquatscht und nöckert,
dieweil er Marmelade kleckert.
Erstmal genießen wir die Ruhe...
ohne dieses Manns-Getue...
ohne diesen lauten Bass
überall... ich hasse das.
So denkt Marie und kocht Kaffee
(nicht, wie er es will, den Tee),
tut Leberwurscht auf sieben Toast,
und sitzt dabei ganz unbehost
nämlich nackend froh am Tisch,
fühlt sich pudelwohl wie'n Fisch.
jetzt ins Badezimmer huschen,
und mondän zwei Stunden duschen
ohn dass der Gatte Zettel schreibt,
wie das die Nebenkosten treibt!
Danach Maske ins Gesicht -
wunderbar, er sieht es nicht!
Kurzgedanke: Lover holen?
Doch dann lacht sie ganz verstohlen:
nee, dass wäre ja dieselbe
doofe alte gelbe Elbe!
Den Rest des Tags mit Illustrierte
auf die Couch.. die dritte.. vierte,
nebenbei telefonieren,
oder einen Blick riskieren
und ganz ohne Kommentar
von Männerseite, wunderbar:
durch die TV-Gemeinden zappen,
nebenbei Nutella-Happen.
Mal mit nem Sekt an den Pc -
ne Runde Chat mit Desiree;
in einem Forum Meinung schreiben -
so kann frau sich die Zeit vertreiben.
Keiner redet, mischt sich ein -
Es ist doch wunderbar: allein.
Den ganz Tag tun, was man wollte -
und als der Gatte heimwärts rollte
und fragte: "Na, hab ich gefehlt?"
Da sei die Antwort gut gewählt!
Denn sagt sie "Nee!" und guckt noch frech,
dann geht er nie mehr wieder wech.
Sagt sie "Ja!", ist das gelogen,
doch der Mann bleibt ihr gewogen.
Weil es für ihn schmeichelnd ist,
wenn die Gattin ihn vermißt...
Marie hat Glück, er stellt die Frag:
"Was hast gemacht den ganzen Tag?"
So kann sie sagen: "Eigentlich nix."
(Und hat das Herz voll reinen Glücks.)