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Handeln wir nach Nützlichkeit?

Shichun

New Member
Registriert
8. Februar 2004
Beiträge
33
Aye Leute,

Mein Cousin hatte mir mal erzählt er hätte gegen die Unterscheidung von Nutz- und Haustieren demonstriert. Er ist inübrigen überzeugter Tierschützer.

Könnte es nicht sein, dass seine scheinbare Liebe zu den Tieren nichts anderes war, als ein egoistisches Handeln zu seinem gunsten? Wer kennt schon die wahren Motive hinter der liebe zum nächsten? Ärzte gefallen sich recht gut in der Rolle der Medizinmänner und wäre Mutter Theresa nicht unglücklich gewesen, wenn man ihr den Dienst am nächsten verweigert hätte? Hatte sie eine Freie wahl? Hätte sie auch im Büro einer Versicherung arbeiten können? Handeln wir nach Nützlichkeit? Falls ja, wo bleibt der Freie Wille ?

Spende ich den Bettlern um ihnen zu helfen, oder weil ich mich nicht mies fühlen möchte?
Gehe ich jetzt einkaufen weil ich will, oder weil ich später etwas essen möchte?

gez. Shichun
 
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Wir handeln nach der Nützlichkeit der Natur und nach unserer. Fehlentscheidungen bleiben Erkenntniswesen, die wir sind - gemäß unserer Unkenntnis - nicht erspart... :)

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Wir handeln nach der Nützlichkeit der Natur und nach unserer. Fehlentscheidungen bleiben Erkenntniswesen, die wir sind - gemäß unserer Unkenntnis - nicht erspart... :)

Gysi


Ist die Nützlichkeit der Natur und die der unseren nicht identisch?

In der Tat kommt es oft zu Fehlentscheidungen wegen unserer Unfähigkeit und meiner Meinung nach auch Unmöglichkeit alle möglichen Konsequenzen unserer Taten zu erkennen, aber nichts desto trotz ist auch eine Fehlentscheidung aus der Absicht gemacht worden nach Nützlichkeit zu handeln?

gruß Shichun
 
Shichun schrieb:
Ist die Nützlichkeit der Natur und die der unseren nicht identisch?
Doch. Hast recht. Das Ding ist nur, weil wir "halb aus der Natur raus getreten" sind (Marx) - "vertrieben aus dem `Paradies?`" also - sind wir eigenverantwortlichem Handeln, auch zu Fehlhandlungen, fähig. Aber unser Handeln ist schon Nützlichkeitsorientiert. Was wäre denn nicht nützlichkeitsorientierten Handeln? :confused:

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
also - sind wir eigenverantwortlichem Handeln, auch zu Fehlhandlungen, fähig. Aber unser Handeln ist schon Nützlichkeitsorientiert.
*händereib* Herrliches Thema.
Ja, vielleicht müsst man mal klarer definieren, was Nützlichkeitsorientiert bedeutet? Ich kann mir darunter nicht viel vorstellen.

Volkswirtschaft geht z.B. nach wie vor hauptsächlich von dem Menschenbild des Homo Oeconomicus aus (plus ein paar Erweiterungen). Also ein Mensch, welcher an nichts so sehr interessiert ist, wie das Erfüllen seiner eigenen Bedürfnisse, wobei es für ihn unendlich viele Bedürfnisse gibt.

(Persönlich finde ich den Term "Bedürfnis" in diesem Zusammenhang verfälschend, ich würde eher von "Wünschen" sprechen. Unter Bedürfnis verstehe ich eher etwas, was nahe den körperlichen Bedürfnissen wie Schlaf, Nahrung, Kleidung usw. ist.)

Nützlich in diesem Sinne wäre also ein Verhalten, welches möglichst viele Wünsche, die in einem vorhanden sind, deckt.

Persönlich lehne ich dieses Erklärungsmodell inzwischen eher ab, auch wenn es in gewissen Bereichen tatsächlich gute Erklärungsgrundlagen liefert.
 
fckw schrieb:
*händereib* Herrliches Thema.
Ja, vielleicht müsst man mal klarer definieren, was Nützlichkeitsorientiert bedeutet? Ich kann mir darunter nicht viel vorstellen.

So zu handeln dass man einen Vorteil daraus ableiten kann. Was mir nützlich erscheint, erscheint mir auch vorteilhaft. Wünsche wären natürlich etas zentrales.

Wünsche werden von dem wünschenden oftmals wie Bedürfnisse angesehen.

gez. Shichun
 
Shichun schrieb:
Wünsche werden von dem wünschenden oftmals wie Bedürfnisse angesehen.
So isses. Dann gibt es die Grundbedürfnisse, die gehobeneren, nicht zwingenden Bedürfnisse und - die Volkswirtschaft nennt sie so - Luxusbedürfnisse. Alles Handen bezweckt ja was, unbewusst oder mehr bewusst. Also ist alles Handeln nützlichkeitsorientiert.

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Also ist alles Handeln nützlichkeitsorientiert.
WEM nützt das Handeln?

Nützt es ausschließlich mir, bin ich Egoist. Nützt es anderen auch, bin ich ein netter Mensch. Nützt es vorwiegend anderen, bin ich ein guter Mensch.

Dem Dieb mag es nützlich erscheinen, das Geld zu klauen. Aber IST es auch nützlich? Es mag ja sein, dass Mutter Theresa ihre Belohnung in Form von guten Gefühlen erhielt, aber nützten ihre Taten nicht vorwiegend anderen Menschen? Ich sage: Wenn nur EIN anderer Mensch durch ihr Vorbild dazu geführt wurde, selbst Gutes zu tun, dann war ihr Handeln wirklich nützlich.


Konfuzi
 
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Es gibt ein Paradoxon oder Dilemma an der Sache mit der Nützlichkeitsorientierung, welches übrigens ebenfalls von Volkswirtschaftern aufgebracht wurde:

Man stelle sich vor, dass ein Mensch sich eine Unmenge Motorenöl kauft, welches er dann alles in einem Zug austrinkt und in Agonie schliesslich stirbt.

Mit dem Modell der Nützlichkeitsorientierung kann auch dieses Verhalten erklärt werden. Der Mann hat anscheinend einfach wirklich unglaublich gern Motorenöl getrunken, darum war es für ihn nichts als logisch, so zu handeln.

Wird diese Erklärungsweise konsequent auf alles ausgedehnt, so lässt sich damit jegliches menschliche Verhalten erklären. Damit wird unser Modell sinnlos, weil es nichts wirkliches mehr aussagt. Selbst das absolut irrationalste Verhalten kann auf diese Weise erklärt werden. Auch altruistisches Verhalten kann unter dem Aspekt der Nützlichkeitsorientierung erklärt werden.
 
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