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gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

psbvbn1

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1. Oktober 2006
Beiträge
1.237
hallo forianer,

ich weiß, ich beginne hiermit ein brisantes thema, wo ich eine durch erziehung bedingte parteiische meinung hab.
meine eltern und schwestern waren DDR-Bürger und fühlen sich in manchen dingen auch heute noch so.
obwohl wir hier in einem "austrischen forum" schreiben, habe ich schon viele deutsche diskutanten gesehen.
denen spukt egal, ob sie alt oder jung, von ost oder west kommen, dieses thema bestimmt auch im kopf herum.

man hört es selbst 16 jahre nach der einheit immer noch durch die medien geistern, ich bekomme es selbst im tiefsten osten tagtäglich mit. der auslöser zum erstellen dieses themas war ein besuch von mir bei meiner schwester in ratingen bei düsseldorf. obwohl schon besagte 16 jahre vergangen sind, fühlt man dort die andere lebensweise, die anderen städte, die schlechteren autobahnen (transferzahlungen sei dank!:) )

also teilt ihr meine sicht, oder gibt es für euch keinen unterschied mehr zwischen ost- und westdeutschland?
 
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AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

also teilt ihr meine sicht, oder gibt es für euch keinen unterschied mehr zwischen ost- und westdeutschland?

Hallo,

wir haben bereits den Tread "Lebt die DDR weiter?". Wenn du den gelesen hast, dann weisst du mehr über die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland!

Gruss
Hartmut
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

hallo, ich finde es toll, dass du das thema ansprichst, es gibt zwar auch "lebt die ddr weiter?", aber wenn ma sich besagten threat durchliest, kommt man immer mehr vom thema ab, ich hoffe, dass hier mal endlich ein paar vorurteile abgebaut, oder aber besser beleuchtet werden, schließlich verstehe ich dein thema so, dass du ´die zeit nach dem mauerfall anspricht, in dem anderer threat wird aber nur über sämtliche fehler der ddr diskutiert, oder jene werden verteidigt.
für mich ist es auch eine frage, die mir im kopf rumschwirrt, den ich habe in meiner kindheit auch im osten gelebt, bin aber vor ein paar jahren nach hamburg gezogen, und bin da auf sooo viele vorurteile gestoßen, wie noch nie vorher in meinem leben.
ich denke schon, dass es zumindest noch in meiner generation den wessi und den ossi gibt, den die unsere eltern wurden auf eine bestimmte weise erzogen, die sie nun als richtig empfinden (das ist ja menschlich) und sie erziehen ihre kinder nach dem selben "schema". leider auch mit den selben vorurteilen. es ist ja nicht zu verleugnen, dass die parteien im jeweils anderen teil deutschlands schlecht gemacht werden. ich denke ich kann das ganz gut aus meinen erfahrungen einschätzen.
es ist aber sehr schade, dass unsere generation es nicht schafft zusammen zu wachsen, obwohl oder gerade weil es keine politische grenze mehr gibt.
ich hoff, dass sich dieser konflikt lösen wird, und ich hoffe das dieser threat dazu beiträgt, auch wenn es wirklich nur ein kleiner beitrag ist.
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

Hallo an alle.

"Gibt es noch DEN "Ossi" und DEN "Wessi"?- Eine schwierige Frage: Gibt es DEN Amerikaner, DEN Österreicher oder DEN Deutschen? Ich meine, jetzt mal abgesehen von dem üblichen (wahren) Spruch, dass jeder Mensch anders ist als der andere... auch Länder sind in verschiedene Gebiete aufgeteilt: In Amerika gibt es New Yorker und Texaner, in Österreich Wiener und Tiroler, in Deutschland Friesen und Bayern etc. etc.

Ist Ostdeutschland als homogene Masse zu betrachten? Ich denke es gibt durchaus beträchtliche Unterschiede zwischen einzelnen ostdeutschen Bundesländern: Mein Bruder hat lange in Mecklenburg-Vorpommern gelebt, jetzt lebt er in Erfurt- eine ganz andere Stadt, eine ganz andere Atmosphäre. (Liegt ja schon an der geographischen Lage).
Und man nehme nur Ost-Berlin und vergleiche es mit Leipzig oder Dresden.

Im Grunde müsste es doch eigentlich viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen angrenzenden Bundesländern wie Meck-Pomm und Niedersachsen oder Thüringen und Hessen geben als zwischen geographisch etwas weiter weg liegenden Bundesländern wie Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Und doch neigen wir Deutschen eher dazu unser Land in Ost und West zu teilen als in, beispielsweise, Süd und Nord.

Ich denke, die Ursachen hierfür sind vor allem geschichtlich und psychologisch.

Geschichtlich liegt ja recht offensichtlich auf der Hand- Deutschland war über 40 Jahre geteilt- geteilt in zwei Staaten, die sich gegenseitig bis auf Blut misstrauten und damit rechneten vom jeweils anderen angegriffen zu werden.
In diesen Jahren der Trennung sind in beiden Teilen zwei unterschiedliche Kulturen und Weltbilder entstanden und auch die Menschen haben sich, auch wenn auf beiden Seiten dagegen bis zum Schluss heftigst angekämpft wurde, ein Stück weit voeinander entfernt. Ein unterschiedliches Wirtschaftswesen und ein unterschiedliches politisches System in beiden Staaten tat sein übriges. Und natürlich lassen sich diese über vierzig Jahre der Trennung nicht in knapp zwanzig Jahren der Einheit wieder so einfach ausbügeln.

Außerdem muss man sich fragen: War die Wiedervereinigung wirklich eine WiederVEREINIGUNG, oder hat die BRD einfach nur die DDR geschluckt?
Ich glaube, man hätte die Zusammenführung der Staaten langsamer und behutsamer angehen sollen. Man hätte erst die Wirtschaftssysteme, dann die politischen Systeme aneinander anpassen sollen, man hätte den Angehörigen beider Staaten ersteinmal Zeit zugestehen sollen, sich miteinander auf persönlicher Ebene vertraut zu machen. Es ist nicht so, dass zusammenWUCHS, was zusammengehört, sondern, dass man das, was in der Tat zusammengehört ungeduldig mit Tesafilm zusammengeklebt hat.

Das sind dann auch die psychologischen Ursachen: Es ging alles zu schnell. Vor allem, so vermute ich zumindest für die DDR-Bürger, deren ganzer Staat mehr oder weniger über Nacht verschwand. (Sicherlich, der Staat DDR war ein fallender Stern, aber das er so rasant stürzen würde, war zwar von vielen herbeigewünscht, aber nicht erwartet worden.).
Vieles ist bis heute nicht verarbeitet worden. Wir haben beispielsweise einen Bekannten, der bei der Bahnpolizei in der DDR war. War er zuvor noch (zumindest offiziell) eine Respektsperson gewesen, so war er plötzlich von einer Sekunde auf die andere ein (wenn auch nur sehr niedriger) Vertreter eines verhassten, gescheiterten Regimes- und das hat man ihn nach der Wiedervereinigung spüren lassen. Er hat daran bis heute zu tragen.

Ich denke, es wird noch eine Zeit dauern, bis Deutschland zu einem auch im Geist vereinten Land zusammengewachsen ist. Und ich sehe keinen Grund, warum wir uns diese Zeit nicht nehmen sollten. Wir sind eben (noch) ein klein wenig verschieden. Aber erstens glaube ich, dass die Geschwindigkeit des Zusammenwachsens mit jeder neuen Generation von Deutschen exponential zunehmen wird und zweitens ist die Vielfältigkeit in unserem Land doch auch eine Bereicherung- solange sie nicht mit Misstrauen und Vorurteilen verbunden ist. Und wenn die Menschen sich mit dem, was geschehen ist, vernünftig auseinander setzen.

Viele Grüße
Sunnyboy (Wessi -> Nordrhein-Westfale ->Rheinländer->Bonner :) )
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

also teilt ihr meine sicht, oder gibt es für euch keinen unterschied mehr zwischen ost- und westdeutschland?

Zu sagen, es gebe gar keinen Unterschid mehr, ist sicher zu optimistisch.

Doch für mich ist der Unterschied geringer, als es immer behauptet wird.
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

hallo, forianer!

ein trauriges beispiel von immer noch vorhandener "trennung" geisterte in den letzten tagen in den medien herum:
ich las einen artikel, wonach ein unternehmer von einer zeitschrift für "merkwürdig" befunden worde, weil er versuchte die löhne in seinen ostdeutschen betrieben auf denen der westdeutschen zu heben. gerade bei den löhnen und den preisen verstehe ich ja, dass es zeit braucht bis sich diese angleichen. nur ich habe das gefühl, die preise steigen genauso wie auf westdeutsches niveau (z.b. bei supermarktketten) aber die gehaltsunterschiede bleiben weiterhin bestehen. vielleicht täusch ich mich da aber...?
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

Ich würde denken, lieber P1,

dass deine Beobachtungen korrekt sind. Schade nur, dass eine Gesellschaft, die alles am Geld misst, damit zugibt, dass sie die östlich lebenden Menschen als minderwertig einschätzen. Schade schade. Naja, so sind halt die Menschen. In Zeiten, in denen man so sehr nach Selbstbewusstsein strebt, ist für Inhalt nicht immer genügend Zeit. Wenn 19 Jahre nicht reichen, wird’s wohl auch noch dauern. Und deshalb, werter P1, setzen wir auf dich als neue, frische, unverdorbene Generation aus Tüftlern und Denkern. Sollte dir die Last mal zu schwer sein, kannst du sie auch uns alten Knackern als Grabbeigabe mitgeben.

Aber ich seh es inzwischen nicht mehr so eng. Ich hab für mich Ossis und Wessis nun eine Amnesty erteilt. Jede Gesellschaft wirkt ihren Wahn auf die Menschen aus...das als willkommene Erklärung für Gegenwärtiges zu benutzten, ist mir langsam über. Und irgendwann werden die letzten Soziologen hoffentlich im Grab liegen, die hier 20 Jahre alte Ideologien endlos wiederholen und damit ihr Brot verdienen.

Viele Grüße zum Wochenende
Bernd
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

Und irgendwann werden die letzten Soziologen hoffentlich im Grab liegen, die hier 20 Jahre alte Ideologien endlos wiederholen und damit ihr Brot verdienen.

Viele Grüße zum Wochenende
Bernd

hallo, bernd!

nun ja, es reicht ja wenn sie schon stumm geworden sind bzw. ihre meinungen noch ändern können:)
 
AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

Es gibt ihn, den Ossi und den Wessi.
Und nur Leute die 1989 oder später geboren sind, sind keine mehr.
Erst wenn alle gebürtigen Ossis und Wessis ausgestorben sind wie die Dinos dann wird es den Unterschied nicht mehr geben.

Ich bin als Ossi geboren und habe so ziemlich exakt die erste Hälfte meines (bisherigen) Lebens dort verbracht. Ich kenne also beide Seiten sehr gut.

Und hätte ich heute nochmal die Wahl, ich würde (werde) auf alle Fälle nur als Wessi alt werden.
 
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AW: gibt es noch DEN "ossi" und DEN "wessi"

Ich würde denken, lieber P1,

dass deine Beobachtungen korrekt sind. Schade nur, dass eine Gesellschaft, die alles am Geld misst, damit zugibt, dass sie die östlich lebenden Menschen als minderwertig einschätzen.

Für einen ehemaligen Westberliner (politisch), gibt es Ostdeutsche in allen Himmelsrichtungen :)
Weiter östlich leben nicht nur Brandenburger, sondern Polen, Balten, Russen, um einige Völker aufzuzählen. Kein Berliner wird die im Osten lebenden Menschen für minderwertig halten. Wenn sie Polen, Russen, Brandenburger z.B. als Reinigungskräfte oder Pflegepersonal zu einem Lohn einstellen können, dann liegt das daran, dass im jeweiligen Land sie sich mit dem Lohn immer noch viel besser stellen, als wenn sie in der Heimat arbeiten, so sie dort überhaupt Arbeit finden. Wie arbeitslos gewordene Menschen darüber denken, ist hinlänglich bekannt. Selbst wenn sie bereit wären, eine mies bezahlte Stelle anzunehmen ,würden sie sie nicht bekommen, weil sie gegen die konkurrierenden Polen usw. nicht ankämen. Im Pflegebereich ist es für die zu Pflegenden und seine Angehörigen ein Glück, dass eine Polin einen zu pflegenden Menschen in seiner gewohnten Umgebung rund um die Uhr betreuen kann. Für einen ambulanten Pflegedienst müsste eine horrende Summe gezahlt werden bei schlechter Qualität.
Mein Beispiel scheint am Thema vorbeizugehen, aber Brandenburger arbeiten ebenso als private Pflegekräfte, aber auch bei ambulanten Pflegediensten bzw. in Pflegeheimen, weil sie mit dem Verdienst in ihrer Heimat sich mehr leisten können, denn die Kaufkraft ist immer noch höher als in Wessiiland. Besonders groß war der Unterschied in den ersten Jahren der Vereinigung, als z.B. die Mieten weit auseinander lagen. Ostdeutsche Rentner brauchten sich weniger Gedanken um ihren Lebensstandard zu machen, denn die auf westdeutsches Niveau angepaßten Renten hatten aus den selben Gründen mehr Kaufkraft, während der westdeutsche Rentner Verzicht üben musste. Wenn es ihm einigermaßen gut ging, dann war und ist er mit dem zur Finanzierung notwendigen Solidarbeitrag dabei. Vor allen junge Facharbeiter pendelten zwischen Arbeitsstelle im Westen und Heimat im Osten und nahmen Westdeutschen die Arbeitsstelle weg.
Bernd, ich verstehe nicht, wie Du angesichts der beliebten Facharbeiter davon sprichst, das die Wessis die Ossis (im Sinne von ehemaligen DDR-Bürgern) für minderwertig betrachten. Ein Unternehmer wäre blöd, wenn er nicht einen oft besser ausgebildete oder jüngeren Ossi nicht einstellen würde und seinen langjährigen Wessi kündigte. Moralisch scheint das nicht zu sein, aber täte er dies nicht, hätte er die Konkurrenz zu fürchten, die billiger als er selbst produzieren kann. Im worst case müßte er Insolvenz anmelden, was zusätzliche Arbeitsplätze vernichten würde.
 

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