Er, ein junger Mann, lief durch die winterlich kalte Stadt, dachte über seine Frau, die vergangenen Weihnachtsfeste, seine Zukunft und über die kommenden Feiertage nach, er sah die warmen weihnachtlichen Lichter, den winterlichen bewölkten Himmel, die vollen Cafés, künstliche Tanne, rote Weihnachtsmänner, die Kindern mit ihren großen Handschuhen Geschenke übergaben, goldene Pakete an den Fassaden, er sah hetzende Menschen mit großen Tüten und Jugendliche, die schnellen Schrittes, sichtlich ohne etwas zu tun zu haben, durch die Strassen schlurften…
Er war eigentlich glücklich und was er in den Strassen der Stadt wollte, war ein Geschenk. Nein, nicht irgendeins, sondern das Beste! Ja, das Beste sollte seine Frau von ihm zu Weihnachten bekommen - Das Allerbeste!
Er ging und ging, langsam, sah hier und dort in einzelne Schaufenster. Er dachte an sie, an ihre Kleidung, an ihre Vorlieben, doch ihm kam kein passender Einfall.
Er ging in einladendes kleines Straßencafé mit großen Fenstern, trank heiße Schokolade im Stehen an einem Stehtisch und blickte gedankenverloren auf die wogende Fußgängerzone auf der anderen Seite des Fensters.
Er hatte noch einige Stunden bis zum Ladenschluss der meisten Geschäfte, doch keimte langsam die Verzweiflung über die fehlende Geschenkidee; er suchte den Gedankenblitz, der das Suchen beenden würde.
Nachdem er bezahlt hatte und weiter, immer verlorener, durch die Stadt ging, sah er einen Stand an dem professionelle Hilfe bei der Geschenk-Suche mit großen, schlecht gesetzten Buchstaben angepriesen wurde.
„Entschuldigung, ich … - Ich möchte für meine Frau das Allerbeste…!!! – Was kann ich ihr dieses Jahr zum Weihnachtsfest schenken?“
Eine Frau, Mitte dreißig, mit zerrauchter Solariumhaut, blondierten Haaren und einem Piercing in der Nase antwortete routiniert:
„Das meist verschenkte Geschenk dieses Jahres ist Hilfe bei der Vermeidung der Langeweile – Sie können gerade kaum etwas falsch damit machen!“, wobei sie leicht an ihm vorbei einigen Fußgängern hinterher schaute…
„…und wie kann man Ablenkung schenken?“
Nun sah sie ihn, sichtlich von der Frage verunsichert, direkt an und antwortete scheinbar selbstsicher:
„Sie sollten etwas schenken, mit dem man die langweiligen Momente im Alltag ausfüllen kann – Sehr beliebt sind gerade Handys mit Foto-Funktion und GPRS, da sie durch ihre Vielseitigkeit in jeder Situation nützlich sein können!“
Er verstand nicht so ganz, was sie ihm sagen wollte und zudem missfiel ihm der Gedanke nicht selbst auf die Geschenkidee gekommen zu sein. Er verabschiedete und bedankte sich und antwortete mit „…Danke, Gleichfalls!“
Er dachte nach und mehr und mehr festigte sich sein Gedanke: Ja, wie soll es auch anders sein, die Ablenkung ist einfach der größte Wert - Luxus ist die Möglichkeit sich selbst aus dem Wege gehen zu können, denn priveligiert ist heute derjenige, der es vermag sich abzulenken...!
Er dachte an Momente, wo er bis jetzt allein gewesen war, wirklich allein, und wo schwere Gedanken vom Horizont her kamen und ihn bedrängten. Er war nicht gern alleine, denn dann war ihm unheimlich.
Unwillkürlich wurde er langsamer während er so daherdachte und blieb schließlich auf einem Platz stehen. Was ist es, das einen an der Einsamkeit ängstigt?
Die, die nicht die Möglichkeiten haben, sich fortwährend abzulenken, sind verdammt sich selbst zu treffen und nicht nur sich, sondern auch eine große wabernde dunkle Leere, die das eigene Spiegelbild in sich trägt und plötzlich in der intimen Situation preisgibt.
Wenn trifft man, wenn man allein unterwegs ist und zufällig der Handy-Akku die Hoffnung auf eine plötzliche Unterhaltung zerstört? Man trifft sich selbst! Nur sich selbst! Sich selbst und da man sich so zu kennen meint, schweifen die Gedanken in die geistige Sperrzone, die postmodernen Tabus – Die Gedanken fragen, durch die Begegnung mit der Fata Morgana des Eigenen veranlasst, nach dem größten Hintergrund der Begegnung… Sie Fragen, mal verschwommen, mal klar, was der Grund alles Seienden ist! Sie spüren diese Kälte des Raumes, sie Spüren die Auflösung der Bojen, der Taue am weltlichen Kai…
Er sah auf die Uhr der ihm gegenüberliegenden Kirche – 16.30 Uhr – und war verwirrt über seine Gedanken, versuchte sie zu begraben und statt ihnen endlich zu dem Geschenk zu kommen. Ihm kam plötzlich die Stimme der Frau an dem Stand wieder in den Sinn, doch zugleich auch eine gewisse Verachtung über diese Form der Dienstleitung – Wie jedoch kann man einem geliebten Menschen die Vermeidung der Beschäftigung mit sich selbst schenken? Ja, ihm war inzwischen klar, dass man Menschen etwas Gutes tut, wenn man sie unterhält und ihnen hilft die beängstigende Schwermütigkeit zu umgehen… Doch wie kann man dem Menschen, den man so liebt da er so ist, wie er ist, schenken, dass er sich zerstreut, dass er sich von sich selbst entfernt und wohlmöglich noch stark durch die Ablenkung verändert…?
Ihm war gerade das ganze Durcheinander zu fiel und außerdem wollte er sich auf gedanklich Ausflüge gerade nicht durch die Frau an dem Stand einladen lassen.
Doch was ist die Ursache für diese unendlich große Leere, für diese Absurdität, die wir nicht denken können – Wir sind hier und jetzt und kommen nicht mit den Fragen zurecht, die wir an das Dasein stellen! Er begann sich immer weiter von dem Geschenk zu entfernen: Wie können wir in der Unendlichkeit leben, wenn mir zeitgleich schlecht wird, wenn ich über Unendlichkeit nachdenke? Ich muss falsch hier sein, denn anders lässt sich doch für mich nicht verstehen, dass ich so wenig mit mir und meiner Welt zurecht komme…! Er dachte weiter über sich und seine eigenartige Welt nach.
Nach längerer Zeit kam ihm plötzlich ein Zitat irgendeines Denkers oder Schriftstellers in den Sinn, der mal gesagt haben soll „Gott ist Tod!“ und obwohl er nie über das gehörte Zitat nachgedacht hatte, schien es ihm in dem Moment schlüssig: Wenn Gott mal gelebt hat, dann hatten die Menschen sicherlich ein gänzlich anderes Verhältnis zu der Einsamkeit, denn in den Momenten waren sie dann ja nur in dem eigentlichen Sinne einsam, obwohl sie in Wirklichkeit nur gerade allein mit Gott waren.
Wenn ich mich nun auf den Gedanken einlassen sollte, dass alle Menschen zu Weihnachten am Besten etwas geschenkt bekommen sollten, das sie von der Qual der Einsamkeit abhält, da man ihnen so eine gewisse Form von Glück schenken kann, man ihnen aber andererseits Ablenkung nicht schenken kann, da sie in Form von Dingen unwünschenswerter Weise den geliebten Menschen zerstreut und nur vorerst von der größten Frage ablenkt…
So dachte er, während er inzwischen weitergegangen war um sich nicht so ungeschäftig zu fühlen.
…kann ich ihr nur eines Schenken: Gott! – Er schämte sich plötzlich für diesen unrealistischen naiven Gedanken und ebenso über seine Unzulänglichkeit diese eigenartigen Gedanken nicht durch sinnvolle Ideen für das anstehende Weihnachten auswechseln zu können - Gott kann man nicht verschenken, doch sollte man es, logisch gesehen, trotzdem!!!
(Johannes Kode)
Er war eigentlich glücklich und was er in den Strassen der Stadt wollte, war ein Geschenk. Nein, nicht irgendeins, sondern das Beste! Ja, das Beste sollte seine Frau von ihm zu Weihnachten bekommen - Das Allerbeste!
Er ging und ging, langsam, sah hier und dort in einzelne Schaufenster. Er dachte an sie, an ihre Kleidung, an ihre Vorlieben, doch ihm kam kein passender Einfall.
Er ging in einladendes kleines Straßencafé mit großen Fenstern, trank heiße Schokolade im Stehen an einem Stehtisch und blickte gedankenverloren auf die wogende Fußgängerzone auf der anderen Seite des Fensters.
Er hatte noch einige Stunden bis zum Ladenschluss der meisten Geschäfte, doch keimte langsam die Verzweiflung über die fehlende Geschenkidee; er suchte den Gedankenblitz, der das Suchen beenden würde.
Nachdem er bezahlt hatte und weiter, immer verlorener, durch die Stadt ging, sah er einen Stand an dem professionelle Hilfe bei der Geschenk-Suche mit großen, schlecht gesetzten Buchstaben angepriesen wurde.
„Entschuldigung, ich … - Ich möchte für meine Frau das Allerbeste…!!! – Was kann ich ihr dieses Jahr zum Weihnachtsfest schenken?“
Eine Frau, Mitte dreißig, mit zerrauchter Solariumhaut, blondierten Haaren und einem Piercing in der Nase antwortete routiniert:
„Das meist verschenkte Geschenk dieses Jahres ist Hilfe bei der Vermeidung der Langeweile – Sie können gerade kaum etwas falsch damit machen!“, wobei sie leicht an ihm vorbei einigen Fußgängern hinterher schaute…
„…und wie kann man Ablenkung schenken?“
Nun sah sie ihn, sichtlich von der Frage verunsichert, direkt an und antwortete scheinbar selbstsicher:
„Sie sollten etwas schenken, mit dem man die langweiligen Momente im Alltag ausfüllen kann – Sehr beliebt sind gerade Handys mit Foto-Funktion und GPRS, da sie durch ihre Vielseitigkeit in jeder Situation nützlich sein können!“
Er verstand nicht so ganz, was sie ihm sagen wollte und zudem missfiel ihm der Gedanke nicht selbst auf die Geschenkidee gekommen zu sein. Er verabschiedete und bedankte sich und antwortete mit „…Danke, Gleichfalls!“
Er dachte nach und mehr und mehr festigte sich sein Gedanke: Ja, wie soll es auch anders sein, die Ablenkung ist einfach der größte Wert - Luxus ist die Möglichkeit sich selbst aus dem Wege gehen zu können, denn priveligiert ist heute derjenige, der es vermag sich abzulenken...!
Er dachte an Momente, wo er bis jetzt allein gewesen war, wirklich allein, und wo schwere Gedanken vom Horizont her kamen und ihn bedrängten. Er war nicht gern alleine, denn dann war ihm unheimlich.
Unwillkürlich wurde er langsamer während er so daherdachte und blieb schließlich auf einem Platz stehen. Was ist es, das einen an der Einsamkeit ängstigt?
Die, die nicht die Möglichkeiten haben, sich fortwährend abzulenken, sind verdammt sich selbst zu treffen und nicht nur sich, sondern auch eine große wabernde dunkle Leere, die das eigene Spiegelbild in sich trägt und plötzlich in der intimen Situation preisgibt.
Wenn trifft man, wenn man allein unterwegs ist und zufällig der Handy-Akku die Hoffnung auf eine plötzliche Unterhaltung zerstört? Man trifft sich selbst! Nur sich selbst! Sich selbst und da man sich so zu kennen meint, schweifen die Gedanken in die geistige Sperrzone, die postmodernen Tabus – Die Gedanken fragen, durch die Begegnung mit der Fata Morgana des Eigenen veranlasst, nach dem größten Hintergrund der Begegnung… Sie Fragen, mal verschwommen, mal klar, was der Grund alles Seienden ist! Sie spüren diese Kälte des Raumes, sie Spüren die Auflösung der Bojen, der Taue am weltlichen Kai…
Er sah auf die Uhr der ihm gegenüberliegenden Kirche – 16.30 Uhr – und war verwirrt über seine Gedanken, versuchte sie zu begraben und statt ihnen endlich zu dem Geschenk zu kommen. Ihm kam plötzlich die Stimme der Frau an dem Stand wieder in den Sinn, doch zugleich auch eine gewisse Verachtung über diese Form der Dienstleitung – Wie jedoch kann man einem geliebten Menschen die Vermeidung der Beschäftigung mit sich selbst schenken? Ja, ihm war inzwischen klar, dass man Menschen etwas Gutes tut, wenn man sie unterhält und ihnen hilft die beängstigende Schwermütigkeit zu umgehen… Doch wie kann man dem Menschen, den man so liebt da er so ist, wie er ist, schenken, dass er sich zerstreut, dass er sich von sich selbst entfernt und wohlmöglich noch stark durch die Ablenkung verändert…?
Ihm war gerade das ganze Durcheinander zu fiel und außerdem wollte er sich auf gedanklich Ausflüge gerade nicht durch die Frau an dem Stand einladen lassen.
Doch was ist die Ursache für diese unendlich große Leere, für diese Absurdität, die wir nicht denken können – Wir sind hier und jetzt und kommen nicht mit den Fragen zurecht, die wir an das Dasein stellen! Er begann sich immer weiter von dem Geschenk zu entfernen: Wie können wir in der Unendlichkeit leben, wenn mir zeitgleich schlecht wird, wenn ich über Unendlichkeit nachdenke? Ich muss falsch hier sein, denn anders lässt sich doch für mich nicht verstehen, dass ich so wenig mit mir und meiner Welt zurecht komme…! Er dachte weiter über sich und seine eigenartige Welt nach.
Nach längerer Zeit kam ihm plötzlich ein Zitat irgendeines Denkers oder Schriftstellers in den Sinn, der mal gesagt haben soll „Gott ist Tod!“ und obwohl er nie über das gehörte Zitat nachgedacht hatte, schien es ihm in dem Moment schlüssig: Wenn Gott mal gelebt hat, dann hatten die Menschen sicherlich ein gänzlich anderes Verhältnis zu der Einsamkeit, denn in den Momenten waren sie dann ja nur in dem eigentlichen Sinne einsam, obwohl sie in Wirklichkeit nur gerade allein mit Gott waren.
Wenn ich mich nun auf den Gedanken einlassen sollte, dass alle Menschen zu Weihnachten am Besten etwas geschenkt bekommen sollten, das sie von der Qual der Einsamkeit abhält, da man ihnen so eine gewisse Form von Glück schenken kann, man ihnen aber andererseits Ablenkung nicht schenken kann, da sie in Form von Dingen unwünschenswerter Weise den geliebten Menschen zerstreut und nur vorerst von der größten Frage ablenkt…
So dachte er, während er inzwischen weitergegangen war um sich nicht so ungeschäftig zu fühlen.
…kann ich ihr nur eines Schenken: Gott! – Er schämte sich plötzlich für diesen unrealistischen naiven Gedanken und ebenso über seine Unzulänglichkeit diese eigenartigen Gedanken nicht durch sinnvolle Ideen für das anstehende Weihnachten auswechseln zu können - Gott kann man nicht verschenken, doch sollte man es, logisch gesehen, trotzdem!!!
(Johannes Kode)