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Georges Brassens

Jocelyne Lopez

New Member
Registriert
21. Juli 2005
Beiträge
156
Hallo zusammen,

Ich möchte hier meinen Lieblingsliedermacher aus Frankreich vorstellen, der zwar in Deutschland nur von „Kennern“ bekannt ist, den jedoch in Frankreich jeder kennt, ob alt oder jung. Er hat einfach Frankreich erobert, nur mit seinen Gedichten und seiner Gitarre. Er ist quasi zu einem gesellschaftlichen Mythos geworden und manche seiner Lieder werden schon sogar in den Schulen gelehrt (nur diejenige jedoch, die für Kinderohren geeignet sind…). Ich glaube, er hat mir auch das Denken beigebracht.

Es ist schwierig, ein seiner Chanson so auszuwählen, sie sind alle schön, ich kenne sie auch alle auswendig. Vielleicht finden sich hier Teilnehmer, die ihn kennen und auch mögen. Ich fange mal an mit einem seiner ältesten Chanson „La mauvaise réputation“:

Der schlechte ruf

In dem dorf – was ich nicht beruf –
da hab ich einen schlechten ruf.
Ob ich mich mühe, ob ich es laß,
ich gelte als ich weiß nicht was.
Tu dabei doch keinem etwas zuleide,
gehe meines weges zu meiner freude,
doch die leute lieben nicht, dass
einer geht seine andre straß’.
Nein, die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Alle welt spricht von mir schlecht,
die stummen nicht, da ist es echt.

Am vierzehnten juli, ich wett’,
bleib ich in meinem daunenbett.
Die musik, sie marschiert im schritt,
doch ich marschier im geist nicht mit.
Tu dabei doch keinem etwas zuleide,
habe an trompeten halt keine Freude.
Doch die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Nein, die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Alle welt zeigt auf mich schlecht,
die krüppel nicht, da ist es echt.

Treff ich einen dieb ohne glück,
verfolgt von einem bauernstück,
stell ich das bein hin, seht und hört:
Das bauernstück sitzt auf der erd’.
Tu dabei doch keinem etwas zuleide,
habe an den apfeldieben meine freude.
Doch die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Nein, die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Alle welt fällt über mich her,
die lahmen nicht, da ist es schwer.

Man muss nicht Jeremias sein,
um zu erraten das schicksal mein,
finden sie einen strick mit schmalz
legen sie ihn mir um den hals.
Tu dabei doch keinem etwas zuleide,
wenn ich nicht die wege nach Rom beschreite.
Doch die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Nein, die leute lieben nicht, dass
Einer geht seine andre straß’.
Alle welt kommt, mich hängen zu sehn,
die blinden nicht, man kann’s verstehn.

(Georges Brassens)
aus dem französischen übertragen von Gerd Semmer
 
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La marche nuptiale

Hallo zusammen,

Auf der Register der Zärtlichkeit, wo Georges Brassens auch ein Meister ist, möchte ich sein Lied „La marche nuptiale“ vorstellen:

Hochzeitsmarsch

Ich sah manch liebespaar vor dem traualtar stehn,
sah andre nur um geld zu ihrer hochzeit gehen,
gleich, ob es kleine leute, ob’s große leute waren,
ob wie friseure arm, ob vornehm gleich notaren.

Doch würde ich steinalt, alt wie Methusalem,
gedächte ich mit stolz des tages stets, an dem
mein vater und die mutter zum bürgermeister kamen,
ja, jenes tags, an dem er ihr gab seinen namen.

Ein ochsenkarren war’s, der sie brachte dorthin,
die freunde zogen ihn, die eltern schoben ihn.
So sah man dieses paar, das sich geliebt seit jahren,
längst sich versprochen war, zu seiner hochzeit fahren.

Ja, dieser brautzug war sicher seltsamer art.
Wer’s sah, hat baß erstaunt uns alle angestarrt,
das maul riß jeder auf, und spöttisch blickten viele.
Wer hatte je gesehn hochzeiten in dem stile!

Da brauste los der wind, jäh mit grimmiger wut,
entführte in die luft des vaters alten hut,
und regen goß herab, vertrieb den chor der kinder,
als wollt’ um jeden preis die hochzeit er verhindern.

Ich sah die arme braut fast von tränen erstickt,
so wie man puppen wiegt, an’s herz den strauß gedrückt,
da fing ich trotzig an, um ihren schmerz zu stillen
auf der harmonika ganz laut, ganz laut zu spielen.

Bis drohend die faust erhob jeder bursch, der da war,
und schrie: „Kreuz sakrament. Verhöhnt uns jeder narr,
verpönt uns Gott sogar, - die hochzeit findet statt!
Vivat dem bräutigam! Vivat der braut, vivat!“

(Georges Brassens)

Aus dem französischen übertragen von Heinz Riedel
 
Penelope

Auch ein schönes Chanson von Georges Brassens, finde ich:

Penelope

Du bist die die Mustergattin und das Heimchen am Herd,
Hast dein Hausfrauenkleid nie befleckt, nie versehrt,
Wie Penelope ganz unzugänglich;
Doch folgst du so der Spur zum alltäglichen Glück,
Blickst du in Ehrbarkeit dann nie mehr halb zurück
Nach Wünschen, versteckt und verfänglich?

Wenn du am Fenster sitzt im Vorstadtkämmerlein
Bis dein Odysseus kehrt von seiner Kneipe heim,
Und stopfst ihm die wollenen Socken,
Kann dir der Abend dann die Seele nie verwirren,
Trägt dich kein Traum dahin, wo andre Sterne flirren,
Andre Betthimmel locken?

Stand dir noch nie der Sinn nach Eintagsliebelei,
Nach einem, der da kommt, dich packt und geht vorbei
Mit dummen und freundlichen Witzen?
Er pflanzt dir eine Rose in dein Suppenkraut
Hängt die verbotene Frucht in euer dürres Laub,
Verschiebt deine ehrbaren Spitzen.

Hast du noch nie gehofft, dass mal am Wegesrand
Der Engeldämon steht, der seinen Bogen spannt
Und boshafte Pfeile versendet,
Der Statuen aus Stein das kalte Fleisch noch würzt,
Mit ihrer Tugend sie vom hohen Sockel stürzt,
Das Feigenblatt ihnen entwendet?

Hab nur nicht solche Angst, der Himmel nimmts nicht krumm.
Vergaloppierst du dich, wird er dein Herz nicht drum
Bestrafen mit höllischen Qualen;
Denn dieser Sündenfall wird allen uns verziehn –
Als Hochzeitslösegeld muß selbst die Keusche ihn,
Penelope, bezahlen.

(Georges Brassens)
aus dem französischen übertragen von Nino Erné
 
Le gorille

Unter der Rubrik der Chansons von Georges Brassens, die nicht für Kinderohren geeignet sind, ein seiner ersten und auch sehr bekanntes Lied: Le Gorille.

Der Gorilla

Hinter den gittern saß kein stiller,
die weibchen des kantons es sah’n,
da saß ein mächtiger gorilla,
sie sah’n ihn unbekümmert an.
Und sie beäugten, welches futter,
mit unverschämtheit einen ort,
von dem mir meine strenge mutter
verbot, zu nennen hier das wort.
Achtung, gorilla…

Doch das gefängnis wohlverschlossen,
darin lebte das schöne tier,
ging auf, ich sage unverdrossen,
es war schlecht zugeriegelt hier.
Aus seinem käfig kam der affe
und sprach: „Heut will ich sie verliern!“
Er sprach von seiner jungfernschaffe.
Ich hoffe, das ist zu kapier’n.
Achtung, gorilla…

Der Chef der tierschau schrie mit schriller
bestürzter stimm’ „vermaledeit!
Das ist ein schlag, denn mein gorilla
hat nie erkant ein affenweib.“
Kaum dass die weiber es vernehmen,
der affe ist noch jungfräulich
statt ihre chance wahrzunehmen,
werfen die beine hinter sich.
Achtung, gorilla…

Dieselben, die nicht von ihm ließen,
die geraden blickes ihn gesucht,
sie flohen, womit sie bewiesen,
sie litten an ideenflucht,
und um so eitler war ihr beben,
als der gorilla etwas kann.
So manche wird bescheid euch geben,
er drückt noch besser als ein mann.
Achtung, gorilla…

Da war kein retten und kein halten
Vor diesem affen in der brunft,
mit ausnahm’ einer mürben alten
und eines grünhorns der richterzunft.
Als er sah, wie sie sich erschröcken,
der vierhänder es schneller tat,
er wackelte zu jenen röcken,
zur alten und zum magistrat.
Achtung, gorilla…

Bah, wie die hundertjährige stöhnte:
„dass man mich will, geschieht nicht oft,
es wäre etwas ungewöhntes
und sozusagen unverhofft.“
Der richter dachte recht bequeme:
„Es muß völlig unmöglich sein,
dass man mich für ein weibchen nähme.“
Die folge zeigte ihm, dass nein.
Achtung, gorilla…

Nimm an, du kämest auf den trichter,
zu vergewaltigen im nu
entweder greisin oder richter
so wie der aff’, wen wähltest du?
Ja, stünde vor mir diese alter-
native heut’ zu meiner qual,
ich glaub’ es wäre dann das alter
der gegenstand von meiner wahl.
Achtung, gorilla…

Doch unglück – wenn auch der gorilla
im liebesspiel steht seinen mann,
so macht er euch noch kein geschiller,
er zeigt geschmack und geist nicht an.
Die alte nahm beileibe nicht er,
wie jeder es getan von euch,
er griff beim ohre sich den richter
und schleppte ihn in ein gesträuch.
Achtung, gorilla…

Das folgende wär’s wohl erbaulich,
doch leider kann ich mit bedacht
es euch nicht sagen, das bedaur’ich,
wir hätten wenigstens gelacht.
Der richter in der schönsten lage
Schrie laut „mama“ und weinte mies,
so, wie der mann am gleichen tage,
dem er den hals abschneiden ließ.
Achtung, gorilla…

(Georges Brassens)
aus dem französischen übertragen von Gerd Semmer
 
Bonhomme

Und wieder la tendresse…


Arme Alte schleppt sich krumm,
Läßt vom Nordwind sich zerbeißen,
Sammelt Holz und Reisig um
Für Bonhomme zu heizen,

Daß Bonhomme nicht, altersschwach,
Stirbt an Frost und Kälte.

Hat sich traurig aufgemacht
In den Wald, den winterfahlen,
Wo sie einst an ihn gedacht,
Der ihr so gefallen,

Den sie liebt, und der nun stirbt
Ohne Frost und Kälte.

Nichts kann ihr im Weg mehr sein.
Alte Frau mit klammen Fingern
Erntet totes Brennholz ein,
Niemand kann sie hindern,

Denn Bonhomme stirbt altersschwach,
Nicht an Frost und Kälte.

Niemand kann sie hindern, nein,
Nicht die unheilvolle Stimme,
Die ihr sagt: kehrst du erst heim,
Schlug doch schon die schlimme

Stunde, da Bonhomme verschied,
Nicht an Frost und Kälte.

Auch nicht jene dunkle Qual
Aus Erinnerung aufgeflogen,
Die ihr sagt: so manches Mal
Hat er dich betrogen.

Denn Bonhomme stirbt altersschwach,
Nicht an Frost und Kälte.

(Georges Brassens)

aus dem französischen übertragen von Nino Erné
 
Der Mann auf der schiefen Bahn

Der mann auf der schiefen bahn

Zeiten gab's, wo's schlimm mit mir stand:
Nichts zu beißen, ganz abgebrannt,
wasser saufen nur wie ein pferd,
keine kohle mehr für den herd!...
"Du bist bald dran" schienen zu drohn
alle leichenbestatter schon.
Eh mein letztes stündlein brach an,
glitt ich ab auf die schiefe bahn.

Halb verrückt schon, Gott sei's geklagt,
schlug ich nachts, frei heraus gesagt,
kurzerhand mit 'nem mauerstein
einem goldarsch den schädel ein.
Lief polizei eilends herbei
und gleich packten mich ihrer zwei,
ward in eine anstalt gebracht,
wo man wölfe zu lämmern macht.

Habe lang gesessen dafür,
endlich warf man mich vor die tür,
wieder zog's mich in mein quartier,
und nun blase ich trübsal hier.
Bin noch ganz schwach, schleiche vorbei
scheu an jedermann, wer's auch sei,
seh, wie jeder sich meiner schämt,
denn ich bin und ich bleib verfemt.

Dieses pack, ob weib oder mann,
sah mich überhaupt nicht mehr an,
alle haben gewiß gewollt,
daß ich lieber gehenkt sein sollt'
an die laterne, möglichst sofort!
Sprach auch keiner davon ein wort,
teilten alle sich schon den strick,
weil sie glaubten, das bringe glück.

Einer aber blieb vor mir stehn,
rief: "Wie freu ich mich, dich zu sehn!"
Un ein anderer wollt' sogar
mir was leihn bis zum nächsten jahr!...
Kreuzsakrament! Gab's also doch
menschen hier auf der erde noch!...
auf den hintern setzte ich mich,
wie ein Rotzbube heulte ich.


(Georges Brassens)
aus dem Französischen von Martin Remané
 
hey,
super deine kleine site hier !!

was ist mit "le parapluie" ??
finde ich sehr schön und sollte unbedingt mit genannt werden !

hab den text auch bei meinen poems (unter "eigene gedichte") drin stehen.

danke für den link !:kuss1:

_________________________________________________________________

~~~~* eines tages werden maschinen vielleicht denken, aber sie werden niemals fantasie haben *~~~~
 
Französusche Liedermacher

Für mich sind franz. Liedermacher oder Chanson ganz toll. Ich höre sie sehr ger und für mich brauchen sie auch nicht ins deutsche übersetzt werden. Die Sprachr ist gewinnend.:ola:
 
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Le parapluie

... pour öntchie, qui connaît si bien la langue française, qu’elle compose même des poêmes… (compliment…) :)
... und für guka und andere Fans von Brassens (:)), falls man nicht ganz so gut französisch versteht:

eine Übertragung des Chansons „Le parapluie“:

Der regenschirm

Es regnete auf allen wegen
als ich sie schirmlos kommen sah
mein schirm, er war geklaut dagegen
am selben tag dem freund so nah.
So eilte ich ihr beizustehen
und bot ein wenig obdach dar,
sie rieb das frätzchen ab im gehen
und sprach mit sanfter stimme: Ja.

(Refrain)
Ein stück schirm so wie dies
für ein stück paradies
ach, ich sah einen goldengel rauschen,
so ein stück paradies
für ein stück schirm wie dies
ich verlor nicht beim tauschen, gewiß!

Und unterwegs, uns zu betören,
wir lauschten auf das lied so sacht,
das uns da ließ der himmel hören
auf meinem runden regendach!
Ich wünschte, die sündflut der alten
regnen zu sehn mit aller macht,
ich wollte sie im schutz behalten
wohl vierzig mal den tag, die nacht.

Doch dummerweis, selbst im gewitter
die straßen gehen in länder in,
auch ihres stellte bald ein gitter
vor meinen himmel, meinen sinn.
Da musste sie schon von mir gehen,
sie sagte mir noch dankeschön,
dann konnte ich sie ganz klein sehen
so froh in mein vergessen gehen.

Georges Brassens
übertragen von Gerd Semmer
 
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