• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.499
Hallo Psychologen und psychologisch Interessierte !

Eines ist für mich klar - und das spürte ich auch schon am eigenen Leibe - ein Zornesausbruch schadet meistens dem Zornigen mehr als er nützt. Den sogenannten "heiligen Zorn" möchte ich jetzt einmal als Privileg Gottes außen vor lassen. Dem - menschlichen - Zornpinkerl fehlt es meines Erachtens an Gelassenheit.

Birgt die Gelassenheit aber nicht die große Gefahr, zur Gleichgültigkeit zu werden ? Ich nehme einmal an, dass die - absolute - Gleichgültigkeit mehrheitlich als asozial abgelehnt wird.

Wo bzw. wann bin ich jetzt aber noch gelassen und nicht gleichgültig ? Wo ist die Grenze ?

Um Eure rege Teilnahme bittet

Zeili
 
Werbung:
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Hallo Zeili

ein Zornesausbruch schadet meistens dem Zornigen mehr als er nützt.

naja, nichts gegen ein reinigendes Gewitter, manchmal gibts nichts Besseres... solange es nicht zu täglichen Gewohnheit wird, ist das wohl ganz gesund.

Birgt die Gelassenheit aber nicht die große Gefahr, zur Gleichgültigkeit zu werden ? Ich nehme einmal an, dass die - absolute - Gleichgültigkeit mehrheitlich als asozial abgelehnt wird.

nein, ich glaube, das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Gelassenheit ist viel bewusster als Gleichgültigkeit. Wer gelassen ist, nimmt genau wahr, was passiert, ist handlungsfähig, interessiert und sich der Konsequenzen einer Situation bewusst - wer gleichgültig ist, verschliesst einfach die Augen und weigert sich, die Realität zu sehen.

Das kann äusserlich natürlich sehr ähnlich aussehen, vor allem für jene Menschen, die in sogenannt schlimmen Situationen dazu neigen, in ein dramatisches, lautes, vielleicht sogar hysterisches emotionales Drama auszubrechen - während der Gelassene wie der Gleichgültige ruhig bleiben. Aber es sind zwei völlig verschiedene Arten von ruhig-bleiben.

grüsse, barbara
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Hallo Zeili,

Gelassenheit ist wohl eine Temperamentsfrage, während Gleichgültigkeit mit Charakter (also im wesentlichen Anerzogenem) zu tun hat.

Über die Gelassenheit kann ich Dir leider nicht viel mitteilen, weil ich von dieser Eigenschaft ganz klar zu wenig habe. :(

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

S.g. Zeilinger.

Vor ungefähr 30 Jahren zog ich ganz gelassen einen Ertrunkenen aus einem Badeteich, glaube mir dass war mir damals nicht Gleichgültig.

Ich denke Gelassenheit und Gleichgültigkeit sind zwei verschiedene Dinge, die man nicht vergleichen kann.

L.G. Belair57
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Hallo,

gelassen ist man, wenn man mit sich im Reinen ist, dann ist alles gleich-gültig. :)
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Hallo, allerseits!

Vergleicht einmal Vorsicht mit Feigheit, Freigiebigkeit mit Verschwendung oder Sparsamkeit mit Geiz - was werdet ihr finden? Die Tatsache, dass jede menschliche Tugend droht, in einen Fehler überzugehen, ebenso wie jeder Fehler einer menschlichen Tugend nahekommen könnte. Das Geheimins ist einfach (oder eben auch nicht einfach), die richtige Mitte zu treffen und sich auf den positiven Aspekt der jeweiligen Eigenschaft zu konzentrieren.

Dazu noch eine kleine Geschichte über Gleichmut aus dem Zen-Buddhismus:

"Der Zen-Meister Hakuin (1685-1768) wurde ob seines untadligen Lebenswandels allenthalben gepriesen. Ein schönes japanisches Mädchen, Tochter eines Lebensmittelhändlers, wohnte in der Nachbarschaft. Eines Tages entdeckten die Eltern, daß ihre Tochter schwanger war. Über den Vater schwieg sich das Mädchen aus, machte dem Ärger aber schließlich ein Ende, indem sie Hakuin benannte. Zornig eilten die aufgebrachten Eltern zu dem Meister.
“Ist es so?” Das war alles, was er sagte.

Das Kind wurde geboren und zu Hakuin gebracht, der zu dieser Zeit seinen guten Ruf schon verloren hatte, was ihn aber nicht weiter störte. Rührend sorgte er für das Baby. Ein Jahr später beichtete die reuige Mutter ihren Eltern, daß der echte Vater des Kindes ein junger Mann sei, der auf dem Fischmarkt arbeitet.

Die Eltern eilten sofort zu Hakuin, fragten ihn nach dem Kind und sagten sie wollten es wieder zurück haben.
“Ist es so?” Das war alles, was er sagte, als er ihnen das Kind reichte.

(Aus: Augenblicke der Stille, Worte und Gedanken großer Zen-Meister,
ausgewählt und herausgegeben von Manfred Kluge, 1986, S. 104.)

Mit gleichmüthigen Grüßen, ;-)
Andronikus
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Dazu noch eine kleine Geschichte über Gleichmut aus dem Zen-Buddhismus:

"Der Zen-Meister Hakuin (1685-1768) wurde ob seines untadligen Lebenswandels allenthalben gepriesen. Ein schönes japanisches Mädchen, . . .
Hallo andronikus !

Auch ich halte den Gleichmut für eine Tugend, empfinde aber einen Unterschied sowohl zur Gelassenheit als auch zur Gleichgültigkeit.

Was ich suche, ist ein Beispiel, wo Gelassenheit aufhört und Gleichgültigkeit beginnt.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Hallo andronikus !

Was ich suche, ist ein Beispiel, wo Gelassenheit aufhört und Gleichgültigkeit beginnt.

Liebe Grüße

Zeili

"Gleichgültigkeit" beinhaltet Desinteresse und fehlende Zuständigkeit,
gelassen kann mensch nur sein, wenn ihn die Situation etwas angeht.

Doch erzwingt er in der Gelassenheit nichts, sondern wartet auf den rechten Zeitpunkt für sein Eingreifen im Vertrauen darauf, dass die Dinge sich zum besten fügen, indem andere Faktoren ebenfalls zum rechten Zeitpunkt in rechter Weise wirksam werden.

In dem Buch "Zen in der Kunst des Bogenschießens" von Eugen Herrigel ist mMn sehr anschaulich beschrieben, wie man konzentriert und aufmerksam ein bestimmtes Ziel verfolgen kann, ohne es von ungeduldigem Aktionismus getrieben zu verfehlen.
 
AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?

Mal anders....

Wenn ICH erkenne, das jeder seine "Gleichgültigkeit" hat, weill in der Schöpfung jeder seine richtige Platz, und Aufgabe in diese Leben hat, dann kann ICH Situationen "Gelassener" annehmen.
Gelassen bedeutet, das ICH dann in meine MITTE "sitzen" kann, wo mich niemenden etwas antut, denn ICH weiß, wer ICH BIN.
 
Werbung:
Zurück
Oben