andronikus
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- 23. Dezember 2008
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AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?
Hallo allerseits!
Unser Bestreben, eine Definition der "Gelassenheit" zu finden und herauszustellen, wo Gelassenheit aufhört und Gleichgültigkeit anfängt, erinnert mich ein wenig an die platonischen Dialoge, in denen Sokrates sich mit seinen Gesprächspartnern bemühte, alle möglichen Tugenden, wie Tapferkeit oder Besonnenheit zu definieren.
Leider habe ich keine brauchbare Definition und kann daher nur an Beispielen demonstrieren, was ich mir unter dieser Eigenschaft denke. Allerdings würden wir damit den Standpunkt der Allgemeinheit verlassen und uns auf das Besondere und Einzelne beschränken, weshalb dieser Weg uns nicht zum Ziel führen wird, obgleich er ein Anfang ist. Schließlich geht es ja darum, im Einzelnen das Ganze, im Besonderen das Allgemeine zu erkennen.
Folgendes stelle ich mir unter dem schwankenden Begriff "Gelassenheit" vor:
Es hat etwas mit Erkenntnis zu tun, vielleicht sogar mit Weisheit. Ich würde behaupten, dass Gelassenheit aus der Kenntnis der Dinge im Ganzen und Allgemeinen hervorgeht, die den Menschen so durchdrungen hat, dass diese nun auch auf sein Handeln übergreift. Ein gelassener Mensch scheint mir einer zu sein, welcher weiß, was in seiner Macht liegt und was nicht. Er hat seine Stellung im großen Kreislauf der Natur erkannt und versucht nun, sein Schicksal dem Weltlauf anzupassen.
Ich möchte meine Gedanken an der oben zitierten Anekdote verdeutlichen:
Meister Hakuin hat in dem Moment, in welchem er von seiner vermeintlichen Vaterschaft erfahren hatte, intuitiv richtig gehandelt. Anstatt sich heftig gegen die Verleudmung zur Wehr zu setzen, wie es wohl jeder "gewöhnliche" Mensch getan hätte, alles abzustreiten und zu leugnen und sich mit den Eltern des Mädchens in einen herabwürdigenden Streit einzulassen, in krampfhafter Sorge um den Ruf, der wegen dieses Vorfalls Schaden zu nehmen drohte, erkannte er sofort folgende Dinge:
1.) es ist EGAL, wer der Vater dieses Kindes und woher ihm diese Verleumdung enstanden ist. Das Kind braucht jemanden, der sich um es kümmert und ihm ein guter Vater ist.
2.) es ist EGAL, was die Leute über Hakuin denken mögen. Er selbst weiß nämlich, dass er sein Gelübde nicht gebrochen hat und sich eines Tages vielleicht alles von selbst aufklären würde, was ja nach einem Jahr auch geschah.
Seneca schrieb einst über das Schicksal: "Den Willigen führt es, den Unwilligen schleift es mit."
Hakuin schien wohl die Schicksalhaftigkeit alles dessen, was geschieht, geschah und noch geschehen wird, eingesehen und sich willig der Notwendigkeit alles Geschehenden unterworfen zu haben.
Ich würde also Gelassenheit als jene Haltung definieren, aus der heraus man das Angemessene tut, und zwar nicht überhastet, sondern überlegt und ruhig.
Der Gleichgültige hätte in einer solchen Situation definitiv anders reagiert. Er würde sich nicht um das Kind gekümmert haben, dass ihm ja "egal" gewesen wäre. Zwar hätte wohl auch er sich nicht um die Meinung anderer über ihn bekümmert, aber es wäre doch etwas Anderes gewesen als beim Gleichmütigen.
Um die Handlungen eines Menschen in korrekter Weise beurteilen zu können, bedarf es nicht nur der Kenntnis dessen, was er getan, sondern auch der Motive, aus welchen heraus er gehandelt hat. Erst wenn man über beides Bescheid weiß (Motiv + Handlung) lässt sich der Charakter eines Menschen beurteilen. Ein und dieselbe Handlung kann aus Gleichgültigkeit oder aus Gelassenheit vollbracht werden, immer hängt es von der Absicht und inneren Haltung des Handelnden ab.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht in die Sache bringen!
Beste Grüße,
Andronikus
Hallo allerseits!
Unser Bestreben, eine Definition der "Gelassenheit" zu finden und herauszustellen, wo Gelassenheit aufhört und Gleichgültigkeit anfängt, erinnert mich ein wenig an die platonischen Dialoge, in denen Sokrates sich mit seinen Gesprächspartnern bemühte, alle möglichen Tugenden, wie Tapferkeit oder Besonnenheit zu definieren.
Leider habe ich keine brauchbare Definition und kann daher nur an Beispielen demonstrieren, was ich mir unter dieser Eigenschaft denke. Allerdings würden wir damit den Standpunkt der Allgemeinheit verlassen und uns auf das Besondere und Einzelne beschränken, weshalb dieser Weg uns nicht zum Ziel führen wird, obgleich er ein Anfang ist. Schließlich geht es ja darum, im Einzelnen das Ganze, im Besonderen das Allgemeine zu erkennen.
Folgendes stelle ich mir unter dem schwankenden Begriff "Gelassenheit" vor:
Es hat etwas mit Erkenntnis zu tun, vielleicht sogar mit Weisheit. Ich würde behaupten, dass Gelassenheit aus der Kenntnis der Dinge im Ganzen und Allgemeinen hervorgeht, die den Menschen so durchdrungen hat, dass diese nun auch auf sein Handeln übergreift. Ein gelassener Mensch scheint mir einer zu sein, welcher weiß, was in seiner Macht liegt und was nicht. Er hat seine Stellung im großen Kreislauf der Natur erkannt und versucht nun, sein Schicksal dem Weltlauf anzupassen.
Ich möchte meine Gedanken an der oben zitierten Anekdote verdeutlichen:
Meister Hakuin hat in dem Moment, in welchem er von seiner vermeintlichen Vaterschaft erfahren hatte, intuitiv richtig gehandelt. Anstatt sich heftig gegen die Verleudmung zur Wehr zu setzen, wie es wohl jeder "gewöhnliche" Mensch getan hätte, alles abzustreiten und zu leugnen und sich mit den Eltern des Mädchens in einen herabwürdigenden Streit einzulassen, in krampfhafter Sorge um den Ruf, der wegen dieses Vorfalls Schaden zu nehmen drohte, erkannte er sofort folgende Dinge:
1.) es ist EGAL, wer der Vater dieses Kindes und woher ihm diese Verleumdung enstanden ist. Das Kind braucht jemanden, der sich um es kümmert und ihm ein guter Vater ist.
2.) es ist EGAL, was die Leute über Hakuin denken mögen. Er selbst weiß nämlich, dass er sein Gelübde nicht gebrochen hat und sich eines Tages vielleicht alles von selbst aufklären würde, was ja nach einem Jahr auch geschah.
Seneca schrieb einst über das Schicksal: "Den Willigen führt es, den Unwilligen schleift es mit."
Hakuin schien wohl die Schicksalhaftigkeit alles dessen, was geschieht, geschah und noch geschehen wird, eingesehen und sich willig der Notwendigkeit alles Geschehenden unterworfen zu haben.
Ich würde also Gelassenheit als jene Haltung definieren, aus der heraus man das Angemessene tut, und zwar nicht überhastet, sondern überlegt und ruhig.
Der Gleichgültige hätte in einer solchen Situation definitiv anders reagiert. Er würde sich nicht um das Kind gekümmert haben, dass ihm ja "egal" gewesen wäre. Zwar hätte wohl auch er sich nicht um die Meinung anderer über ihn bekümmert, aber es wäre doch etwas Anderes gewesen als beim Gleichmütigen.
Um die Handlungen eines Menschen in korrekter Weise beurteilen zu können, bedarf es nicht nur der Kenntnis dessen, was er getan, sondern auch der Motive, aus welchen heraus er gehandelt hat. Erst wenn man über beides Bescheid weiß (Motiv + Handlung) lässt sich der Charakter eines Menschen beurteilen. Ein und dieselbe Handlung kann aus Gleichgültigkeit oder aus Gelassenheit vollbracht werden, immer hängt es von der Absicht und inneren Haltung des Handelnden ab.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht in die Sache bringen!
Beste Grüße,
Andronikus