AW: gedanken
Wenn jemand zappelt, ohne es zu merken und sein Netz als bequem empfindet, dann ist doch wohl der Sinn des Bildes vom "Zappeln im Netz", welches Verzweiflung und schmerzliche Gefangenheit impliziert, verschwunden. 
Natürlich kann ich jedem der momentan gerade sein Leben genießt unterstellen, er sei determiniert, unfrei und gefangen und hätte keine Wahlfreiheit aber wem nutzt diese Unterstellung, die sich im Befinden des angeblich Betroffenen nicht wiederfindet und was bringt sie dann?
Natürlich ist jede Hochstimmung irgendwann zuende und kann in Depression und Verzweiflung münden aber was nutzt es, das momentane Empfinden in Frage zu stellen, anstatt es zu genießen?
Natürlich stürzt jedes Kartenhaus, egal ob auf Waffengewalt, Geld, Besitz oder schlaue Ideen gebaut, irgendwann ein. Der Witz besteht darin, dann zu lachen und unverdrossen ein neues zu bauen. 
Natürlich findet sich immer jemand, irgendwo auf der Welt, der sich gerade im tiefsten Tal der Verzweiflung und Hilflosigkeit befindet aber soll deshalb niemand mehr gut gelaunt sein? Soll die Momentanstimmung aller Menschen auf ein Normmaß gemittelt werden und jeder mit dieser trüben braunen Soße übergossen werden? Wozu wäre das sinnvoll?
Natürlich sind die Unterschiede dieser Startbedingungen gigantisch und die Karten sind ungleich verteilt aber soll ich deswegen über mein Schicksal jammern, anstatt das Mögliche daraus zu machen?
Viele Menschen der Ex-DDR habe es sich ausgesucht, ihr Land noch vor der Öffnung seiner Grenzen zu verlassen. Sie brauchten dafür Mut, Stärke und Entscheidungskraft. Die anderen haben es einfach abgewartet, sie brauchten dafür Geduld und Durchhaltevermögen. So what?
Jeder ist frei, Menschen für ziemlich unfrei und determiniert in ihren Entscheidungen zu halten. Jeder ist ebenso frei, das Gegenteil zu denken. Welche der beiden (oder weiteren) Möglichkeiten er wählt, sagt etwas über gedankliche Freiheit des Wählenden aus und sonst nichts, denn einfach alles kann angezweifelt werden! Jeder Zweifler stelle sich selbst die Frage, was ihm selbst sein Zweifel nutzt, wohin der Zweifel sein Befinden lenkt.
Mich macht dieses Verfahren zum Optimisten mit Spaß am Scheitern. 
Schönen Sonntag! 