AW: Frage zu Eric Satie
Nee nee, also Geheimwissen wird jetzt hier mal nicht ausgeplaudert.
(Woher soll irgendeine "Affinität" schon gekommen sein, wenn nicht aus spiritueller Unzufriedenheit innerhalb des Katholizismus?)
Saties Musik - ihre "entnacktete" Simplizität - wird ja manchmal als stilbildend gerühmt, dabei ist solcher Simplismus im Werk von Camille Saint-Saëns bereits perfekt ausgebildet und wird später insbesondere von Maurice Ravel fortgetragen.
Satie fügt dem akademischen Standard (den vor allem Saint-Saëns prägte) ein paar Melodien mit einfachen Begleitungen hinzu und inspiriert eine Handvoll von Komponisten, ihre banalen Einfälle für Musik zu halten. Obwohl die dann in "Neoklassizismus" verfielen, also größere Formen versuchten.
Womit ich nichts gegen die Güte der Musik von Francis Poulenc und Darius Milhaud sagen will, die ja eher eng zum Kreis um Satie gehören. Beide sind in Handwerk und Inspiration Satie in jeder Hinsicht überlegen, man sollte sich von den zwei, drei eingängigen Melodien Saties nicht täuschen lassen. Satie konnte predigen, was er wollte: seine angebliche Originalität allein erzeugte noch keine Partitur.
Ich meine, es ist so leicht gesagt:
Als Satie 1917 seinen "Socrate" vorlegte, hatte er gerade mal einem jüngst verstorbenen Claude Debussy eins ausgewischt, da ja gerade die Debussysche "Über"-Differenzierung zu bekämpfen sei; und heute werden in D beider Werke mit Vergessen koloriert. Das gibt höchstens noch Material für dumme Kulturjournale!
Es ist auch egal, ob Satie Rosenkreuzer war, sein "Rosenkreuzertum" dürfte eine träumerische Verfallsform darstellen.
Im Zusammenhang von Musik und Rosenkreuzertum wird natürlich Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744-1797) interessant; dieser Herr war (abgesehen davon, daß er sein Regiment rosenkreuzlerischen Ideen unterstellt hat, sprich: sich im Geschäft an der Front von gewisseren Glaubensbrüdern vertreten ließ) einer der besten Cellisten seiner Zeit. Im Amt hat der vor allem die aufgeklärt-liberalen Reformen seines Vorgängers zurückgenommen.
Naja, deine Frage hab ich nicht beantwortet, aber vielleicht gibt es ja einen Zusammenhang zwischen der Bewunderung des Kunstobjekts "Satie" und primitivster Fortschrittsverweigerung. Satie bevorzugte in jeder Hinsicht die einfachsten Lösungen, richtig? Solche Einfachheit ist natürlich stets bewegend. Umso mehr, als daß er sein Unvermögen mit ironischen Apostrophen begleitete.
Grüße,
Thorsten