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Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Timirjasevez

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14. Oktober 2010
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2.060
Frau Dr. Silvana Koch-Mehrin, Europaabgeordnete für die deutsche FDP, lehnt heute im Europaparlament einen Gesetzentwurf zur Verlängerung des Mutterschutzes von 14 auf 18 Monate ab.
Dies verursache nur unnötige Kosten für Steuerzahler und Arbeitgeber und benachteilige Mütter und die, die es werden, könnten, am Arbeitsmarkt. Aha!
Einerseits: Wer ist schon das optische Aushängeschild der FDP? Andererseits: Verhindert sie möglicherweise, dass ein neuer Sargnagel in den Deckel des deutschen Sozialstaates geschlagen wird? Und wollen wir nicht eigentlich, dass in Deutschland mehr (natürlich deutsche:ironie:) Kinder geboren werden? Wie geht das zusammen?
 
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AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Frau Dr. Silvana Koch-Mehrin, Europaabgeordnete für die deutsche FDP, lehnt heute im Europaparlament einen Gesetzentwurf zur Verlängerung des Mutterschutzes von 14 auf 18 Monate ab.
Dies verursache nur unnötige Kosten für Steuerzahler und Arbeitgeber und benachteilige Mütter und die, die es werden, könnten, am Arbeitsmarkt. Aha!
Einerseits: Wer ist schon das optische Aushängeschild der FDP? Andererseits: Verhindert sie möglicherweise, dass ein neuer Sargnagel in den Deckel des deutschen Sozialstaates geschlagen wird? Und wollen wir nicht eigentlich, dass in Deutschland mehr (natürlich deutsche:ironie:) Kinder geboren werden? Wie geht das zusammen?

Sie sind aber sehr schnell mit dem Nachdenken über diese Zusammenhänge fertig.-
Etwa nach dem Muster: wie kann man gegen mehr sozialen Wohlstand sein ?
Schauen Sie sich die Schweiz an: dort gibt es garkeine Mutterschutzfrist !
Allerdings gehen Schwangere dort auch viel seltener einer Berufstätigkeit nach, da sie meist gut verdienende Partner haben. Diese armen Unterdrückten !
Schwangere sind hierzulande eine echte Belastung für Arbeitgeber. Einerseits, weil sie von Beginn der Schwangerschaft an häufig durch Krankheitssymptome oder Unpäßlichkeiten ausfallen, andererseits, weil sie natürlicherweise nicht den gleichen Leistungsanforderungen ausgesetzt werden können, wie Nichtsschwangere. Finanzielle Erleichterung durch z.B. steuerliche Vorzüge bei Beschäftigung von Schwangeren gibt es nicht.
Wenn also Schwangere in Zukunft noch eher aus dem Arbeitsprozess - routinemäßig - ausscheiden sollen, muß das gravierende Nachteile für die Arbeitgeber haben.
Verpönt ist hierzulande leider der Gedanke, Schwangere sollten sich - etwa analog zur Schweiz - lieber der Schwangerschaft und der anschließenden Phase der Aufzucht und Erziehung von Kleinkindern widmen, ohne berufstätig zu sein. Gleichzeitig zur Forderung nach früherem Mutterschutz wird ja von Frauenrechtsgruppen die "berufliche Selbstverwirklichung der Frau - auch in Schwangerschaft und Kleinkindphase" - vehement verlangt. Wie paßt das mit dem Wunsch nach vorgezogenem Mutterschutz zusammen ?
Perivisor
 
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Meinen Sie? Aber ich wusste doch, dass man sich auf Sie verlassen kann!:D

Ist das jetzt ein Pausenfüller, oder kommt noch was zum Thema ?

Nur zur Ergänzung, wobei ich entgegen Sarrazin hier die urdeutsche Mentalität aufgreife:

wir entwickeln paradoxerweise in unserem Land umgkehrt proportional zu den politisch erzeugten Vorgaben einer allmählichen Zerschlagung unseres Gesundheits,-und Sozialsystems
eine völlig absurde Steht-Mir-Zu-Mentalität. Man will Geld "verdienen", ohne jedoch die entsprechende Arbeit dafür zu leisten.
Das ist übrigens bei vielen Migranten - noch - nicht so. Die arbeiten häufig, bis die Schwarte kracht. Vor allem Vietnamesen, Russen und auch viele Türken.
Perivisor
 
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Ist das jetzt ein Pausenfüller, oder kommt noch was zum Thema ?

Nur zur Ergänzung, wobei ich entgegen Sarrazin hier die urdeutsche Mentalität aufgreife:

wir entwickeln paradoxerweise in unserem Land umgkehrt proportional zu den politisch erzeugten Vorgaben einer allmählichen Zerschlagung unseres Gesundheits,-und Sozialsystems
eine völlig absurde Steht-Mir-Zu-Mentalität. Man will Geld "verdienen", ohne jedoch die entsprechende Arbeit dafür zu leisten.
Das ist übrigens bei vielen Migranten - noch - nicht so. Die arbeiten häufig, bis die Schwarte kracht. Vor allem Vietnamesen, Russen und auch viele Türken.
Perivisor
Sicherlich. Aber fassen Sie das hier möglicherweise als Zwei-Personen-Stück auf?

Sozialer Wohlstand ist mehr als nur verfügbares Einkommen. Auch ein auf 18 Monate verlängerter Mutterschutz bei Fortzahlung von 75 % der Bezüge ist sozialer Wohlstand, den sich unser Land wohl leisten könnte.
Im übrigen sei daran erinnert, dass diese Verlängerung einer Empfehlung der Internationalen Arbeitsorganisation ist und ohnehin schon einen Kompromiss darstellt. Der Frauenausschuss des Europarlaments wollte 20 Wochen bei vollem Lohnausgleich und einige reden gar von einem zweiwöchigen Vaterschutz :)
Deutschland rangiert in Europa - was die Frist als solche angeht - ohnehin im unteren Drittel aller Staaten.
Der Gedanke, Schwangere sollten doch eh besser aus dem aktiven Broterwerb aussteigen, ist hierzulande garnicht verpönt, im Gegenteil. Ebenso politisch populär ist die Konzeption, Mütter sollten sich nach der Geburt fortan ausschließlich ihrem Kinde widmen. Das ist ein gut gehätscheltes konservatives Leitbild!
Nur werden das weder viele Familien und Paare mit ihrer Lebensrealität in Übereinklang bringen können noch viele Mütter mit ihrem Selbstverständnis.
 
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Sicherlich. Aber fassen Sie das hier möglicherweise als Zwei-Personen-Stück auf?

Sozialer Wohlstand ist mehr als nur verfügbares Einkommen. Auch ein auf 18 Monate verlängerter Mutterschutz bei Fortzahlung von 75 % der Bezüge ist sozialer Wohlstand, den sich unser Land wohl leisten könnte.
Im übrigen sei daran erinnert, dass diese Verlängerung einer Empfehlung der Internationalen Arbeitsorganisation ist und ohnehin schon einen Kompromiss darstellt. Der Frauenausschuss des Europarlaments wollte 20 Wochen bei vollem Lohnausgleich und einige reden gar von einem zweiwöchigen Vaterschutz :)
Deutschland rangiert in Europa - was die Frist als solche angeht - ohnehin im unteren Drittel aller Staaten.
Der Gedanke, Schwangere sollten doch eh besser aus dem aktiven Broterwerb aussteigen, ist hierzulande garnicht verpönt, im Gegenteil. Ebenso politisch populär ist die Konzeption, Mütter sollten sich nach der Geburt fortan ausschließlich ihrem Kinde widmen. Das ist ein gut gehätscheltes konservatives Leitbild!
Nur werden das weder viele Familien und Paare mit ihrer Lebensrealität in Übereinklang bringen können noch viele Mütter mit ihrem Selbstverständnis.


Ja, die "Lebensrealität" !
In Italien läßt die Zahl der Schwangeren im europäischen Vergleich am stärksten nach. Als Begründung ist zu lesen, daß bei Durchschnittseinkommen
der potentiellen Familiengründer von ca. 1000 Euro Verzicht auf Nachkommenschaft geübt wird.
Was wir Deutschen " uns leisten können" - wird häufig auf die Sozialleistungen des Staates bezogen, nicht auf die realen Einkommens,-und Vermögensverhältnisse einzelner Lebenspartnerschaften. Da liegen wir in Deutschland deutlich über den meisten europäischen Vergleichsländern.
Steht-Mir-Zu-Gesellschaften entwicklen sich als Auswuchs von Wohlstand, nicht von Armut.
Perivisor
 
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

1. Nur zur Ergänzung, wobei ich entgegen Sarrazin hier die urdeutsche Mentalität aufgreife:

2. wir entwickeln paradoxerweise in unserem Land umgkehrt proportional zu den politisch erzeugten Vorgaben einer allmählichen Zerschlagung unseres Gesundheits,-und Sozialsystems
eine völlig absurde Steht-Mir-Zu-Mentalität. Man will Geld "verdienen", ohne jedoch die entsprechende Arbeit dafür zu leisten.
3. Das ist übrigens bei vielen Migranten - noch - nicht so. Die arbeiten häufig, bis die Schwarte kracht. Vor allem Vietnamesen, Russen und auch viele Türken.
Perivisor
Zu 1.:
Was, bitte sehr, ist unter der "urdeutschen Mentalität" zu verstehen...???
Auch GOETHE's FAUST I und II...???
Zu 2.:
Der global-digitalisierte Universal-Kapitalis-m u s zerstört sich eben derzeit selbst...
So what ??? (Feudalis-mus, Nationalis-mus, Faschis-mus, Kommunis-mus und Sozialis-mus haben gezeigt, wie so was historisch möglich ist - und Nordkorea und China werden es früher oder später auch noch zeigen...."wetten....daß?")
Zu 3.:
Spricht das nun g e g e n oder f ü r die Menschen, die arbeiten, bis die sog. "Schwarte" kracht ??? (Auch deutsche workoholics sollen schon bis zum finalen Herzinfarkt gearbeitet haben ...)

moebius
 
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Zu 1.:
Was, bitte sehr, ist unter der "urdeutschen Mentalität" zu verstehen...???
Auch GOETHE's FAUST I und II...???
Zu 2.:
Der global-digitalisierte Universal-Kapitalis-m u s zerstört sich eben derzeit selbst...
So what ??? (Feudalis-mus, Nationalis-mus, Faschis-mus, Kommunis-mus und Sozialis-mus haben gezeigt, wie so was historisch möglich ist - und Nordkorea und China werden es früher oder später auch noch zeigen...."wetten....daß?")
Zu 3.:
Spricht das nun g e g e n oder f ü r die Menschen, die arbeiten, bis die sog. "Schwarte" kracht ??? (Auch deutsche workoholics sollen schon bis zum finalen Herzinfarkt gearbeitet haben ...)

moebius

Nun, Mentalitäten ändern sich mit den Epochen.
Mit Goethe und Faust haben wir nur noch im Kunstbetrieb zu tun.
Ansonsten sind uns unsere Geistes-Größen vergangener Zeiten vollkommen wurscht bis unbekannt.
Die Namen werden lediglich noch zu Zitatzwecken mißbraucht.
Wer arbeitet, bis die Schwarte kracht, hat entweder die Notwendigkeit zur Existenzsicherung eingesehen, oder er sieht sich auf einer wirtschaftlichen Erfolgswelle, die ihn per Raffgier schuften läßt. An dem Punkt sind sich Arm und Reich sehr ähnlich.
Ob das gut ist, steht hier nicht zur Debatte. Es geht nur darum, ob Migranten grundsätzlich laut Sarrazin dumm und faul sind. Im Zusammenhang mit dem hiesigen Thema (vorgezogener Mutterschutz) sehe ich das nicht.
Perivisor
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Europa: Mutterschutz vs. Sozialstaat?

Ja, die "Lebensrealität" !
In Italien läßt die Zahl der Schwangeren im europäischen Vergleich am stärksten nach. Als Begründung ist zu lesen, daß bei Durchschnittseinkommen
der potentiellen Familiengründer von ca. 1000 Euro Verzicht auf Nachkommenschaft geübt wird.
Was wir Deutschen " uns leisten können" - wird häufig auf die Sozialleistungen des Staates bezogen, nicht auf die realen Einkommens,-und Vermögensverhältnisse einzelner Lebenspartnerschaften. Da liegen wir in Deutschland deutlich über den meisten europäischen Vergleichsländern.
Steht-Mir-Zu-Gesellschaften entwicklen sich als Auswuchs von Wohlstand, nicht von Armut.
Perivisor
Man kann ja Lebensrealität oder Lebensqualität ruhig in Anführungszeichen setzen, aber sie nicht wegzudiskutieren. Ebensowenig wie individuelle Einkommens- und Vermögensverhältnisse als deren wesentlicher Bestandteil.
Deshalb haben wir eben in Deutschland jene, die in auskömmlichen oder mehr als auskömmlichen Vermögensverhältnissen leben und sich diese dann ein Kind als Sahnehäubchen, als biologische, aber dennoch materielle Trophäe wünschen und wir haben eine Mehrzahl von Partnerschaften mit prekären Einkommensverhältnissen, für die ein Kind möglicherweise eine tragbare Belastung darstellt, mehrere Kinder aber schlichtweg nicht.
Das wird solange so bleiben, wie der Mensch, der nur von Licht, Luft und Wasser lebt, eine Ausnahmeerscheinung ist.
Damit hat die Verlängerung des Mutterschutzes aber nichts zu tun. Ob sie nun aber kommt, ist ohnehin fraglich und natürlich kann man auch nicht vorhersehen, ob sie dazu führt, dass signifikant mehr Kinder hierzulande geboren werden. Wie heißt es aber immer so schön: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung!
 
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Man kann ja Lebensrealität oder Lebensqualität ruhig in Anführungszeichen setzen, aber sie nicht wegzudiskutieren. Ebensowenig wie individuelle Einkommens- und Vermögensverhältnisse als deren wesentlicher Bestandteil.
Deshalb haben wir eben in Deutschland jene, die in auskömmlichen oder mehr als auskömmlichen Vermögensverhältnissen leben und sich diese dann ein Kind als Sahnehäubchen, als biologische, aber dennoch materielle Trophäe wünschen und wir haben eine Mehrzahl von Partnerschaften mit prekären Einkommensverhältnissen, für die ein Kind möglicherweise eine tragbare Belastung darstellt, mehrere Kinder aber schlichtweg nicht.
Das wird solange so bleiben, wie der Mensch, der nur von Licht, Luft und Wasser lebt, eine Ausnahmeerscheinung ist.
Damit hat die Verlängerung des Mutterschutzes aber nichts zu tun. Ob sie nun aber kommt, ist ohnehin fraglich und natürlich kann man auch nicht vorhersehen, ob sie dazu führt, dass signifikant mehr Kinder hierzulande geboren werden. Wie heißt es aber immer so schön: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung!

Schritte in die richtige Richtung sind in aller Regel Floskeln zur Selbstbeweihräucherung der Politiker.
Signifikant mehr Kinder in unserem Land würden doch nur zu mehr Hartz-IV-Empfängern und Arbeitlosen führen. Und außerdem würden diese Kinder ja auch mal alt und wollten dann Rente kassieren.
Bevor man einer erhöhten Kinderproduktion das Wort redet sollte man zunächst die Lebensverhältnisse für zukünftige Generationen sinnvoller und ungefährlicher gestalten.- Dafür sehe ich nicht die geringsten Ansätze. Eher das Gegenteil. Siehe Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken, genetisch veränderte Lebensmittel, Klimakatastrophe etc.
Perivisor
 
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