Robin schrieb:
habe aber den Eindruck, dass wenn man den kulturellen Minderheiten die Freiheit gibt, sie dann schon von allein das Interesse an der Fortführung der Kultur verlieren. Wenn also kein Gegendruck da ist, dann fehlen den Institutionen plötzlich der Zulauf der Jugend usw.
Das ist eben die Kehrseite der Demokratie: Wollen die Leute, dass ihre Sprachen und Sitten erhalten bleiben, müssen sie selbstwas dafür tun. Ich glaube nicht, dass die EU ihnen da Steine in den Weg legt, aber es ist auch nicht deren Aufgabe, von oben zu regeln, wie sich Kultur zu erhalten habe. .
Als Beispiel dafür, wie staatlich geförderte Minderheitenpolitik durch Überförderung " verkommt", mag die Sorben - und Wendenpolitk in der ehemaligen DDR gelten.
Ich habe vor kurzem mit einer Sorbin gesprochen, die mir versicherte, dass nur noch im häuslichen Rückzugsgebiet bei einfachen alltäglichen Themen sorbisch gesprochen wird .
Dasselbe Phänomen kann man im Engadin bei den ladinisch Sprechenden beobachten.
Hier in Österreich gibt es drei Minderheitengruppen: Kroaten, Slowenen und ganz wenige Ungarn.
Am aktivsten in ihrer Politik sind die Slowenen Kärntens, die allerdings nach dem ersten Weltkrieg mehrheitlich für den Verbleib bei der damals entstandenen Republik Österreich stimmten. Also: bei dieser Volksgruppe sieht man ganz deutlich, dass sie eine lebendige Sprachgruppe sind, die aber bekennende Österreicher sind.
Natürlich kommt es vor, dass auch slowenische Jugendliche nicht das eigene slowenische Gymnasium in Klagenfurt besuchen, aber dass es ein solches gibt, dass in der Volksschule slowenischer Muttersprachenunterricht bei einer gewissen Schüleranzahl erfolgt , zeigt deutlich, Robin, dass Deine These, Minderheiten müssen von sich aus lebendig bleiben, zu stimmen scheint. Allerdings sorgen auch die "Mannen Haiders", dass genügend "Gegendruck" gemacht wird, etwa wird die oder wurde zumindest die Angst vor der "roten slowenischen Katz" vonm Kärnter Heimatbund kräftig geschürt.
frdl.Grüße
Marianne
Etwas Anekdotisches: Wenn man in Südkärnten urlaubt , z.B. in Bleiberg, passiert es in den Geschäften immer wieder, dass man glaubt, man hört irgendwie eigenartig. Da wird munter deutsch/ kärnterisch mit slowenisch im selben Satz durcheinandergemixt, dass uns "Unwissenden" der Mund offern bleibt.
Marianne