Huch, Beitragsüberschneidung... also jetzt anknüpfend an Deine letzten beiden Beiträge,
@Robin:
geschrieben von Robin
Letztendlich ist das gute daran, dass Eltern einfach mal darüber nachdenken können, wie sie eigentlich ihre eigene Gewichtung sehen.
Es geht um Fragen wie: Nehme ich mich zu wichtig?
Drücke ich meinem Kind einen zu starken Stempel auf und unterschätze vielleicht auch das viele Gute, was es aus einer (im Vergleich zu meiner Jugend) stark veränderten Umwelt mitnehmen kann?
Begnüge ich mich damit, Vorbild zu sein - oder ergreife ich auch konkret Sanktionen, wenn mir der Einfluss "von Außen" zu stark wird?
Ja, das macht Sinn und ich glaube (unabhängig von irgendwelchen neuen Erkenntnistheorien, die viele Eltern oft nur unnötig verunsichern) es ist wichtig und gut, wenn Eltern sich selbst und ihre Rolle, die sie im Leben ihrer Kinder einnehmen (möchten) ab und zu hinterfragen. Letzten Endes steht auf der einen Seite eine Art "Ideal", dem man in seiner 'Erziehungsaufgabe' möglichst nahe kommen möchte, auf der anderen Seite aber die Praxis mit all ihren menschlichen Mängeln.
geschrieben von Robin
Für einige, gerade höher gebildete, wie sie hier im Forum gibt, mag das nicht schwierig sein.
Tssss, wie spitz! Hätte fast von mir sein können *grins*
Ich seh's so: man KANN sich immer und überall - ganz besonders Kindern gegenüber - zum Maßstab machen. Ich als niedriger gebildete, wie es sie hier auch im Forum gibt, finde es schwierig zu entscheiden, wann welcher Maßstab angewendet werden sollte. Beispiel:
geschrieben von Robin
Aber man beobachtet eben auch viele Familien, wo Erwachsene und Kinder nebeneinanderher leben, und wo dies nicht sehr gesund wirkt.
Wer entscheidet das? Es wirkt auf DICH (und möglicherweise auf viele andere auch) "nicht sehr gesund", wenn Eltern ihre Kinder scheinbar ohne Grenzen einfach machen lassen, ohne aktiv einzugreifen. Da legst Du DEINEN Maßstab an, ohne die individuellen Umstände, deren Wertmaßstäbe und Erwartungen dieser Familien näher zu kennen. Fakt ist aber: Einfluß kannst Du nur in Deiner eigenen Familie nehmen und
dort ist es Deine Aufgabe, herauszufinden, wie intensiv/restriktiv Du diesen Einfluß gestalten willst. Daß Du dann DEINE Familie u.U. als stabiler, konsequenter, charakterlich "gefestigter" erlebst und Deine "Erziehungserfolge" u.U. mal bewundern wirst, ist normal und Dir zu wünschen (ebenso wie Familie Flodder ihre schrillen Schmuddelkinder ebenso grenzenlos bewundern wird
)
geschrieben von Robin
Und ich kenne auch Fälle, wo die Eltern zu restriktiv damit umgehen, ihre Kinder "für sich" wollen und sich sehr schwer tun mit Attributen, die sie von Außen aufnehmen.
s.o. Zweifellos gibt es viel, was "man" aus Sicht der heranwachsenden Kinder einerseits wie aus Sicht von Außenstehenden andererseits völlig verkehrt machen kann. Vielleicht sogar "objektiv" verkehrt, wenn man Erziehungs
erfolg daran messen will, wie angepaßt sich ein Kind später in der Gesellschaft bewegen wird. Und trotzdem: WER entscheidet, was ein Kind wissen muß, um im Leben bestehen zu können?
Was dieses komische Manga-Kartenspiel angeht (ich finde dieses Zeugs auch ätzend
) Du kannst natürlich entscheiden, daß zur Zeit fast alle Kids in diesem Alter solche Kartenspiele haben und das kopfschüttelnd hinnehmen - Moden kommen, Moden gehen. Du kannst dem Jungen die Karten wegnehmen und ihm erklären, warum Du sie für gewalttätig hältst. Oder Du kannst überlegen, daß Du als Kind vermutlich auch Indianer- und Cowboy gespielt hast, ohne seelischen Schaden zu erleiden oder in Unkenntnis des realen Todes zum Mörder zu werden
Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied, ob Hänsel eine Hexe lebendig verbrennen läßt oder ein Mangaheld die Welt vor Bösewichtmangas errettet... ich denke, solange Du als Erwachsener nicht DEINEN Maßstab von vornherein anlegst, sondern das Kind SEINEN Maßstab erklären läßt, um ihn dann mit Deinem zu vergleichen, wird nicht viel schief gehen können
geschrieben von Robin
Ich kann solch eine Enttäuschung nachvollziehen, kenne sie - wäre aber sicher enttäuschter, wenn er tatsächlich meine Gene hätte...
Da könntest Du Dich allerdings auch täuschen. Ich kenn's aus der umgekehrten Perspektive - war nicht "leibliches" Kind. Ha, man nimmt sehr viel von den Erwachsenen an, selbst gegen den eigenen Willen und sogar wenn man die "Vorbilder" bis auf den Tod haßt. Das läßt sich gar nicht vermeiden. Deshalb halte ich es für überzogen, daß sich "Charakter" so sehr von den Genen ableiten läßt - "der Mix macht's".
geschrieben von Robin
Bitte bedenkt, dass wir hier nicht von idealen Kindern und Eltern reden - sondern von der Praxis. Bedenkt auch, dass sich laut Umfragen nur 10% männlicher Singles bereit erklären würden, eine Frau mit Kind anzunehmen - das hat ja seine Gründe, nicht wahr?
Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast
Will sagen: Solltest Du das darauf zurückführen, daß ein Mann gerne im Nachwuchs sich selbst verwirklicht sehen möchte, dann mag das bei vielen zwar subjektiv zutreffen, ich frage mich allerdings trotzdem, ob die Lustlosigkeit beim Singlemann hinsichtlich Erziehung genfremder Kinder nicht auch damit zusammenhängen könnte, daß ein Singlemann deshalb Singlemann IST, weil er keinen Bock auf Familie hat.
geschrieben von Robin
Es geht auch nicht um Allgemeinplätze wie: man soll alle Kinder gleich lieben oder sie so nehmen wie sie sind. Es geht um subtile Unterschiede, die sich immer einstellen und sich nicht immer zum Problem auswachsen müssen (ich bin da sehr optimistisch), aber könnten.
Kindererziehung ist doch immer ein Wechselspiel zwischen Kindern und deren Bezugspersonen, beeinflußt von so vielen Unabwägbarkeiten, daß man sich bestenfalls eine "grobe Richtung" als eine Art Gerüst zurechtlegen kann. Zum Glück - stell Dir mal vor, daraus resultierte Berechenbarkeit von Charakter und Entwicklung eines Kindes inkl. der Beziehung zwischen Euch - wäre das nicht unendlich langweilig?
So, genug geklugscheißert für mich -
wünsch' Dir viel Spaß beim Herumvatern!
LG, wirrlich
(Ex-Väterin auf Zeit sowie Ex-alles-Mögliche *fg*)
P.S. in der Vorschau sehe ich gerade Deinen Beitrag, Celine... mal sehen, wann ich mich wieder mal zu soo viel Nachdenken aufraffen kann - für heute ist's mir aber genug