Wir, die wir deutsch-sprachig sind, lieben die Kurden in romantischer Weise, weil Karl May sie so ritterlich und edel beschrieben hat. Die Apatschen, die Skipetaren und die Kurden werden außerhalb unseres objektiven Rechtsverständnisses gehandelt.
Bei einem längerem Krankenhaus Aufenthalt in den frühen 1980er Jahren habe ich ein wenig über Kurden erfahren können. Neben mir lag ein "Edelkurde" aus dem Irak, der Offizier zuerst der irakischen Armee und dann im kurdischen Widerstand war und verwundet würde. Ein gebildeter Mann der kulturell offenen Gesellschaft wie überall, möchte man meinen.
Jeden Tag ist nach den Vorlesungen an der Universität, Medizin, seine Schwester gekommen und musste in unserem Krankenzimmer an einem kleinen Tisch lesen, lernen und vor allem stumm dort sitzen. Sie war mit ca. 30 Jahren eine echte, sehr elegante Schönheit, wie man sie vielleicht in Paris für nicht ungewöhnlich halten hätte können aber nicht im 'verknöcherten', small minded Wien der damaligen Zeit.
Natürlich habe ich mit ihr Gespräche angefangen und sie über alles Mögliche 'ausgefratschelt', was ihr sichtlich nicht unangenehm war. Sie war ebenso wie ihr Bruder Offizier bei der kurdischen Befreiungsarmee, wurde aber vom Bruder heraus geholt, "um sie zu retten".
Nach gut einer Woche ist die Schwester nicht mehr gekommen und ich hatte das Gefühl, dass dies vielleicht "organisiert" gewesen sein könnte. Ich habe ihn also gefragt und auf sehr eigenartige Weise Antwort von ihm bekommen. Er wandte mir den Rücken zu und erklärte mir, dass er als Oberhaupt der Familie es nicht zulassen könne, wenn sich seine Schwester mit einem Nicht-Kurden bzw. einem Mann von außerhalb seiner Familie so frei unterhielte wie mit mir eben. Das würde dem Stand der Familie nicht gerecht werden und der Moral des kurdischen Volkes Schäden. Er wäre verpflichtet gewesen, seine Schwester zu töten, wenn sich unsere Gespräche zu einer gewissen Sympathie entwickelt hätten. Mit ihm konnte ich nur auf Englisch mich unterhalten, während sie in zwei Jahren Aufenthalt in Wien sehr gut Deutsch gesprochen hat.
Ich habe ihn dann nur gefragt, wie sie dann Offizier sein konnte. 'Sie wäre da ja im geschützten Bereich der Familie gewesen'. Gespräch Ende, Verwirrung total. Ich wusste nicht, was ich nichts-ahnend vielleicht angerichtet haben konnte.
Er hat mir auch gesagt, Barsani hätte in den Anfang 1970er Jahren sich bestechen lassen und die Kurden verraten. Auch hat er mir erklärt, dass kurdischen Territorium auf damals sieben Staaten zerteilt ist.
Aus der Perspektive von heute würde ich die Rolle der Kurden nur darin möglich sehen, die Region im Dienste der dort mächtigen Player wie Iran, Russland, USA, Saudis, Türkei, aktuell vielleicht sogar China und ein paar Waffen-Dealer der EU zu destabilisieren ohne Aussicht auf beständige Mitverantwortung als autonome Staatlichkeit irgendwo und irgendwie.