@ Marjul
Zhuang Zi schrieb:
... Ach, daß wir noch nicht erkannt haben, daß all die Heiligkeit und Weisheit diese Fesseln verursacht
und all die Menschenliebe und Gerechtigkeit diese Banden bewirkt hat!
Wie kann man wissen, ob nicht jene Tugendhelden nur die scharfen Pfeile der Tyrannen und Räuber sind?
Darum heißt's: Gebt auf die Heiligkeit, werft weg die Erkenntnis, und die Welt kommt in Ordnung!
Anhand dieses Textes von Zhuang Zi lässt sich sehr gut illustrieren,
warum ich mit der fernöstlichen Philosophie in letzter Konsequenz nichts anfangen kann.
Darin wird zwar eine Litanei von fragwürdigen Entwicklungen und Verhaltensweisen angeführt, bei der ich
problemlos zustimmend nicken kann, aber mit der abschließenden Empfehlung kann ich mich nicht anfreunden.
Würde immer nur darauf geachtet "das Menschenherz nicht zu stören",
dann stünde die Menschheit in kultureller Hinsicht heute noch immer dort, wo sie schon vor 30.000 Jahren
gestanden ist, denn kulturelle Entwicklung bedeutet nun einmal zum Teil auch
eine Eindämmung oder Überwindung der menschlichen Natur.
Es ist also ein Mittelweg zu suchen, zwischen übermäßiger Störung der menschlichen Natur einerseits,
und Stillstand der kulturellen Entwicklung der Menschheit andererseits.
So ähnlich wie mit diesem Text ergeht es mir mit nahezu Allem, was als fernöstliche Philosophie angepriesen wird.
Als interessant und aufschlussreich an diesem Text kann eventuell vermerkt werden, dass es offenbar schon
vor rund 2.400 Jahren als schädlich und gefährlich erachtet wurde, in eines der Extreme zu verfallen.
Wenn aber keines der Extreme eines Gegensatzpares wünschenswert erscheint, dann kann das nur bedeuten,
dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen antagonistischen Kräften anzustreben ist.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.