AW: Die Wahrheit und ihr Preis
Teile der Journaille als willige Helfer der Kriegstreiber-Propagandisten.
Hartmut hat im Beitrag #14 angetönt, der Affäre Herman würde unangemessen viel Aufmerksamkeit
geschenkt.
Dieser Einschätzung würde ich auch zustimmen, wenn die Journaille die manipulativ verzerrte
Darstellung von Sachverhalten nur bei vergleichsweise wenig folgenschweren Angelegenheiten
an den Tag legte.
Erschreckenderweise legen aber namhafte Teile der Journaille genau das gleiche
unverantwortbare Verhalten auch bei höchst brisanten Angelegenheiten an den Tag,
die für große Teile der Menschheit überaus weitreichende Konsequenzen haben,
wie z.B. bei der Kriegs-Hetze gegen den Iran.
Da werden zuerst Falschmeldungen produziert und mit großen Getöse in die ganze Welt
verstreut; eine Richtigstellung, zeitnah und mit annähernd gleichem Publizitätsgewicht,
wird aber nicht als notwendig erachtet, sodass in weiterer Folge
die Träger allerhöchster politischer Ämter, wie Präsidenten oder Bundeskanzler,
ihre öffentlichen Stellungnahmen auf dieser Falschmeldung aufbauen können.
Am Beispiel der Kampagne gegen den Iran soll hier aufgezeigt werden,
wie die Manipulation der öffentlichen Meinung durch verzerrte Berichterstattung
im Dienste einer perfiden Kriegstreiber-Hetzpropaganda konkret aussieht.
Hallo Neugier,
ich sehe das auch so, dass es folgenschwerere Angelegenheiten gibt als die Affäre Eva Herman.
Du hast das Beispiel 'Kampagne gegen den Iran' gewählt.
Ich teile Deine Ansicht, dass gegen den Iran eine ziemlich üble Kriegshetze betrieben wird.
Teile der Journaille betrachten die von Iran betriebene Uran-Anreicherung generell als illegal. Sie ignorieren, dass Iran den Kernwaffensperrvertrag (Non-Proliferation Treaty, NPT) bereits 1968 unterzeichnet hat. Dieser Vertrag erlaubt die zivile Nutzung von Nuklearenergie einschließlich der Urananreicherung (Artikel IV des NPT).
Der UN-Sicherheitsrat hat im Jahre 2006 Iran erstmals aufgefordert, die Urananreicherung
vorläufig einzustellen (
'suspend'), was nicht bedeutet, dass Iran auf die Anreicherung zu verzichten hat. Grund für diese Forderung ist, dass die IAEA, welche die Einhaltung des NPT durch Inspektion der Kernanlagen kontrolliert, derzeit noch nicht mit Sicherheit den ausschliesslich friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms bestätigen kann.
Für die zivile Nutzung der Kernenergie braucht Iran das Uran nur bis 20% anzureichern. Das iranische KKW in Bushehr, das bald in Betrieb gehen wird, benötigt Brennstoff mit < 5% Anreicherung an Uran-235. Für den Forschungsreaktor in Teheran, der u. a. radioaktive Isotope für die Medizin herstellt, wird Brennstoff mit einer Anreicherung von ca. 20% benötigt, was nach Meinung aller Experten als nicht kernwaffentauglich gilt. Die USA selbst haben seit vielen Jahren darauf gedrängt, dass die Urananreicherung in den Forschungsreaktoren weltweit auf 20% oder weniger reduziert werden soll - mit grossem Erfolg. Zu Zeiten des USA-freundlichen Schah-Regimes wurde übrigens im Teheraner Forschungsreaktor noch Brennstoff mit 90% Anreicherung an Uran-235 (Bomben-Uran!) eingesetzt - ohne Einwände seitens der USA!
Gruss
Hartmut