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Deutschland ein Sanierungsfall?

louiz30

Well-Known Member
Registriert
1. Dezember 2005
Beiträge
1.786
In der Diskussion um die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Deutschland sei ein Sanierungsfall, bemühen sich Politiker der großen Koalition um Beruhigung.

• Staatsverschuldung
• Krankenversicherung
• Rentenversicherung
• Arbeitslosigkeit

Ist Deutschland ein Sanierungsfall?
 
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louiz30 schrieb:
Ist Deutschland ein Sanierungsfall?

würde das deutsche insolvenzrecht auch auf den staat angewendet werden, dann wäre der grenze des noch sanierungsfähgen / -würdigen in naher sicht ...

steuerzahlenderweise
dex
 
Bei einer Sanierung werden zunächst Vermögen und Schulden gegenüber gestellt und die kurzfristige Liquidität festgestellt, sowie die Lebensfähigkeit des zu sanierenden Objektes anhand der wirtschaftlichen Lage und deren absehbarer Entwicklung eingeschätzt.

Da meines Erachtens die letzten Punkte alle positiv eingeschätzt werden können, wird man das Sanierungsobjekt vorerst, nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens unter einer fremden Aufsicht eine ganze Weile weiter bestehen und wirtschaften lassen, um die dabei anfallenden Einnahmen unter Berücksichtigung subventionierter Ausgaben (oder wegfallenden Ausgaben) sehr effektiv, dem Sanierer und seiner Helferschaft zufließen zu lassen. Man könnte letztere auch in Berater, Gremien, Ausschüsse deren Helfer- und Geldgeberschaft im weitesten Sinne) usw. aufschlüsseln. Für die Belegschaft ändert sich zunächst, außer einer ständigen Steigerung der Angst und Zukunftslosigkeit nichts. Gewöhnlich bedient man sich im Zuge der langen Aufrechterhaltung des Sanierungszustandes (der Zeitabschnitt in dem der Politiker im Amt bleibt und durch den er ins Amt kam) der finanziellen Stützung durch die teilweise Verschleuderung von Vermögen. Die „unrentablen Teile des sheare deals“.

Kann dieser Zustand des Ausblutens nicht mehr begründet lange genug aufrecht erhalten werden, wird das Sanierungsobjekt zumeist unter weiterem Gesundschrumpfen in seiner rentabelsten Zusammensetzung weiterveräußert oder verpachtet und der Geschäftsbetrieb dort unter Nutzung des guten Leumundes, der übernommenen Geschäftskontakte, Marktzugänge usw. weitergeführt.
Zusammenhänge mit dem Verkauf der Telekom, der Post, der Bahn, der Autobahnen usw. sind rein zufällig.

Das Land wird praktisch dem meistbietenden verkauft und der stellt dann nach der Neuordnung der Finanzierung und dem Freisetzen der Belegschaft neue Leih-Menschen ein, die nach wie vor dem Sanierungsprozess, diesen, i.w.S. durch Konsum unterstützen müssen. Das tun sie aber gern, da sie in ihrem Inneren das Wort sanieren, reformieren oder entwickeln positiv besetzt haben, sie liegen damit dem Grundsatzproblem der Verschiebung von Lust in die Zukunft auf und erkennen nicht, dass das Sanieren einem Selbstzweck dient. Die Erkenntnis, dass Deutschland ein Sanierungsfall sei, kommt damit etwa so pünktlich, wie das Rentensystem bemerkt, dass die Zahl der Rentner steigt.

Wenn Frau Merkel sinngemäß sagt, sie wünsche sich, dass die gute Stimmung im Lande auch nach der Fußball-WM so erhalten bleibt, meine ich, dass damit nicht nur die Stimmung, sondern auch das Niveau der Politik und deren Wählerschaft, auf dem des Fußballspektakels erhalten bleiben wird.

Liebe Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bernd,

Du hast die Situation m.E. gut beschrieben, denn die USA sind bereits als Globalplayer unsere Insolvenzverwalter und mit den in Deutschland eingefahrenen Gewinnen sanieren die US-Anteilseigner ihre eigenen Krisen.

Siehe Opel, nachdem in der restlichen Welt die Standorte ausgesaugt sind wird als letzen Standort die USA übrig bleiben.

mfg J.A.
 
Im „Focus“ wurde neulich folgendes berichtet:

„Im Vergleich mit den europäischen Nachbarn sind die Deutschen jedoch arm wie Kirchenmäuse. Deutschland liegt bezogen auf das Geldvermögen am Ende des westeuropäischen Rankings. Lediglich sieben Prozent der Deutschen hatten zum Zeitpunkt der Befragung im Herbst 2004 mehr als 50 000 Euro angespart, so eine Statistik des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). In der Schweiz lag der Anteil bei 38 Prozent, das heißt, 38 von 100 Schweizern haben 50 000 Euro und mehr. In Großbritannien liegt der Anteil bei 25 Prozent und in Frankreich noch bei acht Prozent.“

Deutschland war einmal die führende Nation in Europa.
Wie kann man eine Nation so herunterwirtschaften?
 
louiz30 schrieb:
Wie kann man eine Nation so herunterwirtschaften?
Durch Bürokratisierung und einer Unmenge Gesetze und Vorschriften, die jede Kreativität abwürgen.
Versuch mal, in Deutschland selbständig zu werden, es macht einfach keinen Spaß.

Minni
 
von Louiz:
Deutschland war einmal die führende Nation in Europa.
Wie kann man eine Nation so herunterwirtschaften?

Vielleicht durch Selbstbedienungsmentalität, Neid, Missgunst, Manipulierbarkeit usw. der Gesamtbevölkerung und Verantwortungslosigkeit und Unfähigkeit der Manager und Politiker. Das Problem entsteht m.E. jedoch nicht erst auf der Ebene der Politik und Wirtschaft, es beginnt in Bereichen, die wir als unumstößlich hinnehmen.

Eine Frage an Louiz, warum muss Deutschland wieder „eine führende Wirtschaftsmacht“ werden? Ich empfinde ein Leben nicht deshalb schön, weil ich in einem pompösen Anwesen residiere, was mir gar nicht gehört, sondern weil ich nicht viel habe, was ich schützen, umsorgen, erreichen oder nach dem ich mich sehnen muss und einen Hauch von Lebendigkeit in mir und anderen merke. Das muss man so nicht sehn, aber was hat der einzelne vom Wohlstand des ganzen, wenn das ganze sich einen Dreck um den einzelnen schert, im Gegenteil, der einzelne durch Vorspiegelung scheinbarer Möglichkeiten und schwachsinniger Ziele ständig nur in Unzufriedenheit und Abhängigkeit belassen wird.

Die Menschlichkeit ist verkauft worden. Und ihr Zurückgewinnen wird an das „sich Menschlichkeit leisten können müssen“ geknüpft. Ein Irrtum, etwas, bei dem man wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten eben nicht (!) vom Menschen als lebendiges Wesen trennen kann (wie so viele behaupten), ...


von Minni: Versuch mal, in Deutschland selbständig zu werden, es macht einfach keinen Spaß.
Spaß nicht, aber es geht, oder?

Viele Grüße
Bernd
 
Bernd, ich habe nicht gesagt, dass Deutschland wieder „eine führende Wirtschaftsmacht“ werden muss, wobei Deutschland ja noch immer eine solche Macht ist.

Es ist auch nicht die Frage, ob du dich mit „weniger“ wohler fühlen würdest, sondern eher, wo das geblieben ist, wofür du gearbeitet und bezahlt hast.

Und wenn es für das „Verschwinden“ dieser Güter keine ausreichende Erklärung gibt, dann sollte doch jeder Bürger damit beginnen die Frage zu stellen: wer hat das ganze Geld verschwendet und wofür?

Und wenn man nun dem „normalen“ Bürger noch mehr in die Tasche greift, er die Rente nur noch in Umrissen sieht, seine Gesundheitsvorsorge in Frage gestellt ist, mehr und mehr Arbeitsplätze verschwinden und gerade die größte Neuverschuldung aller Zeiten in Gang gesetzt wird, dann stellt sich doch die Frage, ob es sich hier nicht um Misswirtschaft handelt.

Steuern gehören dem Volk, denn dieses bezahlt sie. Wer die Steuern ausgibt muss dafür verantwortlich sein. Wer wird dafür verantwortlich gemacht?

Und wenn es Misswirtschaft ist, wie wird dies für die Zukunft verhindert?
 
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louiz30 schrieb:
In der Diskussion um die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Deutschland sei ein Sanierungsfall, bemühen sich Politiker der großen Koalition um Beruhigung.

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Ist Deutschland ein Sanierungsfall?

Man sollte die Vergangenheitsform mit einbeziehen!ja so sollte eine Bilanz möglich sein.
 
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