Bei einer Sanierung werden zunächst Vermögen und Schulden gegenüber gestellt und die kurzfristige Liquidität festgestellt, sowie die Lebensfähigkeit des zu sanierenden Objektes anhand der wirtschaftlichen Lage und deren absehbarer Entwicklung eingeschätzt.
Da meines Erachtens die letzten Punkte alle positiv eingeschätzt werden können, wird man das Sanierungsobjekt vorerst, nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens unter einer fremden Aufsicht eine ganze Weile weiter bestehen und wirtschaften lassen, um die dabei anfallenden Einnahmen unter Berücksichtigung subventionierter Ausgaben (oder wegfallenden Ausgaben) sehr effektiv, dem Sanierer und seiner Helferschaft zufließen zu lassen. Man könnte letztere auch in Berater, Gremien, Ausschüsse deren Helfer- und Geldgeberschaft im weitesten Sinne) usw. aufschlüsseln. Für die Belegschaft ändert sich zunächst, außer einer ständigen Steigerung der Angst und Zukunftslosigkeit nichts. Gewöhnlich bedient man sich im Zuge der langen Aufrechterhaltung des Sanierungszustandes (der Zeitabschnitt in dem der Politiker im Amt bleibt und durch den er ins Amt kam) der finanziellen Stützung durch die teilweise Verschleuderung von Vermögen. Die „unrentablen Teile des sheare deals“.
Kann dieser Zustand des Ausblutens nicht mehr begründet lange genug aufrecht erhalten werden, wird das Sanierungsobjekt zumeist unter weiterem Gesundschrumpfen in seiner rentabelsten Zusammensetzung weiterveräußert oder verpachtet und der Geschäftsbetrieb dort unter Nutzung des guten Leumundes, der übernommenen Geschäftskontakte, Marktzugänge usw. weitergeführt.
Zusammenhänge mit dem Verkauf der Telekom, der Post, der Bahn, der Autobahnen usw. sind rein zufällig.
Das Land wird praktisch dem meistbietenden verkauft und der stellt dann nach der Neuordnung der Finanzierung und dem Freisetzen der Belegschaft neue Leih-Menschen ein, die nach wie vor dem Sanierungsprozess, diesen, i.w.S. durch Konsum unterstützen müssen. Das tun sie aber gern, da sie in ihrem Inneren das Wort sanieren, reformieren oder entwickeln positiv besetzt haben, sie liegen damit dem Grundsatzproblem der Verschiebung von Lust in die Zukunft auf und erkennen nicht, dass das Sanieren einem Selbstzweck dient. Die Erkenntnis, dass Deutschland ein Sanierungsfall sei, kommt damit etwa so pünktlich, wie das Rentensystem bemerkt, dass die Zahl der Rentner steigt.
Wenn Frau Merkel sinngemäß sagt, sie wünsche sich, dass die gute Stimmung im Lande auch nach der Fußball-WM so erhalten bleibt, meine ich, dass damit nicht nur die Stimmung, sondern auch das Niveau der Politik und deren Wählerschaft, auf dem des Fußballspektakels erhalten bleiben wird.
Liebe Grüße
Bernd