AW: Determinismus Kindheit
Bin fest davon überzeugt, egal wie die Kindheit ausgefallen ist, als erwachsener Mensch hat man die Möglichkeit sich und den Alltag selbst zu gestalten und Augenmerk bzw. Gewichtung so zu legen wie es die Persönlichkeit für eine gesunde Entwicklung verlangt.
Das denke ich auch. Es geschieht oft genug, dass Menschen, deren Kindheitsverlauf sehr negativ, auch traumatisierend war, sich herauszureden versuchen, indem sie anbringen, angesichts ihrer Vergangenheit wäre es ihnen ganz und gar unmöglich, anders zu handeln oder angesichts ihrer vergangenheitsbedingten
Störung müssten sie so und so sein. Bishin zur Identifikation mit gewissen Störungsbildern, die ein ganz bestimmtes Handlungsmuster voraussetzen, quasi ein sich stetig fortsetzender Bestätigungsprozess.
Es ist sicherlich schwierig, einzuschätzen und festzulegen, inwieweit bestimmte Einflüsse tatsächlich bis ins Erwachsenenalter Handlungsweisen und Denkmuster beeinflussen. Das ist, wie schon erwähnt wurde, auch eine Sache des Umfelds. Ein Kind, das Schlimmes erlebt, aber von der Familie aufgefangen wird, hat eine bessere Möglichkeit, die Dinge zu verarbeiten als ein Kind, dem diese schlimmen Dinge
innerhalb der Familie geschehen. Überdies spielt eine Rolle, wie schnell nach der belastenden Erfahrung therapeutisch - oder wie auch immer - eingegriffen wird.
Oft vergehen Jahre und bestimmte Mechanismen verfestigen sich, wohingegen man im anderen Falle die Möglichkeit hat, das Entstehen dieser Mechanismen, wenn schon nicht zu verhindern, so doch wenigstens auf eine Ebene abzuschieben, die keine nennenswerten Einschränkungen im späteren Leben bedeuten. Aber wie man es auch dreht und wendet - der Verantwortung für das eigene Leben entkommt man auch mit einer schlechten Kindheit nicht. Sie ist eine Erklärung für
Vieles, aber keine Rechtfertigung für
alles.