• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Der Papst war da - na und?

AW: Der Papst war da - na und?

Hallo Suche,


HALLO ZWETSCHE,

Also ich empfinde den Papst nicht als verknöcherten Ratzeputz, halte ihn sogar in vielen Dingen für einen weisen Menschen(...) Er hätte voraussehen oder ahnen müssen, was für eine Sprengkraft hinter diesen Worten steckt.

Ich brauche keine Links um mir meine eigene Meinung zu bilden, habe auch wenig Zeit mir sämtlich vorgeschlagene Links durchzulesen.

Du hast recht, doch steckt dahinter viel mehr als das. Es ist das Outlet eines
frustrierten Volkes.


Hier dürfen wir nicht in westlichen aufgeklärten Sequenzen denken. l
Leider, aber wahr.

Der Papst ist für die meisten Moslems nichts anderes als ein zu verachtender Götzendiener. Den Beweis kann ich trotzdem nicht antreten. Es scheint so zu sein.

Trotzdem würde ich meinen, dass es angebracht wäre, auf die nicht grundlose Empfindlichkeit der arabischen Welt um des lieben Friedens willen
Rücksicht zu nehmen. Es fällt uns dabei bestimmt keine Perle aus der Krone.

suche

Liebe Suche,

zunächst bitte ich Dich um Entschuldigung für meine respektlose Ausdrucksweise gegenüber dem Papst. Aber der Papst ist für mich nur ein Mensch und keine Heiligkeit. Er verdient mE dieselben Rechte wie jedermann, was ich mit seiner Verteidigung auch zum Ausdruck bringen wollte, aber eben auch nicht mehr. Und er strahlt, obgleich er sehr gebildet ist, für mich nicht unbedingt Vitalität und Beweglichkeit aus. Das meine ich gar nicht so bezogen auf sein Alter, mehr auf seine Ansichten.

Quellen studieren ist unangenehm zeitraubend, aber doch notwendig, zumal wir doch heute Möglichkeiten (wiki & co) haben, von denen wir vor 10 Jahren nur geträumt haben.

Das wäre eine interessante aber nicht ungefährliche Frage für einen neuen oder schon bestehenden thread. Ja, ich glaube auch, daß die Religion nicht isoliert als Ursache für z.B. den Terrorismus herhalten kann.

Doch, wir müssen in aufgeklärten Sequenzen denken, es gibt dazu für mich keine Alternative. Sonst ist die ganze Geschäftsgrundlage der Toleranz dahin. Das soll nicht heißen, daß man religiöse Gefühle mit Füßen treten darf, aber dieser Schutz muß sich im Rahmen einer säkularen Rechtsordnung abspielen und die billig nicht ohne Grund einen Spielraum. Sonst wäre auch das DF uninteressant.

Liebe Grüße zurück
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Der Papst war da - na und?

Ich habe die "Vorlesung" die der Papst an der Uni Regensburg gehalten hat, live im TV gesehen.
Mal davon abgesehen, dass ich seiner Rede nicht immer ganz folgen konnte - weil manches "zu hoch" für mich war, war selbst für mich als Laie sofort zu erkennen, dass es sich dabei um reines Zitieren eines alten Textes handelte, und keineswegs um eine pers. Stellungnahme des Papstes zum Islam.

Richtig finde ich, dass der Vatikan zu den Vorwürfen Stellung nimmt und erklärt, aber ansonsten von jeder Entschuldigung seitens des Papstes absieht.

Ich glaube Zwetsche war es, der in etwa hier schrieb, dass die christl. Welt kaum noch etwas anderes zu tun hätte, würde sie auf jede Beleidigung und Verunglimpfung des christl. Glaubens von Seiten der Islamisten mit wütenden Protesten und Morddrohungen reagieren.

Um auf diese "Vorlesung" zurückzukommen.
Ich hatte das Gefühl, als wenn in diesem Moment nicht der Past sprach, sondern einfach nur Professor Ratzinger, dem es sichtlich Spaß zu machen schien, an "seiner Uni" nochmal eine Vorlesung abhalten zu können.

Außerdem glaube ich, dass der Papst seine Reden nicht klammheimlich im stillen Kämmerlein verfasst und sie niemandem zu lesen gibt, sondern dass seine Berater all seine Reden und Predigten korrekturlesen und absegnen. Wäre der Text wirklich allzu kritisch oder unglücklich gewählt, dann wäre die Rede sicher nicht in dieser Form gehalten worden.

Rhona
 
AW: Der Papst war da - na und?

Sehr gute Zusammenfassung Rhona - so scheint es mir auch: es war der alte Professor, der sich auf einen alten Text bezog und einige Gedanken die auch philosophischer Natur waren, zum Ausdruck brachte.
Ausserdem bin ich sicher, dass die Massen die dann auf der Straße ihre Empörung austobten, Transparente verbrannten, etc... eigentlich nie die Vorlesung des Papstes gelesen haben.

Während ich hier las, hatte ich plötzlich einen fürchterlichen Gedanken: wie wäre es wenn auch wir so aufeinander losgehen würden (kann man ja auch verbal machen), wenn wir durch die uns nicht genehmen Meinungen immer wieder persönlich angegriffen bzw. beleidigt fühlen würden?

Warum ich das sage: ich war immer sehr für einen Dialog der Kulturen - und dazu gehört auch der Dialog der unterschgiedlichen Religionen und glaube leider immer weniger, dass dieser tatsächlich möglich ist.
Wie denkt Ihr darüber?

Gruß von Miriam
 
AW: Der Papst war da - na und?

(...)Während ich hier las, hatte ich plötzlich einen fürchterlichen Gedanken: wie wäre es wenn auch wir so aufeinander losgehen würden (kann man ja auch verbal machen), wenn wir durch die uns nicht genehmen Meinungen immer wieder persönlich angegriffen bzw. beleidigt fühlen würden?

Warum ich das sage: ich war immer sehr für einen Dialog der Kulturen - und dazu gehört auch der Dialog der unterschgiedlichen Religionen und glaube leider immer weniger, dass dieser tatsächlich möglich ist.
Wie denkt Ihr darüber?

Gruß von Miriam

Aber das passiert doch immer wieder, Miriam! Je mehr man sich mit seiner Meinung identifiziert, umso schmerzlicher fühlt man sich persönlich getroffen, wenn diese Meinung jemand angreift. Religion ist für die religiösen Menschen etwas sehr tiefgehendes und persönliches.
Unsere Diskussionen hier im DF verlaufen doch meistens so, dass jeder seine Meinung verteidigt und mit Argumenten untermauert. Je heftiger die Debatte, desto fester der eigene Glaube. Eine Annäherung gibts meistens nur dort, wo es um Ähnlichkeiten in der Auslegung eines Dogmas geht.

Aber warum sollte jemand seinen Glauben für einen anderen Glauben aufgeben? Er ist ja schließlich "nur" ein Denk-und Gefühls-Modell*, das durch eine kleine Neu-Interpretation jederzeit neuen Erkenntnissen angepasst werden kann.

(*individuelle Definition, intuitiv entstanden)

:blume1:
herzlich
lilith
 
AW: Der Papst war da - na und?

Lilith schrieb:
Aber das passiert doch immer wieder, Miriam! Je mehr man sich mit seiner Meinung identifiziert, umso schmerzlicher fühlt man sich persönlich getroffen, wenn diese Meinung jemand angreift. Religion ist für die religiösen Menschen etwas sehr tiefgehendes und persönliches.

Liebe Lilith,

da unterscheiden sich unsere Standpunkte: ich bin eher neugierig auf Meinungen die sich von der eigenen unterscheiden - die Schwierigkeit liegt darin, dass von einigen wenigen dann auch sofort persönliche Angriffe erfolgen - mit anderen Worten: man verlässt die sachliche Ebene.
Eben das beendet jeden Dialog. Wir sind doch durch andere Meinungen nicht umbedingt persönlich angegriffen.
Die unsägliche Reaktion auf die Papst-Rede schien mir aber das gewollte Anprangern jeder anderen Glaubensrichtung.

Für mich impliziert aber der Glaube auch, dass man gewillt ist den Glauben eines anderen zur Kenntnis zu nehmen. Ich finde, dass auch da ein sachlicher Dialog möglich und auch wünschenswert wäre.

Jetzt aber glaube ich nur noch an eines: an meinem Krimi-Abend! :jump6:

Dir und auch den anderen Diskutanten anderer Meinungen liebe Grüße

Miriam
 
AW: Der Papst war da - na und?

Liebe Lilith,

da unterscheiden sich unsere Standpunkte: ich bin eher neugierig auf Meinungen die sich von der eigenen unterscheiden - die Schwierigkeit liegt darin, dass von einigen wenigen dann auch sofort persönliche Angriffe erfolgen - mit anderen Worten: man verlässt die sachliche Ebene.
Eben das beendet jeden Dialog. Wir sind doch durch andere Meinungen nicht umbedingt persönlich angegriffen.
Die unsägliche Reaktion auf die Papst-Rede schien mir aber das gewollte Anprangern jeder anderen Glaubensrichtung.

Für mich impliziert aber der Glaube auch, dass man gewillt ist den Glauben eines anderen zur Kenntnis zu nehmen. Ich finde, dass auch da ein sachlicher Dialog möglich und auch wünschenswert wäre.

Jetzt aber glaube ich nur noch an eines: an meinem Krimi-Abend! :jump6:

Dir und auch den anderen Diskutanten anderer Meinungen liebe Grüße

Miriam

Miriam, genau das habe ich damit sagen wollen. Wer nicht tiefgläubig ist, kann seine Meinung sachlich vertreten, so wie du und ich es tun können. Ich kann mich aber noch daran erinnern, dass ich den Katholizismus in Fleisch und Blut hatte, weil er mir von meinen Eltern als unumstößliche Wahrheit von Geburt an beigebracht wurde, als unhinterfragte, absolute Tatsache. Die Dogmen der Kirche waren für mich so wahr wie das Gesetz der Schwerkraft. Da gab es nicht einmal einen Ansatz für etwaige Fragen.

Mit jedem In-Frage-Stellen des Glaubensinhaltes wäre damals mein Weltbild zusammengebrochen. D.h. das ist es ja dann auch glücklicherweise. Denn dadurch konnte ich mir in den vielen nachfolgenden Jahren mein eigenes Bild von der Welt machen.
Ich habs jetzt leicht, ich konnte mich befreien und bin dadurch imstande, verschiedene Meinungen sachlich zu betrachten und zu vergleichen.

Ich kann aber gut nachvollziehen, wie sehr wirklich tiefgläubige Religionsverhaftete jegliche Kritik an ihrer Religion als Bedrohung ihres gesamten Weltbildes empfinden. Das heißt ja nicht, dass ich die heftigen Reaktionen der Muslime gutheiße, es heißt nur, dass ich sie verstehen kann.

Ratzinger als Verstandesmensch hat mMn nicht damit gerechnet, dass er solche Reaktionen mit seiner Vorlesung provozieren könnte. Er scheint ja nicht gerade der leidenschaftlich emotionale Typ zu sein. :)

herzlich
lilith
 
AW: Der Papst war da - na und?

Miriam, genau das habe ich damit sagen wollen. Wer nicht tiefgläubig ist, kann seine Meinung sachlich vertreten, so wie du und ich es tun können. Ich kann mich aber noch daran erinnern, dass ich den Katholizismus in Fleisch und Blut hatte, weil er mir von meinen Eltern als unumstößliche Wahrheit von Geburt an beigebracht wurde, als unhinterfragte, absolute Tatsache. Die Dogmen der Kirche waren für mich so wahr wie das Gesetz der Schwerkraft. Da gab es nicht einmal einen Ansatz für etwaige Fragen.

Mit jedem In-Frage-Stellen des Glaubensinhaltes wäre damals mein Weltbild zusammengebrochen. D.h. das ist es ja dann auch glücklicherweise. Denn dadurch konnte ich mir in den vielen nachfolgenden Jahren mein eigenes Bild von der Welt machen.
Ich habs jetzt leicht, ich konnte mich befreien und bin dadurch imstande, verschiedene Meinungen sachlich zu betrachten und zu vergleichen.

Ich kann aber gut nachvollziehen, wie sehr wirklich tiefgläubige Religionsverhaftete jegliche Kritik an ihrer Religion als Bedrohung ihres gesamten Weltbildes empfinden. Das heißt ja nicht, dass ich die heftigen Reaktionen der Muslime gutheiße, es heißt nur, dass ich sie verstehen kann.

Ratzinger als Verstandesmensch hat mMn nicht damit gerechnet, dass er solche Reaktionen mit seiner Vorlesung provozieren könnte. Er scheint ja nicht gerade der leidenschaftlich emotionale Typ zu sein. :)

herzlich
lilith

Liebe Lilith,

ich weiß, daß ich jetzt eine gewagte These aufstelle, aber je länger ich die Reaktionen betrachte, desto mehr komme ich zu dem Schluß, daß die Religiosität gar nicht die eigentliche Ursache für Terror und "Empörung" ist.
Nein, die Ursache ist die Globalisierung und der damit verbundene

Verlust von Stolz

Die Religion selbst ist nur noch die vorgeschobene Rechtfertigung.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen weise ich ausdrücklich darauf hin, daß ich damit nur eine Erklärung meine. Diese beinhaltet weder eine Rechtfertigung noch eine Entschuldigung.

Gute Nacht
Zwetsche
 
Werbung:
Zurück
Oben