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Der Macho auf dem Weg zum Manne

Zeilinger

Well-Known Member
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22. Mai 2004
Beiträge
16.499
Dieses "Werk" entsteht jetzt und wurde - meines Wissens (Google-Suche) - noch nicht gedruckt. Ich will es in Kapitel unterteilen und bitte Euch, Eure Stellungnahmen erst nach oder während des dritten Kapitels zu geben. Danke.

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Kapitel 1:

"Die Weiber sind doch alle deppert", sagte der provinzgeborene, 11-jährige Sam Steiger zu seinem gleichaltrigen Geschlechtsgenossen. Dieser sagte nichts dazu; Sam Steiger fasste dieses Schweigen als Zustimmung auf und setzte gleich nach: "Die haben ja nicht einmal ein Witzerl".

Wieder allein dachte Sam Steiger: eigentlich waren das keine intelligenten Bemerkungen, eines Klassenprimus, der er war, nicht würdig; aber sein Freund stimmte ihm zu, Sam Steiger dachte nur an seine Cousine, damit waren sie in der Mehrheit und dann musste es doch stimmen.
 
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AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

Kapitel 2:

Sam Steiger war 15 Jahre alt und war auch in der berufsbildenden höheren Schule noch immer Klassenprimus. Man wird es nicht glauben, aber auch in den 1960-er Jahren hat das noch das eine oder andere Mädchen beeindruckt. bei der - nicht verzichtbaren - Jahresabschlussfeier der 1. Klasse Handelsakademie sagte demnach ein gleichaltriges Mädchen vor den anderen Schülern zu ihm, dass sie von ihm geküsst werden wolle. Sam Steiger, einige Halbe Biere intus, erwiderte: "Ja, aber zuerst muss ich speiben*!"

* österreichischer Dialektausdruck für brechen, übergeben.
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Fortsetzung folgt
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

Fortsetzung von Kapitel 2:

Lautes Gelächter in der ganzen Runde (wir waren eine gemischte Klasse), wobei die Mädchen sicher besser wussten, warum sie lachten, als die Burschen. Sam Steiger verließ dann tatsächlich die ausgelassene Gesellschaft, erbrach sich, kam zurück und kam - mehr oder weniger pflichtgemäß - dem Wunsch des Mädchens nach.

Irgendwie muss das den MKV beeindruckt haben, denn nicht viel später wurde Sam Steiger zum Eintritt in diesen Verein überredet. MKV - eine spezifisch österreichische bzw. deutschsprachige, politisch rechtsgerichtete Sache - heißt ausgeschrieben Mittelschüler-Kartell-Verband, bei dem - zumindest in den 1960-er Jahren nur Burschen Vollmitglieder werden konnten. Praktisch eine Prachtwiese für die männliche Macho-Phase. Coleur-Damen waren zwar bei diversen Festlichkeiten willkommen - man hörte aber nur selten einen Piepser von ihnen; sie dienten wohl hauptsächlich nur dazu, das Ansehen der männlichen Mitglieder - "Alten Herren", "Burschen" und "Füchsen" zu steigern. Der MKV ist übrigens, wie sein großer Bruder, der CV, ein Bund auf Lebenszeit. Im reiferen Alter fragte sich Sam Steiger dann oft, wer wirklich im Teenager-Alter schon weiß, welche Einstellungen er in dreißig Jahren zum Leben hat.

Im Teenager-Alter glaubte Sam Steiger auch noch, unbedingt in einen Boxverein eintreten zu müssen, weil er sonst ja kein Mann wird. Das wurde ihm von der Schulleitung nach kurzer mehr oder minder verboten; was blieb, war ein gutes Training für die körperliche Fitness.

Die Jahre gingen einher - Sam Steiger trat zur Matura an, die er bis auf 2 Fächer auf Anhieb schaffte. Es folgte das Bundesheer, während welcher Zeit er ein Mädchen kennenlernte, das ein Musisch-Pädagogisches Gymnasium besuchte, zur Matura aber erst nach einem Jahr antreten durfte. Der Umstand, dass Sam Steiger nicht verstehen konnte (und wahrscheinlich auch nicht wollte), dass ihm dieses Mädchen nach zwei Rendezvous noch nicht willig war (wo er doch einen Teil der Matura bereits gemacht hatte), war wohl der Höhepunkt in Sam Steigers Macho-Phase. Wütend befriedigte er sich selber und kam nicht mehr zum nächsten Rendezvous.
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

Kapitel 3:

War es Gott, war es Schicksal, war es die Natur - Sam Steiger wusste es nicht. Er wusste nicht genau, warum er nach diesem extrem machohaften Verhalten schwere Depressionen bekam; wo ihm sein Vater doch gesagt hatte, dass "ihm auch einmal alle Weiber nachrennen würden". Väter wissen das doch und dieses Mädchen, das außerdem gar nicht besonders hübsch war, verweigerte sich hier einfach. Vor den Depressionen hatte Sam Steiger Gott sei Dank noch schnell den zweiten Teil der Matura abgelegt. Nach Absolvierung des Bundesheers ahnte er zwar, dass er sich eine Arbeit suchen musste. Er wusste aber monatelang nicht, welche. Rein von der (politischen) Gesetzeslage her wäre es zwar möglich gewesen, ein Studium zu beginnen, seine alleinerziehende Mutter hatte jedoch ohnedies mit der Finanzierung der Handelsakademie genug zu kämpfen gehabt und Sam Steiger war es außerdem müde und überdrüssig, für jeden Kinobesuch nach Hause schnorren gehen zu müssen. Als erster sozial reifer Gedanke kam ihm die Idee, sich für die Österreichischen Bundesbahnen zu bewerben, was damals als sehr sicherer Job galt. Das vergleichsweise niedrige Einstiegsgehalt war ihm bewusst; er nahm es jedoch zugunsten der Aussicht auf einen Dauerjob in Kauf.

Während der Einschulungsphase bei den ÖBB lernte Sam Steiger eine cirka 20 Jahre ältere Frau kennen. Das sicher mangelhafte Familienleben - Sam Steiger war mit seinen leiblichen Eltern nur 8 Jahre beisammen und auch in dieser kurzen Zeit wurde nur wenig kommuniziert - das große sexuelle Verlangen des unbedarften 20-Jährigen und die Aussicht auf hausfrauliche Versorgung ließen ihn mit einer kurzen Unterbrechung 4 Jahre bei dieser Frau bleiben. Die wachsende Eifersucht der Frau und eine kleine Gunstbezeugung einer Gleichaltrigen ließen die ungleiche Beziehung dann aber zerbrechen.

War die Macho-Phase jetzt vorbei ? Mitnichten. Schon im Teenageralter freundete er sich mit dem Dichter Christian Morgenstern an, der sehr viel für Menschen in der Pubertätsphase schrieb. Pubertät in diesem etwas weiter definiert - nämlich als Erwachen aller Triebe, nicht nur des Geschlechtstriebes. Bei näherem Studium der Biografie Morgensterns war zu erkennen, dass er unter dem Einfluss Friedrich Nietzsches stand, beziehungsweise auf ihn - zumindest teilweise - aufbaute. So schrieb Nietzsche bekanntlich: "In jedem Manne ist ein Kind verborgen, das will spielen." Morgenstern verfeinerte den Gedanken, nahm ihm das spezifisch Männliche und schrieb: "In jedem Menschen ist ein Kind verborgen, etc." Nach Sam Steigers zwei Niederlagen in Bezug auf Frauen - und die Reife besaß er, dass er diese zerbrochenen Beziehungen als Niederlage auffasste - wurde Sam Steiger aber schon anfällig für die Philosophie Nietzsches, die da unter anderem lautete: "Alle Schlechte kommt vom Weibe". Später, als Sam erfuhr, dass Nietzsche in geistiger Umnachtung starb, konnte er sich wieder von ihm lösen. Nietzsche zerbrach wahrscheinlich an dem Umstand, dass er natürlich erkennen musste, dass auch er aus einem "Weibe" geboren wurde. Weil für Sam Steiger schon wichtig ist, wie ein Mensch endet, und weil er inzwischen sehr wohl auch positive Seiten an diversen Frauen erkannt hat, meidet er die Lektüre Nietzsches.

Ist jetzt Sam Steiger noch ein Macho oder ist er zum Manne gereift? Diese Frage richtet sich natürlich vor allem an Frauen.
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

Ist jetzt Sam Steiger noch ein Macho oder ist er zum Manne gereift?
mein Eindruck ist, daß Sam Steiger immer noch ein Macho ist. Hat er mal einmal nur an seine Freundinnen gedacht? wie sie sich fühlen? Er nimmt sich was er will und geht dabei mit dem Kopf durch die Wand! Er ist sehr ungeduldig und den Frauen gegenüber herzlos. Meine Vermutung ist daß sehr viele Frauen auf Machos stehen- und so wird ein Sam Steiger immer wieder fette Beute machen, zumal er auch noch gutaussehend zu sein scheint.
Ich denke ein Mann ist ein Mann und kein Macho mehr wenn er etwas "weicher" wird- auch mit den Frauen. Ist dann aber die Frage, ob Frauen soetwas überhaupt wollen? Ein Sam Steiger dann noch Chancen hat bei den Frauen?
Gruß Muckel
(:danke:)
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

. . . . zumal er auch noch gutaussehend zu sein scheint.
Er sieht durchschnittlich aus und ist auch nur durchschnittlich vermögend.

Ich denke ein Mann ist ein Mann und kein Macho mehr wenn er etwas "weicher" wird- auch mit den Frauen.
Finde ich auch; ein Mann ist auch ein Mann, wenn er gewaltsame Wege zur Durchsetzung seiner Ziele vermeidet. Auch das Alkohol-Trinken oder das Gifteln macht keinen Mann. Auch das Bundesheer nicht. Das Bundesheer macht höchstens Soldaten; die können dann Männer sein, oft bleiben sie aber Flegel (was ich mit Macho gleichsetze).

Ist dann aber die Frage, ob Frauen soetwas überhaupt wollen? Ein Sam Steiger dann noch Chancen hat bei den Frauen?
Leider hört man noch immer: "Der kann sich ja nicht durchsetzen" oder "Der trinkt kein Bier, das ist doch kein Mann" oder "Ein Mann nimmt jede Gelegenheit für ein Sex-Erlebnis wahr, egal ob er in einer Beziehung lebt oder nicht".
Gerade im Verhältnis zwischen Mann und Frau bzw. im Verhalten zum anderen Geschlecht beginnt aber meines Erachtens der soziale Friede. In der Schule, in einem Sportverein, auf dem Arbeitsplatz, in der Gemeinde, im Bezirk oder Kreis, im Bundesland, im Staat, im Staatenbund und schließlich und endlich auf der ganzen Welt.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

"Ein Mann nimmt jede Gelegenheit für ein Sex-Erlebnis wahr, egal ob er in einer Beziehung lebt oder nicht".
ist das denn nicht so?
ich dachte immer Männer können Liebe und Sex trennen und wenn sie mal Nein zu so einer Gelegenheit sagen würden dann nur damit sie ihre Partnerin nicht verletzen.
Gruß Muckel
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

ist das denn nicht so?
ich dachte immer Männer können Liebe und Sex trennen und wenn sie mal Nein zu so einer Gelegenheit sagen würden dann nur damit sie ihre Partnerin nicht verletzen.
Gruß Muckel
Bei mir nicht, Muckel, ich bin monogam und das nicht nur in der Ehe. Geht eine nichteheliche Beziehung in die Binsen, machen erwachsene Menschen einen sauberen Schnitt. Nicht, dass ich nie eine andere Frau ansehe, eine (sexuelle) Beziehung habe ich aber immer nur zu einer. Ich kenne auch einige Männer, von denen ich das auch fest glaube.

Das hat doch nichts damit zu tun, dass man Liebe und Sex trennen kann; das sind zwei verschiedene Dinge. Liebe kann aber mit Sex beginnen und umgekehrt. Der eine ist eben eher triebhaft, der andere eher gefühlvoll, beim Dritten ist das Gefühls- und Triebleben gleich stark, egal jetzt, ob Männlein oder Weiblein.

Was schadet es, wenn man "nur" aus dem Grund nicht "auf die Seite" haut, weil man seinem Partner nicht wehtun will ? Muss man immer mehrere Gründe haben, ein anständiges Leben zu führen ?

Chronische Nymphoman(inn)en sollen wenigstens die Mindestmoral aufbringen, dies vor Beginn einer sexuellen Beziehung mitzuteilen.

Ich hörte auch schon von liberalen Beziehungen, wo jeder Seitensprünge des anderen akzeptierte. Ich persönlich glaube nicht, dass es niemandem weh tut, wenn aber beide die gleiche Einstellung haben und keinem dritten wehtun, sollen sie ihr Karnickel-Leben eben führen.

Mit dem Sexualverhalten allein ist aber das Machotum noch nicht definiert. Ein (männlicher oder weiblicher) Macho bildet sich vor allem ein, dass sein Geschlecht das einzig gute und nützliche ist.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

Hallo Zeili,
was Du schreibst klingt männlich (und vernünftig, mir sympathisch), ein Macho würde sicherlich ganz anders denken.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir
liebe Grüße Muckel
 
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AW: Der Macho auf dem Weg zum Manne

An alle:

Wie ????????

Von 1700 Usern sind es nur Muckel und ich, die eine Macho-Phase erlebten bzw. erleben ? Sonst lauter
Kinder,
Mütter,
Männer und
Vatergestalten ?​
:ironie::ironie::ironie:

Welche Ehre und Freude gleichzeitig, unter Euch zu weilen !

:ironie::ironie::ironie:

meint Zeili
 
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