Unterm Baum
Es war ein Kirschbaum. Ab und zu fiel eine der vielen, weißen Blüten sacht herab und schwang im Hellblau hin und her. Ich beobachtete alle, die sich in meinem Sichtfeld bewegten und lächelte sie stets unverblümt an. Wolken ziehen vorbei, erinnern an Teletubbies. Ich war hierher gekommen, um zu entspannen und loszulassen, mich zu befreien von Stress und Unruhe, um die Unschuld eines in voller Blüte stehenden Kirschbaums und leise kitzelnde Grashalme zu riechen, und, um allein zu sein - Natur pur genießen.
Lag in Jeans und T-Shirt lang auf der Wiese und befühlte die warme Rinde. Duft in meinen Ohren. Meine Schuhe anderswo. Die Augen schließend beobachtete ich meinen nun real gewordenen Traumort erneut. Zuerst atmete ich das alltagsflüchtige, aber ansonsten bereits von der frischen Brise olfaktorisch absorbierte, Ich, dann das Gras unter und neben mir, die Erde, das Zusammenspiel der vielen Grüntöne und schlichte, sowie farbenfrohe Insekten darin erahnen lassendes Braun. Ich öffnete die Augen wieder, wählte einen Grashalm, zog ihn vorsichtig aus dem ihn umschließenden Blatt, betrachtete kurz das zum Vorschein gekommene Ende und begann, daran zu kauen. Dumpf und belebend schallte angenehm, unbestimmte Kindheitserinnerungen weckend, der Geruch von frisch gemähtem Gras zu mir, übertönte die Rinde meines Baumes, seine Äste, Zweige und Blätter, mengte sich aufdringlich deckend zwischen mich und die Blüten. Der Himmel über mir. Und einschläfernd strahlte die stille Sonne mich an.