das brauchst du nicht, er weiß es schon, er ist ein guter Freund von mir.
Wie mir scheint, hat hier noch kaum jemand Erfahrung damit, was Demenz im Alltag bedeutet. Es ist für die Betroffenen scheinbar halb so schlimm, für das Umfeld aber ein kantiger Prüfstein. Es ist eine Aufgabe, der kaum jemand gewachsen ist, allenfalls vergleichbar mit der Erziehung eines Kinds. Während dieses im Normalfall selbständiger wird und man davon ausgehen kann, dass es dazu lernt und vernünftiger wird, verhält es sich mit einer Persönlichkeit in Auflösung umgekehrt. Zwischen den ersten Anzeichen und dem Tod können fast 20 Jahre vergehen. Handelt es sich dabei um die eigenen Eltern, resultiert daraus ein übler Cocktail aus Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Helfenwollen und Überforderung. Allein die Aufgabe, ansehen zu müssen, was aus dem einstigen Vorbild, der Person, die einem selbst Schutz und Sicherheit gab, geworden ist, erfordert viel eigene Kraft und Souveränität. Beides ist sehr oft nicht vorhanden, denn kaum jemand hat wirklich Zeit und Kraft übrig, wenn er seinen eigenen Alltag bewältigen will. Hinzu kommt, dass auch die Anerkennung des Kinds als gleichwertigen Partner nicht ansatzweise vollzogen wurde. Oft verharren beide noch immer in ihrer Eltern/Kind-Rolle, wenn der Junior bereits im Rentenalter ist - eine ganz üble Voraussetzung für die Übernahme der Pflege, denn ein bockiger Pflegling, der sich für wichtig und schlauer hält, ist eine Zumutung erster Güte. Genau das erwartet die Gesellschaft, bzw. der Staat aber von der Jugend: "Pflege selbst oder bleche für profesionelle Versorgung enorme Summen, sonst kriegst du es mit dem Sozilamt zu tun". Das ist staatliche Nötigung, verkauft als Sozialleistung.
Zusatzinfo für die inhaltlich uninteressierten Krawallnudeln: Es ist eigentlich nicht Aufgabe des Staates, für die Pflege aufzukommen, aber wenn er will, dass mit Pflegediensten richtig Kohle gemacht werden soll, dann muss er halt leider einspringen für die armen Schlucker, die keine 2000€ im Monat auf Rente und Pflegeversicherungsleistung der Mama drauflegen können. Ich selbst habe dieses Problem nicht, denn ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Weder ist meine Mutter dement, noch hätte ich ein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen. Auch bin ich fähig, mich in die Welt Anderer hinein zu versetzen. Aber ich halte es für ein Riesenproblem, denn die Anzahl der betroffenen Leute wächst derzeit gewaltig.