• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

...dass diese Furcht zu irren...

Nachteule schrieb:
Deine Bemerkung stimmt nachdenklich, ich fasse sie so auf, dass darin eine Art „Selbstkritik“ enthalten ist. Ich denke, Du meinst, dass die Vorstellung „nicht“ zu irren, zu einer Art Größenwahn bzw. Selbstüberschätzung führen kann, dass man so in etwa die „Weisheit für sich selbst gepachtet hat“ - Irrtum ausgeschlossen.
Das war die Intention Deiner Frage - oder „irre“ ich mich ?

Das ist eine sehr interessante Interpretation, aber ich meinte es "nur" genau so, wie es Marianne aufgefasst hat: Eine Meinung/eine Ueberzeugung, die ich für richtig halte und gleichzeitig hoffe, ich irre mich (=sie möge nie eintreten).

Aus deiner Interpretation ergäbe sich die Frage, ob jemand, der sich überschätzt, sich überhaupt einen solchen Gedanken, den Luxus der Angst (der ja von Unsicherheit zeugen würde) erlaubt, wenn doch "Irrtum ausgeschlossen".

@ Marianne
Tschuldigung, war keine Absicht, aber ich schrieb auf, was mir beim Lesen spontan durch den Kopf ging, es öffnen sich immer so viele Fenster, die ich nicht zuschlagen mag und auch sehe ich oft nicht ein, dass es gleich einen neuen Thread bräuchte. Irren ist menschlich ;).

Ausgesprochen schön finde ich: "Irrtum ist fehlgeleitete Hoffnung", aber wie so oft, weiss ich wieder mal nicht, von wem es ist (aber bestimmt nicht von Goethe!).

Ein schönes WE allen :winken1:
 
Werbung:
Keine Furcht zu irren

Nachteule schrieb:
Hallo Nachteule, willkommen !

Auch ich halte den Spruch
„...dass diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist"
für richtig, aus denselben Gründen, wie sie schon genannt wurden.

>coeur froid:
Weiterhin könnte man derartige Aussagen auch kommunikationsanalytisch auffassen: "Wer schweigt spricht" ("Man kann nicht..."). Somit würden wir semiotische Bezüge auf "Welt" übertragen und jede mögliche und unterlassene Interaktion / Reaktion als eben solche auffassen (quasi mit negativem Vorzeichen).
Wie fasst Du diese Worte jetzt auf ?

>céline:
Ihr habt ja alle recht, aber habt ihr nicht auch manchmal Angst, ihr könntet euch nicht irren? Ich schon!
Ich habe oft Angst, dass Befürchtungen zutreffen.

Viele Grüße
perzi
 
Furcht zu irren/Furcht nicht zu irren

Hallo Helga,

Ich finde, man kann das Zitat in zwei Wiesen auffassen, du hier auch schon angeklungen sind, daher ist dies vielleicht nur eine Zusammenfassung.

Die erste ist, dass man entweder nicht weiter denkt oder das Denken nicht kommuniziert, aus Angst, man könnte sich blamieren.

Das zweite, etwas subtiler, korreliert mit Célines Gedanken. Und dann ist es auch egal, ob man sich irrt oder nicht irrt:
Wenn man nämlich einen Gedanken verfolgt, der ganz offensichtlich und logisch sich vor einem ausbreitet, der aber im Allgemeinen tabuisiert wird. Und dieses Tabu ist so stark, das es schon ganz verinnerlicht wird und es daher Sanktionen von außen gar nicht mehr braucht.
Das könnten Gedanken, sein, wie Marianne sie formuliert hat.
Aber auch allgemeinere wie:
Das hier ist alles Lüge.
Es gibt keine allgemeine Moral.
Verbrechen lohnt sich doch.
Mir ist nichts vorbestimmt.
Erst das Fressen, dann die Moral.
Es gibt keinen Gott.
Es gibt keinen aufgeklärten Menschen.
Ich profitiere vom Elend der Welt.
Usw.

Solche Gedanken können Angst erzeugen, Recht zu behalten; aber diese Angst kann auch hemmen, noch einen weiteren Denkschritt darüber hinauszugehen und vielleicht doch noch zu einer Erkenntnis zu gelangen, die dahinter steckt.

Na ja. Aber das wichtigste ist doch, dass sich hier zwei Frischlinge zu Wort gemeldet haben und daher auch von mir ein herzliches Willkommen. :winken1:
 
@ Celine
.... war keine Absicht, aber ich schrieb auf, was mir beim Lesen spontan in den Kopf ging ....
.
Mir scheint, Du hast meine Worte in den falschen Hals bekommen. ich meinte es durchaus anerkennend. Die Umkehrung eines Gedankens, die Negierung einer These bringt meines Erachtens immer neue Aspekte in eine Diskussion.




@ alle


Angeregt durch diese Diskussion habe ich mir das Buch

Karl.R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen: über Erkenntnis,Geschichte und Politik München, Piper, 1994


Habe schon reingeschnüffelt - sehr interessant - auch durchaus für uns Nichtphilosophen verständlich.

werde es auf die große Herbstfahrt mitnehmen - vielleicht fällt mal ein Thread daraus ab


Marianne
 
Werbung:
Hallo,
nachdem ich grade die Buch-Tipp-Verkündigung gelesen habe, kommt mir die Idee, auf ein Buch in meinem Regal hinzuweisen, dass sich ebenfalls mit Irrtümern befasst:

„Lexikon der populären Sprachirrtümer“ - Walter Krämer, Wolfgang Sauer.

Es werden Missverständnisse, Denkfehler und Vorurteile von Altbier bis Zyniker auf unterhaltsame Weise aufgedeckt. Soll ich mal eine kleine Kostprobe geben?

Annahme: „windschief“ bedeutet „schief durch Wind“.
Irrtum: Ein windschiefer Baum ist nicht schief vom Wind, er hat seinen Namen von „winden“ im Sinn von „drehen“. Ein verdreht gewachsenes Holz ist gewunden und wurde deshalb windschief genannt, später hat man das auch auf andere Gegenstände übertragen.


Hm, das war ein kurzes Beispiel, also noch eines ? :)

Annahme: „hänseln“ kommt von Hans. Irrtum!
Man könnte es meinen, wenn man an „Hanswurst“ denkt: jemanden zum Hanswurst machen.
In Wahrheit war „hänseln“ früher so etwas wie heute die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes: jemanden mit allen Ehren in die Hanse aufnehmen. Mit dem Verfall der Hanse verfiel auch das Prestige des Hänselns, bis man eines Tages bei „hänseln“ tatsächlich nur noch an den Hanswurst dachte.


Ok, das war ein kleiner Einblick, hoffentlich nicht ganz uninteressant.
Gruß Nachteule
 
Zurück
Oben