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Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Weisheitsbuch

das i ging kann sehr gut als weisheitsbuch gesehen werden, weniger als orakelbuch
laotse meint mit nichthandeln das nichteingreifen, nichtwidersetzen. es fordert nicht zum nichtstun auf sondern zum handeln

IM EINKLANG MIT DEM LAUF DER DINGE
 
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Wie kann man eigentlich dieses Nichthandeln mit unseren "Philosophien" von der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit in Verbindung bringen?


Viele Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
Wie kann man eigentlich dieses Nichthandeln mit unseren "Philosophien" von der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit in Verbindung bringen?


Viele Grüße
Bernd

Nicht-Handeln (Wu Wei) bedeutet ja nicht, nur zu warten, sondern im Fluss des Lebens zu handeln.
Nicht-Handeln ist damit gerade die Chance, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Denn eine spontane Reaktion auf die Anforderungen, die von außen kommen, entspringt meinem innersten Kern, dort wo ich intuitiv weiß, was in diesem Moment das "Richtige" ist. Das kann ja nur subjektiv - also meiner persönlichen Haltung entsprechend - sein.
Beim Nicht-Handeln fällt somit das weg, was uns oft so sehr belastet und ermüdet: Das Überlegen, welche Handlung zum richtigen Ergebnis führen wird - als ob wir das wirklich wissen könnten;
Das Nachdenken, was denn die anderen davon halten würden - als ob wir das abschätzen könnten;
Das Abwiegen, welche Entscheidung wir mit unserem Gewissen vereinbaren können - als ob wir wüssten, was für die Gesamtheit gut ist!

Entfaltung der Persönlichkeit in Übereinstimmung mit dem großen Ganzen, dazu ermächtigt uns Nicht-Handeln im Sinne Lao Tses.

herzlich
lilith
 
Dankeschön soweit lilith51.

Was ich persönlich eine schöne Beschreibung finde, ist, wie er meint, indem man sein Selbst auf die „ganze Welt“ ausdehnt, sie „anvertraut zu bekommen“ , also in seinem Sinne, wieder nicht sie zu besitzen, sondern sie liebevoll und schlicht zu hegen und zu pflegen. Das ist ein Bild, was zwar unserer Psychologie vom Abgrenzen widerspricht, dem ich aber da, wo ein Mensch sein Selbst schon stellenweise eine Weile freilegen konnte und es erschnüffeln, doch wieder sinnvolles abgewinnen kann. Dieses Ausdehnen ist eine schön vorstellbare Idee, finde ich... ohne es zu merken, bröckeln dabei die ganzen Dualitäts-sichtweisen. Irgendwie vermute ich aber, dass man damit nichts übereilen sollte, schon garnicht sich so was überzustülpen, weil man Gefahr läuft, sich sein eigenes Leben buchstäblich „zu nehmen“.

Wenn man dem folgt, könnte man vermuten, dass er meint, dass wenn wir uns unserer Erwachsenen-und ElternICH-Anteile entledigen und ausschließlich weiter zum Kindheits-ICH vordringen und dabei den inzwischen (hoffentlich) weiter gewachsenen Verstand nur als „Helfer“ dieses Kindes einsetzen, dass dann ein Kind entsteht, was seine Vergangenheit fühlt, um seine Fähigkeiten und Wirklichkeiten weiß und was weit weniger hilflos ist, als damals. Ich finde interessant, dass östliche Religionen den Verstand nicht als „Hauptsache“ sondern nur als weiteren Sinn (Sinnes-„organ“) ansehen. Das geht ungefähr in die gleiche Richtung.

Heißt das eigentlich wu we oder wu wei? :dontknow:

Viele Grüße
Bernd (der jetzt die Bettdecke hochzieht)
 
Lieber Bernd!
Hier ist noch ein link zum Thema wu wei

Das Schöne daran ist, dass ich auch an mir selbst in dieser Haltung des "geringsten Widerstandes" handle. Ich setze das bewusst unter Anführungszeichen, weil es für unser westliches Verständnis eher eine negative Bedeutung hat. Wer den Weg des geringsten Widerstandes geht, ist hier ein Feigling und ein Drückeberger. Aus der Sicht der östlichen Weisheit ist es gewaltloses Handeln im Fluss des Lebens.

Das bedeutet auch, mich nicht selbst zu etwas zu zwingen.

herzlich
lilith
 
Wu Wei

Hallo Zusammen,

mit Wu Wei kann nicht Disziplinlosigkeit gemeint sein. Das erkennt man an vielen Stellen im Taoteking, die von Tugend und Selbstlosigkeit sprechen. Ich würde Wu Wei so erklären:

Alle Dinge verlaufen in Bahnen des Schicksales. Viele Dinge geschehen, weil sie so vorherbestimmt sind. Doch ein tugendhafter Mensch vermag sein Schicksal zu ändern, die vorbestimmte Bahn zu verlassen und einen anderen Kurs zu nehmen. Das verlangt viel Kraft und Selbstüberwindung, eine bewusste Handlung. So kann die Harmonie zum Universum wieder hergestellt werden, wenn man auf eine "schiefe Bahn" geraten ist.
Für den weisen Menschen jedoch existieren die Grenzen des Schicksales nicht mehr, er überwindet sie ohne Wiederstand, weil er mit dem Tao verschmolzen ist. Das ist Wu Wei oder zu deutsch nicht-handeln.

beste Grüße
Jing
 
Meine Empfehlung

Ich empfehle ihnen "Asiatische Philosophie - Indien und China".
Man finet darin die Chinesischen Pilosophien sehr schön nach zeit und schulen geordnet.

Vorhin schrieb jemand, die schrifften von konfuzius (kongzi),
es gibt keine schriften von konfuzius, sie sind nachtäglich von seinen schülern verfasst, es bildeten sich auch unter ihnen verschiedene schulen.

übrigens:
Wu Wei heiß auf chinesich nicht "nicht handel" sondern wu das zeichen für "nicht" und wei für "eingreifen".
 
Jing6 schrieb:
Für den weisen Menschen jedoch existieren die Grenzen des Schicksales nicht mehr, er überwindet sie ohne Wiederstand, weil er mit dem Tao verschmolzen ist. Das ist Wu Wei oder zu deutsch nicht-handeln.

beste Grüße
Jing


Meine absolute Zustimmung
 
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lilith51 schrieb:
Wer den Weg des geringsten Widerstandes geht, ist hier ein Feigling und ein Drückeberger. Aus der Sicht der östlichen Weisheit ist es gewaltloses Handeln im Fluss des Lebens.

Das bedeutet auch, mich nicht selbst zu etwas zu zwingen.

herzlich
lilith


Liebe Lilith,

sobald jemand einen anderen Weg geht und diesen auch offen erkennen lässt, erfährt er Ablehnung oder wird beschimpft und beleidigt. Doch es ist nicht wirklich wichtig, was andere Menschen davon halten. Sie haben weder meine Erfahrung gemacht noch meine Kenntnisse und ich kann nicht erwarten, dass sie mich verstehen. Erwarten kann ich aber sehr wohl Achtung und Respekt im Gespräch mit mir.

Ich finde deinen Weg hochinteressant und möchte gerne mehr darüber erfahren.

Liebe Grüße!
 
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