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Bundeskanzlerin

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Nachdenken über die Regierungserklärung der ersten Bundeskanzlerin Deutschlands

Gleich am Anfang meine persönliche Meinung, ja eher Empfindung, angesichts der neuen Regierung und im Besonderen: der Bundeskanzlerin.

Ich denke, es geht mir wie den meisten in Deutschland: ich bin sehr angenehm überrascht und auch neugierig auf die weitere Entwicklung dieser Frau, die uns schon jetzt einige uns unbekannte Seiten ihrer Persönlichkeit zeigt.
Und ihre Regierungserklärung hat wieder einiges, für mich unerwartetes, offenbart. So wirkte ihr wiederholtes "wer hätte gedacht, dass..." - auf mich sehr erfrischend. Sie gesteht also, dass sie selber auch überrascht war und ist. Und so bekommt ihre Regierungserklärung auch eine angenehm wirkende persönliche Note, denn sie teilt uns mit wie auf sie die geschichtlichen Ereignisse gewirkt haben - und spricht so den Fall der Mauer an, um uns noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass dies eigentlich das wichtigste und positivste Ereignis der jüngsten Geschichte gewesen ist.
Auf der gekonntesten Weise verknüpft sie so Persönliches mit Allgemeingültigem.
Dass sie daraus schlußfolgert wie viele Möglichkeiten noch in der weiteren Entwicklung stecken, ist für mich persönlich eine sehr feminine Denkweise - unsere männlichen Forumschreiber mögen mir verzeihen, dass ich diese optimistische Sichtweise eher den Frauen zuordne.

Nicht das dümmlich-plakative "Du bist Deutschland" kann in diesem Land Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verbreiten und ein Aufruf zum Mitwirken sein, sondern diese Akzente der Regierungserklärung.

Doch Angela Merkel hat in ihrer Rede nicht verschwiegen, dass auch manche schmerzhafte Einschnitte auf uns zukommen. Aber man konnte ihr zustimmen, denn dies ist ein notwendiger Teil der Gesundung dieses Staates - und das hat sie einfach und sehr logisch dargestellt.

Ihre Dankesworte an Gerhard Schröder waren auch sehr gut formuliert.
Und, dass sie dann Willy Brands Worte "mehr Demokratie wagen" verwandelt in eine aktuelle Aufforderung zum Wagnis, also in „mehr Freiheit wagen“, war im vielfachem Sinne klug: denn sie knüpft an den Worten eines Bundeskanzlers den seinerzeit die SPD stelle an, und aktualisiert diesen Satz.

Ausserdem waren gestern manche Nuancen des Umgangs zwischen Rot und Schwarz, sehr erfrischend. So auch die Bemerkung von Peter Struck, dass er sich noch gewöhnen muss an die neue Rolle: der Angela Merkel Beifall zu klatschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleich teilen nicht alle meine Gefühle, aber ich möchte Deutschland gratulieren:
zur Bundeskanzlerin.

Hi Gaius,

ich teile Deine gefühle und ich schließe mich der Gratulation an.

Wer im thread
"Politreime zum Wahlkampf"
mein Loblied auf Angie gelesen hat, wird wissen, daß ich mir auch eine
"Angie plus"
vorstellen kann, aber naja, welcher Politiker ist schon vollkommen, selbst eine Frau aus dem Osten nicht. . .

gruß von Claus
 
Claus schrieb:
Wer im thread
"Politreime zum Wahlkampf"
mein Loblied auf Angie gelesen hat, wird wissen, daß ich mir auch eine
"Angie plus"
vorstellen kann...

Und wer meine Reime im selbigen Thread gelesen hat, wird bemerken, dass ich durchaus fähig bin meine Meinung zu ändern und auch zu dieser Änderung stehen kann.
 
richtig, Miriam.
nicht Starrsinn ist ein Merkmal von Charakterfestigkeit, sondern die Fähigkeit, andere Ansichten und eigene Einsichten in sein Weltbild zu integrieren.

Gruß von Claus
 
Schön' guten abend,

Zitat von Miriam
Ich denke, es geht mir wie den meisten in Deutschland: ich bin sehr angenehm überrascht und auch neugierig auf die weitere Entwicklung dieser Frau, die uns schon jetzt einige uns unbekannte Seiten ihrer Persönlichkeit zeigt.

Jap, Angela Merkel verkauft sich bisher unerwartet gut in einer von hauptsächlich Männern dominierten Politik! Nun ist ihr aber mit der Großen Koalition auch ein "schwerer Brocken" von den Schultern genommen:

1. Keine andauernden Kritiken der (sozialdemokratischen) Opposition, weil diese ja selbst mit an der Regierung beteiligt ist, und

2. damit auch gleichzeitig einen großen Teil an Mitverantwortung trägt!

Natürlich, sie wirkt gelöst, endlich ist der Bundestagswahlkampf vorbei, und sie hat es geschafft, als erste Bundeskanzlerin Deutschlands Geschichte zu schreiben. Persönlich erstaunt mich am allermeisten, wie viel Symphatien ihr innerhalb der Politik entgegengebracht werden! Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, in einem entspannten Klima lässt es sich wahrscheinlich besser regieren.

Zitat von Miriam
Doch Angela Merkel hat in ihrer Rede nicht verschwiegen, dass auch manche schmerzhafte Einschnitte auf uns zukommen. Aber man konnte ihr zustimmen, denn dies ist ein notwendiger Teil der Gesundung dieses Staates - und das hat sie einfach und sehr logisch dargestellt.

Nun ist die CDU/CSU Union ja nicht gerade bekannt für ihre Politik der kleinen Leute und genau deshalb muss ich hier Kritik ansetzen! Einschnitte sind bei 1,4 Billionen Euro Schulden eine logische Notwendigkeit; das Vorgehen der Großen Koalition jedoch eine kleine Dreistigkeit. Das Arbeitslosengeld II (Hartz IV) wird gekürzt, die Rentner erleben das vierte Jahr hintereinander eine NullRunde und die Pendlerpauschale (die vor allem Personen in den Neuen Bundesländern zu Gute kommt) wird eingeschränkt. Im Gegensatz dazu werden die Steuern der Unternehmen gesenkt, die gegenwärtig, auf Grund unglaublicher Abschreibungsmöglichen, praktisch überhaupt keine Steuern in Deutschland bezahlen!

Im Eigentlichen stehen sich in der Wirtschaftspolitik zwei Wirtschaftssysteme gegenüber:

1. die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik und

2. die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik!

Irritierenderweise hat die rot-grüne Regierung in den vergangenen sieben Jahren auf die sogenannte neoliberale Wirtschaftspolitik (ein eigentlich konservatives Modell) gesetzt, d.h. den Unternehmen wurde praktisch ein Paradies in Deutschland geschaffen: Neue Fabriken wurden durch Zuschüße (in Höhe von Milliarden Euro) subventioniert, Unternehmenssteuern weiter gesenkt, immer mehr Abrscheibungsmöglichkeiten eingeführt und der Kündigungsschutz gelockert.
Ziel war es, den Umsatz bzw. den Gewinn der Unternehmen drastisch zu erhöhen, die dadurch mehr Kapital investieren und neue Arbeiter einstellen sollten!

Das Ergebniss: Einigen Unternehmen konnten ihren Gewinn stark steigern, gaben aber paradoxer Weise im selben Atemzug die Entlassung von mehreren Tausen Angestellten bekannt. Als unglaublichstes Beispiel gilt Siemens, dass im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von sage und schreibe 3,4 MILLIARDEN Euro erwirtschaftete, am Tag dieser Verkündigung aber den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen verkündete.

Man muss ja nun zugeben, dass dieses Verhalten niemand voraussagen konnte, aber weiterhin an diesem Wirschaftsmodel festzuhalten (und das tut die Große Koalition) ist m.E. falsch!

Ach ja, zum Abschluss hab ich noch ein kleines Zitat herausgesucht, dessen Aussage man sich mal auf der Zunge zergehen lassen sollte:

"Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit."
Angela Merkel, 16.06.05

Mfg Patrice :jump1:
 
Hossa, wenn man Frau Merkel schon zitiert -

Patrice schrieb:
"Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit."
Angela Merkel, 16.06.05

- dann aber bitte im Zusammenhang:
Politik ohne Angst. Politik mit Mut - das ist heute erneut gefragt. Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Unsere Werte müssen sich auch im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten. Und wenn sie sich behaupten sollen, dann müssen wir bereit sein, die Weichen richtig zu stellen. Auch da sind wieder Widerstände zu überwinden. Es sind wieder Prioritäten zu setzen.
Ich glaube, das spricht für sich.

Gruß, euer Gaius
 
wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie ... Unsere Werte müssen sich auch im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten.

da unsere Werte laut Zitat keine demokratischen Werte sind,
stellt sich die Frage,
welche Werte gemeint sind
(und welches für Frau Merkel die typisch demokratischen Werte sind)
 
scilla schrieb:
stellt sich die Frage,
welche Werte gemeint sind
Es geht Frau Merkel wohl schlicht darum, darauf hinzuweisen, daß wir die Werte unserer Demokratie und der damit assoziierten sozialen Marktwirtschaft nicht als ewig gegeben, sondern als verteidigenswert betrachten sollten.
 
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Es geht Frau Merkel wohl schlicht darum, darauf hinzuweisen, daß wir die Werte unserer Demokratie und der damit assoziierten sozialen Marktwirtschaft nicht als ewig gegeben, sondern als verteidigenswert betrachten sollten.

welches Ausland sollte den Deutschen die Demokratie wegnehmen wollen?

nein, nein.
das hat sich Frau Merkel selbst vorgenommen

die CDU will eine konstitutionelle Monarchie errichten,
in der die Armen beim Großgrundbesitzer bzw. beim Industriemagnaten auf Lebenszeit angestellt sind
 
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