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Asexualität - zur Diskussion

Muzmuz, "deine" Gründe finde ich sehr gut und absolut plausibel. Ein zusätzlicher könnte noch sein: Es ist ja schon schwierig genug, als Hetero-, Bi- usw. einen wirklich "passenden" Partner zu finden. Um wieviel schwieriger muss es für Asexuelle sein. Ich könnte mir nämlich sehr gut vorstellen, dass die meisten Asexuellen den gleichen Partnerwunsch haben wie wir, nur eben unter anderen Bedingungen. Da kann ja nur das Outen und sich organisieren Abhilfe schaffen.
Aufgeklärte Menschen würden Asexuelle kaum herabwürdigen, zum Sanktionieren besteht schon gar kein Anlass. Warum sollte man also seine Asexualität sonst verteidigen müssen als aus den von Muzmuz aufgeführten Gründen? Aendern kann man sie ja m.M.n. nicht, handelt es sich doch ganz offensichtlich um eine spezielle Art der Sexualität. Mit welchen Mitteln und Erfolg z.B. die kath. Kirche die Homosexuellen umerziehen versuchte, wissen wir doch alle. Dem Sexualforscher würde ich aber doch gerne widersprechen. Das Ende des sexualisierten Zeitalters läuten kaum die Asexuellen ein. Die mögliche Verdrossenheit (ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein) über die Sexualisierung und die, von Marianne genannten "Ansprüche" machen doch aus uns keine Asexuelle. Ich sehe da eher den Weg zurück Richtung Tabuisierung. Natürlich nicht in die alte Form, habe da noch keine so konkrete Vorstellung, hatte aber diesen Gedanken schon als die Diskussion "Obszönität in der Kunst" lief: wenn alle Tabus gebrochen sind und nur noch ein paar Normen stehen, gibt es noch einen anderen Weg als etwas zurück?
Ich kann da nur auf mich "zurückgreifen": noch nie interessierte ich mich wirklich für fremde Sexualität, ist das Egoismus, Scham oder einfach nur normal? Schmuddelhefte, -filme, Abbildungen usw. schrecken mich überhaupt nicht, aber sie lassen mich absolut kalt, vielleicht belustigen sie mich, was dann natürlich nur zum Unfug führt, oder wecken Mitleid, aber sexuell regt sich gar nichts, obwohl ich mich selbst als ausgesprochen sinnlich orientiert bezeichnen würde. Wenn sich ein ernsthaftes Gespräch über fremde Sexualität ergibt, führe ich es, aber suchen würde ich's ganz bestimmt nicht.
Warum also springen so viele Menschen auf diese billige "Sinnlichkeit" auf? Und gibt es auch für sie einen Wendepunkt?

Fühlt sich ein Asexueller in seiner Haut wohl und glücklich, wird er wahrscheinlich auch keinen Grund haben, sich zu outen oder "organisieren". Es macht doch nur dann Sinn, wenn er sich selbst noch nicht so akzeptieren kann oder das Gefühl hat, unter "Gleichgesinnten" besser aufgehoben zu sein.
Unglücklich können nur unbedachte Aeusserungen und Fragen der lieben Mitmenschen nach Heirat, Kindern usw. machen, wie Muzmuz sagt, aber diese verletzen gleichermassen auch die Heteros oder Homos...

Marianne, deine Bemerkung bez. der negativen Erfahrungen verstehe ich nicht. Warum sollte jemand darauf getrimmt werden müssen, den Partner gerne und ausgiebig zu berühren? Ist das nicht ein ganz normaler Wunsch zwischen zwei sich liebenden nicht asexuellen Menschen? Ich hatte zum Glück noch nie das Gefühl, in einem Leistungskurs zu stecken, aber auch keinen Anhänger der "rein-raus-fertig"-Methode (Tschuldigung) kennen gelernt, die Männer, die ich kenne/kannte *lol* sehen das alles andere als negativ. Ein lustvoller PartnerIn steigert doch nur den eigenen Lustgewinn. Dazu brauche ich doch keine Sex-Tante, keinen Psycho-Heuler, die Erfahrung mache ich lieber selbst mit einem Gleichgesinnten *loooool*. :autsch:
 
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@ Celine
Wahrscheinlich beziehst Du Dich auf folgende, durchaus spöttische Bemerkung von mir:

im Ernst:
Viele Frauen haben - auch in der Ehe - negative Erfahrungen mit der Sexualität gemacht - und viele Männer - auf Orgasmuszeitgleichheit mit der Partnerin und Streicheln gedrimmt, ebenfalls. Das alte Machobild ist nicht mehr angesagt - und das neue Softihaserl wird auch nicht angenommen.


Im Klartext - für Dich -.
Ich kenne Frauen, die ihr bettmäßiges Zusammensein mit dem Partner nur als Vergewaltigung empfinden.
Ich kenn Männer, denen vor lauter Angst, nicht zeitgleich mit ihrer Partnerin " zu kommen" sie vorher, dabei und nachher nicht genug gestreichelt zu haben, keine Libido mehr verspüren.

Die einen - die Frauen - haben, aus Gründen wie immer - keine Sensualität für die mitunter derberen Bedürfnisse ihres Partners entwickeln können. Die anderen, die Männer,- auch von manchen softies genannt, möchten diese erst gar nicht andenken . Beide erleben ihre Sexualität als Zwang.

Das alles ist zum Teil durch - ich wiederhole mich - zum Großteil durch Psychotanten oder ähnliche selbst ernannte Kompetenzler nicht zuletzt in der Regenbogenpresse nachzulesen.



Und es war ein von mir vermuteter Grund, dass solche Menschen in bekennender Asexualität eine Möglichkeit finden, ihr Verhalten zu rationalisieren - und so nicht weiter auf dem Gebiet tätig werden müssen, auf dem sie - ihrer Meinung nach, versagt haben.


Dass es Dir dabei besser geht, freut mich. Mir auch - nebenbei bemerkt.
Aber es geht ja hier irgendwie nicht um uns, sondern um das gesamtgesellschaftlich festzustellende Phänomen der bekennenden Asexualität.


Marianne
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Jetzt mal einfach so und aus dem Bauch heraus geschrieben:

Sexualität ist extrem wichtig, weil nur durch sie der Fortbestand der Menschheit garantiert ist. Super Erkenntnis:doof:
Aber ich denke einfach, dass seit dem Enttabuisieren der Sexualität in den 60ern durch Oswald Kolle, dem "make-peace-not-war-Denken" der Hippies, dem Propagieren der "freien Liebe", dem Slogan " wer 2x mit Derselben pennt, gehört schon zum Establishment", dem § 218 und der Pille, Sexualität einiges an Privatem, Natürlichem und damit Persönlichem einbüßen musste, aber auf der anderen Seite auch dazu gewann. Durch die Pille konnten die Frauen Sex endlich genauso unbesschwert genießen, wie es bislang nur Männern vorbehalten war.
Doch trotz Aufklärung spielt sich in den Schlafzimmern kaum Anderes ab, als es schon vorher der Fall war.
Männer kommen auf ihre Kosten, während Frauen dulden. Männer wissen, was ihre Frauen/Partnerinnen mögen und gehen darauf ein. Frauen fühlen (ich lasse bewusst das Wissen oder Denken aus dem Spiel*g*), was Männer mögen und lassen sich darauf ein.
Weder durch Aufklärung, noch durch Enttabuisierung lassen sich sexuelle Wünsche, Vorlieben oder Abneigungen katalogisieren. Dass Homosexualität nicht mehr als Abart gebrandmarkt wird, zeugt von enormem Fortschritt im Denken und in Sachen Toleranz. Ebenso, was das Bi- und Transsexuelle angeht.
Wer auf Sado-Maso steht,..........ok, wenns schön macht.........
Asexualität wird oft mit Frigidität und Impotenz auf eine Stufe gestellt, was dann wiederum als Krankheit oder therapiebedürftiges Verhalten gedeutet wird.
Was ist Schlimmes daran, bi-homo-hetero-trans oder a-sexuell zu sein???
Sexualität, in jeder Form, ist etwas Privates. Sie ist so privat und persönlich, wie der Stuhlgang. Öffentlich sollte Sexualität erst dann gemacht werden, wenn es der Gesellschaft schadet, sprich, bei Pädophilie oder Nekropihlie.
Jede andere Form der Sexualität sollte man für sich ausleben, bzw. akzeptieren.
Asexualität bedeutet doch nicht gleichzeitig, dass man gefühls- oder liebesunfähig ist. Vielleicht können Asexuelle ihre Liebe besser oder auf anderen Gebieten ausleben, als die, die dem Ganzen durch Sexualität ihren persönlichen Stempel aufdrücken wollen.
Keine Ahnung, aber wird der Sexualität nicht zuviel Aufmerksamkeit geschenkt, wo sie doch eine der wichtigsten Nebensachen der Welt ist?

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wobei Asexualität - wenn sie denn tatsächlich wirklich eine weitere Spielart neben den etablierten und anerkannten wie Hetero-, Bi- oder Homosexualität sein sollte (was zunächst schon mal absurd wäre, denn ein Asexueller kann ja genauso "bi" oder "homo", auch "trans" sein) - für mich weniger eindeutig ist.

Phasen des sexuellen Desinteresses - auch über mehrere Jahre, zum Beispiel nach schmerzhaften Beziehungserfahrungen, Trennungen, dem Erlebnis sexueller Gewalt u.a. - dürfte fast jeder einmal erlebt haben.

Wenn bei jemandem wirklich kein Geschlechtstrieb vorhanden ist - kein Thema. Aber sonst stelle ich mir die Selbstfindung bei der Asexualität relativ schwierig vor. Homosexualität z.B. manifestiert sich irgendwann, in der Regel zu Beginn der Pubertät, und zwar mit Macht - dem kann man gar nicht ausweichen, sofern man nicht erfolgreich verdrängt.

Wenn ich mich aber als asexuell einschätzte, müsste ich ja erstmal alle möglichen psychologischen traumatischen Ursachen ausschliessen, um mir da gänzlich sicher zu sein. Das heisst, dass einem da eine heftige und möglicherweise überdurchschnittlich schwierige Reise ins eigene Ich bevorsteht, der man durch eine vorschnelle Selbstidentifikation als "asexuell" auch aus dem Wege gehen kann.

Grüße, Gaius
 
Gaius, dass Asexualität jeden betreffen kann, egal, ober er hetero,-homo,-bi-oder transsexuell ist, das ist klar, und muss nicht extra erwähnt werden.
Aber dass jemand so fühlt wie er fühlt, bzw. wohin er sich orientiert, muss nicht unbedingt auf traumatische Früh- oder Jugenderlebnisse zurückzuführen sein. Wenn dem so wäre, dann wären die Heteros die Einzigen, zumindest nach dem heutigen Denken, die keinerlei Negativerlebnisse in der Kindheit, die sich auf die Sexualität auswirken könnten, erlebt hätten. Nonsens!
Da ich alle sexuellen Neigungen (Ausnahmen: Pädophilie und Nekrophilie) als normal ansehe, stehe ich auf dem Standpunkt, dass sie uns genauso zufällig gegeben sind, wie alle anderen Neigungen oder Aversionen.
Ich denke, dass man schwul ist, weil man immer schon schwul war. Genauso ist es mit dem Bi-, Hetero- und Transsexuellen.
Wobei ich nicht in Abrede stellen möchte, dass manche Negativerlebnisse zu einer, zumindest temporären, wenn nicht endgültigen Andersorientierung führen können.
Kinsey behauptete, dass Sexualität nichts Festgelegtes wäre, egal, welcher "Richtung" man angehöre. Wenn dann auch noch 90 - 95% der Bevölkerung in Wirklichkeit "bi" ist, lt. Kinsey, ist es doch nicht verwunderlich, dass so Viele Orientierungsschwierigkeiten haben.
Vielleicht ist es aber auch so, dass viele Menschen, die in heterosexuellen Partnerschaften leben (insbesonders die in festen, wie der Ehe), sich durch den Alltag, den Sorgen, der Normalität und Langeweile durch festgefahrene sexuelle Riten, so weit vom Partner entfernen, dass ihnen jedes Verlangen nach Sexualität, wie sie bisher praktiziert wurde, abhanden kommt, und sie zwangsläufig so etwas wie Asexualität spüren. Aber in diesem Fall wäre es nicht als wirkliche Asexualität zu werten, sondern eher als Lustlosigkeit oder Frust. Würde sich die Partnerschaft ändern, oder träfen sie Jemanden, der diesem Gewohnten widerspräche, könnte sich die Asexualität vielleicht wieder in eine ganz normale Sexualität wandeln. Aber während ich jetzt schreibe wird mir klar, dass diese Langeweile oder Frust auch Paare treffen kann, die in homosexuellen Beziehungen leben.
Ist denn Asexualität wirklich nur ein Produkt traumatischer Erlebnisse, der partnerschaftlichen Langeweile, oder vielleicht doch nur eine andere Form der Sexualität?

Im Endeffekt weiß ich es auch nicht.......Waren nur meine Gedanken zum Thema.

Rhona
 
hallo rhona
Ist denn Asexualität wirklich nur ein Produkt traumatischer Erlebnisse, der partnerschaftlichen Langeweile, oder vielleicht doch nur eine andere Form der Sexualität?
ja ich denke das sind alles gründe asexuell zu werden sowie auch der grund nicht befriedigt zu werden!
wenn sex nur einem partner was bringt und der andere sich "langweilt" wird dieser automatisch asexuell, denn er liebt ja seinen partner,nur er "bringts" halt nicht im bett, sprich statt sich zu trennen bleibt man und hat einmal im jahr sex - wenn es sein muss!
ich hab nun die links nicht weiter verfolgt aber rein aus dem bauch heraus denk ich das mehr frauen asexuell sind wie männer!

lg binchen
 
hallo rhona,

da muss ich dich einmal fragen, warum du nekrophilie als abnormal siehst, während du dies bei sodomie nicht tust

lg,
Muzmuz
 
Hallo Muzmuz,

nur weil ich Sodomie nicht erwähnte, bedeutet es doch nicht, dass ich sie als normal ansehe!
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mir beim Aufzählen der für mich anormalen Praktiken die Sodomie überhaupt nicht in den Sinn kam.
Aber natürlich steht sie für mich auf einer Stufe mit Nekro- und Pädophilie.

Rhona
 
Wenn ich mal kurz ein - nicht vorher formuliertes - Zwischenergebnis suchen darf:


Die Frage nach dem Phänomen der Asexualität schein neben der Erhellung aus dem Bereich der Psychologie - hier versuchten wir uns alle - für mich doch auch stark eine Frage im gesellschaftlichen Zusammenhang zu haben. Gaius machte auch Andeutungen in diese Richtung.

Gab es wohl immer schon " Asexuelle", fangen sie sich jetzt an zu outen. Und die Frage nach dem "Warum sie das tun", haben wir auch diskutiert.

Und, wie Rhona sinngemäß sagt: Nix Genaues weiß man/frau nicht.
Aber - ich denke, das ist ja gar nicht so wichtig, sondern dass wir über dieses Phänomen redeten , ist für mich wichtig gewesen.


Liebe Grüße an alle DiskutantInnen.


Marianne
 
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hallo rhona,

für mich steht nekrophilie nicht auf der selben stufe wie pädophilie

zwar sind beide für mich unvorstellbar (trifft aber auch auf homosexualität zu), jedoch der große unterschied ist, dass es bei pädophilie opfer geben kann
das "opfer" bei nekrophilie leidet nicht
kriminalisiert wird nekrophilie lediglich, weil sie die allgemeine pietät stört (leichenschändung), aber das trifft auch bei vielen legalen, aber unkonventionellen sex-praktiken zu
pädophilie ist daher (zumindest für mich) auf einer ganz anderen stufe zu begegnen

lg,
Muzmuz
 
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