AW: ARD panorama
ist aus westlicher Sicht schon ein Schock. Erstens, weil ich dieses Bild von ihm noch nicht kannte, und zweitens, weil es doch gerade in unseren Augen ein Vergehen ist, den Glauben anderer zu diktieren. Aber man sollte auch erkennen, dass es eben eine westliche Ansicht ist, von der wir beeinflusst sind...
Hallo Benjamin
Ich würde dem noch 'aus unserer
aufgeklärten Sicht' beifügen.
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Im 'Olympischen Thread' waren wir uns noch ziemlich einig, dass in Tibet vor der Annektion durch China Verhältnisse vergleichbar mit unserem Mittelalter herrschten, also sollten wir die Verhältnisse auch so betrachten und mit dem Christentum des Mittelalter vergleichen, denke ich.
Warum man in unserer aufgeklärten Gesellschaft nicht allen religiösen oder geistigen Führern mit etwas mehr Misstrauen begegnet, wundert mich (als Atheisten ohnehin) schon etwas. Mit Respekt begegnen, aber nicht unkritisch, wäre doch die Prämisse. (Der Papst möchte gerade z.Z. 3000 neue
Exorzisten ausbilden lassen!)
Sartchi erwähnte einige Bücher, die sich u.a. mit dieser Thematik schon lange vor dem Fernsehen befassten. Gerade in den 90-ern, nachdem Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai Lama 1989 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, erschienen einige kritische Bücher.
Nicht alle recherchierten gleich gut, einige versuchten sich auf der 'Dalai Lama-Welle' (man möge mir den Ausdruck verzeihen -grins) zu profilieren und rechneten respektlos mit allem ab, was sie irgendwo hörten.
Colin Goldner wurde z.B. erst durch das hier erwähnte Buch einem breiterem Publikum bekannt, dieses Jahr gibt es eine überarbeitete Ausgabe des Buches aus dem Jahre 1999 und es wird wieder Buchbesprechungen 'regnen', betitelt wie schon zuvor mit 'Der Dach-Schaden der Welt' u.ä., und wenn man sich damit etwas näher befasst, stecken meist Eigeninteressen dahinter.
Nicht destotrotz gelangen so u.a. (-grins) auch Tatsachen ans Licht und seriöse Informationen werden auch TV-Zuschauern zugänglich gemacht.
Ich frage mich nur immer: warum ausgerechnet jetzt, warum nicht schon vor Jahren oder wenigstens vor Monaten? Es mutet doch etwas seltsam an, dass es ausgerechnet im Zuge der schrecklichen Naturkatastrophe in China publik wird. Warum wagt hier niemand die Spekulation, die Medien manipulieren uns, wie es hier gerne und oft geschrieben wird?
Zum bestimmten Zeitpunkt bestimmte Informationen freizugeben, ist tatsächlich eine 'anerkannte' Möglichkeit der Manipulation, die die Medien haben.
(off topic: Beim sog. 'Angriff auf die Rentner' von Medienmanipulation zu sprechen, war absolut nicht korrekt. Pardon, aber das musste ich hier noch unterbringen, obwohl es den Adressaten vermutlich nicht erreichen wird -grins.)
Inwieweit dieses Verbot oder ob es überhaupt schädlich für die Entwicklung Tibets ist, kann ich nicht beurteilen. Und das muss ich eben auch zugeben, genauso sehr wie die Tatsache, dass der Dalai Lama auch wirklich Gutes bewirkt hat.
Ich stimme hier Benjamin zu.
Das alles lenkt jetzt von der Tibet-Frage ab. Es ist natürlich schwierig, Tibet ohne die Person des Dalai Lama zu betrachten, aber unmöglich ist es nicht.
Dass Tibet von der Völkergemeinschaft nicht schon bei der Proklamation der Unabhängigkeit 1913 als Staat anerkannt wurde, liegt m.M.n. darin begründet, dass es in seiner Isolation blieb und sich in keiner Weise in die Gemeinschaft einbrachte und so reagierte die Völkergemeinschaft auch nicht, als 1949/1950 Tibet 'befreit' wurde.
Der Dalai Lama hat dies später (vielleicht sogar unfreiwillig, aber das ist unerheblich) gründlich geändert, heute kennt jeder Schüler wenigstens ein paar Fakten über Tibet.
Die Tibeter im Exil
und zu Hause emanzipieren sich zusehends und eine Rückkehr in die ehemaligen Verhältnisse ist sicherlich absolut unmöglich.
Die Spaltung in eigenen Reihen hat etwas Positives, es wird nachgedacht, diskutiert, kritisiert.
Wir wünschten uns, es würde gewaltfrei verlaufen, ohne Frage, aber im Rückblick auf unsere Geschichten relativiert sich Vieles.
Grüsse
Jérôme