- Registriert
- 3. Oktober 2002
- Beiträge
- 5.058
In Wien starten im Frühsommer zwei Projekte die einen Brückenschlag zwischen Wirtschaftsbetrieben und Sozialeinrichtungen erreichen wollen - was haltet ihr davon?
Als Manager in der Notschlafstelle
Ein Top-Manager als Mitarbeiter in einer Notschlafstelle? Eine Personalchefin als Praktikantin in einer Schuldnerberatungsstelle? Umgekehrt: Ein Sozialarbeiter als Trainee in einer Einkaufsabteilung? Mit dem Projekt "Brückenschlag" sollen Wirtschaftsbetriebe und Sozialeinrichtungen einander näher rücken. Im Raum Wien starten im Frühsommer zwei Pilotprojekte, wobei pro Kurs für fünf Tage die "Seiten" gewechselt werden.
"Soziale Probleme machen vor Firmentoren nicht halt", lautet die Devise. Träger des "Brückenschlag"-Projekts ist die Akademie für Sozialmanagement. Aufbau und Start des Projekts werden von der Initiative "CSR Austria" gefördert, die von Wirtschaftsministerium, WKÖ und Industriellenvereinigung ins Leben gerufen wurde. CSR steht für Corporate Social Responsibility. Die EU hat für 2005 eine Kampagne für gesellschaftlich verantwortliches Wirtschaften gestartet. Es gehe darum, eine ausgewogene Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem zu finden, betonte Montag Roman Mesicek, Leiter von "CSR Austria". Ein weiteres Projekt ist ein Lehrgang für integriertes CSR-Management für heimische Führungskräfte.
"Corporate Social Responsibility" sei weit mehr als das bloße Übergeben von Schecks unter möglichst hoher medialer Aufmerksamkeit, unterstrich Caritas-Präsident Franz Küberl und wies auf die Bedeutung von Partnerschaften zwischen Wirtschaftsunternehmen und gemeinnützigen Organisationen (NGOs) hin. "Kooperationen mit Unternehmen helfen uns auch, unsere sozialpolitischen Anliegen stärker zu kommunizieren", sagte Küberl.
Die bisherigen Erfahrungen hätten gezeigt, wie enorm bereichernd Partnerschaften und Kooperationen von Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen für alle Beteiligten sein können, betonten Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher sowie Karl Jung, zuständig für Corporate Affairs der OMV. Beide Unternehmen sind an CSR-Projekten federführend beteiligt. So engagiert sich beispielsweise die OMV in Pakistan, wo sie Erdgas fördert, unter anderem im Schulbereich.
Laut Küberl sind unter den rund 5000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Caritas schon jetzt zahlreiche - meist pensionierte - Führungskräfte aus der Wirtschaft. Dass sich Unternehmen in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen nun verstärkt sozial engagierten, dürfe aber nicht dazu führen, dass sich der Staat aus seiner sozialen Verantwortung zurückziehe, sagte Küberl.
Laut jüngstem Sozialbericht ist die Zahl akut armer Menschen in Österreich seit 1999 um 160.000 Personen auf 460.000 Menschen gestiegen. Küberl: "Das ist wahrlich ein Armutszeugnis für die heimische Sozialpolitik. Der Sozialbericht zeigt, dass soziale Verantwortung Hauptfach des Staates am Vormittag sein muss."
Quelle: http://www.salzburg.com/sn/archiv_artikel.php?xm=1431053&res=0