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Adrenalin stellt sich etwas vor.

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Ich blicke ja grundsätzlich lieber tiefer, als ich falle.
Das hat grundsätzlich nichts mit einer Vorstellung zu tun, - sondern viel mehr mit einer Nachstellung als Verfolger.

Diese Nachstellung erinnert an einem luziden Wachtraum, der auf verzweifelter Suche nach einer 'bodenlosen Gemeinheit' trotzig Ausschau hält.

Wach endlich auf und lerne zu versuchen, die Realität von der Wirkung auf Dich in der Höhe und nicht in der Tiefe unterscheiden zu sollen.

Schönen Sonntag als 'Sinntag in entsprechend angenehmer Syntax' wünsche ich noch - ganz ohne Flachs.
 
Mitten auf der Brücke halte ich die Füße still, um dem Schauspiel das mir die fallende und knallrote Sonne auf ihrem Weg in den tiefblauen Fluss bietet, mit meinen Augen zu folgen. Noch bevor sie verglüht, trete ich mein Rad weiter. Es ist immer noch warm, fast zu warm, aber egal, der Fahrtwind schlägt mir ins Gesicht, dass es scheppert.

Am Eingang sitzen verkleidete Idioten, vielleicht auch nicht und ich betrete einen staubigen Platz, der vollgestopft ist mit Zelten und Menschen und einigen Hunden. Andere Tiere sehe ich nicht, nur deren Felle, die von den am Eingang Entlarvten verkauft werden. Immerhin muss man hier bar bezahlen, im Mittelalter gibt es keine Digitalisierung. Ich erinnere mich an die 80er, da hingen Teile von toten Tieren an Antennen von Fahrzeugen. Heute trägt man Hasenpfoten am Körper. Und andere Sachen. Damals erschien es mir irgendwie harmloser. Insgesamt.
Einige der Verkleideten laufen barfuß herum oder mit Lappen, anstatt Schuhen. Sicherheitshalber atme ich in mein Halstuch, ich meine, das rettet mich seit Jahrzehnten. Die Bauern und Bürger oder was immer die Gestalten hier darstellen möchten, tragen anstatt Halstuch Knochenketten. Dennoch lassen es sich einige nicht nehmen einen Mund-Nasenlappen der Neuzeit in ihren Gesichtern zu platzieren. Vielleicht haben sie Angst vor der Pest oder wahlweise Cholera? Jedenfalls scheint die Detailverliebtheit da aufzuhören, wo der Wahnsinn anfängt.

Ich drehe gelangweilt eine Runde im Kreis, aus dem ich aussteige, als ich ihn sehe. Er liegt zwischen zwei Zelten, drapiert auf einem Bärenfell. Unglücklicherweise hat er mich auch gesehen und versucht meine Aufmerksamkeit durch Winken und Rufen auf sich zu lenken. Ich stehe am Rande der ehemaligen Bärenhaut und glotze nach unten, er räkelt sich genüsslich auf dem staubigen Ding herum. Vor ihm steht eine Holzschüssel mit einem überdimensionierten Löffel darin, auch aus Holz. Von einem Anfänger geschnitzt oder so, grob jedenfalls in der Machart. Wer bitte bekommt diese Kelle in den Mund, ohne anschließend unter einer Maulsperre zu leiden?
Er zückt sein Handy, tragischerweise handelt es sich nicht um eine hölzerne Attrappe; es spuckt Fotos von seinen Besitztümern aus, die er mir unter die Nase hält. Autos und Motorräder und Motoren aus Chrom, handpoliert. Meine Fresse, ich soll beeindruckt sein, wirke aber offenbar gelangweilt. Er ist beleidigt. Jetzt folgen Abbildungen seiner Innenausstattung und die entsprechenden, unendlichen Geschichten dazu, und ich wünsche mir einen fliegenden Drachen, ich bin schnell reizüberflutet.
Als die Maultrommel erklingt versammelt sich die Menge zum Kreisgetanze, ich nutze die Gelegenheit meinen Drahtesel zu besteigen und zu entkommen. Ohne Beleuchtung bahne ich mir den Weg zurück über den Fluss, der inzwischen schimmert wie eine schwarze Mamba, angestrahlt durch das Licht des Mondes und das Funkeln der Sterne. Gute Nacht.
 
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Gerade habe ich die Morgenrunde mit 5000 Schritten gedreht und betrete leicht angeschwitzt den Hausflur, da lauert unübersehbar ein riesiger Karton vor meiner Wohnungstüre. Der wurde in meiner Abwesenheit dort platziert und ich weiß, es soll ein Bett darin sein. Ich schiebe das Ding in meine Bude und diskutiere mit meinem Körper darüber, ob wir das schaffen oder nicht. Immerhin hänge ich seit einer Woche in einer Krise herum, der ich bis jetzt nicht entkommen bin. Wir einigen uns auf langsam und in Ruhe.

Ich beginne also damit die Matratzen aus ihrem Rahmen zu hieven, dann die Lattenroste und zerre alles mit der Kraft meiner schreienden Muskeln ins Wohnzimmer. Die Staubflocken schleifen sich selbständig hinterher. Als ich die acht Schrauben löse, mehr sind nicht erforderlich, um vier Teile miteinander zu verbinden, denke ich an den Tag, als wir das Ding aufgebaut haben. Damals machte das noch Sinn, heute nur noch Trübsinn.
Jedenfalls ist das Schlafzimmer jetzt leer und wirkt wie ein Tanzsaal auf mich, ich stelle sogar einen Hall fest.

Ich nehme mir den Karton vor und nachdem ich ihn umständlich und unter Zuhilfenahme eines Sägemessers aus der Küche öffnen kann, entdecke ich darin 8000 Einzelteile. Ähhh soll das ein Puzzle für fortgeschrittene Bettenbaufanatiker sein? Ich könnte auf der Stelle kotzen. Alleine der Haufen Schrauben hat die Größe einer Pyramide aus Ägypten. Das geht für mich gar nicht, ich brauche jetzt nicht auch noch Beschäftigungstherapie. Nachdem ich mit dem blöden Geglotze fertig bin, verschließe ich den Pappsarg mit Klebeband. Können die wieder abholen, ich glaube es baggert. Stunden später sieht es aus wie immer, alles wieder im Rahmen. Ich draußen, am seidenen Faden hängend oder so.
 
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