Hallo zusammen,
ein Teufelskreis entsteht sicherlich nicht gleich, wenn ein Kind mitbekommt, dass die Eltern gelegentlich Alkohol konsumieren, so einfach ist das nun auch nicht.
Es kommt vielmehr auf die Art und Weise an, wie z.B. in einer Familie mit Alkohol umgegangen wird. Ich halte es nicht für sinnvoll, wenn Kindern von vornherein mit großer Angst und Übertreibung, angefangen von Fernsehen bis hin zu Alkohol, alles untersagt wird.
Die Kinder sollten auch schon in jungen Jahren die Möglichkeit erhalten, eine gesunde Beziehung zu Dingen aufzubauen, mit denen sie schließlich ein Leben lang konfrontiert sein werden. Wer als Kind lernt, dass Alkohol nicht einfach zum Spaß und in rauen Mengen getrunken wird, sondern um z.B. besondere Anlässe zu begehen oder abzurunden, der wird viel weniger zu Alkoholmissbrauch neigen, als wenn die Vorbilder des Kindes selbst ein gestörtes Verhältnis im Umgang mit Alkohol haben und sei dieses auch lediglich in Form von übertriebenen Ängsten gegeben.
Ich selbst habe es so erlebt, dass ich mich als Kind garnicht für Alkohol interessierte und meine Eltern gelegentlich Wein in überschaubarem Rahmen konsumierten. An strenge Verbote oder Ermahnungen bezügl. Alkohol kann ich mich nicht erinnern.
Mit 14 Jahren habe ich gleich das erste Mal dermaßen viel Alkohol getrunken, dass ich sofort "betrunken" war. Eine ganze Flasche Kirschwasser - die ich als angebliches Geschenk an meine Eltern in einem Spirituosengeschäft erstand - leerte ich in wenigen Minuten als Stärkebeweis vor Freunden und wiederum 30min. später ward ich bewusstlos, so dass mein erster ausgiebiger Alkoholkontakt nach ca. 60min. und 2.2 Promille im Blut im Krankenhaus ein jähes Ende erfuhr.
Diese Erfahrung war sehr einprägsam und wichtig für mich. Ich habe die Wirkung von übertriebenem Alkoholgenuss auf eine Weise erfahren, die wohl unvergesslich ist und daraus ist das Bedürfnis erwachsen, nie wieder in solch eine entwürdigende Situation zu geraten. Seither war ich nicht wieder betrunken und höre immer dann mit Alkoholgenuss auf, wenn ich merke, dass er mir zu Kopfe steigt - was in der Regel bereits nach einem Glas Wein der Fall ist
Als Eltern hat man wohl das Bedürfnis die eigenen Kinder vor allem zu bewahren, was man als gefährdend wahrnimmt.
Ich denke aber, dass Kinder, die in einem sozial stabilen und ausgewogenen Umfeld aufwachsen und nicht mit Extremen konfrontiert sind, am ehesten auch im späteren Leben einen kontrollierten Umgang mit Alkohol und anderen Drogen finden können.
Ein häufig generationenübergreifender Teufelskreis wäre dann gegeben, wenn erstgenannte Faktoren nicht gegeben sind. Denn der Alkohol- und Drogenkonsum im Übermaß - bis hin zur Sucht - ist nicht das eigentliche Problem, sondern Symptome einer tiefgreifenderen Problematik.
Viele Grüße,
Philipp