Joachim Stiller
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Zur Traumdeutung - Einleitung
Ich habe mal eine eigene Arbeit zur Traumdeutung geschrieben, weil mich das Thema selbst beschäftigt hat... Einleitend schrib ich:
Im Jahr 1900 erschien erstmals die „Traumdeutung“ von Sigmund Freud. Dieses Werk kann heute als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Sigmund Freud fasste später seine Erkenntnisse, nicht zuletzt seine Erkenntnisse zur Traumdeutung und der Beobachtung des Unterbewusstseins in seinen gründlich strukturierten und didaktisch geradezu perfekt durchgearbeiteten „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ von 1916/17 zusammen. Ich möchte diese Vorlesungen, die mit zum Besten gehören, was ich je auf wissenschaftlichem Gebiet gelesen habe, unbedingt einem möglichst breiten Publikum empfehlen und mit an die Hand geben. Es gibt kaum etwas Besseres. Sigmund Freud ist ein unglaublich exakter und hoch intelligenter Beobachter, und er ist ein geradezu genialischer Phänomenologe, der noch genau wusste, was wahre Wissenschaft ist, oder doch zumindest sein könnte. Nicht zuletzt auch, weil ich selber für eine Erneuerung der Phänomenologie eintrete, und damit für eine Neubegründung der Wissenschaften und der Wissenschaftstheorie, sei hier auf die Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse besonders hingewiesen.
Ursprünglich wollte ich alle, für unser Thema relevanten Vorlesungen hier zunächst im Original wiedergeben. Nicht zuletzt auf Grund des für mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärten Urheberrechts habe ich vorsichtshalber darauf verzichtet. Man besorge sich also die Vorlesungen etwa auf dem Buchmarkt oder in der nächsten gut sortierten Stadtbücherei.
Die Vorlesungen haben drei Teile:
Erster Teil: Die Fehlleistungen
Zweiter Teil: Der Traum
Dritter Teil: Allgemeine Neurosenlehre
Für unsere Zwecke sind vor allem die ersten beiden Teile interessant, sie bauen logisch aufeinander auf.
Heute werden in der Traumdeutung praktisch zwei Ebenen der Interpretation unterschieden:
1. eine allgemeinpsychologische Deutung, die ich einmal die allegorische Deutung nennen möchte
2. eine sexualpsychologische Deutung, die ich dann einfach nur sexuelle Deutung nennen möchte.
Freud hat Träume noch ausschließlich sexuell gedeutet, was heute so wohl nicht mehr üblich ist. Der Fehler, den Freud machte, war der, dass er, nachdem er erkannt hatte, dass Sexualneurosen mit den selben Bildern arbeiten, wie die Träumen, anzunehmen, Träume seien miniaturisierte Sexualneurosen, praktisch Sexualneurosen für eine Nacht. Das ist aber eine Rekursion, die so nicht zulässig ist. Freud war in Bezug auf die Fehlleistungen schon genau so vorgegangen, indem er nun die Fehlleistenden einfach nur fragen wollte, was denn bei ihnen die zwei sich störenden Absichten seien. Dass das gehen müsste, zeigte sich ja im Rahmen der Traumdeutung. Als Freud nun aber von der Traumdeutung zu den Sexualneurosen weiterschritt, hätte er die Erkenntnisse, die er an den Sexualneurosen gewonnen hatte, nun "nicht" mehr auf die Träume rückübertragen dürfen. Dann wäre eine sexuelle Deutung der Träume von vornherein nur ein Teilaspekt gewesen. Richtig ist natürlich, dass Träume immer auch Wunscherfüllungen sind. Aber anders als Freud annahm, können sich diese Wünsche, man kann auch von Tiefenwünschen sprechen, eben "nicht" ausschließlich auf das Sexuelle beziehen. Die Wunscherfüllungen der Träumen (latenter Traum und manifester Traum) können sich praktisch auf jeden beliebigen Gegenstand oder Sachverhalt beziehen. Natürlich ist das Sexuelle der für den Menschen bedeutendste Gegenstand, aber darüber hinaus gibt es eine ganze Hierarchie sich immer weiter verzweigender und in der vielfältigsten Weise gestaltender Wunschthemen. Bedeutungsebenen gibt es damit praktisch beliebig viele. Es macht hier einfach keinen Sinn, diese vielen, vielen Ebenen weiter systematisieren zu wollen. Und das brauchen wir auch nicht. Sinnenfällig ist erst einmal nur, genau zwischen 1. sexueller (sexualpsychologischer) Deutung und 2. allegorischer (allgemeinpsychologischer) Deutung zu unterscheiden. Das müsste in den meisten Fällen genügen. Heutige Traumdeutungen werden eigentlich nur noch allegorisch durchgeführt, umso mehr, je esoterischer diese Traumdeutung orientiert ist. Gerade die in besonderer Weise sich auch um eine symbolische bzw. symbolistische Deutung von Träumen kümmernde Esoterik hat viel für die allegorische Deutung getan, und der rein sexuellen Traumdeutung von Freud praktisch alle Zähne gezogen. Zu Recht, wie ich finde.
Ich habe mal eine eigene Arbeit zur Traumdeutung geschrieben, weil mich das Thema selbst beschäftigt hat... Einleitend schrib ich:
Im Jahr 1900 erschien erstmals die „Traumdeutung“ von Sigmund Freud. Dieses Werk kann heute als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Sigmund Freud fasste später seine Erkenntnisse, nicht zuletzt seine Erkenntnisse zur Traumdeutung und der Beobachtung des Unterbewusstseins in seinen gründlich strukturierten und didaktisch geradezu perfekt durchgearbeiteten „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ von 1916/17 zusammen. Ich möchte diese Vorlesungen, die mit zum Besten gehören, was ich je auf wissenschaftlichem Gebiet gelesen habe, unbedingt einem möglichst breiten Publikum empfehlen und mit an die Hand geben. Es gibt kaum etwas Besseres. Sigmund Freud ist ein unglaublich exakter und hoch intelligenter Beobachter, und er ist ein geradezu genialischer Phänomenologe, der noch genau wusste, was wahre Wissenschaft ist, oder doch zumindest sein könnte. Nicht zuletzt auch, weil ich selber für eine Erneuerung der Phänomenologie eintrete, und damit für eine Neubegründung der Wissenschaften und der Wissenschaftstheorie, sei hier auf die Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse besonders hingewiesen.
Ursprünglich wollte ich alle, für unser Thema relevanten Vorlesungen hier zunächst im Original wiedergeben. Nicht zuletzt auf Grund des für mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärten Urheberrechts habe ich vorsichtshalber darauf verzichtet. Man besorge sich also die Vorlesungen etwa auf dem Buchmarkt oder in der nächsten gut sortierten Stadtbücherei.
Die Vorlesungen haben drei Teile:
Erster Teil: Die Fehlleistungen
Zweiter Teil: Der Traum
Dritter Teil: Allgemeine Neurosenlehre
Für unsere Zwecke sind vor allem die ersten beiden Teile interessant, sie bauen logisch aufeinander auf.
Heute werden in der Traumdeutung praktisch zwei Ebenen der Interpretation unterschieden:
1. eine allgemeinpsychologische Deutung, die ich einmal die allegorische Deutung nennen möchte
2. eine sexualpsychologische Deutung, die ich dann einfach nur sexuelle Deutung nennen möchte.
Freud hat Träume noch ausschließlich sexuell gedeutet, was heute so wohl nicht mehr üblich ist. Der Fehler, den Freud machte, war der, dass er, nachdem er erkannt hatte, dass Sexualneurosen mit den selben Bildern arbeiten, wie die Träumen, anzunehmen, Träume seien miniaturisierte Sexualneurosen, praktisch Sexualneurosen für eine Nacht. Das ist aber eine Rekursion, die so nicht zulässig ist. Freud war in Bezug auf die Fehlleistungen schon genau so vorgegangen, indem er nun die Fehlleistenden einfach nur fragen wollte, was denn bei ihnen die zwei sich störenden Absichten seien. Dass das gehen müsste, zeigte sich ja im Rahmen der Traumdeutung. Als Freud nun aber von der Traumdeutung zu den Sexualneurosen weiterschritt, hätte er die Erkenntnisse, die er an den Sexualneurosen gewonnen hatte, nun "nicht" mehr auf die Träume rückübertragen dürfen. Dann wäre eine sexuelle Deutung der Träume von vornherein nur ein Teilaspekt gewesen. Richtig ist natürlich, dass Träume immer auch Wunscherfüllungen sind. Aber anders als Freud annahm, können sich diese Wünsche, man kann auch von Tiefenwünschen sprechen, eben "nicht" ausschließlich auf das Sexuelle beziehen. Die Wunscherfüllungen der Träumen (latenter Traum und manifester Traum) können sich praktisch auf jeden beliebigen Gegenstand oder Sachverhalt beziehen. Natürlich ist das Sexuelle der für den Menschen bedeutendste Gegenstand, aber darüber hinaus gibt es eine ganze Hierarchie sich immer weiter verzweigender und in der vielfältigsten Weise gestaltender Wunschthemen. Bedeutungsebenen gibt es damit praktisch beliebig viele. Es macht hier einfach keinen Sinn, diese vielen, vielen Ebenen weiter systematisieren zu wollen. Und das brauchen wir auch nicht. Sinnenfällig ist erst einmal nur, genau zwischen 1. sexueller (sexualpsychologischer) Deutung und 2. allegorischer (allgemeinpsychologischer) Deutung zu unterscheiden. Das müsste in den meisten Fällen genügen. Heutige Traumdeutungen werden eigentlich nur noch allegorisch durchgeführt, umso mehr, je esoterischer diese Traumdeutung orientiert ist. Gerade die in besonderer Weise sich auch um eine symbolische bzw. symbolistische Deutung von Träumen kümmernde Esoterik hat viel für die allegorische Deutung getan, und der rein sexuellen Traumdeutung von Freud praktisch alle Zähne gezogen. Zu Recht, wie ich finde.