• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

wo sind die Stürmer und Dränger der Gegenwart?

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
viel von dem, was ich denke,
geht auf meine Erfahrung mit der musikalischen Entwicklung meiner Lieblingsgruppen zurück

die haben sich nämlich innerhalb weniger Platten gewaltig weiterentwickelt
man könnte auch sagen,
daß sie von Platte zu Platte gereift sind
und musikalisch etwas geschaffen haben,
was es so bisher noch nicht gab

wenn ich mir nun diese Musikanten vor meinem geistigen Auge als Studenten vorstelle
(das kommt vom Alter meist sogar hin)
dann stellt sich mir die Frage:
wie bitte meistern Studenten mit ähnlicher Entwicklung ihr Studium?

wie gesagt,
die Musiker haben Neuland betreten
und eben nicht
den Stoff brav auswendig gelernt
und ihre Kreativität den Wünschen der Plattenfirmen untergeordnet

es ist doch komisch,
daß die bekanntesten deutschen Philosophen bereits im jungen Alter
losgelegt haben
während zweihundert Jahre später
gleichaltrige Studenten deren Werk auswendig lernen müssen,
als ob sie zu blöd wären,
ähnliches zu vollbringen
 
Werbung:
liebe scilla!

konstanze
Zuhörer
Registriert seit: Jan 2004
Wohnort: Beiträge: 9

@mavaho zitat:
[...]Bei Geschichte interessiert mich ausschliesslich die Wahrheit. Alles andere hat auf Dauer keinen Bestand[...]
die wahrheit? sklavin der raster erdachter systeme, auf den egos der systematiker fußend?
welche der vielen gängigen wahrheitstheorien respektive welches mischungsverhältnis ihrer hauptströmungen willst du zwecks heranpirschens an diesen inbegriff einer wankelmütigkeit zum einsatz gelangen lassen?die adäquationstheorie [wahrheit ist (...) die übereinstimmung der erkenntnis mit ihrem gegenstande] gilt als die klassische und die kontingenztheorie (wahrheit ist zufällig) als relativistische position; die konsenstheorie sagt, wahr ist das, was die meisten für wahr halten bzw. was man gemeinsam (eine gruppe von historikern z.b.) als wahr erachtet; die pragmatische wahrheitstheorie widmet sich der praktischen anwendbarkeit der wahrheit (ist die wahrheit zu gebrauchen?) und die verifikationstheorie (logischer positivismus) beschließt, nur wahr sein zu lassen, was verifizierbar ist.die adäquationstheorie hat eine mystische konsequenz, denn nach ihr müsste man schließlich dinge in die existenz denken können, eine offensichtlich absurde vorstellung.
ich würde einer verbindung aus pragmatismus und konsenstheorie zuneigen und "wahrheit" als näherungsbewegung versuchen aufzufassen, herr revisionist.
banalitäten, zusammengefasst unter dem begriff "patriotismus", weigere ich mich zu kommentieren:
sei du nur patriot, mavaho.dieser lady hier reicht es vollauf, mensch zu sein.
Diesen Beitrag einem Moderator melden | IP: Gespeichert
16.02.2004 04:09

Gisbert Zalich
Forumsinventar
Registriert seit: Oct 2002
Wohnort: Bremen
Beiträge: 4422

@ Konstanze
quote:
Original geschrieben von konstanze sei du nur patriot, mavaho.dieser lady hier reicht es vollauf, mensch zu sein.

Zum Menschsein gehört auch, sich um eine Sprache zu bemühen, die der Diskussionspartner versteht. Schiller doch nicht dauernd! Wem willst du damit HIER imponieren? Sei einfach - ein MENSCH.
Gysi
-------------------------------------
Eine Diskussion ist unmöglich, wenn jemand die Wahrheit nicht sucht, sondern sie schon zu besitzen glaubt. (Romain Rolland
Diesen Beitrag einem Moderator melden | IP: Gespeichert
16.02.2004 10:03

(obiges möge bloß als probe aufs exempel verständnis finden, der beispiele viele existieren in ALLEN threads hier.)

----> na? klingelts?
am außergewöhnlichen interessierte köpfe sehen sich heute außerstande, gegen eine verblödet träge masse anzuschreiben, sich einer übermacht an schrankenwärtern im geiste zu beugen. nie zuvor sah ich verdummt spießgebürgerte stangenware sich sicher wähnend vorzudenken, den umstand negierend, kollektiv hinterherzudenken.......
 
Ein Stürmer und Dränger von heute wird sich kaum in ein virtuelles Forum begeben und überrascht sein, dass sich dort nicht die Genies von morgen herumtreiben, sondern nur ganz normale Menschen. Ein Genie von heute wird auch nicht den Kübel der Arroganz an ungeeigneten Orten ausschütten und dies für eine heroische Tat halten.
Im Übrigen sehnten zu allen Zeiten Menschen das Neue herbei - und übersahen es nur allzu oft vor lauter Sehnen. Großartiges und Neues ist längst unter uns - vielleicht ist es nur schwieriger geworden, es zu finden.
Einer, der kein Genie, aber ganz klug ist, wird sich vielleicht mit wenigem Neuen in seinem Leben zufrieden geben und dies tief ergründen wollen. Er wird auch ein bisschen genervt sein von den Herausposaunern des Neuen, Genialen und denen, die es sich wünschen, er wird sich zurücklehnen und sagen: Wir haben doch schon so viel - vielleicht sollte man es mal besser zusammenbauen?
Im Übrigen wundert es mich, scilla, dass ausgerechnet Pop- oder Rockmusik als Gradmesser des Aufbruchs herhalten soll - war doch Popmusik von Anfang an stets ekletizistisch und niemals wirklich neu. Die Harmonie aus Jazz, Blues und Klassik geklaut, die Rhythmen dem Marsch, dem Swing entlehnt, später mit allerlei Synkopieren und Trommeln aus aller Herren Länder angereichert - hübsch, inspirierend, berührend mag das oft gewesen sein, aber wirklich neu? Die Attitüde war ziemlich neu, der Inhalt nicht.

Zuletzt sei noch gesagt, dass Sturm und Drang eine kurze Epoche war, die vor allem Altes aufbrechen wollte - einen absoluten Wert stellt dies nicht dar, sondern ist abhängig von der Stärke der Verkrustung, die es zu durchbrechen galt. So auch mit den 68ern, der Qualität weniger im Inhalt als in der Intensität lag.
Vielleicht werden demnächst wieder die Krusten so hart sein, dass eine Bewegung sie im Sturm nehmen möchte - die wird dann aber wieder anders heißen und bestimmt nichts wirklich Neues hervorbringen.
 
soso.

wie schön darüber lernen zu dürfen, wann und wo autokrat robin sturm und drang passieren zu lassen gestattet.
 
in meinem Musikbuch im Gymnasium war ein Stammbaum aufgemalt,
der gezeigt hat, wie die Musikrichtungen auseinander hervorgegangen sind

die Musik der 80er hat bereits gefehlt,
das lag am Alter des Schulbuches
das liegt aber auch daran, daß da musikalische Dinge passiert sind,
die man mit klassischer Musikbildung schlecht einordnen kann,
geschweige denn versteht

.................

was wird aus Stürmern und Drängern,
wenn sie älter werden?

ich denke, daß die dann ein Lehrbuch schreiben werden
(einerseits um die eigene Richtung zu verewigen,
andererseits um den anderen Richtungen gerecht zu werden
die man zwischenzeitlich zu schätzen gelernt hat)

......................

wieso gibt es derzeit so wenig deutschsprachige Lehrbücher?

provokante Antwort:
weil diejenigen, die sie jetzt von ihrer gesellschaftlichen Stellung her schreiben müssten,
in ihrem Leben niemals eine Sturm und Drang Periode hatten,
und deshalb auch kein Bedürfnis verspüren

weil diejenigen, die sie jetzt von ihrer gesellschaftlichen Stellung her schreiben müssten,
nicht eins sind mit ihrem Denken
man könnte auch sagen:
das sind gar keine Philosophen, Künstler ...
 
Liebe scilla, du bist so rührend leicht zu durchschauen; wieviel Antworten müssen denn noch eintrudeln, bist du uns verrätst, was für unfassbar neue Musik nun ausgerechnet in den 80ern passiert sein soll? Solange du dieses große Geheimnis bei dir behälst, fällt es dir leicht, dich als Priesterin eines Tempels zu fühlen, der sich, wenn man ihn dann sieht, wahrscheinlich als ziemliche Wellblechhütte herausstellt.
Dabei ist es ja egal, ob du nun Detroiter House, NDW, Dub-Reggay, Gothic, die Neubauten oder was auch immer meinst. Die Erklärung ist einfach, dass das DEINE damalige Sturm und Drang-Zeit war und du daher besonders empfänglich für Neues warst. Jedem geht das so, und das unterscheidet dich dann psychologisch nicht von einem Alt-Rock'n-Roller, der Bill Haley für das Einzige hielt, oder langsam alternden Grunge-Jüngern oder Emerson-Lake&Palmer-Freaks.
Und bedenke: Auch dem alten Sturm und Dränger Goethe ging am Schluss die Puste aus und er konnte sich für Kleist, Heine und Tieck nicht öffnen; fast jeder Künstler/Literat ist geprägt von seinen "wilden Jahren".
ich streite nicht ab, dass es in den 80ern tolle Musik gab, aber eben auch in 30ern, 90ern und selbst gestern ist eine sensationelle Platte rausgekommen.
@konstanze
Ich stelle keine eigenen Gesetze auf, sondern lediglich eine These, die da lautet: Ein Künstler, zumal ein rebellischer, erheischt umso mehr Aufmerksamkeit, desto mehr Widerstand ihm die Gesellschaft entgegen bringt. WIr befinden uns aber immer noch in den Ausläufern einer matten Postmoderne, die mit ihrem "Anything goes" immer noch wenig WIderstand gegen aufrührende Denker und Künstler bietet. Daher sehen Rebellen von heute immer ein wenig doof aus. IN Berlin zum Beispiel Ben Becker, der Kinski liest und sich etwas auf seine Besoffenheit einbildet oder Claus Peymann, der mit seinem Anspruch des politischen Theaters zu immer alberneren PR-Mitteln greift. Überzeugender da schon das Konzept des Dauerprovokateurs Schlingensief, der sich wenigstens mit neuer Gesellschaftstheorie und der Realität einer Medienwelt auseinandersetzt.
Und was gibt es noch für Stürmer und Dränger? Houellebecq? Pourquoi pas? Sein literarisches "Manifest" ist von ´98, ist das neu genug? "Die Gesellschaft der Gesellschaft", von Luhmann ebenfalls 1998, glaube ich. Franzen, "Korrekturen", 2001 erschienen oder so. Man kann anderer Meinung sein, aber für mich gibt es genug geniale, radikale Köpfe. Nur lösen sie, wegen des geringen widerstands der Gesellschaft, nicht mehr "Bewegungen" aus, wie z. B. in den 60ern.
Mit schönen Grüßen
 
hallo robin

Du hast den Schwerpunkt falsch gesetzt
mir gehts nicht darum, zu zeigen,
daß ein bestimmtes Jahrzehnt musikalisch besser war als die anderen
SONDERN DARUM
daß ich den Eindruck habe,
daß sich nicht die früheren Stürmer und Dränger gesellschaftlich/wissenschaftlich durchsetzen
sondern die LANGWEILER
die nie eine eigene Meinung hatten
sondern immer brav mit dem Strom schwimmen

was zur Folge hat,
daß die natürliche und kulturelle Umwelt weiter kaputt gemacht werden kann
denn die gesellschaftlichen/wissenschaftlichen Positionsinhaber denken gleichgeschaltet
bzw. wurden aus der Vielzahl von Studenten eben so selektioniert

an sich ist das,
was Du gegen Ende zu konstanze sagst
nicht viel anders, wie das, was ich meine
aber dummerweise
hast Du mich angemacht

Man kann anderer Meinung sein, aber für mich gibt es genug geniale, radikale Köpfe. Nur lösen sie, wegen des geringen widerstands der Gesellschaft, nicht mehr "Bewegungen" aus, wie z. B. in den 60ern.

warum löse ich bei Dir aufgeklärtem Menschen eine Welle der Entrüstung aus?

muss Dir doch zu denken geben
 
stell Dir vor,
Du würdest das, was ich sage, ergänzen

dann wären wir wieder beim Lehrbuch angekommen

warum ergänzt Du mich nicht
(warum schreibst Du kein Lehrbuch)
sondern gibst Dich neunmalklug (Detroiter House, NDW, Dub-Reggay, Gothic, die Neubauten)
ohne aber zu sagen, was Sache ist

komisch komisch
 
Das gibt mir allerdings zu denken, dass ich mich aufrege ;)
Aber eigentlich habe ich mich mehr über Konstanze aufgeregt, die das Thema benutzt, um Forumsmitglieder, über deren Beiträge man sicher streiten kann, dann aber bitte direkt, in ihren Augen bloß zu stellen.

Wenn ich dich zu sehr angemacht habe, Verzeihung, aber du redest immer so verschwommen - in meinen Augen bist du es, die nicht klar sagt, was Sache ist.

Stürmer und Dränger, Rebellen - du musst schon mal konkret sagen, wen oder was du darunter verstehst.
Ich finde, es haben sich originelle und qualitätvolle Gedanken durchgesetzt. Sie haben AUfmerksamkeit erregt. Diese können nie Allgemeingut werden, dazu sind sie in aller Regel zu kompliziert.
Gedanklicher Fortschritt ist immer SPezialistentum. Rebellische Attitüde allein bringt nicht weiter.
Aber, wie gesagt, wir reden nur aneinander vorbei, wenn du keine konkreten Beispiele nennst.

Im Übrgen habe ich zwar keine Lehrbücher geschrieben, aber ein Buch. Ob es lehrreich ist? Keine Ahnung. Ob es sich durchsetzen wird? Wohl kaum? Ob ich ein Stürmer und Dränger bin oder einfach nur ein geschwätziger, gescheiterter Künstler? Wer weiß das schon...
 
Werbung:
Schwamm drüber

Buch schreiben ist OK
wenn ich groß und stark bin,
schreibe ich auch eins

dann bin ich nicht mehr Konsument
sondern Produzent
und kann mich als 'musikalische' Größe fühlen
 
Zurück
Oben