Wie steht ihr zu Homöopathie und Placeboeffekt?

[MartinL]

Ich habe mit anderthalb Dutzend Leuten in Zweiergruppen mal eine Umfrage in der Innenstadt von Mosbach gemacht, einer Kreisstadt in Baden Württemberg. Thema: Was halten Sie von Israel? Das ist vielleicht 15 Jahre her. In Ansbach machte ich Ende der 70er Jahre mit meiner Schulklasse eine Umfrage zu den dort immer noch stationierten US Soldaten. Damals gab es dort off limits Kneipen, wo das auch auf der Tür stand. Thema: Ablehnung und Hass gegenüber den Besatzern. Beide Umfragen waren sehr interessant.

 

[MartinL]

@CarlMoor



Die Fehlerabweichung von Forsa bei der SPD lag meist bei 2-3%, was etwa jeder 10. SPD Wähler ist, den Forsa falsch zuordnete. Nun ist es natürlich so, dass nicht jeder Stammwähler allem zustimmt, für was eine Partei steht. Außerdem entstehen kleine Verwerfungen dadurch, dass nicht wirklich Wahl ist und dadurch ein Umfrageergebnis bedingt theoretisch ist. Dass ein telefonisch befragter SPD Sympathisant sich das nicht traut, zuzugeben, dürfte kaum vorkommen, weil kein system- und regierungsamtliches Presseorgan die SPD in eine extremistische Ecke stellt. Trotzdem hat das Drumherum während der Umfragesituation einen gewissen Einfluss auf das Ergebnis der eigentlichen Wahlumfrage, solange diese nicht die erste Frage, sondern eher die letzte ist. Bei mir war es so, dass nicht ausreichend Antwortoptionen gegeben wurden. Wenn du sinnbildlich gefragt wirst, ob du eher für die NPD oder die DVU bist, du antwortest "für keine der beiden", und man dir sagt, "Sie müssen sich aber entscheiden", dann weißt du, wie das Ergebnis der Umfrage eingekauft wurde. Plötzlich besteht dann halb Deutschland aus Nazis. In einem derartigen Befragekontext werden dann einige dazu neigen, bei der letzten Frage der SPD nicht ihre Stimme zu geben, weil die ja besonders gerne die Flöhe husten hört. Für die Validität einer Wahlumfrage ist es empfehlenswert, keine anderen Befragungen parallel zu machen.

 

[Soraya]

Andererseits kann ich auch manchmal, wenn sich Kopfweh bemerkbar macht, befinden, dass ich das nicht brauche und es abstellen (tief atmen, Loslassen des stresses, Ruhe zulassen).

Super, dass du das kannst!

 

[Soraya]

Es stellt sich allerdings auch die Frage, was man überhaupt (an sich selbst) als "krank" oder "Krankheit" einstuft.

Am besten nur das, was wirklich eine Krankheit ist.

Und nicht, wie solche Hypochonder es tun, in jedem "Zwicken", etc. direkt eine Krankheit vermuten.

Ich kenne jemanden, der ist dauernd irgendwie "krank". Am liebsten ist er an einem Syndrom erkrankt, das gerade im Trend liegt und sich schwer diagnostizieren lässt, es wechselt auch mal öfter. In meinen Augen und der gemeinsamer Bekannter ist er einfach ein Hypochonder, und wenn er krank ist, dann im Kopf. Andere haben "Blähungen", wenn da mal ein fröhlicher Furz kommt. Oder eine "Paprika-Allergie" (die es mutmaßlich gar nicht gibt), einfach, weil sie keinen Paprika mögen.

Also ich denke, dass man wohl gegen alles allergisch sein kann. So bin ich z.B. auch gegen Dummheit allergisch und bekomme von dummen Menschen und ihren Äußerungen manchmal sogar richtig heftige "Seelenschmerzen".

Ich kenne eine Apotheke, die stellt homöopathische Präparate selbst her. Sie stellen schicke Lederetuis mit kleinen glänzenden Glasröhrchen mit Globulis ins Schaufenster, mit 20, 40 oder 80 verschiedenen Präparaten. Offenbar verkaufen sie diese (teuren) Globuli-Batterien auch, denn sonst würden sie sie ja nicht ausstellen.
Auf mich wirkt das immer wie eine Steilvorlage für Hypochonder: Ein Etui mit 80 Präparaten, für jede Krankheit jederzeit gewappnet!
In meinen Augen ist das der einzig sinnvolle Aspekt der Homöopathie: Da kann der Hypochonder bedenkenlos die Globulis schlucken, denn da wird ja nichts passieren. Anstatt ansonsten echte Medikamente zu schlucken und sich schleichend zu vergiften.

*lach* Ja, wenn der Hypochonder genug Geld hat, um sich diese Etuis zu kaufen und seine eigenbildeten Krankheiten dadurch besser werden, kann sowas wirklich sinnvoll sein.

Aber ich kenne auch eine Frau, die wirklich immer wieder schwer krank geworden ist und auf Globuli schwört. Die haben ihr anscheinend auch kurzzeitig geholfen, aber ihr schlechter Gesundheitszustand hat sich erst verbessert, seit dem sie die Ursache für diese häufigen Erkrankungen abgestellt hat. Das war bei ihr der stressige Job und seit dem sie in Frührente gegangen ist, ist sie nicht mehr so oft/andauernd krank, sondern kann ihr Leben wieder genießen.

 

[bribli]

Ich musste als Kind im Krieg eine AugenOP ohne Narkose aushalten...früh übt sich!
Auch autogenes Training ist hilfreich.
Aber was hilft gegen allergisches Niesen? Mein Vater hat das vererbt bis zu den Enkeln.
Eine Stauballergie? Nein, passiert auch bei grellem Licht oder Kältereiz.

 

[CarlMoor]

du antwortest "für keine der beiden", und man dir sagt, "Sie müssen sich aber entscheiden"

Die meisten Tests und Umfragen interessieren mich nicht (mehr), weil sie regelmäßig zu wenig Auswahl bieten und keinen Platz für irgendeine Form differenzierter Erläuterung.
Genauso verheerend ist der Hang zu immer kürzeren und bildlastigeren Inhalten, weil diese zwangsläufig emotionalisieren und Reflexion und Begründungen unterbinden und schon länger im Verdacht stehen psychische Regressionen (in Richtung Narzissmus) zu fördern. Die Boulevardisierung der Nachrichten in direkter Nähe: Die fiese Scheidung irgendwelcher C-Promis, neben der Fragen nach Krieg und Frieden, dem Bericht aus der Entzugsklinik eines Stars und irgendwelchen aufgespritzten Lippen oder Titten.
Ich bin nur nicht der Meinung dass das politisch gelenkt oder gewollt ist, sondern man gibt einfach den Klick- und Verkaufszahlen nach, was man auch wieder poltisch deuten kann, aber nicht muss.

 

[MartinL]

Die meisten Tests und Umfragen interessieren mich nicht (mehr), weil sie regelmäßig zu wenig Auswahl bieten und keinen Platz für irgendeine Form differenzierter Erläuterung.
Genauso verheerend ist der Hang zu immer kürzeren und bildlastigeren Inhalten, weil diese zwangsläufig emotionalisieren und Reflexion und Begründungen unterbinden und schon länger im Verdacht stehen psychische Regressionen (in Richtung Narzissmus) zu fördern. Die Boulevardisierung der Nachrichten in direkter Nähe: Die fiese Scheidung irgendwelcher C-Promis, neben der Fragen nach Krieg und Frieden, dem Bericht aus der Entzugsklinik eines Stars und irgendwelchen aufgespritzten Lippen oder Titten.
Ich bin nur nicht der Meinung dass das politisch gelenkt oder gewollt ist, sondern man gibt einfach den Klick- und Verkaufszahlen nach, was man auch wieder poltisch deuten kann, aber nicht muss.

Ich versuchte dir nur das mit Forsa zu erklären, da du gefragt hattest.

 

[CarlMoor]

Ich versuchte dir nur das mit Forsa zu erklären, da du gefragt hattest.

Ja, danke dafür.
Es könnte sich zeigen, dass diese politisch motivierten Verkürzung auch den Bereich der Einstellung zur Homöopathie, Heilpraktikern, zur Anthroposophie, ökologischen Bewegungen und zur sogenannten Esoterik (die irgendwie jeder privat definiert) zu finden sind.

 

[MartinL]

Ja, danke dafür.
Es könnte sich zeigen, dass diese politisch motivierten Verkürzung auch den Bereich der Einstellung zur Homöopathie, Heilpraktikern, zur Anthroposophie, ökologischen Bewegungen und zur sogenannten Esoterik (die irgendwie jeder privat definiert) zu finden sind.

Das ist ein allgemein verbreitetes Phänomen bei vielen Themen in faschistischen Gesellschaften.

 

[CarlMoor]

Das ist ein allgemein verbreitetes Phänomen bei vielen Themen in faschistischen Gesellschaften.

Man kann auch hier den Spieß umdrehen. Du nennst Wissenschaft Esoterik, um dies zu tun und auch Provokation ist ein möglich Ansatz.
Es sind tendenziell linksliberale Kreise, die ihre Schwierigkeiten mit Vollwertkost, Anthroposophen und Homöopathen haben, weil sie diese als Erben einer rechten Gesinnung ansehen. Man kann es ruhig so benennen, wie es ist.
Was man aber auch kann, ist sich die Begründungsmuster der Kritik anzuschauen. Nach meiner Einschätzung ist in diesen Begrüdungen ein perfromativer Selbstwiderspruch (ein klassischer Fehlschluss) deutlich zu erkennen.
Je mehr Menschen es gelingt, die sich heute von jetzt auf gleich in die rechte Ecke gedrängt sehen und Resignation, Wut oder Unbehagen spüren und einfach verstummen und aus dem gesellschaftlichen Diskurs insgesamt aussteigen, diese Begründungsmuster zu sehen und kritisch zu hinterfragen, umso besser.