• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Wer den Wind sät

Z

zwetsche

Guest
Hallo allerseits!

"Wer den Wind sät" von Stanley Kramer hat mich in den letzten Jahren an meisten beeinduckt. Der Film aus den 60ern, der auf einer wahren Begebenheit beruht, schildert den "Affenprozeß" aus den Zwanziger Jahren im Süden der USA, in dem ein junger Lehrer angeklagtwurde, der entgegen eines absurden Gesetzes Darwin gelehrt hatte. Spencer Tracy spielt den Verteidiger Henry Drummund, alias Clarence Darrow, eindrucksvoll. Er veranschaulicht die Gefahren, die darin liegen, wenn man versucht, die Fähigkeit und das Recht zum eigenen Denken aus religiösen oder wie auch immer gearteten ideologischen Gründen per Dekret zu unterbinden. Bei aller Kritik achtet der Film aber auch den Vertreter der Anklage, der bereit ist, für seine Überzeugungen einzutreten, obgleich dieser die Grenze der nachvollziehbaren religiösen Anschauung bereits überschritten hat.

Was mich an dem Film am meisten fasziniert, ist die Darstellung der zwei amerikanischen Lager. Bis heute hat der Film nichts von seiner Aktualität eingebüßt, wie die Entwicklung unter Gerogie B. zeigt.

Wenn ihr den Film kennt, würde ich mich über Antworten freuen!

Gruß
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Wer den Wind sät

hi zwetsche,

ja ich hab den film vor einem jahr gesehen. doch recht gut der film. von manchen aspekten tief beeindruckt. gut herauskam dass der verteidiger auch mit der bibel und ihren inhalten bewandert war. der alte widerstreit der frage der hermeneutik. wie ist schrift zu verstehen:text udn zeitkritisch oder als feststehendes und druch die zeit geltendes wort unabhängig davon ob sich bedeutungen von wörtern, wendungen und ausdrucksweisen verändert haben. ??
aber in allem gefiel mir der titel "wer den wind sät" wird sturm ernten.... hosea. doch sehr aussagekräftig nicht nur in dem kontext...
lg insti
 
Werbung:
AW: Wer den Wind sät

QUOTE=instanton;104967]hi zwetsche,

ja ich hab den film vor einem jahr gesehen. doch recht gut der film. von manchen aspekten tief beeindruckt. gut herauskam dass der verteidiger auch mit der bibel und ihren inhalten bewandert war. der alte widerstreit der frage der hermeneutik. wie ist schrift zu verstehen:text udn zeitkritisch oder als feststehendes und druch die zeit geltendes wort unabhängig davon ob sich bedeutungen von wörtern, wendungen und ausdrucksweisen verändert haben. ??
aber in allem gefiel mir der titel "wer den wind sät" wird sturm ernten.... hosea. doch sehr aussagekräftig nicht nur in dem kontext...
lg insti[/QUOTE]

Hallo Instanton,

zunächst vielen Dank für Deine Antwort. Ich fürchtete schon, dass überhaupt niemand reagiert (liegt vielleicht auch daran, daß nicht jeder den Film kennt. Er ist nicht gerade neu und wird regelmäßig mitten in der Nacht ausgestrahlt).

Hermeneutik, ich lerne doch immer noch dazu. Zu dem Prozeß, der dem Film zugrunde liegt, ist übrigens noch folgendes zu ergänzen:

Inwieweit der reale Anwalt, Clarence Darrow bibelfest war, vermag ich schwer zu sagen. Er gilt (zumindest laut WIK.) als einer der bedeutensten Agnostiker und fühlte sich dem Humanismus zugewandt.

Zudem war die faktische Situation etwas anders als im Film dargestellt. Der Lehrer, mit dem Namen John Scopes, wurde durchaus sehenden Auges von Geschäftsleuten der Stadt, die sich durch den Prozeß Profite versprachen, ins Feld geschickt. Der Streit wurde zudem durch Anhänger der Evolutionstheorie und Liberalismus provoziert, um die Absurdität des Gesetzes deutlich zu machen. Sie boten eine Blanko- Unterstützung im Prozeß für denjenigen, der gegen das Gesetz verstieß. D.h. der Lehrer und seine Motive werden im Film schon etwas idealisiert dargestellt. Auch hat der Staatsanwalt W.J. Brian den Prozeß schon überlebt.

Ansonsten hält sich der Film recht genau an die historische Vorlage. So ist es Darrow tatsächlich gelungen, seinen Gegner in den Zeugenstand zu bekommen und mit Bibelzitaten solange in Widersprüche zu verwickeln, bis er der Lächerlichkeit preisgegeben wurde (Nun ja, eine Frage der Hermeneutik halt). Die Anhänger der Evolutionstheorie trugen einen Sieg in der Öffentlichkeit davon. Das Gesetz wurde einige Jahrzehnte später erst, so glaube ich jedenfalls, kassiert.

Daß der Film nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat, erübrigt sich zu sagen, das ganze Netz ist voll von Diskussionen über den Streit, der in einer aufgeklärten Gesellschaft eigentlich keiner sein dürfte. Aber er bezieht sich so auf das Dilemma unserer Zeit, obgleich das Bühnenstück die Mc Carthy-Politik ins Visier nahm.

Übrigens, Darrow war auch Verteidiger im Leopold/Loeb-Prozeß. Zwei Heranwachsende ermordeten aus nihilistischen Motiven ein Kind (Raskolnikow läßt grüßen) Den beiden drohte die Todesstrafe. Darrow hielt ein flammendes Plädoyer gegen die Todesstrafe, nachdem er es zuvor durch ein Schuldbekenntnis geschafft hatte, die Geschworenen aus dem Prozeß zu drängen und den Richter allein zum Entscheidungsträger bestimmte. Die beiden entgingen der Todesstrafe ebenso wie alle anderen Todeskandidaten, die D. vertrat (ca. 100). Auch hierüber gibt es übrigens einen großartigen Film, mit Orson Wells in der Hauptrolle.

Viele Grüße
Zwetsche
 
Zurück
Oben