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Was ist der Geist?

textor

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Registriert
18. November 2003
Beiträge
47
Wie der Begriff der Seele hat auch der des Geistes eine wechselvolle Entwicklung hinter sich.

Es gibt verschiedene Bedeutungen für "Geist", die wichtigsten sind:

1. Lebensprinzip
2. Seele
3. Bewußtsein, Verstand, Intellekt, Intelligenz
4. Wille, motivierendes Prinzip
5. Geist oder übernatürliches Wesen
6. wesentlicher Stil, wie in Zeitgeist

Nun, was bedeutet "Geist" also für Euch?
 
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Am Interessantesten finde ich Geist als Attribut eines Textes/Kunstwerks/einer Kommunikation. Etwas ist im Geiste von ... entstanden - oder, abstrakter formuliert, bezeichnet einen Überschuss, der durch den reinen Informationsgehalt nicht repräsentiert wird. Geist bezeichnet dann etwas, dass sonst nur durch ein Konglomerat an Ausdrücken wie Stil, Attitude, Intention, Ironie, Form usw. ersetzt werden könnte. Geist würde ich dann nur auf die Objekte (also die Kommunikation) beziehen, denn wer weiß schon, wes Geistes Kind der Auteur wirklich war, der in diesem Geiste schrieb...?
 
In Tirol sagt man zu einem hochprozentigen Alkohol, er sei" geischtig".

Nach Genuss dieses Geistes kann es möglich sein, dass einem "Geister" erscheinen.
Es kann aber auch möglich sein, dass witzlose Menschen "Geist" entwickeln. - Früher benutzte man im Alltag zur Beurteilung von menschlichen Sprechakten, die wir heute geistreich nennen, den Ausdruck Witz".
Also ist ein geistreicher Mann per se witzig. Überhaupt, wenn er den Mond doppelt sieht und ihn für seinen Hintern hält.



Das sind meine " geistreichen" Assoziationen zu Deiner Frage, Textor.

Ensthaft: Ein korrekter Sprecher wird auf das "Sprachspiel " zu achten haben, in dem dieser Begriff angewendet wird.
 
Das Alte Testament verwendet für Geist den Begriff Wind.
Im übertragenen Sinne kann er auch den Atem des Menschen bezeichnen.

Wind wie Atem sind unsichtbare Kräfte, die doch an ihren Wirkungen zu erkennen sind:
Der Wind läßt Zweige schwanken und Blätter herumwirbeln oder entwurzelt gar ganze Bäume;
der Atem kann die Flamme einer Kerze löschen oder bei der Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben in einem anderen Menschen wiedererwecken.

Für die alten Hebräer war die unsichtbare Kraft von Wind und Atem eine überzeugende Metapher für den Geist,
der ebenfalls unsichtbar ist, aber die Augen eines Menschen aufleuchten läßt und den Körper belebt.
 
Na ja, wenn Du mit den alten Hebräern aufwartest, kann ich schlichter Mensch des 20 Jahrhunderts - in dieses werden die Vielzahl meiner Jahre fallen, -nicht mithalten.

Es zeugt aber von wenig Wind, nicht seinen um die Nase derer spielen zu lassen, die den eigenen Wind auffangen.!

Diesmal ganz spöttisch

Marianne
 
Original geschrieben von majanna
Na ja, wenn Du mit den alten Hebräern aufwartest, kann ich schlichter Mensch des 20 Jahrhunderts - in dieses werden die Vielzahl meiner Jahre fallen, -nicht mithalten.

Es zeugt aber von wenig Wind, nicht seinen um die Nase derer spielen zu lassen, die den eigenen Wind auffangen.!

Diesmal ganz spöttisch

Marianne
:) :) :)
 
In den Upanischaden finden wir die ersten klaren Aussagen über die mystische Lehre der All-Identität.

Nach dieser Lehre gibt es nur eine transzendentale Wirklichkeit, brahman genannt,
die jenseits von Name und Form liegt und unfaßlich ist.

Diese dem manifesten Universum zugrundeliegende Singularität ist vollkommen identisch mit dem Kern,
Grund oder der letzten Tiefe des Menschen, dem Selbst.

Der Kosmos ist gleichsam ein Ausatmen dieser Singularität,
eine Vorstellung, die rund dreitausend Jahre später von Plotin wiederholt wurde,
dem vielleicht bedeutendsten mystischen Philosophen der europäischen Antike.
 
Hallo, textor!


Nun, auch mit den Upanischaden kann ich in der Diskussion nicht mithalten.

Aber, was Hegel so vom Geist und Weltgeist gedacht hat, damit kann ich noch grade zur Not dienen.

Hegel , dem deutschen Idealismus verpflichtet, ja von einigen sogar als deren "Erfinder" bezeichnet, entwickelte eine nicht uninteressante Theorie, die im Weltgeist,in seiner sich ständig entwickelnden Verwirklichung, den Verlauf der Geschichte sah.So eine Art innerweltlicher Theologie.

Also:
Hegel begreift GOTT als GEIST , etwas Immaterielles und auch Transzendentes, weil nicht mit unseren Sinnen fassbar.


Mit der Sendung JESUS auf die Erde machte er sich selbst zu einem Teil MENSCH. Er entäußerte sich eines göttlichen Attributes, nämlich der Tanszendenz, offenbart aber dadurch , dass er innerweltlich zu fassen ist, Materie wird einen Auftrag an den Menschen.

Er hat in Christus nicht nur einen Menschen Teil seiner selbst werden lassen, sondern diesen Auftrag der ganzen Menschheit mitgegeben: Ihm gleich zu werden, aus Geist und Materie zu bestehen.
Die gesamte Geschichte ist so zu deuten: als göttliche Offenbarungsfunktion.


Und da das Wesen Gottes eben der Geist ist, hat die Menschheit eben den Auftrag, am "Weltgeist" mitzuwirken.

Die Philosophie ist im Ziel und Zweck dieses Auftrages.

Erst das Aufgehen der Menschheit als materiegebundene Wesen im Nachdenken über den Geist, der in uns weht, verwirklicht sich Geschichte.

:) :) Du siehst wir sind schon feste dabei - beim Aufgehen.


Was ich schrieb, ist nicht meine Meinung über den Sinn und Zweck der Geschichte, nur ein freundliches Entgegenkommen Deinem Geiste gegenüber.

Ich muss gleich kritisch fragen, ob, wenn dieser Zustand erreicht ist,würden wir Menschen dann alle Götter sein oder gäbe es dann gar keine Ideen über einen transzendenten Gott?
Schade, dass Hegel schon so lange tot ist. Ich kann ihn also nicht mehr fragen.


Marianne
 
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