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War Plotin ein Mystiker?

S

spinnwebwald

Guest
Hallo,

folgendes (exemplarische) Zitat, das eher buddhistisch als neuplatonisch klingt, habe ich unter
http://www.akademieforum.de/grenzfragen/open/Grundlagen/Ka_Zeit/text.htm
gefunden:

"Für Plotin gehört es zu den Möglichkeiten jedes Menschen, Zeitlosigkeit in einem Nu, einem blitzartig hereinbrechenden Augenblick, zu erfahren. Dazu muß man sich freilich von der Sinnenwelt und den durch sie bedingten Bedürfnissen, Wünschen und Zielen abwenden und seine gesammelte Aufmerksamkeit auf den Ursprung allen Seins richten. Der göttliche Ursprung wird zum letzten Ziel der menschlichen Existenz und die Gotteserkenntnis zur Bedingung vollendeter Selbsterkenntnis."

Was ich bis jetzt von und über Plotin gelesen habe, deutet stark darauf hin, dass seine Philosophie nicht, wie das die akademische Welt üblicherweise interpretiert, bloße Metaphysik ist, die auf Spekulationen beruht, sondern Wissen, das auf persönlicher Erfahrung gründet.

Ist es für Euch vorstellbar, dass Plotin sein Denkgebäude auf der Basis von mystischen Erlebnissen konstruiert hat? Weiß jemand mehr über ihn?

Schöne Grüße

spinnwebwald
 
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Hi, Spinnwebwald!


Vor längerer Zeit beschäftigte ich mich ein wenig mit Plotin.Erst, als ich erfuhr, dass er sich mit indischem und fernöstlichem Gedankengut beschäftigte, wurden mir einige der Wurzeln seines extremen Denkens ein wenig klarer.

Hier: zur Erstinformation.


http://de.wikipedia.org/wiki/Plotin

lbg:

Marianne
 
hatte heute gerade eine prüfung und musste da einiges über plotin lernen.

außerdem behandelt ihn augustinus genauso.und vieles bei augustinus ist auch mydtisch angehaucht, sowie bei plotin, das große ähnlichkeiten mit den upanishaden hervorbringt.

eine theorie ist, dass er sich mit dem asiatischen gedankengut beschäfigte

die andere ist, das solche gedanken archetypisch sind, das heißt sie in verschiedenen kulturen wiederkehren.


aber plotin, sicher ein mystiker:seins und selbsterfahrung.,
Das göttliche hinaufzuheben zu dem göttlichen im all.

Wie empfindet ihr mystik im allgemeinen? Soll sie ein wchtiger teil von religion /überhaupt sein? Wie ist es bei euch persönlich?
 
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.

Marianne schrieb:
Vor längerer Zeit beschäftigte ich mich ein wenig mit Plotin.Erst, als ich erfuhr, dass er sich mit indischem und fernöstlichem Gedankengut beschäftigte, wurden mir einige der Wurzeln seines extremen Denkens ein wenig klarer.

instanton schrieb:
eine theorie ist, dass er sich mit dem asiatischen gedankengut beschäfigte

die andere ist, das solche gedanken archetypisch sind, das heißt sie in verschiedenen kulturen wiederkehren?

Natürlich spricht einiges dafür, dass sich Plotin mit indischer und auch persischer Philosophie beschäftigt hat. Aber die Exegese von Texten ist eine Sache, und das Nachvollziehen der darin beschriebenen Erfahrungen ist eine andere Sache. Meine Vermutung ist, dass nicht das mystische Gedankengut archetypisch ist, sondern die "mystische Entwicklung", auf die sich dieses Gedankengut bezieht. In dem Sinne, dass Menschen, die kontemplative Methoden praktizieren, unabhängig von der Kultur, aus der sie kommen, stets die gleichen Stadien durchlaufen werden. Und ich vermute weiters, dass Plotin nicht nur ein Theoretiker war, sondern auch ein Praktiker.


instanton schrieb:
Wie empfindet ihr mystik im allgemeinen? Soll sie ein wchtiger teil von religion /überhaupt sein? Wie ist es bei euch persönlich?

Für mich ist Mystik der sprach-lose KERN von Religion an sich. Wir hätten uns schon viele kleinere und größere Auseinandersetzungen erspart, wenn nicht die Mehrheit der Menschen Religion als ein Satz von Dogmen verstünde, den es zu verteidigen oder eben zu bekämpfen gilt. Je mehr Menschen anfangen, Religion auszu-üben, indem sie sich in mystische Praktiken ein-üben, desto mehr Menschen werden erkennen, dass sie, ob Moslems oder Hindus, ob Buddhisten oder Christen, EINER Familie angehören. Genug gepredigt, das ist meine Meinung zu dem Thema... :)

Liebe Grüße

spinnwebwald
 
Hallo an Alle!

@ spinnwebwald

Ja, ich halte Plotin für einen Mystiker. Es kommt selbsredend darauf an, was unter diesem Begriff verstanden wird – es spricht jedenfalls einiges dafür. Aber ob er eine sog. „unio mystika“ erlebte ist mir nicht bekannt. Jedenfalls hat er sich in Rom (26 Jahre lang) in der alten pythagoräischen Tracht gekleidet und sich wie ein solcher verhalten.


Du fragst: „Ist es für Euch vorstellbar, dass Plotin sein Denkgebäude auf der Basis von mystischen Erlebnissen konstruiert hat?“

Das ist (für mich) nicht nur vorstellbar sondern denkbar. Sein denkgebäude ist sicher aus mystischen Erlebnissen errichtet worden, wenn auch dann durch den Gedanken. Für jeden wirklichen Philosophen ist das persönlich Erlebte, wenn auch nicht immer der Grund auf dem philosophiert wird, so doch der Anlass umzu philosophieren. Das andere ist blose Kenntnis der Philosophie. Die man selbstverständlich zu einem grandiosen Wissensgebäude ausweiten kann. Aber wie die Alten schon wussten: Man muss viel wissen um Philosoph zu sein aber ein Vielwisser ist noch lange kein Philsosoph.
Für mich: sind erlebnisse unabdingbar um zur Philosophie zu kommen, ob man diese unbedingt mystisch zu nennen braucht ist eine andere Frage.


Weiß jemand mehr über ihn?
Ja ich. Allerdings habe ich bisher keine seiner Schriften gelesen, kenne also nur Schriften über ihn und Zitate von ihm. Aber ich weiß nicht, ob Du das, nach unserem letztem Kontakt, von mir wissen möchtest.



@ instanton

Interessante Fragen stellst Du da!

Die beiden Theorien von denen du schreibst sehe ich in folgendem Zusammenhang:
Gerade weil diese Gedanken archetypisch sind wundert es nicht, dass sie auch in Asien auftra(e)ten. Zumal damals sich viel mit indischer und brahminischer Weisheitsvorstellungen beschäftigt wurde.

Du fragst: „Wie empfindet ihr Mystik im allgemeinen? Soll sie ein wichtiger Teil von Religion /überhaupt sein? Wie ist es bei euch persönlich?“

Wenn ich Mystik empfinde so muss ich Mystiker sein. Und ob sie es sein soll – beantworte ich mit: Ja! Auf jeden Fall war sie, die Mystik, dies bisher immer. Und viele Mystiker bringen Unruhe in das jeweilige Religionssystem weil sie einen Weg zu Gott etc. ausserhalb der tradierten Religion aufzeigen und ihn aber in der Sprache der jeweiligen Religion ausdrücken und sie somit voran bringen – so sie der Religion angehören. Einige Mystiker zeigten pantheistische und sogar atheistische Tendenzen – deshalb waren und werden sie auch, durch die jeweilige Religion jenachdem verfolgt, verfehmt und verketzert. Ich erinnere mich da an einen Sufi-Meister, der im 12. Jahrundert, von sich behauptete: „ich bin Gott“ - woraufhin man ihn steinigte. Meist jedoch sind Mystiker/-innen in den Religionen zumindest mit argwöhnnischen Augen betrachtet worden und wurden nicht immer gern gesehen.

In früheren Zeiten als die Religion, zumindest hier im christlichen Abendlande, mehr gesellschaftlichen Einfluss und Bedeutung hatte, waren die Mystiker Religionsmitglieder, mir ist jedenfalls kein Mystiker bekannt der nicht einer Religion angehörte. Um es allgemeiner zu schreiben: Religionsgründer sind zumindest selbst auch Mystiker, ob sie nun selbst eine gründeten oder ob aus/auf ihnen eine Religion(srichtung) gegründet wurde. In neuerer Zeit hingegen, scheint es so zu sein, dass sich Mystiker auch ausserhalb der Religionen entwickeln können.

Es gab aber auch Mystiker die in der Religion voll aufgingen (Schwärmeri etc.) und für diese Religion selbst befruchtend wirkten und als solche auch später verehrt wurden und noch werden.

Die Mystik ist nicht nur für die Religion selbst von Bedeutung sondern auch für die Philosophie, wenn man diese in althergebrachter Weise begreifft und nicht auf einen modern gewordenen entsubjektivierten, katechisierten und dogmatisierten Wissenschaftsbegriff einengt. Philosophie im alten Sinne ist: die gedachte Mystik die gedachte Religion. Wenn man nun die Religion denkt oder denkend bertachtet ist man nicht mehr ausser ihr sondern in ihr, wenn auch einen Schritt weiter als diese. Was die Religion im Gefühl/Verstand das hat die Philosophie im Begriff in der Vernunft. Wenn auch nicht jeder Mystiker ein Philosoph zu nennen ist so ist zumindest jeder Philosoph Mystiker – zumindest im denken. Wenn er dies nicht ist sollte er sich besser Philosophloge nennen, vom Worte Philosophielogie abgeleitet = Lehre von der Philosophie, die heute universitär bestimmend ist.

Zum persönlichen: so schön, grandios, beseligend und begeisternd die Mystik auch sein kann – ändert dies(e) allein nicht die Welt in der wir leben.



@ marianne

Danke für deine Erstinformation.


mfg von marserion
 
Nachtrag

hallo sww,

Meine Vermutung ist, dass nicht das mystische Gedankengut archetypisch ist, sondern die "mystische Entwicklung", auf die sich dieses Gedankengut bezieht. In dem Sinne, dass Menschen, die kontemplative Methoden praktizieren, unabhängig von der Kultur, aus der sie kommen, stets die gleichen Stadien durchlaufen werden. Und ich vermute weiters, dass Plotin nicht nur ein Theoretiker war, sondern auch ein Praktiker.

Wenn Deine erste vermutung richtig ist so ist deine zweite vermutung wahr.

Die gedanken selbst sind wohl nicht archetypisch aber sie werden von jeweiligen archetypus erregt belebt. Die mystische Entwicklung, Jung nennt das Individuation, ist archetypisch auch wenn es mehrere wege der entwicklung gibt so haben sie vieles und besonders das grundlegende gemeinsam. Von daher muss Plotin Praktiker gewesen sein sonst kommt man nicht dazu.



Für mich ist Mystik der sprach-lose KERN von Religion an sich. Wir hätten uns schon viele kleinere und größere Auseinandersetzungen erspart, wenn nicht die Mehrheit der Menschen Religion als ein Satz von Dogmen verstünde, den es zu verteidigen oder eben zu bekämpfen gilt. Je mehr Menschen anfangen, Religion auszu-üben, indem sie sich in mystische Praktiken ein-üben, desto mehr Menschen werden erkennen, dass sie, ob Moslems oder Hindus, ob Buddhisten oder Christen, EINER Familie angehören. Genug gepredigt, das ist meine Meinung zu dem Thema... :)

So recht du hiermit hast so wichtig ist es endlich diese sprachlosigkeit zu überwinden. Damit es nicht mehr notwendig ist über die Mystik dahin zu gelangen sondern dies auch gedacht werden kann.

Wir gehören nicht nur EINER Familie an sondern wir kommen aus DEMSELBEN was auch das EINE genannt wird. Und wenn wir dahin gealngen gibt es nur noch das EINE und nicht Zwei.

mfg marserion
 
Hallo marserion,

marserion schrieb:
Für jeden wirklichen Philosophen ist das persönlich Erlebte, wenn auch nicht immer der Grund auf dem philosophiert wird, so doch der Anlass umzu philosophieren. Das andere ist blose Kenntnis der Philosophie. Die man selbstverständlich zu einem grandiosen Wissensgebäude ausweiten kann. Aber wie die Alten schon wussten: Man muss viel wissen um Philosoph zu sein aber ein Vielwisser ist noch lange kein Philsosoph.
Für mich: sind erlebnisse unabdingbar um zur Philosophie zu kommen, ob man diese unbedingt mystisch zu nennen braucht ist eine andere Frage.

da kann ich Dir nur zustimmen: Ein Philosophie-Historiker ist noch lange kein Philosoph. Während ersterer auf der Basis von philosophischem Wissen spekuliert, wird letzterer von seinem Daimon zum Denken getrieben. Bleibt die Frage, ob philosophische Erlebnisse gleichzeitig mystische sind. Ich glaube nicht, dass das so ist. Wenn zwei Methoden auf verschiedenen Ebenen ansetzen, dann werden sie auch zu verschiedenen Ergebnissen gelangen. Die Philosophie kann die Mystik zweifellos unterstützen und umgekehrt, aber erstere legt ihren Schwerpunkt auf Differentiation, während letztere nach Integration sucht. Vielleicht ist das ein Kriterium für die Unterscheidung?

marserion schrieb:
Ich erinnere mich da an einen Sufi-Meister, der im 12. Jahrundert, von sich behauptete: „ich bin Gott“ - woraufhin man ihn steinigte. Meist jedoch sind Mystiker/-innen in den Religionen zumindest mit argwöhnnischen Augen betrachtet worden und wurden nicht immer gern gesehen.

Meister Eckhart, sicher einer der tiefsten christlichen Mystiker, hat das Gleiche von sich behauptet, sehr zum Unmut der damaligen Kirchenführung. Das Interessante daran ist ja, dass sich der Sufi-Meister sicher nicht mit Eckhart gestritten hätte, wer von beiden nun wirklich Gott ist, weil sich beide mit dem Universum als Ganzem identifiziert haben und weil ihnen dieses "Ich" völlig gleichgültig geworden war. Zwei Philosophen hingegen geraten bald einmal in eine Situation, wo sie sich um das Ich streiten (wie wir beide in einem anderen Thread ;-) ).

marserion schrieb:
Wenn man nun die Religion denkt oder denkend betrachtet ist man nicht mehr ausser ihr sondern in ihr, wenn auch einen Schritt weiter als diese. Was die Religion im Gefühl/Verstand das hat die Philosophie im Begriff in der Vernunft. Wenn auch nicht jeder Mystiker ein Philosoph zu nennen ist so ist zumindest jeder Philosoph Mystiker – zumindest im denken

Das sehe ich, wie bereits angedeutet, anders als Du: Für mich ist ein Mystiker jemand, der sich aktiv und regelmäßig über einen längeren Zeitraum in mystischen Praktiken übt. Ein Philosoph mag zwar in seinen Studien zu tiefen Einsichten kommen, aber es sind philosophische Einsichten, keine mystischen.

Schöne Grüße

spinnwebwald
 
Nochmals hallo,

marserion schrieb:
So recht du hiermit hast so wichtig ist es endlich diese sprachlosigkeit zu überwinden. Damit es nicht mehr notwendig ist über die Mystik dahin zu gelangen sondern dies auch gedacht werden kann.

Wir gehören nicht nur EINER Familie an sondern wir kommen aus DEMSELBEN was auch das EINE genannt wird. Und wenn wir dahin gelangen gibt es nur noch das EINE und nicht Zwei.

hier sind wir bei einem prinzipiellen Problem: Die Sprachlosigkeit der Mystik KANN NICHT überwunden werden! Mystische Einsicht KANN NICHT gedacht werden!

Das "Ich denke." IST SCHON ZWEI!!! Ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich beschäftige mich nun schon seit über zehn Jahren sowohl mit Philosophie als auch mit einem spirituellen Weg (Aikido), und das sind definitiv zwei verschiedene Methoden, die in meinem Innenleben verschiedene Wirkungen zeigen. Beide sind hilfreich, aber sie sind einander nicht ähnlich, sondern komplementär.

Schöne Grüße

spinnwebwald
 
spinnwebwald schrieb:
Nochmals hallo,



hier sind wir bei einem prinzipiellen Problem: Die Sprachlosigkeit der Mystik KANN NICHT überwunden werden! Mystische Einsicht KANN NICHT gedacht werden!

Das "Ich denke." IST SCHON ZWEI!!! Ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich beschäftige mich nun schon seit über zehn Jahren sowohl mit Philosophie als auch mit einem spirituellen Weg (Aikido), und das sind definitiv zwei verschiedene Methoden, die in meinem Innenleben verschiedene Wirkungen zeigen. Beide sind hilfreich, aber sie sind einander nicht ähnlich, sondern komplementär.

Schöne Grüße

spinnwebwald

Mir gefällt sehr, was Du schreibst.

Obwohl nun meine "Weiterdenkerei" von Plotin geradezu wegführt, stelle ich Dir folgende Frage:

Wenn es dem Denken nicht gelingt, das Ich zu sich - zu den Ursprüngen - zu bringen, wie sieht es dann mit dem Sehen aus?

Kann die " mystische Einheit" nicht im stummen Schauen, im Eingehen des Ichs im Geschauten erlebt werden - als All - einheit in der Alleinheit? Sprachlos?

Marianne
 
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Hallo Marianne,

Marianne schrieb:
Wenn es dem Denken nicht gelingt, das Ich zu sich - zu den Ursprüngen - zu bringen, wie sieht es dann mit dem Sehen aus?

Kann die " mystische Einheit" nicht im stummen Schauen, im Eingehen des Ichs im Geschauten erlebt werden - als All - einheit in der Alleinheit? Sprachlos?

wenn Du mit dem Sehen im übertragenen Sinn eine "Schau mit dem inneren Auge" meinst, dann ist das ja der Königsweg, sich der "Alleinheit" zu nähern. Durch Kontemplation.

Wenn Du das physische Sehen mit den Augen meinst, dann ist das als Methode zuwenig. Obwohl es nicht gleichgültig ist, wie man schaut. Im Aikido beispielsweise verwenden wir für das richtige Schauen den Begriff "metsuke", das ist ein gerichteter Blick ohne Fokus, bei dem die Aufmerksamkeit das gesamte Sichtfeld einnimmt, ganz gleich, was darin passiert. Je mehr man nämlich, wenn man physisch angegriffen wird, auf EINE Bewegung oder gar ein Detail davon achtet, desto weniger bekommt man von allen ANDEREN mit, also vom Angreifer als einem Ganzen. Metsuke ist aber nicht nur kampftechnisch, sondern auch meditativ brauchbar, es entspricht im wesentlichen dem Blick, den man während der Zen-Praxis einnimmt.

Soviel also zum Sehen. Wenn Du in meine Diplomarbeit schaust (Siehe Profil!), dann hat das "gewöhnliche" Sehen viel mit dem zu tun, was ich "Zeit des Seins" genannt habe, mit einem wechselnden Fokus, der von Detail zu Detail springt, auch im geistigen Sinn, wenn wir zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her wechseln, um unsere Einwirkungen auf die Umwelt gedanklich vorwegzunehmen, also um zu planen. Die "Zeit des Werdens" hat eher mit "metsuke" zu tun: Vergangenheit und Zukunft sind in der Gegenwart gleichsam "eingefaltet", ohne dass sich die Aufmerksamkeit "bewegt". Ich hoffe, Du kannst was damit anfangen... :)


Liebe Grüße

spinnwebwald
 
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