Hallo an Alle!
@ spinnwebwald
Ja, ich halte Plotin für einen Mystiker. Es kommt selbsredend darauf an, was unter diesem Begriff verstanden wird – es spricht jedenfalls einiges dafür. Aber ob er eine sog. „unio mystika“ erlebte ist mir nicht bekannt. Jedenfalls hat er sich in Rom (26 Jahre lang) in der alten pythagoräischen Tracht gekleidet und sich wie ein solcher verhalten.
Du fragst: „Ist es für Euch vorstellbar, dass Plotin sein Denkgebäude auf der Basis von mystischen Erlebnissen konstruiert hat?“
Das ist (für mich) nicht nur vorstellbar sondern denkbar. Sein denkgebäude ist sicher aus mystischen Erlebnissen errichtet worden, wenn auch dann durch den Gedanken. Für jeden wirklichen Philosophen ist das persönlich Erlebte, wenn auch nicht immer der Grund auf dem philosophiert wird, so doch der Anlass umzu philosophieren. Das andere ist blose Kenntnis der Philosophie. Die man selbstverständlich zu einem grandiosen Wissensgebäude ausweiten kann. Aber wie die Alten schon wussten: Man muss viel wissen um Philosoph zu sein aber ein Vielwisser ist noch lange kein Philsosoph.
Für mich: sind erlebnisse unabdingbar um zur Philosophie zu kommen, ob man diese unbedingt mystisch zu nennen braucht ist eine andere Frage.
Weiß jemand mehr über ihn?
Ja ich. Allerdings habe ich bisher keine seiner Schriften gelesen, kenne also nur Schriften über ihn und Zitate von ihm. Aber ich weiß nicht, ob Du das, nach unserem letztem Kontakt, von mir wissen möchtest.
@ instanton
Interessante Fragen stellst Du da!
Die beiden Theorien von denen du schreibst sehe ich in folgendem Zusammenhang:
Gerade weil diese Gedanken archetypisch sind wundert es nicht, dass sie auch in Asien auftra(e)ten. Zumal damals sich viel mit indischer und brahminischer Weisheitsvorstellungen beschäftigt wurde.
Du fragst: „Wie empfindet ihr Mystik im allgemeinen? Soll sie ein wichtiger Teil von Religion /überhaupt sein? Wie ist es bei euch persönlich?“
Wenn ich Mystik empfinde so muss ich Mystiker sein. Und ob sie es sein soll – beantworte ich mit: Ja! Auf jeden Fall war sie, die Mystik, dies bisher immer. Und viele Mystiker bringen Unruhe in das jeweilige Religionssystem weil sie einen Weg zu Gott etc. ausserhalb der tradierten Religion aufzeigen und ihn aber in der Sprache der jeweiligen Religion ausdrücken und sie somit voran bringen – so sie der Religion angehören. Einige Mystiker zeigten pantheistische und sogar atheistische Tendenzen – deshalb waren und werden sie auch, durch die jeweilige Religion jenachdem verfolgt, verfehmt und verketzert. Ich erinnere mich da an einen Sufi-Meister, der im 12. Jahrundert, von sich behauptete: „ich bin Gott“ - woraufhin man ihn steinigte. Meist jedoch sind Mystiker/-innen in den Religionen zumindest mit argwöhnnischen Augen betrachtet worden und wurden nicht immer gern gesehen.
In früheren Zeiten als die Religion, zumindest hier im christlichen Abendlande, mehr gesellschaftlichen Einfluss und Bedeutung hatte, waren die Mystiker Religionsmitglieder, mir ist jedenfalls kein Mystiker bekannt der nicht einer Religion angehörte. Um es allgemeiner zu schreiben: Religionsgründer sind zumindest selbst auch Mystiker, ob sie nun selbst eine gründeten oder ob aus/auf ihnen eine Religion(srichtung) gegründet wurde. In neuerer Zeit hingegen, scheint es so zu sein, dass sich Mystiker auch ausserhalb der Religionen entwickeln können.
Es gab aber auch Mystiker die in der Religion voll aufgingen (Schwärmeri etc.) und für diese Religion selbst befruchtend wirkten und als solche auch später verehrt wurden und noch werden.
Die Mystik ist nicht nur für die Religion selbst von Bedeutung sondern auch für die Philosophie, wenn man diese in althergebrachter Weise begreifft und nicht auf einen modern gewordenen entsubjektivierten, katechisierten und dogmatisierten Wissenschaftsbegriff einengt. Philosophie im alten Sinne ist: die gedachte Mystik die gedachte Religion. Wenn man nun die Religion denkt oder denkend bertachtet ist man nicht mehr ausser ihr sondern in ihr, wenn auch einen Schritt weiter als diese. Was die Religion im Gefühl/Verstand das hat die Philosophie im Begriff in der Vernunft. Wenn auch nicht jeder Mystiker ein Philosoph zu nennen ist so ist zumindest jeder Philosoph Mystiker – zumindest im denken. Wenn er dies nicht ist sollte er sich besser Philosophloge nennen, vom Worte Philosophielogie abgeleitet = Lehre von der Philosophie, die heute universitär bestimmend ist.
Zum persönlichen: so schön, grandios, beseligend und begeisternd die Mystik auch sein kann – ändert dies(e) allein nicht die Welt in der wir leben.
@ marianne
Danke für deine Erstinformation.
mfg von marserion