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Ventilgedichte

CloudDiver

New Member
Registriert
9. August 2006
Beiträge
174
Hallo an alle,
ich eröffne jetzt hier mal nen Beitrag, in den ich einige meiner Gedichte stellen möchte. Ich hab den mal "Ventilgedichte" genannt, da es bei mir meistens so ist, dass diese Gedichte schon lange irgendwie gedanklich in meinem Kopf rumspuken, wenn ich mir Gedanken über irgendeine Situation mache, z.b., bis sie dann endlich mal geordnet von mir niedergeschrieben werden.
Ich werd nicht alle hier einstellen, und ein paar sind in anderen Sprachen, aber vielleicht gefallen euch ja auch so einige.
Würde mich auch interessieren, was ihr so dazu denkt, also, vermutlich versteht ihr die Gedichte nicht immer so, wie ich sie gemeint habe, aber so sind nun mal Gedichte *g*.

CloudDiver
 
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AW: Ventilgedichte

So, das erste ist eine Art "Märchenzyklus". Die hab ich im Sommer 2004 geschrieben. Cinderella und Sleeping Beauty sind Liedzeilen, nicht von mir, aber gehören irgenwie trotzdem mit dazu, deshalb hab ich sie mal hier drin gelassen.

Snowwhite
Wo wohnst du?
- Hinter den Bergen.
Sag an, wie heißt du?
- Schneewittchen ist mein Name.
Wen wirst du lieben?
- Einen Zwerg, einen Riesen?
Einen Prinzen?

Cinderella
Are you wonderful, because I want you
or do I want you, because you're wonderful?

Sleeping Beauty
And I'm saving all my love for you.

Frate si sora (Brüderchen und Schwesterchen)
Fratele, vom putea
sa ramainem frate si sora,
sa ramainem copii in agapa?
Stam sub scutul
al Dumnezeu, Atotputernic.
El singur este Domnul
despre inimii nostrii.

Little Red Riding Hood
If my prince turns out to be a wolf,
if he swallows me without hesitation,
if he leaves me down in the darkness,
then, please, Lord, come and help
your silly, little girl.
 
AW: Ventilgedichte

So, die nächsten beiden sind von diesem Jahr.

Wir
Gegenwart.
Ohne ihn will ich nicht;
kann ich, soll ich?
Mit ihm kann ich nicht sein;
wie ich mich will, wie Er mich will?

Er macht Sachen anders,
ist anders,
als ich
will.
Zukunft?

Entscheidung
Rechts oder links -
entscheiden - ohne dich?!
Die Wahrheit
seh ich nicht -
will ich nicht sehn!?

Der rote Faden -
unsichtbar - nicht da?!
Ohne Klarheit
bleib ich starr,
muss untergehn.
 
AW: Ventilgedichte

Und ein vorerst letztes, evtl. später mehr *g*

Ton & Töpfer

Ton
soll ich sein,
ein Klumpen
Ton,
der
geknetet, gedreht, gequetscht, gedrückt, geschlagen;
geformt, umgeformt, neu geformt;
geplättet, geprellt;
zerrupft, zerpflückt, zerrissen – zerschlagen wird;
ohne zu fragen, ohne zu schrei’n;
ohne zu erfahren, ohne zu wissen.

Ton.
Ich?
Mehr als die Vögel der Wälder, die Blumen der Felder;
wertvoll in Seinen Augen, geliebt geschaffen –
soll ich sein?!

Ton.
Bin ich.
Nicht fragen, nicht denken. Warten.
Keinen Ausweg sehend, aber nicht ausweglos??
Der Sprung von der Drehscheibe.

Ton
soll ich sein.
Matsch
bin ich.
 
AW: Ventilgedichte

sehr schön,
ich hab auch einige gedichte, die mir im kopf rumspukten. bevor ich sie vergesse schreibe ich sie schnell auf.
muss nich immer sinn machen, kam auf die jeweillige situation und stimmung an, einfach das bewusstsein fließen lassen.

Einmal könig sein!

Einmal König sein,
über den Schatten springen,
die anderen sind klein,
ich Herr über den Dingen.

Der Gottesschein passt zu mir,
ich bin das BESTE
der evolution des großen wir.
Mein Glauben ist feste.

Doch ich als der große Herr
würde schrecklich führen.
Hoffnung gäb es nicht mehr,
ertragen müsst ihr meine Allüren.

Total und weit weg.
Allgegenwärtig und einsam.
Ohne Fehler und Leck.
Übermenschlich und geistig grausam.


Druckabfall

Ein Laubblatt, zart und fein,
umgeben von göttlichem Schein,
hängt frierend am Baum,
ist des Sommers letzter Saum.

Ein Laubblatt fliegt gen Erde,
ein Wind rast wie galoppierende Pferde.
Das letzte Nass weicht beim Fall,
es stirbt allein, ohn Widerhall.

Das Blatt hat den Odem verloren,
dazu ward es leider geboren.
Blättern großer Eichen
muss dies kleine weichen.

Das Laubblatt hat die Erde berührt,
der Ameisen Gier ist geschürt.
Sie kommen und wollen es zersetzen,
für das Blatt ist es ein Zerfetzen.

Doch das Laubblatt, verdorrt und klein,
lässt kein Wehren geschehen sein.
Von frostiger Schwäche umschlungen,
verschwindet es in Niederungen.

Von oben herab, nach unten feste,
egal ob groß, klein, schlecht oder das beste.
Alle unterliegen dem Zwang des Falls,
inmitten des tiefsten Tals. Es ist TOT!
 
AW: Ventilgedichte

noch eins mir gerade beim schreiben im forum in sinn gekommen:

Nebel

der himmel im nadelstreifenanzug,
auf mich einnieselnd, trüber als der tag.
wasser und luft in einheit eng verbunden,
schinden das tun, fördern das lassen.
ein laut erklingt. der klang wird lauter.
es läutet die glocke fern von mir,
irgendwo außerhalb des grauen vorhangs.

ein gang wird zur qual,
man weiß nicht, ob man drängt oder bleibt;
alles ist beschränkt, eingeengt.
die enge macht sie kaputt,
alle warten auf faust.
aber ostern, ostern sieht man nicht,
hier in des kessels grauen vorhang.

lichten sich die wabern morgen?
mit jedem schritt hofft man.
ein tritt, eine neue sicht,
was die welt so alles machen kann!
ihre starre verschwimmt, alles wird gleich,
also wo seid ihr kommunisten?

realität ist da, wo sonne es durchdringt,
ohne leitung irrt man durch das nass.
wasser in kleinster form, wirkung groß,
denn alles ist hier voll, ohne sinn.
das ziel ist für die, die es zerdrückt,
entrückt, nirgendwo hinter dem grauen vorhang.

eingegraut durch wetters kraft,
zieht dieses nass in unsere köpfe.
es zermatscht uns mit seinem gewicht,
immenser als nur der tod es ist.
getroffen in diesem erguss sinkt alles,
alles fliegt zu boden im grauen vorhang.

suchen wird zwecklos,
wer findet stirbt, doch ist da,
hier, wo sich alles trifft und graut,
versunken in lethargie und trübsal.
nur romantiker sehnen sich an diesen ort,
doch einmal da, nie wieder fort.

hier unter des vorhangs grauer glocke.
 
AW: Ventilgedichte

Sodele, von mir gibts auch mal Nachschub - nicht, dass es irgendjemanden interessieren würde :cool:
Das Gedicht hatt ich schon länger in meinem Kopf und wollte das für einen sehr lieben Freund schreiben. :kuss1: Allerdings nicht mit dem Ende. Das hat sich erst nach einem Streit so ergeben. Aber zum Glück ist alles wieder in Ordnung. Na ja, lest einfach selbst. War für mich wieder ein Schritt in die Vergangenheit, rein stilmäßig...

Wind

Ich wollte sagen du seist wie der Wind,
den ich so oft in meinen Ästen find,
der kommt um mich mal aufzurütteln,
das ganze Alte abzuschütteln.

So konnte denn auch Neues blühn.
Es wagte sich hervor ganz zart,
ein frisches, sehr lebendges Grün,
das dankbar war für deine Gegenwart.

Du kamst und du umwehtest mich.
Du kanntest jedes Blatt an mir.
Ich öffnete mich gern für dich,
und du auch ein Stück weit dann mir.

Und blies der Wind auch mal sehr rau
und zerrte mich wild hin und her,
so wusste ich doch meist genau:
ganz ohne dich will ich nicht mehr.

Das wollte ich dem Wind mal sagen,
wie schön es ist, wenn er durch meine Äste fegt.
Doch nun muss ich mich ängstlich fragen,
ob er sich etwa hat gelegt.
 
AW: Ventilgedichte

Verzweiflung schlägt sich
wellend nach oben
ergießt sich ins Schiff
und zieht es nach unten
 
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AW: Ventilgedichte

Luft (machen)

schreien will man
rausschreien
ihnen alles entgegenschleudern,
was man sich anhören musste
von Freunden, die es besser wissen
sollten –
nicht konnten?

wie sollten sie verstehen
glücklich und zufrieden
sitzen sie miteinander
in ihren Häusern
aus Steinen gebaut
auf Stein gebaut

ihre Welt wankt nicht
ihr Weltbild wankt nicht
ihre Welt fällt nicht
in sich zusammen
ins Nichts

`verarbeiten´ soll ich –
was wisst ihr davon?!
`meinen Anker besser pflegen´ hätt’ ich gesollt –
was wisst ihr davon?!
`Verliebte lassen sich ja nix sagen´ -
was wisst ihr davon?!
`nach Gottes Willen fragen´ -
was wisst ihr davon?!

nein, es kann wohl nicht so sein
wie es war
zwischen uns.
nichts wisst ihr.
fragt ihr?
mein `Problem´ hat die Freundschaft geändert?
War es das?

Bin ich nicht dieselbe?
Glaubt ihr, ich wollte das?

Wart ihr es nicht...?
 
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