Hallo,
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Teilbar - was meinst du damit?
Sorry - weil das Leid, dass wir uns untereinander zufügen, mir näher ist. Und weil das millionenmal öfter vorkommt, als der sexuelle Tiermissbrauch.
Damit dieser Vergleich nicht "hinkt", dürfte -wenn schon-, dann nur die Zahl des sexuellen Missbrauchs von Menschen mit dem von Tieren quantitativ verglichen werden.
Die Probleme,die sich aus der hier angesprochenen "Ethik der Nähe" ergeben, dürften allgemein bekannt sein.
Allgemein bedeutet dies, daß die persönlichen sittlich orientierten Handlungsrichtlinien beim Fremden und Unbekannten versagen können und somit der Willkür der Entscheidung breiter Raum gegeben werden kann. Eine "Ethik der Nähe" gegenüber Menschen und Tieren ist m.E. zwar psychologisch durchaus verständlich, öffnet aber auch der sog. "Doppelmoral" Tür und Tor - und die gewiß nicht nur gegenüber Tieren. Kann man tatsächlich das persönliche Gefühl einer menschlichen Verbundenheit, das sicherlich der Verantwortung des einzelnen, seinem Bestreben nach "Vertrautheit mit der Welt" unterliegt, zum gesellschaftlichen Maßstab machen?
Ein Konkurrenzverhältnis (d.h. teilbare Ethik) anzunehmen, bedeutet Ethik in Prioritätskalen aufzulösen, die verlangen, daß nachgeordnete Werte (z.B. Tierschutz) erst dann anzustreben sind, wenn der jeweils übergeordnete Wert (Menschenschutz) voll verwirklicht ist. Folgt man diesem Denken einer teilbaren Ethik, dann ist es streng genommen unmoralisch, sich einem leidenden Tier zuzuwenden, solange es noch irgendeinen leidenden Menschen gibt. Oder anders: Solange nur ein Kapitalverbrechen (z.B. Mord) ungeklärt ist, darf sich die Justiz um keinerlei kleinere Vergehen, wie z.B. Ladendiebstahl kümmern. Dass ein solches Prinzip der Priorität, kein Gebot der Ethik ist, dürfte deutlich sein und würde sicherlich nicht auf gesellschaftliche Akzeptanz innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen stoßen. Dennoch ist es jederzeit parat, wenn Menschen sich anschicken, sich um das Wohl der Tiere zu kümmern. Konkurrenz statt des Bemühens, ethische Grundsätze zu vervollkommnen.
Die Hartnäckigkeit im Fortbestehen dieses Konkurrenzverhältnisses zeigt sich u.a. auch durch das Ignorieren wissenschaftlicher Erkenntnisse, die belegen, daß die Gewalt gegen Tiere im Zusammenhang mit der Gewalt gegen Menschen zu sehen ist. Tierschutz ist Menschenschutz - das verhallt zumeist ungehört....
Sonja