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Systemversagen

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AW: Systemversagen


Umverteilung von Arm nach Reich durch Budgetdefizite.


Scriberius,
was mich am meisten verwundert ist die Tatsache, dass gerade angebliche Linke
wie Furien gegen eine solide Staatshaushaltsführung wettern und von Kaputtsparen
schwafeln.

Das selbst nachdem man sie mit der Nase darauf gestoßen hat, dass z.B. Österreich
wegen der unsoliden Haushaltspolitik jedes Jahr ca. 8 Mrd €uro nur an Zinsen
von den Steuerzahlern (darunter auch Mindestrentner und Sozialhilfeempfänger)
zu den Großgläubigern umverteilt.

Das selbst nachdem ihnen am Beispiel Griechenland drastisch vor Augen geführt wurde,
wohin eine ausufernde Verschuldung führt.

Diese Leute lesen offenbar von John Maynard Keynes nur jenen Teil seiner
Empfehlungen, in dem ein Deficit-Spending des Staates bei kränkelnder Konjunktur
nahegelegt wird, und überspringen jenen Teil, in dem Keynes fordert,
dass der Staat bei guter Konjunktur seinen Schuldenberg verkleinert,
um wieder Reserven für schlechtere Konjunkturphasen zu haben.

Diese Leute tun gerade so als wäre es ein Naturgesetz,
dass der Staat immer mehr ausgeben muss, als er einnimmt.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.


Die Linken werden vermutlich immer dann aktiv, wenn zur Rettung des Systems wieder einmal die Sozialleistungen gekürzt werden sollen. Keynes und andere Ökonomen liegen mit ihren Theorien ja auch nicht falsch. Es ist immer nur die Frage, an welchem Rad gedreht wird, und dass in mancher Situation Sparen verherende Wirkung zeigt, das ist auch klar. Der entscheidende Punkt aber scheint mir doch der zu sein, dass die heutige Situation derart verfahren ist, dass alle Versuche, diese Kuh vom Eis zu bekommen, bereits sinnlos geworden ist, es aber weiter versucht werden soll, weil eben jeder Zustand der Stadt für Stadtrat und Feuerwehr akzeptabel ist, so lange sie noch bezahlt werden.
 

Verantwortungsbewusste Politiker mit Augenmaß gesucht !

Scriberius schrieb:
... Es ist immer nur die Frage, an welchem Rad gedreht wird,
und dass in mancher Situation Sparen verheerende Wirkung zeigt,
das ist auch klar. ...
Scriberius,
das Bemühen um ein Drehen an den richtigen Stellschrauben, damit eine solide
Staatshaushaltsgebarung nicht einseitig zu Lasten der Schwächsten geht,
das wäre genau die Aufgabe linker Politiker (in Regierung oder Opposition).

Blöd ist halt nur, dass für allzuviele linke Politiker

jederzeit
die falsche Zeit ist, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen,

und zwar nachweislich auch Zeiten der Hochkonjunktur.

Diese Politiker versuchen stattdessen, dem Wählervolk einzureden,
dass die alte Volksweisheit "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not"
ein völlig veralteter Zopf ist, der schon längst abgeschnitten und durch
eine fortschrittliche nationalökonomische Finanz-Magie ersetzt wurde.

Wird von einem großen Teil des Wählervolkes solchen Politikern vertraut,
sodass diese an die politischen Schalthebel gelangen,
dann steuert eine Gesellschaft zwangsläufig auf eine Lage zu,
wie sie derzeit in der Süd-EU beobachtbar ist.

Wenn eine Situation einmal so weit verfahren ist,
dann gibt es tatsächlich nur mehr schmerzliche Sanierungswege.

Selbst bei dieser schmerzlichen Sanierung könnten linke Politiker noch darum kämpfen,
dass mit Augenmaß an den richtigen Stellschrauben gedreht wird;

wenn sie denn wirklich verantwortungsbewusste Politiker wären,
was sie aber erfahrungsgemäß - siehe oben - nur selten sind.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Systemversagen

Ja, ich denke auch nicht, dass es damit getan wäre, eine linke Regierung zu wählen. Die notwendigen Reformen müssten aber dennoch das Hauptventil wieder nach links drehen, um die Ballance wieder herzustellen. Zu weit wäre aber auch wieder schädlich. Einfach ist es nicht. Was aber fatal ist und beseitigt werden sollte, sind folgende Punkte:


- die Machtverhältnisse sind unklar

- die Gesetzeswerke sind monströs, aber verwirrend

- die Verdienstmöglichkeiten sind derzeit durchschnittlich zu schlecht

- Leistung lohnt sich kaum noch

- die Aufstiegschancen sind zu gering


Dies alles schreit nach einer Vereinfachung, einer echten Reform an Haupt und Gliedern, aber immer nur kleine kosmetische Operationen vorgenommen werden, die dann als großer Wurf gefeiert werden, in Wahrheit aber nichts bewirken. Warum? Weil die Verantwortlichen nichts ändern wollen. Sie sind allsamt nicht betroffen, bzw. noch nicht. Dass der Sozialstaat heruntergefahren werden könnte, würde man die Arbeit anders organisieren, darauf kommt ja offenbar auch keiner. Lieber auf den Arbeitsunwilligen herumhacken. Wäre Erwerbsarbeit nicht eine solche Zumutung, wie heute, es gäbe viel weniger von ihnen.
 
AW: Systemversagen

Scriberius schrieb:
... Wäre Erwerbsarbeit nicht eine solche Zumutung, wie heute,
es gäbe viel weniger von ihnen.

Scriberius,
ich fürchte vielmehr, dass infolge der Globalisierung
hierzulande gar nicht ausreichend viele gut bezahlte Arbeitsplätze übrigbleiben,
damit alle Arbeitswilligen auch einen solchen bekommen.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Systemversagen

das glaube ich eben nicht, Neugier, denn wo Mittel sind, um astronomische Gehälter zu bezahlen, ebenso astrnonmische Summen, die vor dem Finanzamt in Sicherheit gebracht werden sollen, da wäre auch Raum für ordentliche Bezahlung. Das ist eben nicht hauptsächlich eine Folge der Globalisierung (die, wie bereits gesagt, hier erfunden wurde und nicht in China), sondern primär dem Umstand geschuldet ist, dass der Erwerbsarbeit praktisch der ganze Staatsapparat aufgebürdet wird und Großkapital und Big Business systematisch geschont werden. Die Begründung dafür ist natürlich auch wieder die Globalisierng, ich weiß - aber das lasse ich nicht gelten. Erst das Haus anzünden und dann jammern, das ist widerlich verlogen - von denen die es so arrangiert haben. Arbeit ist da, es werden ja ständig Arbeitskräfte gesucht. Sie sollen aber möglichst billig sein, nicht zuletzt wegen der hohen Nebenkosten. Dann die schwachsinnig hohen Gesundheitskosten - enorm viel Geld für eine höchst subventionierte Industrie. Gerade erst wurde von der OECD bemängelt, dass bei uns viel zu viel operiert wird. Operiert ohne medizinische Notwendigkeit, um Umsatz zu machen. Dann der ganze Medikamentenwahnsinn, usw.
 
AW: Systemversagen



Scriberius schrieb:
...
Das ist eben nicht hauptsächlich eine Folge der Globalisierung
(die, wie bereits gesagt, hier erfunden wurde und nicht in China),
sondern primär dem Umstand geschuldet ist,
dass der Erwerbsarbeit praktisch der ganze Staatsapparat aufgebürdet wird
und Großkapital und Big Business systematisch geschont werden.

Die Begründung dafür ist natürlich auch wieder die Globalisierng,
ich weiß - aber das lasse ich nicht gelten.
Scriberius,
meiner Meinung nach wurden bei der Globalisierung
die Schritte in einer falschen Reihenfolge gesetzt.

Vor allem wurde verabsäumt, global wirksame harmonisierte Reglementierungen
zu etablieren, bevor eine globale Freizügigkeit der Güter- und Finanzströme
gefördert wird.

Wettbewerbsverzerrende Steuergesetze stellen ein großes Problem dar,
sie sind Ursache oder Beschleuniger von hochproblematischen Entwicklungen.

Wenn beispielsweise Transportleistungen über tausende Meilen nahezu frei von
Steuerabgaben bleiben, dann wird dadurch eine Verlagerung von Produktionsstätten
in Länder begünstigt, die deutlich niedrigere Umweltauflagen und Pflichtbeiträge
in das Sozialsystem haben, als in unserem Wirtschaftsraum üblich.


Neben den Fehlentwicklungen infolge der Globalisierung müssen natürlich auch
die Konsequenzen der fortschreitenden Automatisierung aufmerksam beobachtet werden,
um rechtzeitig flankierende Maßnahmen, wie z.B. eine Wertschöpfungsabgabe,
ergreifen zu können.

Übrigens wird auch gegen die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe argumentiert,
dass sie wegen der globalen Vernetzung der Wirtschaft
einen viel zu großen Wettbewerbsnachteil bedeuten würde.

Wir sehen auch hier wieder die falsche Reihenfolge der Globalisierungsschritte.


Ich bin zwar nicht unbedingt ein Freund von monokausalen Erklärungen,
halte aber dennoch die Globalisierung, so wie sie konkret realisiert wurde,
für eine ganz zentrale Fehlentwicklung.

Dass von bestimmten Cliquen die Globalisierung absichtlich in dieser Form
durch diverse Verträge beschleunigt wurde, das steht auch für mich außer Zweifel.

Aber das fällt ja schon wieder in den Gegenstandsbereich Verschwörungstheorie.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Systemversagen

Ich bin zwar nicht unbedingt ein Freund von monokausalen Erklärungen,
halte aber dennoch die Globalisierung, so wie sie konkret realisiert wurde,
für eine ganz zentrale Fehlentwicklung.

Hallo Neugier.
Aus meiner Sicht muss man dabei die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese Fehlentwicklung für gewisse Kreise eben nicht fehlerhaft, sondern komfortabel ist. Vielen von uns macht es dann Probleme, den nächsten Gedankenschritt zu wagen. Wenn es einigen eben zugute kommt...gibt es nicht die Möglichkeit, dass sie da nachgeholfen haben? Wenn dem so wäre, wären fülosophische/soziologische Gedanken über dieses Thema (und was man besser machen könnte) relativ unsinnig, dann wäre eher die Zeit für die Verteidigung der Menschen in Form einer Art Nothilfe angebracht. Ob jemand faul oder nicht, ob gläubig oder nicht...ob ehrgeizig oder nicht, ob gehorsam oder nicht...würde dann keine Rolle spielen. Ich kenne allerdings auch Menschen, die sich lieber noch ein paar Jahrzehnte darüber unterhalten. Warum, weil sie selber noch genug Geld, Restfreiheit und Restgesundheit haben...und darauf hoffen, dass das so noch eine Weile reicht.

Bernd
 
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AW: Systemversagen

... Wenn es einigen eben zugute kommt...gibt es nicht die Möglichkeit, dass sie da nachgeholfen haben? Wenn dem so wäre, wären fülosophische/soziologische Gedanken über dieses Thema (und was man besser machen könnte) relativ unsinnig, dann wäre eher die Zeit für die Verteidigung der Menschen in Form einer Art Nothilfe angebracht. ...

Es ist einfacher zu reden und andere zum Handeln aufzufordern. :)
 
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