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Nun ja - ich habe das GEDICHT gefunden: hier
[B Puschkin - Ein Lesebuch unserer Zeit , Thüringer Volksverlag, Weimar 1954[/B]
Bd. 1 S. 100
Ich erhielt dieses zweibändige Werk zum Schulabschluss der 8jährigen Grundschule ( in edler Unbescheidenheit sage ich auch den Grund - als Auszeichnung für gutes Lernen)
Da ich annehme, Du brauchst den Text sehr dringend, setze ich mich jetzt hin und tippe ihn Dir ab. Da ich aber nur sehr mühsam sitzen kann ( Unfall), übersehe bitte die allfälligen Tippfehler - kann nur mit einem Finger tippen, mit der anderen Hand muss ich mich stützen.
An das Meer
Lebt wohl, ihr fessellosen Fluten! Zum letzten Mal vor mir rollt In träumerischen Sonnengluten Der stolzen Wogen blau und gold.
Gleich eines letztem Lauschen Gleich seinem Abschiedsgruß am Tor Grüßt mich dein wehmutsvolles Rauschen Dein leiser, nachdenlicher Chor.
Der Seele sehnsüchtige Grenze! Wie oft irrt ich an deinem Strand Im Wehen jugendlicher Lenze In schöpferischen Traum gebannt.
Wie liebe ich dein Widerhallen, Der Ferne Ruf, des Abgrunds Schrei, Die Stille abendlicher Weih, Dein jähes eigenwillges Wallen.
Kühn gleitet durch das Gischtgewühl Der Fischer demütige Flotte Beschützt von deiner Laune Spiel - Du schüttelst dich im grimmen Spotte und hilflos kentert Kiel auf Kiel.
Ich konnte nicht das Ufer meiden, War müd auch seiner starren Wucht, Konnt mich an deiner Pracht nicht weiden, Und nicht durch deine Grate schneiden, Auf einer dichterischen Flucht.
Du riefst, du harrtest .... nicht gelungen ist mir zu lösen, was mich band: Von einer Leidenschaft bezwungen, Blieb ich am seellos starren Strand.
Mich dauerts nicht.Von dieser Küste Wo ginge hin die frohe Fahrt? Ein einziges in deiner Wüste Sich mir als Wegziel offenbart.
Ein Fels, das Grabmal deines Ruhmes, Sah einer andern Insel Sohn, Gedenkend seines Heldentumes, Erlöschen : dich, Napoleon.
Dort starb er leidend, ein Verwalter ... Und wie ein Wirbelsturm entfloh Nach ihm ein andrer Herr der Geister Ein Genius, verbrennend loh.*
Die Freiheit klagt um ihren Ritter: Den Lorbeer ließ er dieser Welt, Rausch, freies Meer, im Sturmgewitter Dein Sänger war der Dichterheld.
Von deinem Atem ward die Welt ... Aus deinem Geist war er erwacht: Wie du - gewaltig tief und düster, Wie du - voll unbändiger Macht.
Leer ward die Welt ... Vom Schicksalswalten Sind nirgendwo die Menschen frei, Woher auch deine Rufe schallten- Dort, wo das Wohl blüht, Wache halten Aufklärung oder Tyrannei.
So leb denn wohl, o Meer! Begleiten Wird mich dein feierliches Bild, Dein Rauschen lang in andre Breiten Ertönen mir bald weich, bald wild.
In Wälder und in stumme Wüsten Erfüllt von Laut und Schaun, Ich deine Felsen, deine Küsten Den Glanz, die Schatten, das Geraun.
*Puschkin gedenkt hier Byrons, der am 19. Januar 1834 in Griechenland vom Fieber hinweggerafft wurde.
Wenn Du mir als kleines Dankeschön für meine " Handarbeit" verrietest , wozu Du diesen Text brauchst, freute ich mich.
Vielen vielen Dank! So schnell habe ich gar nicht mit einer Antwort gerechnet; der Grund ist eigentlich ein ganz einfacher. Das Meer ist die einzige Landschaft auf dieser Erde, die ich über alles schätze. In einem Band von Ossip Mandelstam habe ich den Hinweis gelesen, dass Puschkins Gedicht sowohl für M. als auch überhaupt für die Literaturgeschichte dieses Themas eine bedeutende Rolle spielt - und da wollte ich es in meiner Sammlung nicht missen...
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