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Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.501
Hallo !

Immer wieder hört oder liest man im Zusammenhang mit dem alltäglichen Zusammenleben von Menschen: "Er/sie hätte wenigstens so tun können, als würde er/sie Gefallen daran (an diesem und jenem) finden".

Abgesehen davon, dass sicher nicht jeder (ich zähle mich auch dazu), Talent dazu hat, ist es für das weitere Zusammenleben überhaupt gut, Gefühle vorzuheucheln, die nicht vorhanden sind ?
Richten wir nicht unterm Strich mehr Schaden als gutes Klima damit an, wenn sich dann später bei der geringsten Belastungsprobe das "Gefühl" in nichts auflöst ?
Ich meine hier nicht nur das Zusammenleben innerhalb der Familie oder in einer Lebensgemeinschaft, sondern auch das Verhalten gegenüber den Nachbarn oder auch in einem Betrieb oder Verein.

Wie schon erwähnt, meine ich hier den alltäglichen Umgang miteinander; wenn ich ins Kino gehe oder mich zum Fernseher setze und mir einen Liebesfilm ansehe, erwarte ich, dass mich die Schauspieler wenigstens für 2 Stunden davon überzeugen, dass es die Liebe tatsächlich gibt.

Was meint ihr ?
Soll man im Alltag heucheln ?
Falls ja, gegenüber jedem oder nur gegenüber den Menschen, die uns schaden können ?

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Hallo Zeilinger.

Das hängt immer vom Einzelfall ab, denke ich.
Authentisch um jeden Preis zu sein, kann manchmal etwas Verletzendes haben, darum sind Notlügen hier und da – um sozialen Erwartungen zu entsprechen – ein bequemes Mittel.

Wenn man sie dann allerdings nur noch um der Bequemlichkeit willen einsetzt, kippt die Motivation dahinter sicherlich in eine etwas ungesunde Richtung, am unschönen Ende steht der windelweiche Opportunist gegen den flammenden Ehrlich- und Gerechtigkeitsfanatiker und man weiß nicht, was schlimmer ist.
 
AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Also ich "meine" - nichts ...:lachen::lachen::lachen::lachen::lachen::lachen::lachen::lachen:
Würde mich ein Nichtdeutschsprachiger fragen, wie denn die meisten Deutschen seien, ich müsste ihm sagen: "Sie bestehen hauptsächlich aus einem Körper, Geltungstrieb und Verstand".

Ich wundere mich, dass Du Dich bei den Gefühlen überhaupt eingeklinkt hast.

Deine stiefmütterliche Behandlung der Gefühle ist aber gerechtfertigt: wir sind schließlich und endlich im Denkforum.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Würde mich ein Nichtdeutschsprachiger fragen, wie denn die meisten Deutschen seien, ich müsste ihm sagen: "Sie bestehen hauptsächlich aus einem Körper, Geltungstrieb und Verstand".

Dann frage ich mich
1. wie Du die meisten Deutschen überhaupt kennen kannst(Du könntest vielleicht sagen: "Die meisten Deutschen, die ICH kenne...")
2. ..gilt das nicht für alle Menschen?


Gefühle vorzuheucheln ist sozial gesehen schon ab und an notwendig. Wenn mir jemand z.b. sein Herz ausschüttet etc. wäre ein:"Ist mir doch egal, kümmere Dich um Deinen eigenen Kram, ich habe selber genug am Hals" schon unangebracht. Dieses Heucheln, genau wie Lügen(gibt es da überhaupt einen Unterschied?) dient also auch zur Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte.
 
AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Dann frage ich mich
1. wie Du die meisten Deutschen überhaupt kennen kannst(Du könntest vielleicht sagen: "Die meisten Deutschen, die ICH kenne...")
2. ..gilt das nicht für alle Menschen?
zu 1) Hast Du berechtigterweise präzisiert.

zu 2) Was die Gefühlsbetontheit betrifft, würde ich - ohne zu werten - nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Ich empfinde hier (auf der nördlichen Halbkugel) ein Nord-Südgefälle, Menschen die vorwiegend im Gebirge leben, sind nach meiner Erfahrung emotioneller als Menschen, die vorwiegend in Ebenen leben, Frauen und Kinder gefühlsbetonter als Männer.

Gefühle vorzuheucheln ist sozial gesehen schon ab und an notwendig. Wenn mir jemand z.b. sein Herz ausschüttet etc. wäre ein:"Ist mir doch egal, kümmere Dich um Deinen eigenen Kram, ich habe selber genug am Hals" schon unangebracht. Dieses Heucheln, genau wie Lügen(gibt es da überhaupt einen Unterschied?) dient also auch zur Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte.
Wenn ich gestern in meiner Straße 3 Leute mit Hut gesehen habe und ich erzähle, dass ich gestern in meiner Straße 7 Leute mit Hut gesehen habe, habe ich gelogen.

Wenn ich sage, Leute mit Hut finde ich schön und in Wahrheit finde ich sie lächerlich, habe ich geheuchelt.

LG Zeili
 
AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Hallo Zeilinger.

Das hängt immer vom Einzelfall ab, denke ich.
Authentisch um jeden Preis zu sein, kann manchmal etwas Verletzendes haben, darum sind Notlügen hier und da – um sozialen Erwartungen zu entsprechen – ein bequemes Mittel.

Wenn man sie dann allerdings nur noch um der Bequemlichkeit willen einsetzt, kippt die Motivation dahinter sicherlich in eine etwas ungesunde Richtung, am unschönen Ende steht der windelweiche Opportunist gegen den flammenden Ehrlich- und Gerechtigkeitsfanatiker und man weiß nicht, was schlimmer ist.

Ehrlichkeit, daß heißt, das zu sein, was jemand in der Tiefe seines Inneren empfindet, erfordert natürlich Mut! Egal in welcher Situation auch immer, wer ehrlich ist und seine Gefühle nicht unterdrückt, der mag vielleicht manchmal im Nachteil sein, aber letzendlich wird die Ehrlichkeit siegen, denn sie ist ein unzerstörbarer Bestandteil der unterblichen Seele in jedem Menschen! Ehrlichkeit und Wahrheit siegt immer! Das ist ein spirituelles Gesetz. Unehrlichkeit ist immer Selbsttäuschung, derjenige schadet sich letzendlich selber; der Schaden bleibt ihm erhalten, aber der vielleicht zeitweilige Erfolg durch Unehrlichkeit oder Unterdrückung seiner wahren Gefühle wird schnell vergehen, denn alles menschliche ist nun mal vergänglich! Klug ist derjenige, der nicht auf kurzlebige Erfolge ausgrichtet ist. Liebe Grüße Bherka
 
AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Hallo Bherka.

Ehrlichkeit, daß heißt, das zu sein, was jemand in der Tiefe seines Inneren empfindet, erfordert natürlich Mut! Egal in welcher Situation auch immer, wer ehrlich ist und seine Gefühle nicht unterdrückt, der mag vielleicht manchmal im Nachteil sein, aber letzendlich wird die Ehrlichkeit siegen, denn sie ist ein unzerstörbarer Bestandteil der unterblichen Seele in jedem Menschen! Ehrlichkeit und Wahrheit siegt immer! Das ist ein spirituelles Gesetz.

Tja.
Letztens war ich bei einem Vortrag eines ziemlich spirituellen Menschen, der gesagt hat, dass es eher darum geht, den Leuten zu sagen, was sie hören wollen.
Seine schreibende Karriere begann damit, dass er für die Frauenzeitschrift Brigitte einen Artikel geschrieben hat, der damals sehr gut dotiert war..
Irgendwann brauchte die Zeitschrift kurzfristig noch einen Beitrag, es müsse aber heute noch sein, hieß es.
Kurze Zeit später kam der Artikel, das Geld wurde überwiesen, allerdings nur noch die Hälfte des ersten Beitrags, aber immer noch gutes Geld.
Irgendwann traf der Referent die Frau und fragte, ob der Artikel nicht in Ordnung gewesen sei. Die Redakteurin antwortete, doch doch, der sei sehr gut gewesen, warum er frage. Na, weil es nur das halbe Geld gab. Ja, an dem Artikel könne er doch höchstens 1 ½ Stunden gearbeitet haben. „Stimmt“, sagt der Autor, „aber am ersten auch nicht länger.“ Kam nicht gut an, in Deutschland darf einem nichts richtig leicht fallen, man muss immer stöhnen und Zeit brauchen, dann wird die Arbeit gewertschätzt, andernfalls, kann das was einem leicht von der Hand geht ja keine gute Qualität sein.
Wenn er nun in Deutschland Aufträge hat, stöhnt er ein wenig rum, sagt „Uhhh, hmmm, da muss ich mal sehen, ob das noch was wird“, erledigt die Arbeit zügig und schickt sie zwei Wochen später ab.

Unehrlichkeit ist immer Selbsttäuschung, derjenige schadet sich letzendlich selber; der Schaden bleibt ihm erhalten, aber der vielleicht zeitweilige Erfolg durch Unehrlichkeit oder Unterdrückung seiner wahren Gefühle wird schnell vergehen, denn alles menschliche ist nun mal vergänglich! Klug ist derjenige, der nicht auf kurzlebige Erfolge ausgrichtet ist.

Ich will hier nicht für Unehrlichkeit plädieren und habe das übrigens auch nicht gemacht, sondern nur gesagt, man solle aufpassen, wie und wo die Ehrlichkeit in welcher Weise gewünscht wird, denn auch dafür trägt man die Verantwortung.
 
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AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

vom sowjetischen Süßgebäck: Ich will hier nicht für Unehrlichkeit plädieren und habe das übrigens auch nicht gemacht, sondern nur gesagt, man solle aufpassen, wie und wo die Ehrlichkeit in welcher Weise gewünscht wird, denn auch dafür trägt man die Verantwortung.

Jemanden „zu seinem besten belügen“ halte ich für ein Problem, was speziell dadurch dass es Eltern geben muss, nicht aussterben wird. Generell aber, finde ich es unsinnig, ein taktisches Verhalten zur Wahrheit zu bewahren, damit kann man Politiker werden, Ehemann, man kann einen gutbezahlten Job behalten oder bekommen oder man kann im Lionsclub auf Anerkennung hoffen oder mal einen Buchpreis im Werte dreier Flachbildschirme abfassen, aber man wird aus meiner Sicht merken, dass es leere Kontakte und „Erfahrungen“ sind, die man sich damit an Land zieht.

Einen Freund ohne eine Absicht zu bekommen….eine Freundin ohne Nutzen, eine Gemeinschaft ohne Ziel. Wozu ist das Anpassen und die Lüge dann noch da. Doch nur dafür, die Verhaltensweisen der Vergangenheit zu wiederholen, in einem leeren Becken.

Pelmenium
 
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AW: Soll man im Alltag Gefühle vorspielen ?

Hallo Bernd.

Also erst mal:
Wenn schon Späße mit meinem komischen Namen getrieben werden, bei der Namenswahl hatte ich polnische Pirrogen im Hinterkopf (sozusagen), genauer, die, mit Quark und Kartoffelfüllung…

Jemanden „zu seinem besten belügen“ halte ich für ein Problem, was speziell dadurch dass es Eltern geben muss, nicht aussterben wird. Generell aber, finde ich es unsinnig, ein taktisches Verhalten zur Wahrheit zu bewahren, damit kann man Politiker werden, Ehemann, man kann einen gutbezahlten Job behalten oder bekommen oder man kann im Lionsclub auf Anerkennung hoffen oder mal einen Buchpreis im Werte dreier Flachbildschirme abfassen, aber man wird aus meiner Sicht merken, dass es leere Kontakte und „Erfahrungen“ sind, die man sich damit an Land zieht.

Und zum zweiten habe ich in beiden Beiträgen die ich bisher zum Thema abgegeben habe, in meiner Welt klar und deutlich geschrieben, dass ich nicht für ein generelles Taktieren stehe, kann man zur Not nachlesen.

Einen Freund ohne eine Absicht zu bekommen….eine Freundin ohne Nutzen, eine Gemeinschaft ohne Ziel. Wozu ist das Anpassen und die Lüge dann noch da. Doch nur dafür, die Verhaltensweisen der Vergangenheit zu wiederholen, in einem leeren Becken.

Im Großen und Ganzen bin ich sogar ein expliziter Verfechter einer authentischen Lebenseinstellung, aber gerade dadurch lernt man, auch mal die Klappe zu halten und sich seinen Teil zu denken, wenn man nicht ausdrücklich gefragt wird.
 
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