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Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Hallo Miriam!

Fühle mich betroffen und werde Deine Bitte einlösen!

Grüße Kultus Maximus
 
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AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Lieber Axl,

in erster Linie wäre vielleicht wichtig festzuhalten, dass die Philosophie wie in früheren Zeiten, auch heute eine eigenständige Disziplin ist, die ihre Basis und auch ihre Inhalte hat – nur, dass diese sich im Vergleich zu früher, stark verändert haben.

Nicht mehr als so genannte Königsdisziplin auszumachen, liegt es vielleicht an uns, dass wir die Philosophie an der falschen Stelle suchen.
Außerdem findet im täglichen Sprachjargon noch ein sehr ärgerliches Phänomen statt, - ich habe es schon an anderer Stelle erwähnt – man könnte es als eine Art Trivialisierung der Philosophie bezeichnen: Philosophie des Reisens, Philosophie des Zeitungslesens, Philosophie des Essens, etc…

Suggeriert uns das nicht, dass die Philosophie eigentlich gar keine Wissenschaft (korrekt ausgedrückt: Geisteswissenschaft) sei, sondern dass wir alle Philosophen sind?
Ich möchte jetzt nicht nachforschen – aber ich weiß, dass sogar hier im Forum in einigen Threads dies auch behauptet wurde.

Nun, in was besteht die große Veränderung im Bereich der Philosophie – mit anderen Worten: warum suchen wir sie nicht an der Stelle wo sie sich heute eigentlich befindet?
Meines Erachtens ist der Platz den sie heute einnimmt für die breitere Masse (kein guter Ausdruck!) viel wichtiger: die Philosophie ist in den meisten Fällen ein Bindeglied geworden zwischen den unterschiedlichen Disziplinen – und das scheint mir auch sehr logisch, wenn man an die extreme Spezialisierung einzelner Fächer denkt.

Es ist mir schon einige Male geschehen, dass ich Fakten sehr detailliert erklärt gelesen habe – den tieferen Sinn aber erst ganz an anderer Stelle, bei einem Philosophen gefunden habe.

Alle stellen wir uns täglich viele Fragen – aber sind wir, seit Ihr sicher dass Eure Fragestellung überhaupt die richtige ist? Ich persönlich nicht - ich irre mich oft bei der Fragestellung.

Und sehr aktuell, denke ich, dass sich dies auf die völlig undurchsichtige Lage der Finanzmärkte, der Wirtschaftskrise, etc… auch bezieht.
Wir finden zwar die Fakten in unterschiedlichen Zeitschriften – genügt uns das? Eigentlich nicht. Denn nicht die Zahlen oder die Maßnahmen die jetzt getroffen werden würden mich persönlich als Erstes interessieren, sondern das Warum hinter dieser Krise.
Nicht das ökonomische warum, sondern das philosophische.

Liebe Grüße in die diskutierende oder lesende Runde

Miriam

Zusatz: Hallo Reinwiel - wir haben zeitgleich geschrieben, als ich nun deinen Beitrag las, fand ich, dass unsere beiden Texte - eben weil sie andere Facetten des selben Themas behandeln, sich gut ergänzen.



Also in der Antike war Philosophie vordergründig eine Sache des Rechtes und der Staatsbildung (Sozial- und Gesellschaftswesen erst im weiteren Sinne) Philosophen im Altertum waren alle beruflich Juristen. Ich denke erst ab der Aufklärung, abgesehen von kirchlichen Philosophen, hat sich das gewandelt.

K. M.
 
Alle antiken Philosophen waren Juristen?

Philosophen im Altertum waren alle beruflich Juristen.

:confused: :confused: :confused:

  • Thales war Kaufmann und Mathematiker.
  • Anaximander Geograph und Kaufmann.
  • Anaximenes dito.
  • Pythagoras war Mathematiker.
  • Sokrates verdiente seinen Lebensunterhalt als Steinmetz und Landwirt.
  • Platon war vermögend, außerdem Berater und Akademieleiter.
  • Protagoras war Rhetoriklehrer.
  • Epikur war Gartenbesitzer und Sophos.
  • Xenophanes war Dichter.
  • ....
manni :suche:
 
AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Hallo Aktivdenker,

finde diese Fragestellung etwas konstruiert und herausgepresst.
Ein Schnörkel des Gehirns.
Bei Betrachtung des Lebens auch des modernen Lebens stellt sich diese Frage dem Sachverstand nicht.
Wenn Du eine philosophische Antwort möchtest auf etwas, dass Dir begegnet dann stränge Deine grauen Zellen an und philosophiere so lange darüber bis Du eine Antwort findest, im besten Fall ist sie befriedigend.
Warum brauchst Du andere Menschen die für Dich Denken und es Dir dann wie einen Brei einflößen?
Sicher, es gibt auch heute Philosophen an der Akademie die sich mit den Zeitströmungen auseinandersetzen und wissenschaftlich arbeiten, nur sie binden ihre Ergebnisse nicht jedem Bürger auf die Nase wie Sauerbier.
Viele publizieren ihre Ansichten, lese das nicht habe eigene Ansichten.
Ein philosophisches Loch ist also immer dann für jemanden Wahrzunehmen wenn das eigene Denken aussetzt ansonsten findet Philosophie immer statt solange es denkende Menschen gibt.

gruß fluuu

Hallo fluuu,

ja es sind meine Gehirnschnörkel, oder sagen wir es einmal so:
Meine Synapsen tanzen Polka und Logik und Verstand wollen nicht im Takte "mitswingen".

Dabei ist der Swing, der Zeitversatz, der den Groove des Lebens bestimmt. Aber das wäre jetzt zu sehr musikalisch und ich möchte doch gern wieder zur Philosophie zurück.

Die Philosophie kann nur Küstenschiff-Fahrt sein, das bedeutet, dass man die Erfahrung und das Erlebnis stets in Sicht haben muss. Für alle Philosophen, die sich zu weit auf offene Meer hinauswagen, gibt: Sie unterschreiben ihr eigenes "Todesurteil". (Aus dem Buch "Vom Verwesen der Welt und anderen Restposten" von Philipp Mainländer)

Zurück zu meinem ursprünglichen Gedanken, dem philosophischen Loch.
Vor ca. 100 Jahren mussten die Physiker regelrecht dazu gezwungen werden, sich über die Naturphilosophie nicht nur Gedanken zu machen, sondern es wurden Lehrstühle an Universitäten verteilt, damit man den Menschen das "Ganze" erklären kann, quasi den Zusammenhang zwischen der Physik und der Metaphysik. Ich erwähnte es bereits schon oben, dass ich nur Einstein kenne, der sich dieser metaphysischen Auseinandersetzung freiwillig stellte und die Metaphysik über die Physik erhob. (siehe auch "Philosophie der Physiker" von Erhard Scheibe)

Nun sitzen wir in diesem metaphysischen Loch oder ich müsste sagen meta_biologischen Loch, weil keine mir bekannter Neurobiologe die Zusammenhänge erklären vermag. Derzeit sind über 55.000 Neurobiologen weltweit dabei das Geheimnis "Gehirn" zu erforschen und Stück für Stück wird das Puzzle zusammengesetzt, aber es passt nicht. Das was der eine erforscht, wird von anderen widerlegt usw..

Aus dieser Misere heraus kann nur ein kühner Denker, der sowohl Neurobiologe, als auch Philosoph ist, uns herausführen.

In Ehren, fluuu, mein kleines "Glühwürmchen_denken" ist dafür zu schwach. Ich begreife es nicht, ich kann es nicht verstehen, verstehst Du mich denn, was ich damit sagen will?

Lieben Gruß
Axl
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Der einzige Philosoph und Physiker, der sich freiwillig der Philosophie widmete und der die Metaphysik für noch wichtiger erachtet hatte, ist Einstein.

Etliche andere grosse Physiker haben sich auch freiwillig und sehr eingehend mit philosophischen Fragen befasst, z. B. Werner Heisenberg, Max Born und Carl-Friedrich von Weizsäcker. Letzterer ist sogar von der Physik zur Philosophie gewechselt! In einem Vortrag, der vom Fernsehen übertragen wurde, äusserte C.-F. von Weizsäcker die Ansicht, dass die moderne Physik (Relativitätstheorie, Quantentheorie) die Philosophie des 20. Jahrhunderts gewesen sei.

Zum Begriff "Metaphysik":
Dieser Begriff kommt mir irgendwie "verstaubt" vor. Wird er von den modernen Philosophen überhaupt noch gebraucht? Warum gibt es keine "Metabiologie"?

Gruss
Hartmut
 
AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Derzeit sind über 55.000 Neurobiologen weltweit dabei das Geheimnis "Gehirn" zu erforschen und Stück für Stück wird das Puzzle zusammengesetzt, aber es passt nicht. Das was der eine erforscht, wird von anderen widerlegt usw..

Aus dieser Misere heraus kann nur ein kühner Denker, der sowohl Neurobiologe, als auch Philosoph ist, uns herausführen.

Da überschätzt du aber die Möglichkeiten philosophischen Denkens!

Vor hundert Jahren hat auch kein Philosoph den Physikern aus ihrer Misere geholfen. Erst nachdem Relativitätstheorie und Quantentheorie ausgearbeitet waren, begannen die Philosophen darüber zu reflektieren.

Die Fortschritte kommen m. E. immer aus den Einzelwissenschaften und heutzutage vernehrt über deren interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ob die Philosophie da strategische Hinweise geben kann, bezweifle ich. Die Philosophie hat aber, da gebe ich dir recht, die Aufgabe, ein ganzheitliches Bild von der Welt (Natur und Gesellschaft) zu vermitteln. Und das möglichst so, dass es der durchschnittlich Gebildete und Interessierte auch verstehen kannn. :)

Gruss
Hartmut
 
AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Etliche andere grosse Physiker haben sich auch freiwillig und sehr eingehend mit philosophischen Fragen befasst, z. B. Werner Heisenberg, Max Born und Carl-Friedrich von Weizsäcker. Letzterer ist sogar von der Physik zur Philosophie gewechselt! In einem Vortrag, der vom Fernsehen übertragen wurde, äusserte C.-F. von Weizsäcker die Ansicht, dass die moderne Physik (Relativitätstheorie, Quantentheorie) die Philosophie des 20. Jahrhunderts gewesen sei.

Zum Begriff "Metaphysik":
Dieser Begriff kommt mir irgendwie "verstaubt" vor. Wird er von den modernen Philosophen überhaupt noch gebraucht? Warum gibt es keine "Metabiologie"?

Gruss
Hartmut

Hallo Hartmut,

vielen lieben Dank für diesen wertvollen Beitrag.
Einstein war aber der erste mir bekannte "freiwillig" philosophierende....
.....die anderen von Dir aufgezählten waren Jahre bzw. Jahrzehnte später.
Carl-Friedrich von Weizsäcker ist einer meiner Lieblings-Physiker-Philosophen und ich hoffe sehr, dass Prof. Harald Lesch, noch zu diesen ernsthaften philosophierenden Denkern aufschließt. Bisweilen ist er ja "nur" Kosmophilosoph und Astrophysiker. Aber seine ZDF-Sendungen versprechen nix gutes... ich habe ihm schon eine "böse" Beschwerde-Mail geschickt.

Axl
 
AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Vor ca. 100 Jahren mussten die Physiker regelrecht dazu gezwungen werden, sich über die Naturphilosophie nicht nur Gedanken zu machen, sondern es wurden Lehrstühle an Universitäten verteilt, damit man den Menschen das "Ganze" erklären kann, quasi den Zusammenhang zwischen der Physik und der Metaphysik. Ich erwähnte es bereits schon oben, dass ich nur Einstein kenne, der sich dieser metaphysischen Auseinandersetzung freiwillig stellte und die Metaphysik über die Physik erhob. (siehe auch "Philosophie der Physiker" von Erhard Scheibe)

Noch weitere Infors dazu: Galilei, Kopernikus, Keppler, Newton – die hatten alle einen Lehrstuhl. Dann aus philosophischer Ecke insbesondere die Sensualisten wie z.B. Condillac, Hume. Aber auch Locke. Eigentlich hat sich die ganze Philosophie der Neuzeit um den Zusammenhang zwischen Physis und Mentalem gedreht. Physizistische Ansätze wie der Sensualismus wurden von Metaphysikern verteufelt. Kant selbst hat mit seinem Konstrukt des 'Apriorischen', die Dominanz des Mentalen zu retten versucht. Nach dem Tode Kants veröffentlichte der Königsberger Mediziner Heinrich Czolbe eine „Neudarstellung des Sensualismus“, die sich diesem Thema aus naturwissenschaftlicher Sicht widmete. Sein Ansatz wurde von seinen Zeitgenossen als „neuer naturphilosophischer Ansatz“ gewürdigt. Auch heute sind eine Reihe von Neurobiologen als Erklärer unterwegs: Gerald Hüther, Manfred Spitzer. Nicht zuletzt Roth, der sowohl Philosoph als auch Neurobiologe ist.

Nun sitzen wir in diesem metaphysischen Loch oder ich müsste sagen meta_biologischen Loch, ...Aus dieser Misere heraus kann nur ein kühner Denker, der sowohl Neurobiologe, als auch Philosoph ist, uns herausführen.

Ähnliches denke ich auch. Ohne die Einbeziehung unserer biologischen und neurophysiologischen Prozesse und Aktivitäten ist 'philosophieren' basislos. Dazu ein weiterführender Link.

manni :)
 
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AW: Sitzen wir derzeit in dem philosophischen Loch?

Ich sehe gerade einen Beitrag über die Wahrnehmung.
Da spricht eine Person namens Prof. Thomas Metzinger,Neurophilosoph Uni-Mainz.
Vielleicht ist da ein Zusammenhang.

lg
kumi
 
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