Sei du selbst

[Himmelblau]

Hallo,

was bedeutet sei du selbst?
Ich habe diese Frage von Bücher hierhergeschoben,
angelehnt an ein Zitat von Henrik Ibsen, das lautet.
Bei euch Menschen heißt es immer:
Mensch, sei du selbst.
Bei den Trollen heißt es:
Troll sei dir selbst genug.

Irgendwie kommt es mir wie ein Vergleich, zwischen dem Schöpferischen und dem Elementaren vor.
Wie die Grundfrage, weshalb ich mich für Philosophie interessiere.
Allein ich kann gedanklich noch nicht genau erfassen, was mit selbst sein gemeint ist und wie sich das bei einem Menschen ausdrückt.

LG

Triskell

 

[Patrice]

Schön' guten morgen Triskell,

in der modernen Philosophie drängt sich immer mehr die Frage auf, in welchem Umfang das einzelne menschliche Individuum überhaupt als Produkt seiner selbst, d.h. seiner Subjektivität, wie zum Beispiel seiner Wünsche, Hoffnungen, Träume, moralischen Wertvorstellungen usw. verstanden werden kann?!
D.h. ist das was du tust, wirklich das, was du willst? Oder glaubst du nur es wären deine Wünsche und Träume, in wirklichkeit sind es aber die Gesellschaft, der Staat oder aber auch Familie, Freunde, Lehrer usw. die (unbewusst) Einfluss auf dich ausüben und deine Subjektivität, d.h. DICH SELBST bestimmen?!

Ein konkretes Beispiel: Du möchtest unbedingt diesen einen, wirklich schönen Pullover haben! Bist es aber wirklich dein eigener Wunsch, diesen Pullover zu haben, oder aber wurde er dir von einem Konzern (aus der Textilindustrie), in Form von Werbung oder anderweitig, 'eingeflöst'?

Eigentlich geht es darum, dass der Mensch begreifen muss, wie abhängig seine Subjektivität im Endeffekt von der vermeintlichen Objektivität ist! D.h. der Mensch muss erkennen, dass eigentlich die (vom Menschen geschaffene, aber nicht mehr kontrollierbare) Wirtschaft und die Natur (die er eigentlich glaubt unterworfen zu haben) das Subjektive sind, und er bloß ein kleiner (objektiver) Spielball dieser Mächte. Dies, d.h. sich selbst als Objekt, wird er spätestens begreifen, wenn durch die Koalision verschiedene Universen die Galaxie der Milchstraße zerstört wird, bzw. die Sonne erlischt oder anderes passiert, auf das der Mensch keinen Einfluss nehmen kann.
Aber genau das ist auch gleichzeitig der einzige Weg zurück zu seiner Subjektivität zu gelangen. Der Mensch muss sich selbst als Objekt begreifen, um dann das, was wirklich von ihm ist, das tiefstverborgene Ich zu erkennen, und sich seiner wirklichen Subjektivität bewusst zu werden!

Vielleicht liege ich auch vollkommen daneben... Hoffe trotzdem ich konnte dir damit weiterhelfen!

Mfg Patrice

 

[Himmelblau]

Danke Patrice,
Deine Betrachtungsweise vom Selbst ließ mich die beiden Sätze von Ibsen
in einem ganz anderen Licht sehen.
Ich war mir nicht sicher ob das Selbst sein als oberflächlicher Ausdruck der eigenen Person gemeint war.
Durch Deine Aussage erhielt es eine befreiende Blöße.

Hingegen verschob sich der asketische Aspekt des sich Selbst genug sein, zum Egoistischem.

Das Erstaunendswerte daran ist:
Anscheinend ist das Geistige dem Körperlichem gar nicht so ungleich,
wenn man sieht, wie sich die Gestalt durch Beleuchtung verändert.

LG

Triskell

 

[Marianne]

Ist es - pragmatisch - nicht immer so, dass wir unsere unser Objektsein nur im - mitunter wahnhaften - Bekenntnis zum Selbst, zum Ich ertragen können?


So deute ich Deinen Denkanstoß,Patrice,

Produkt seiner selbst

zu sein.


nachdenklich


Marianne