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Präsenz

Matto

New Member
Registriert
14. Dezember 2004
Beiträge
120
Was ist Präsenz?

Was beinhaltet die Abgrenzung Präsenz in der Philosophie?

Ich finde, dieses Wort ist schwer zu beschreiben.

Unter Bezugnahme auf folgende Worte:

Zeit und Raum-Raster, das Besondere, das Gegenwärtige, Anwesende, relativ, auf der Suche, Phänomen, Erscheinen, Bedeutsamkeit, Aufmerksamkeit
Sichtbarkeit, Enttäuschung, weil nicht mehr da

oder auch andere...

Wie würdet ihr Präsenz beschreiben?
 
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Flugs habe ich alle meine philosophischen Wörterbücher durchschnüffelt - und - ich ahne es schon - keine dem Fachgebiet Philosophie zuordenbare Definition gefunden.
Da heißt es also: selber denken macht fett.

Unter Bezugnahme auf den ursprünglichen Wortinhalt: Gegenwärtigkeit - Gegenwart heißt ja in der Grammatik bekanntlich Präsens - versuche ich nun einmal diesen Begriff für mich anthropomorph aufzulösen.
Ich gehe davon aus, dass wir von der Welt des Seienden immer nur einen kleinen Ausschnitt “ präsent” = vor unseren Sinnen haben.

Das Ich - Subjekt - ist also der Ort, in dem sich Präsenz abspielt.
Das Ich, die Person, bestimmt sich durch Bewusstsein, Selbstbewusstsein, ethische Werthaltungen, emotionale Gestimmtheit. All das macht - je nach genetischer Vorgabe der Denkfähigkeit - das aus, was wir bereit sind, als präsent anzunehmen. Unser Verstand ist dann der “ Logistiker”, der bestimmt, was davon “ gesehen, gefühlt, gerochen, angefasst, gehört wird” - also er ist in der Regel der Koordinator unsere Gegenwärtigkeit. Denn wir sind ja nie im leeren Raum präsent, sondern immer gleichzeitig mit anderen Materien oder Menschen.

Was ich spannend finde, was aber bereits in das gebiet der Psychologie fällt, ist die Tatsache, dass wir uns Vergangenes mental wieder “ präsent “ machen können.
So erleben wir uns - können uns - mental in Gegenwart und Vergangenheit auf einer Zeitstufe wahrnehmen. Und das uns begleitendende Geschehen natürlich auch. Das scheint mir auch der wesentliche Vorgang des Erinnerns zu sein.

Schlussfolgerung dieses kurzen Gedankens: Präsenz kann alles erhalten, was wir uns als gegenwärtig hervorrufen können und nicht nur das unmittelbar Vorfindliche. Präsenz kann somit Zeit und Raum aufheben - aber nur im Subjekt, in der Person.


Steinigt mich nicht, wenn ich irgendeinen Quatsch erzählt habe. Das sind nur meine schlichten Gedanken.

Marianne
 
'präsent zu sein'
bedeutet in meinem Sprachgebrauch
'sich bewusst zeigen,
um sich oder die Sache, für die man steht,
wichtiger erscheinen zu lassen'

das Wort 'Präsenz' gehört für mich in den Bereich Politik

.......

lat. 'praesens' kommt von lat. 'praesum'

prae = vorn, vor
sum = ich bin

prae se ferre = sich zur Schau tragen
prae omnibus unus = ein einziger vor allen anderen (mehr als alle anderen)
 
Ganz zufällig bein ich heute beim Lesen von - und über Derrida auf einen interessanten sprachphilosophischen Aspekt des Begriffes Präsenz gestoßen.
Ich gebe es hier in eigenen Worten wieder - halt das, was ich davon verstanden habe.

Es geht um die Begrifflichkeit an sich. Die frühere Sprachphilosophie verfolgte die Begriffe konstruktiv ab ovo, gewissermaßen, bis der ganze Bedeutungsumfang " präsent" war. Erst dann arbeitete man mit ihm wissenschaftlich weiter.
Derrida ( auch Foucault) entwickelten eine andere Methode. Sie gehen von der augenblicklichen Bedeutung aus - zerlegen diese ( de - konstruieren ihn), um zu den im Augenblick - präsenten - gültigen Bedeutungskern zu gelangen.

Das ist eine moderne Methode, die Doppelbödigkeit der Sprache zu erfassen und - das ist jetzt meine Meinung dazu - ermöglicht uns, auch, gedankliche Paradoxa ( Aporien auch) als zwei sprachliche Seiten des gleichen Sachbezuges zu erkennen.

Marianne

Scilla - Du siehst, irgendwie nähert sich diese Überlegung auch unseren Überlegungen über das, was wir als " historische Wahrheit" in Frage gestellt haben.
 
mit 'früher Sprachphilosophie' ist die Methode der Phänomenologen gemeint,
die darin besteht,
den kompletten Umfang eines Wortes zu ersinnen,
um so das Wort eidetisch reduzieren zu können

EIDOS (WESEN)
Macht (Körper)
Idee (Substanz)
Keim (Materie)

da aber nun HEIDEGGER solch verrückte Wortspiele gemacht hat,
daß seine Texte nahezu sinnlos wurden,
haben die Franzosen
(so scheint mir)
materialistisch versucht,
die Wortbedeutung pragmatisch zu reduzieren

SEMIOTIK (WESEN)
sigmatisch (Körper)
semantisch (Substanz)
syntaktisch (Materie)

pragmatisch (Freiheit: res publica/res privata)
 
Zuletzt bearbeitet:
EIDOS (WESEN)
Macht (Körper)
Idee (Substanz)
Keim (Materie)

Wie kommt es zu dieser Zuordnung?

WESEN und Präsenz erscheinen mir meilenweit voneinander entfernt in der Bedeutung. Ich hätte Präsenz eher mit dem, was ich sehe in Verbindung gebracht. Etwas präsentiert sich mir, in Farbe und Form, im Licht.


Matto
 
Hallo Matto

mein Beitrag

mit 'früher Sprachphilosophie' ist die Methode der Phänomenologen gemeint,
die darin besteht,
den kompletten Umfang eines Wortes zu ersinnen,
um so das Wort eidetisch reduzieren zu können

bezog sich auf die Bemerkung Mariannes

Die frühere Sprachphilosophie verfolgte die Begriffe konstruktiv ab ovo, gewissermaßen, bis der ganze Bedeutungsumfang "präsent" war.

meine Vorstellung von 'präsent' ist folgende:

'präsent zu sein'
bedeutet in meinem Sprachgebrauch
'sich bewusst zeigen,
um sich oder die Sache, für die man steht,
wichtiger erscheinen zu lassen'

das Wort 'Präsenz' gehört für mich in den Bereich Politik

.......

lat. 'praesens' kommt von lat. 'praesum'

prae = vorn, vor
sum = ich bin

prae se ferre = sich zur Schau tragen
prae omnibus unus = ein einziger vor allen anderen (mehr als alle anderen)
 
Hi scilla,

Das sollte kein Vorwurf o.ä. sein. Ich wollte nur nicht gleich bei Derrida einsteigen in dieses Thema. "Präsenz" zieht sich durch die gesamte Philosophiegeschichte. Wenn die Phänomenologie von WESEN spricht, frage ich mich, wie sie auf diesen Begriff kommt.

Matto
 
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Hallo Matto


Fremdwörterduden, 3. Auflage

EIDOS
1) Gestalt, Form, Aussehen
2) Idee (bei Plato)
3) Gegensatz zu Materie (bei Aristoteles)
4) Art im Gegensatz zu Gattung (Logik)
5) Wesen (bei Husserl)

ich habe das Wort Wesen nur deshalb verwendet,
weil ich denke,
daß das Wort eidos und das Wort Wesen
pi mal Daumen dasselbe bedeuten

von eidos gibt es verschiedene Übersetzungen,
aus denen ich folgere,
daß mit eidos ein nicht dualistischer Sachverhalt gemeint ist

eidos ist für mich also nicht die Vernunft, das apriori, das geistig Reine, das Männliche, die platonische Idee ...
 
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