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Menschenskinder!

persephone

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Registriert
11. Oktober 2006
Beiträge
454
Auch durch den Aufruf „Wo seid ihr?“ (https://www.denkforum.at/threads/3915) von Bernd angeregt,
wollte ich mich hier zu Wort melden und eine Frage stellen, die mir schon lange unter den Fingernägeln brennt:

Wer von Euch hat Kinder? und

Wer davon fühlt sich mittlerweile schlecht und schuldig, wieder eine arme Seele in diese kaputte Welt gesetzt zu haben? und

Wer von diesen wiederum hat hier den Mut ehrlich zuzugeben (oder zu widerlegen), daß der bewusst gesetzte Entschluss zur
Zeugung und Erziehung eines Kindes ein ausschließlich egoistischer ist, nämlich zur Befriedigung eigener sozialer Bedürfnisse?
(Frei nach dem Motto: Wenn ich in dieser Welt schon keinen echten Freund finden kann, mach ich mir eben selbst einen!)

Erwartungsvoll
 
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AW: Menschenkinder!

Ich nehme Deine Herausforderung an und billige es einer jungen Frau wie Dir zu, sie zu stellen. Bei uns Alten verkäme diese Frage in dem meisten Fällen zu einem Gesudere/Gesumse des Inhalts: früher war alles besser --- . Was ja so gar nicht stimmt, eher im Gegenteil

1. Meistens ging es ( zu meiner Zeit halt) gar nicht darum, ob wir Kinder wollten oder nicht. Die tiefe - auch sexuelle - Bindung an den Mann der Wahl ( die Frau der Wahl), die sehr oft gar keine des Gehirns, sondern der Hormone ist, erzeugt in den meisten jungen Menschen den WUNSCH, gemeinsam das Beste voneinader zu bewahren, zu verewigen, den Wunsch nach einem Kind.


So sehe ich das und will gar nicht mit theoretischen Erörterungen über den Selbsterhaltungstrieb kommen, der immer auch Arterhaltung ist usw usw. Vielleicht übernimmt diesen Part Neugier, die immer sehr gut beschlagen ist.


Wer aber anfängt, an Kinder, den Kinderwunsch, " mit dem Kopf " heranzugehen, hat - und da gebe ich Dir Recht - heute anscheinend schon verloren, denn die Verhältnisse, sie sind nicht so, dass es gerechtfertigt scheint, Kinder in die Welt zu setzen.
Da gibt es aber für mich, die an den Trieb zum Leben, zum Leben Erzeugen, eine ganz andere Alternative --- alles zu tun, um die Verhältnisse zu ändern, als da wäre, sich politisch für Ganztagskinderbetreuungsplätze einzusetzen, für das Recht, dass ein Elternteil bis zum dritten Lebensjahr bei Anrechnung aller Berechtigungen beim Kind bleiben darf, eine ausreichende Auswahl an kostenlosen Ganztagsschulmodellen ( meine Enkeltochter muss in eine teure Privatschule gehen, denn es gibt - und das im roten Wien - in dem Bezirk, in dem sie wohnt,keine solche im "Angebot". Die Liste ließe sich fortsetzen.

Und auch der Gefahr, die uns durch Terrorismus/Islamismus drohen, dadurch, dass immer mehr und immer kleinere Staaten über das Atombombenherstellungs - Gewusst-Wie verfügen,können wir etwas - wenig, ich gebe es zu - entgegensetzen: auf jeden Friedensmarsch ! jede Bürgeriniative, die sich gegen solche beobachtbaren Phänomene richtet, unterschreiben - auf ausländerfeindliche Akte sofort reagieren ( ich habe dabei einmal eine Watsche " gefangen", in der Straßenbahn, als ich mich verbal gegen eine arge Diskriminierung wandte ) usw usw




Gerade heute, wo es anscheinend Mode geworden ist, jedes Problem auf amerikanisch coole, pseudopsychologische Masche mit " Think positive " lösen zu wollen, ist das Schlagwort in dem Fall Deiner Fragestellung für mich berechtigt.


Wir sind Teil der Evolution --- diese drängt uns, weitergebende Träger zu sein.

Marianne
 
AW: Menschenskinder!

Auch durch den Aufruf „Wo seid ihr?“ (https://www.denkforum.at/threads/3915) von Bernd angeregt,
wollte ich mich hier zu Wort melden und eine Frage stellen, die mir schon lange unter den Fingernägeln brennt:

Wer von Euch hat Kinder? und

Wer davon fühlt sich mittlerweile schlecht und schuldig, wieder eine arme Seele in diese kaputte Welt gesetzt zu haben? und

Wer von diesen wiederum hat hier den Mut ehrlich zuzugeben (oder zu widerlegen), daß der bewusst gesetzte Entschluss zur
Zeugung und Erziehung eines Kindes ein ausschließlich egoistischer ist, nämlich zur Befriedigung eigener sozialer Bedürfnisse?
(Frei nach dem Motto: Wenn ich in dieser Welt schon keinen echten Freund finden kann, mach ich mir eben selbst einen!)

Erwartungsvoll

Hallo Persephone,

ich habe drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, und mittlerweile auch schon fünf Enkel.

Ich hab es noch nie bereut, Kinder zu haben. Das Leben ist manchmal leicht und manchmal schwer. Die Welt selbst ist wie sie ist. Die Umstände sind manchmal schlimm, weil Menschen Dinge tun, die ihnen selbst und der Natur schaden. Aber es gibt auch andere, die dagegen etwas tun wollen, die sich selbst und die Welt lieben können. Das sehe ich an meinen Enkelkindern.

Selbst wenn es ein egoistischer Entschluss gewesen wäre, diese Kinder in die Welt zu setzen, so hat sich doch viel mehr daraus entwickelt, als eine einsame Mutter sich vorstellen hätte können.

Kinder sind auch ein Ausdruck der Hoffnung. Wenn wir nicht mehr an uns selbst glauben, dann geben wir den Glauben an das Leben überhaupt auf.
Dieses Thema habe ich mit meinem schwer depressiven Sohn voriges Jahr ausführlich diskutiert.

Es geht bei solchen Fragen, zu denen auch deine Kinderfrage zählt, letztendlich immer darum: Will/kann ich leben, oder will ich lieber tot sein?

Oft lautet die Antwort: Ich will leben, aber ich weiß nicht, wie es es schaffen soll. In einer Situation wie dieser ist es klar, dass man dieses Leben nicht auch noch einem Kind zumuten will.

Da gibt es mMn viel mehr Zusammenhänge, die nicht nur mit der kaputten Welt und den armen Seelen zu tun haben.

:blume1:
herzlich
lilith
 
AW: Menschenskinder!

Hallo Persephone,

Wer von Euch hat Kinder?
Ich habe keine Kinder, aber meine Frau und ich würden gerne welche in diese Welt setzen. Leider hat es noch nicht geklappt.

Wer davon fühlt sich mittlerweile schlecht und schuldig, wieder eine arme Seele in diese kaputte Welt gesetzt zu haben? und

Wer von diesen wiederum hat hier den Mut ehrlich zuzugeben (oder zu widerlegen), daß der bewusst gesetzte Entschluss zur
Zeugung und Erziehung eines Kindes ein ausschließlich egoistischer ist, nämlich zur Befriedigung eigener sozialer Bedürfnisse?
Ich finde nicht das diese Welt kaputt ist.
Hast du so ein schlechtes Selbstwertgefühl? Deine Eltern sollen sich schlecht und schuldig fühlen, weil sich dich erschaffen haben? Nach deinen Beiträge zu urteilen bist du doch ein liebenswerter Mensch und eine Bereicherung für diese Welt. Wenn es noch mehr von deiner Sorte geben würde, hätten wir bestimmt bald eine bessere Welt. Siehst du. Und deswegen möchte ich auch Kinder. Ich sehe doch an dir das es sich lohnt. ;)

fussel
 
Wir sind Teil der Evolution --- diese drängt uns, weitergebende Träger zu sein.
ja, genau. so ist es wohl.
...sonst hätte ich sicher auch nie ein kind bekommen.

liebe persephone,
ich kann dir deine frage gut nachfühlen. hatte selbst mal eine zeit, wo ich genauso dachte. empfand es echt als verantworungslos, kinder in diese "kaputte", hoffnungslose welt zu setzen.
mittlerweile habe ich einen 10-jährigen sohn.

was hat(te) sich geändert?

ich.

ich und meine situation.

ich und meine situation und damit auch meine unmittelbare umwelt.

rückblickend ging das ganz von alleine.
auch wenn ich im nachhinein erkennen kann, wie sich meine persönliche einstellung dazu geändert hatte. nämlich so wie es fussel beschreibt. weil ich irgendwann anfing, auch das positive wahrzunehmen. (ich meine damit nicht "positives denken"!, sondern dass ich nun beides sehen kann: das positive und das negative=noch nicht positive ).
durch die sicht darauf, was besser geworden ist/wird (z.B. die "grünen" als 3. kraft, neue initiativen wie "atac", neukonstituierung eines elternvereines hier im ort....) erlebe ich in mir so etwas wie HOFFNUNG.
zu sehen wie mein kind heranwächst....lebendig, frei und fröhlich...schenkt mir sowas wie VERTRAUEN.
vertrauen darauf, dass es irgendwie weitergeht....doch verbunden mit der aufforderung an mich selbst, mich dabei einzubringen. meine werte zu vertreten. meine stimme zu erheben, wenn ich ungerechtigkeiten und unmenschlichkeit sehe (so wie marianne es beschrieb).
andere ernstnehmen und auch darauf zu beharren, dass ich ernst genommen werde (von der gesellschaft, in der ich lebe - von den politikern, den lehrern, den eltern, den sonstigen autoritäten)

...und einem menschenskind es zu ermöglichen, dies auch von anfang an so halten zu können...

dies ist mein beitrag zu unserer welt.
dies ist mein beitrag zu meinem (eigenen) leben.
dies ist der grund, warum ich mir jeden tag neu und ohne vorbehalt in die augen schauen kann.
 
AW: Menschenskinder!

Ich hab es noch nie bereut, Kinder zu haben. Das Leben ist manchmal leicht und manchmal schwer. Die Welt selbst ist wie sie ist. Die Umstände sind manchmal schlimm, weil Menschen Dinge tun, die ihnen selbst und der Natur schaden. Aber es gibt auch andere, die dagegen etwas tun wollen, die sich selbst und die Welt lieben können. Das sehe ich an meinen Enkelkindern.

Manchmal leicht, manchmal schwer, meistens sehr anstrengend und aufreibend…
Die Welt ist nicht wie sie ist, sie ist was wir daraus machen und gemacht haben…
Es gibt sicher (schwindend wenige) Menschen, die ernsthaft etwas dagegen tun wollen, aber werde sie nicht auch irgendwann an den Punkt kommen, an dem sie merken müßen, dass jede Anstrengung nichts am Kernproblem ändert, dass jede Korrektur nur oberflächlich passiert?

Oder glaubt jemand wirklich, dass AI, Greenpeace und Co. wirklich etwas ändern können?!

Selbst wenn es ein egoistischer Entschluss gewesen wäre, diese Kinder in die Welt zu setzen, so hat sich doch viel mehr daraus entwickelt, als eine einsame Mutter sich vorstellen hätte können.

War es kein egoistischer Entschluß? Und was hat sich daraus Unverstellbares entwickelt?

Kinder sind auch ein Ausdruck der Hoffnung. Wenn wir nicht mehr an uns selbst glauben, dann geben wir den Glauben an das Leben überhaupt auf.
Dieses Thema habe ich mit meinem schwer depressiven Sohn voriges Jahr ausführlich diskutiert.

Das ist schön, das hätte ich mir auch gewünscht.
Was genau hast Du ihm gesagt? Und wie hast du dich gefühlt, als du merken mußtest, daß Dein Sohn schwer depressiv ist?

Es geht bei solchen Fragen, zu denen auch deine Kinderfrage zählt, letztendlich immer darum: Will/kann ich leben, oder will ich lieber tot sein? Oft lautet die Antwort: Ich will leben, aber ich weiß nicht, wie es es schaffen soll. In einer Situation wie dieser ist es klar, dass man dieses Leben nicht auch noch einem Kind zumuten will.

Da gebe ich dir Recht. Wenn man aber die Situationen kennt, in denen man lieber tot wäre, will man es da in Kauf nehmen, dass sein eigenes Kind diese Phasen eventuell auch durchleben muss, vielleicht noch viel intensiver und länger dauernd als bei einem selbst?


Da gibt es mMn viel mehr Zusammenhänge, die nicht nur mit der kaputten Welt und den armen Seelen zu tun haben.

Welche?

1. Meistens ging es ( zu meiner Zeit halt) gar nicht darum, ob wir Kinder wollten oder nicht. Die tiefe - auch sexuelle - Bindung an den Mann der Wahl ( die Frau der Wahl), die sehr oft gar keine des Gehirns, sondern der Hormone ist, erzeugt in den meisten jungen Menschen den WUNSCH, gemeinsam das Beste voneinader zu bewahren, zu verewigen, den Wunsch nach einem Kind.

Ich denke, daß ist auch heute noch so und war überhaupt immer schon der Fall. Aber das ist ja ein genauso egoistischer Wunsch?!
(Auch wenn natürlich unterschwellig durch Hormone und Triebe gesteuert, müsste sich doch der denkende Mensch darüber im Klaren sein können, warum er so und nicht anders denkt/fühlt/handelt)

Da gibt es aber für mich, die an den Trieb zum Leben, zum Leben Erzeugen, eine ganz andere Alternative --- alles zu tun, um die Verhältnisse zu ändern … Ganztagskinderbetreuungsplätze … kostenlosen Ganztagsschulmodellen … Die Liste ließe sich fortsetzen … Terrorismus/Islamismus … Atombombenherstellungs …

Mir ging es eigentlich gar nicht um diese Probleme, sondern eher um die Grundsatzfrage:
Das System macht „Selbstverwirklichung“ unmöglich?! (Medien, Mode, Reizüberflutung, materieller Überfluss, systematische Kontrolle und Entmündigung, Demokratie als Pseudodemokratie, Quantität statt Qualität, etc…)


Wir sind Teil der Evolution --- diese drängt uns, weitergebende Träger zu sein.

Sie drängt uns, aber wir könnten uns doch bewusst dagegen entscheiden.
Und Übrigens: Sollte Evolution nicht Fortschritt und Weiterentwicklung der Spezies bewirken?


Ich finde nicht das diese Welt kaputt ist.
Hast du so ein schlechtes Selbstwertgefühl? Deine Eltern sollen sich schlecht und schuldig fühlen, weil sich dich erschaffen haben?

Ich finde, sie ist kaputt:
Mutter Erde wird bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt.
Geistig stagnieren wird (oder fallen gar zurück).
Genauso wie in der Kunst.
Der Stärkere gewinnt, nicht der Klügere.
Schneller, besser, mehr!
Egoismus statt Großzügigkeit und Menschlichkeit.
…endlos lange Liste…

Nach deinen Beiträge zu urteilen bist du doch ein liebenswerter Mensch und eine Bereicherung für diese Welt. Wenn es noch mehr von deiner Sorte geben würde, hätten wir bestimmt bald eine bessere Welt. Siehst du. Und deswegen möchte ich auch Kinder. Ich sehe doch an dir das es sich lohnt. ;)

Das ist sehr nett, danke. Aber das ist genau der Punkt, denn du kannst mir glauben, ein Kind wie ich es war/bin, wünschst du dir sicher nicht (außer du liebst große Herausforderungen).
Denn das, was ich bis jetzt erlebt und gesehen habe, läßt mich leider Gottes annehmen, dass ich hier nicht glücklich werden kann.

Vielen Dank für Eure Antworten!
Erwarte hoffnungsvoll weitere!
 
Kinder sind auch ein Ausdruck der Hoffnung. Wenn wir nicht mehr an uns selbst glauben, dann geben wir den Glauben an das Leben überhaupt auf.
Dieses Thema habe ich mit meinem schwer depressiven Sohn voriges Jahr ausführlich diskutiert.
:blume1:

Will Quadflieg an seinem 80. Geburtstag
im Thalia-Theater, Hamburg:

Jedes neugeborene Kind ist ein Beweis dafür,
dass Gott seinen Glauben an die Menschheit noch nicht verloren hat.​
 
AW: Menschenskinder!

Hallo persephone,

persephone schrieb:
Denn das, was ich bis jetzt erlebt und gesehen habe, läßt mich leider Gottes annehmen,
dass ich hier nicht glücklich werden kann.

Es ist aber wirklich nur eine Annahme.
Ist es nicht schon Glück, daß du das alles erleben durftest?
Ich möchte dir nochmal Kathi's treffende Worte ins Ohr legen:
Kathi schrieb:
...weil ich irgendwann anfing, auch das positive wahrzunehmen.
Die Welt "an sich" ist weder gut noch schlecht, sie ist so, wie du sie siehst.
 
AW: Menschenskinder!

Will Quadflieg an seinem 80. Geburtstag
im Thalia-Theater, Hamburg:

Jedes neugeborene Kind ist ein Beweis dafür,
dass Gott seinen Glauben an die Menschheit noch nicht verloren hat.​

Elizabeth Cady Stanton, führende Persönlichkeit in der Bürgerrechts-, Frauenrechts- und Anti-Sklaven-Bewebung der USA:

"Eltern können nie genug für ihre Kinder tun, um wiedergutzumanchen, dass sie sie auf die Welt gesetzt haben."
 
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AW: Menschenskinder!

Ist es nicht schon Glück, daß du das alles erleben durftest?

Schon, aber das (in manchen Momenten) wunderbare Erleben-dürfen geht nicht ohne der alltäglichen Anstrengung einher, dem Überleben-müssen.

Wenn ich die beiden jetzt gegeneinander abwiege...

Die Welt "an sich" ist weder gut noch schlecht, sie ist so, wie du sie siehst.

Wenn ich die Welt also schlecht sehe, ist sie für mich schlecht. Ergo: Ich hab verloren. Oder wie?
 
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