Momentan berichten die Medien über einen von P.McCartney angekündigten mittels "KI" produzierten "letzten Beatles Song".
Im Artikel wird aber schnell klar, dass es eher unspektakulär um John Lennon geht, der 1978 ein paar neue Ideen (Gesang und Begleitung) aufgenommen hatte und nun mittels "KI" seine Stimme komplett von den Instrumentalstimmen isoliert werden und ihr dann eine neue Instrumentalbegleitung untergelegt werden kann.
Ich halte es strategisch und künstlerisch falsch, wenn versucht wird, historische Musik als Zeitdokument den heutigen "Hyper-Informations- und Anspruchs-Zeitgeist" künstlerisch/klangtechnisch wie auch informativ aufzustülpen
Da werden bei alten Hits nachträglich Instrumentenverteilung, auch in der Stereoebene umgemischt, oder Mono zu Stereo wie auch "HiFi"-tauglich gemacht (entrauscht, dynamisch verändert usw.) aber auch unnötig detailreich über die damalige Entstehung und den Hintergrund eines Hits informiert.
Problematisch, wenn dies bei schon verstorbenen Künstlern gemacht wird, da sie nicht mehr gefragt bzw. sich nicht mehr wehren können.
Noch unverständlicher, wenn es ein noch lebender Künstler, hier P.McCartney macht und damit seiner Kunst ein Stück weit quasi den Mythos nimmt.
Die Beatles (oder P.McCartney allein?) machten schon vor einigen Jahren m.E. einen ähnlichen Fehler. Sie veröffentlichten ohne Not eine Doppel-CD mit verworfenen Varianten ihrer größten Hits.
Damit haben sie sich ebenso ein Stück entzaubert, denn manchmal was sinnlich kultiges kann Balsam für den ansonsten mit Realitäten geplagten Alltag sein.
Der Fan will doch wohl die Hits so in Erinnerung halten, wie sie nun mal ursprünglich gehört wurden, womit er auch persönliche Erinnerungen verknüpft. Welche Emotionen und Erinnerungen verbindet man denn mit einem posthum veröffentlichen Song und dessen Band, die nicht mehr existiert?
Der Fan will, wenn nicht selbst musizierend, wohl kaum wissen, dass Hits mit Arbeit verbunden sind, nicht auf Anhieb hinhauen, sie durch üben, ausprobieren, verwerfen, ändern, zu einem Hit werden können.
Der Fan will sich eher der Illusion hingeben, seinen Stars wären die bekannten Hits einfach so "aus dem Bauch heraus" gesprudelt.
Ich habe von L. Bernstein eine Analyse der „Fünften“. Es ist verblüffend, wie er, ein Meister der Didaktik, die Analyse angeht.
Er führt von Beethoven verworfene Varianten, besonders der markanten ersten Takte vor und kommt zu der Erkenntnis, dass die Endfassung nicht anders sein konnte, wie sie letztlich ist.
Sie ist so schlüssig, fast wie eine aufgelöste mathematische Formel. Es war offensichtlich selbst für Beethoven ein langer steiniger Weg, den Anfang der Fünften so „einfach“ hinzubekommen. Aber auch hier will das ein nicht selbst musizierender Klassikfan bestimmt nicht so genau wissen.
Bei Hendrix etwa geschah ähnliche "Entzauberung".
Sein damaliges deutsches Label war die Firma „Polydor“, eine Tochter der „Deutschen Grammophon“. Dort saßen Musikexperten die genau wussten, welche Musik das Zeug hatte, auf Platte veröffentlicht zu werden.
Und in der Tat sind zu seinen Lebzeiten veröffentlichtes Material, Studioaufnahmen wie auch die Live-Mitschnitte "Royal Albert Hall" oder "Band of Gypsis" seine Sahnestücke.
Alles was posthum kam, so in der Art jeden aus der Studio-Mülltonne herausgefischten Bandschnipsel zu Geld zu machen, war und ist nur noch peinlich, stößt den Künstler ein gutes Stück von seinem Sockel, weil diese zu Lebzeiten verworfenen Aufnahmen deutlich machen, das Hendrix, dessen instrumentale Ausdrucksweise auch heute noch von unzähligen Künstlern nachgeahmt wird, auch „nur“ mit Wasser kochte.
Auch wurden seine Projekte die er nicht mehr beenden konnte, posthum von Studiomusikern "ergänzt", auf "orchestral" aufgemotzt, so das vom Trio-Konzept und dessen musikalischer Kraft, sein Markenzeichen eben, nicht mehr viel übrig blieb.
Natürlich wurde bei seinen Studioaufnahmen auch "Overdubbing" angewendet, aber es sollte dennoch möglichst nach Trio klingen.
Das haben posthum einige Tontechniker nicht begriffen, sie haben etwa bei "The Wind cries Mary" mit neben Schlagzeug und Bass eher intim zurückhaltend klingen sollender Gitarre eine separat "overdubbte" Staccato-Gitarrenbegleitung auf den linken Kanal separiert.
Null Gefühl für Authentizität und Dramaturgie, aber Hauptsache "digital remastert" auf die Plattenhülle schreiben können.
Und Hendrix's damaliger Haus- und Hof-Tonmeister Eddie Kramer, lässt sich heute filmen, wie er die Hits zerpflückt und jede Einzelspur mit den Mischpult-Schiebereglern ausblendet, um ganz im heutigen Zeitgeist der Sucht nach schonungslosen Faktenchecks zu zeigen, aus welchen Einzelfragmenten die Musik zusammen gesetzt ist und er damit die Musik zumindest für Laien entzaubert.
Vergleichbar mit einem Restaurant-Gast, der das vom Koch mit allerlei Erfahrung und Mühe zusammengestellte Menü wieder in seine Einzelbestandteile zerlegt und die Zutaten hintereinander statt gleichzeitig zu sich nimmt und somit die geschmackliche Komposition nicht mehr wahrnimmt.
Das alles hat den Nebeneffekt, dass Versuche, heute jungen Leuten Hendrix-Musik nahe zu bringen und dazu editierte Stücke nebst besagten Mülltonen-Bandschnipseln bemüht werden, mehr abschrecken, als neue Fans zu gewinnen.
Da schwirrt ein Video im Netz, auf der Hendrix auf einer zwölfsaitigen akustischcn Gitarre mittelmäßig herum klimpert und auf einem anderen Video seinem Klimpern zwei junge Damen zusehen und "begeistert" mitklatschen dabei sich gegenseitig anguckend als ob sie sich fragen: "das soll der große Hendrix sein, soll ich jetzt lachen oder weinen?".
Aber Hauptsache sich mit ihm zusammen zeigen können ("Groupie"), seine Musik "verstehen" ist dabei Nebensache.
Der öfter in Filmen gezeigte heutige Eddie Kramer, seinerzeit Hendrix`s Haus- und Hof-Tontechniker, gibt auch eine schwache Vorstellung ab. Er meint nämlich, dazu autorisiert zu sein, in Hendrix-Bändern nachträglich herummurksen und herummischen zu dürfen.
Wohl dem, der noch die Original LPs und ersten CDs hat. Denn bei den heute erhältlichen „digital remasterten“ CDs ist , "dank" Kramer u.Co. von Authentizität keine Spur mehr.
Es sind Stereo-Seiten vertauscht, rechts links Effekte und instrumentale Akzente verändert und nicht zuletzt sind Geräusche, die einfach dazu gehören, z.B. das urige Grundrauschen eines „Marshall“ Röhrenverstärkers, oder das klackern eines anlaufenden Leslie-Kabinettes einfach herausgemischt. Und sogar Patzer wurden einfach herausgelöscht. Aber gerade die sind auch Hendrix's Markenzeichen, die verzeiht man ihm, denn die machen ja u.A. seine Musik so „erdig“, er konnte seien Gitarre so „menscheln“ lassen.
Das Problem ist doch, das heutige „Stars“ (sh. etwa "K-Pop") mich zumindest kaum noch "verzaubern". Sie stellen sich, dafür bieten die zahlreichen „Überinformations-Medien“ mit Talk- oder Castingshows das Podium, zunehmend als „normale“ Menschen dar, erzählen über ihr Leben, ihre Probleme, und lassen sich ins musikalische Nähkästchen gucken, zeigen, dass sie üben müssen, Schwächen haben, und letztlich auch nur mit Wasser kochen.
In jeder Lebenslage lassen sie sich filmen, ständig schleichen Kamerateams um sie herum, beim auftragen der kosmetischen Gesichtsmaske, auch bei Männern, oder beim Zähneputzen. Es fehlt nur noch dass sie sich bei der Notdurft filmen lassen, das wäre dann "Faktenbasiertheit" par excellense, aber vielleicht kommt das auch bald.
Zu dieser ganzen m.E. in weiten Teilen seltsam "versachlichten" heutigen Musikwelt kommt noch hinzu, dass entgegen immer besserer Audio-Aufnahme- und Wiedergabetechniken das Niveau der heutigen Musik nachlässt. Denn für den einstigen Erfolgshit etwa "es ist geil ein Arschloch zu sein" wird bestimmt keine hochmoderne Aufnahmetechnik benötigt.
Dagegen konnten einstige Pop- oder Jazz-Musik-Größen als bis heute inspirierende Vorbilder damals von einer adäquat hochwertigen computerbasierten Aufnahme- und Wiedergabe-Technik noch nicht mal träumen.
Im Artikel wird aber schnell klar, dass es eher unspektakulär um John Lennon geht, der 1978 ein paar neue Ideen (Gesang und Begleitung) aufgenommen hatte und nun mittels "KI" seine Stimme komplett von den Instrumentalstimmen isoliert werden und ihr dann eine neue Instrumentalbegleitung untergelegt werden kann.
Ich halte es strategisch und künstlerisch falsch, wenn versucht wird, historische Musik als Zeitdokument den heutigen "Hyper-Informations- und Anspruchs-Zeitgeist" künstlerisch/klangtechnisch wie auch informativ aufzustülpen
Da werden bei alten Hits nachträglich Instrumentenverteilung, auch in der Stereoebene umgemischt, oder Mono zu Stereo wie auch "HiFi"-tauglich gemacht (entrauscht, dynamisch verändert usw.) aber auch unnötig detailreich über die damalige Entstehung und den Hintergrund eines Hits informiert.
Problematisch, wenn dies bei schon verstorbenen Künstlern gemacht wird, da sie nicht mehr gefragt bzw. sich nicht mehr wehren können.
Noch unverständlicher, wenn es ein noch lebender Künstler, hier P.McCartney macht und damit seiner Kunst ein Stück weit quasi den Mythos nimmt.
Die Beatles (oder P.McCartney allein?) machten schon vor einigen Jahren m.E. einen ähnlichen Fehler. Sie veröffentlichten ohne Not eine Doppel-CD mit verworfenen Varianten ihrer größten Hits.
Damit haben sie sich ebenso ein Stück entzaubert, denn manchmal was sinnlich kultiges kann Balsam für den ansonsten mit Realitäten geplagten Alltag sein.
Der Fan will doch wohl die Hits so in Erinnerung halten, wie sie nun mal ursprünglich gehört wurden, womit er auch persönliche Erinnerungen verknüpft. Welche Emotionen und Erinnerungen verbindet man denn mit einem posthum veröffentlichen Song und dessen Band, die nicht mehr existiert?
Der Fan will, wenn nicht selbst musizierend, wohl kaum wissen, dass Hits mit Arbeit verbunden sind, nicht auf Anhieb hinhauen, sie durch üben, ausprobieren, verwerfen, ändern, zu einem Hit werden können.
Der Fan will sich eher der Illusion hingeben, seinen Stars wären die bekannten Hits einfach so "aus dem Bauch heraus" gesprudelt.
Ich habe von L. Bernstein eine Analyse der „Fünften“. Es ist verblüffend, wie er, ein Meister der Didaktik, die Analyse angeht.
Er führt von Beethoven verworfene Varianten, besonders der markanten ersten Takte vor und kommt zu der Erkenntnis, dass die Endfassung nicht anders sein konnte, wie sie letztlich ist.
Sie ist so schlüssig, fast wie eine aufgelöste mathematische Formel. Es war offensichtlich selbst für Beethoven ein langer steiniger Weg, den Anfang der Fünften so „einfach“ hinzubekommen. Aber auch hier will das ein nicht selbst musizierender Klassikfan bestimmt nicht so genau wissen.
Bei Hendrix etwa geschah ähnliche "Entzauberung".
Sein damaliges deutsches Label war die Firma „Polydor“, eine Tochter der „Deutschen Grammophon“. Dort saßen Musikexperten die genau wussten, welche Musik das Zeug hatte, auf Platte veröffentlicht zu werden.
Und in der Tat sind zu seinen Lebzeiten veröffentlichtes Material, Studioaufnahmen wie auch die Live-Mitschnitte "Royal Albert Hall" oder "Band of Gypsis" seine Sahnestücke.
Alles was posthum kam, so in der Art jeden aus der Studio-Mülltonne herausgefischten Bandschnipsel zu Geld zu machen, war und ist nur noch peinlich, stößt den Künstler ein gutes Stück von seinem Sockel, weil diese zu Lebzeiten verworfenen Aufnahmen deutlich machen, das Hendrix, dessen instrumentale Ausdrucksweise auch heute noch von unzähligen Künstlern nachgeahmt wird, auch „nur“ mit Wasser kochte.
Auch wurden seine Projekte die er nicht mehr beenden konnte, posthum von Studiomusikern "ergänzt", auf "orchestral" aufgemotzt, so das vom Trio-Konzept und dessen musikalischer Kraft, sein Markenzeichen eben, nicht mehr viel übrig blieb.
Natürlich wurde bei seinen Studioaufnahmen auch "Overdubbing" angewendet, aber es sollte dennoch möglichst nach Trio klingen.
Das haben posthum einige Tontechniker nicht begriffen, sie haben etwa bei "The Wind cries Mary" mit neben Schlagzeug und Bass eher intim zurückhaltend klingen sollender Gitarre eine separat "overdubbte" Staccato-Gitarrenbegleitung auf den linken Kanal separiert.
Null Gefühl für Authentizität und Dramaturgie, aber Hauptsache "digital remastert" auf die Plattenhülle schreiben können.
Und Hendrix's damaliger Haus- und Hof-Tonmeister Eddie Kramer, lässt sich heute filmen, wie er die Hits zerpflückt und jede Einzelspur mit den Mischpult-Schiebereglern ausblendet, um ganz im heutigen Zeitgeist der Sucht nach schonungslosen Faktenchecks zu zeigen, aus welchen Einzelfragmenten die Musik zusammen gesetzt ist und er damit die Musik zumindest für Laien entzaubert.
Vergleichbar mit einem Restaurant-Gast, der das vom Koch mit allerlei Erfahrung und Mühe zusammengestellte Menü wieder in seine Einzelbestandteile zerlegt und die Zutaten hintereinander statt gleichzeitig zu sich nimmt und somit die geschmackliche Komposition nicht mehr wahrnimmt.
Das alles hat den Nebeneffekt, dass Versuche, heute jungen Leuten Hendrix-Musik nahe zu bringen und dazu editierte Stücke nebst besagten Mülltonen-Bandschnipseln bemüht werden, mehr abschrecken, als neue Fans zu gewinnen.
Da schwirrt ein Video im Netz, auf der Hendrix auf einer zwölfsaitigen akustischcn Gitarre mittelmäßig herum klimpert und auf einem anderen Video seinem Klimpern zwei junge Damen zusehen und "begeistert" mitklatschen dabei sich gegenseitig anguckend als ob sie sich fragen: "das soll der große Hendrix sein, soll ich jetzt lachen oder weinen?".
Aber Hauptsache sich mit ihm zusammen zeigen können ("Groupie"), seine Musik "verstehen" ist dabei Nebensache.
Der öfter in Filmen gezeigte heutige Eddie Kramer, seinerzeit Hendrix`s Haus- und Hof-Tontechniker, gibt auch eine schwache Vorstellung ab. Er meint nämlich, dazu autorisiert zu sein, in Hendrix-Bändern nachträglich herummurksen und herummischen zu dürfen.
Wohl dem, der noch die Original LPs und ersten CDs hat. Denn bei den heute erhältlichen „digital remasterten“ CDs ist , "dank" Kramer u.Co. von Authentizität keine Spur mehr.
Es sind Stereo-Seiten vertauscht, rechts links Effekte und instrumentale Akzente verändert und nicht zuletzt sind Geräusche, die einfach dazu gehören, z.B. das urige Grundrauschen eines „Marshall“ Röhrenverstärkers, oder das klackern eines anlaufenden Leslie-Kabinettes einfach herausgemischt. Und sogar Patzer wurden einfach herausgelöscht. Aber gerade die sind auch Hendrix's Markenzeichen, die verzeiht man ihm, denn die machen ja u.A. seine Musik so „erdig“, er konnte seien Gitarre so „menscheln“ lassen.
Das Problem ist doch, das heutige „Stars“ (sh. etwa "K-Pop") mich zumindest kaum noch "verzaubern". Sie stellen sich, dafür bieten die zahlreichen „Überinformations-Medien“ mit Talk- oder Castingshows das Podium, zunehmend als „normale“ Menschen dar, erzählen über ihr Leben, ihre Probleme, und lassen sich ins musikalische Nähkästchen gucken, zeigen, dass sie üben müssen, Schwächen haben, und letztlich auch nur mit Wasser kochen.
In jeder Lebenslage lassen sie sich filmen, ständig schleichen Kamerateams um sie herum, beim auftragen der kosmetischen Gesichtsmaske, auch bei Männern, oder beim Zähneputzen. Es fehlt nur noch dass sie sich bei der Notdurft filmen lassen, das wäre dann "Faktenbasiertheit" par excellense, aber vielleicht kommt das auch bald.
Zu dieser ganzen m.E. in weiten Teilen seltsam "versachlichten" heutigen Musikwelt kommt noch hinzu, dass entgegen immer besserer Audio-Aufnahme- und Wiedergabetechniken das Niveau der heutigen Musik nachlässt. Denn für den einstigen Erfolgshit etwa "es ist geil ein Arschloch zu sein" wird bestimmt keine hochmoderne Aufnahmetechnik benötigt.
Dagegen konnten einstige Pop- oder Jazz-Musik-Größen als bis heute inspirierende Vorbilder damals von einer adäquat hochwertigen computerbasierten Aufnahme- und Wiedergabe-Technik noch nicht mal träumen.