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Konventionen zu stark verinnerlicht???

Mehrunissa

New Member
Registriert
24. September 2008
Beiträge
1
Hallo,

zunächst meine Frage, dann eine Erläuterung dazu:

Habe ich gesellschaftliche Konventionen für mich verinnerlicht, nur weil ich in einer monogamen Beziehung leben möchte?

Ich habe mich gestern mit einem Kommiltonen unterhalten, der mir offenbarte in einer offenen Beziehung zu leben. Da ich es spannend finde, wie es in solch einer Beziehung abläuft, habe ich nachgehakt. Nachdem ich fragte, ob denn keiner der beiden jemals Eifersucht empfinde, meinte er nur, dass ich fürchterlich eingeschränkt sei. Auf das Verlangen, mir doch bitte trotzdem zu antworten, sagte er, dass es in einer offenen Beziehung logischwerweise auch keine Eifersucht gibt. Ich fragte, ob sie sich denn lieben, denn ich würde den Mann den ich liebe NIE teilen wollen. Sein Antwort war ja klar, sonst wären sie nicht zusammen.


Mich hat das Gespräch einfach zum Nachdenken angeregt und ich frage mich wirklich, ob ich das "traditionelle" Bild einer Beziehung so verinnerlicht habe, dass ich gar nicht merke, dass es sich um eine von der Gesellschaft entwickelte Norm handelt ????

Ich freue mich auf eure Meinungen dazu ;)
 
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AW: Konventionen zu stark verinnerlicht???




Hallo Mehrunissa und willkommen im denkforum!


Mich hat das Gespräch einfach zum Nachdenken angeregt und ich frage mich wirklich, ob ich das "traditionelle" Bild einer Beziehung so verinnerlicht habe, dass ich gar nicht merke, dass es sich um eine von der Gesellschaft entwickelte Norm handelt ????

Nein, das denke ich nicht.

Sicher hat es schon immer Menschen gegeben welche, verheiratet oder nicht, von ihrem Partner nicht absolute sexuelle Treue verlangten und selbst auch nicht einzuhalten bereit waren. Dass dies aber zur Norm wird kann ich mir nicht vorstellen.

Es kommt doch immer darauf an, ob zwei sich einig sind. Und ich wage zu behaupten, dass die meisten Menschen heutzutage immer noch grösste Bedenken haben ihre/n Partner/in mit jemand anderem zu teilen.
Deshalb denke ich, dass es wichtig ist jemanden zu finden, der die gleiche Einstellung hat wie man selbst.


Andererseits ist es doch so: Wenn man jemanden wirklich liebt, will man ja nur sein Bestes und sollte sich daher nicht verletzt fühlen oder ärgern, wenn er das tut was ihn glücklich macht.
Eine/n Partner/in gehört einem ja nicht und man kann sie/ihn genau so wenig besitzen wie eine Mutter ihr Kind.

Liebe Grüsse,
helia
 
AW: Konventionen zu stark verinnerlicht???

Hallo,

zunächst meine Frage, dann eine Erläuterung dazu:

Habe ich gesellschaftliche Konventionen für mich verinnerlicht, nur weil ich in einer monogamen Beziehung leben möchte?
Hallo Mehrunissa !

Habe Deine Erläuterungen zu Deinem berechtigten und mMn klassischen Thema gelesen.

Ich glaube, die meisten von uns, die ihre Eltern kennengelernt haben, fallen einmal in punkto ihrer eigenen zwischenmenschlichen Beziehung(en) in das gleiche Muster, wie es ihnen von ihren Vorfahren vorgelebt wurde. Das heißt im konkreten, wenn beide Elternteile für die Monogamie (egal, ob jetzt staatlich sanktioniert oder nicht) waren, wird man bei der Auffassung so lange bleiben, bis sie einem eindeutig widerlegt wurde.

Im Gegensatz zu helia bin ich nicht der Meinung, dass es die offenen - auch liberalen genannten - Beziehungen schon immer gab; es gibt sie m.E. seit dem 19. Jahrhundert, eben seitdem der Liberalismus eine breiter gelebte Lebensauffassung wurde (und nicht nur ein Vorrecht des Adels und teilweise auch der Kirchenmächtigen war). Die absolute Voraussetzung für eine liberale Beziehung ist, dass alle Parteien auch innerlich bereit sind, dem anderen jede Laune zu nachzusehen. Selbst einmal in einer liberalen Partei mitgearbeitet, bin ich der Überzeugung, dass der Liberalismus eine menschliche Entwicklungserscheinung ist, das heißt jeder Mensch hat einmal eine Phase, in der er die Freiheit über alles liebt. Diese Phase kann 15 Jahre dauern, sie kann aber auch nach zwei Jahren vorbei sein, je nachdem, in welchem Grade man in der eigenen Kindheit Geborgenheit und Harmonie (die sich mMn gegensätzlich zum liberalen Denken verhalten) erlebt hat.

Ich selbst bin aus dieser (liberalen) Phase draussen, bin bereit, mich in sexueller Hinsicht auf einen Partner zu konzentrieren, erwarte das aber auch vom Partner.

Meine Meinung zur Treue im allgemeinen: Die Treue ist kein eigenständiger Wert, sie ist aber überall dort, wo die Liebe ist.

Zum konventionellen Denken generell: an den Punkten, in denen sich unsere Eltern einig waren, hält man solange fest, bis man vom Gegenteil überzeugt ist (wird), sei es durch andere Menschen oder vom Leben selbst.

Menschen, die ihre leiblichen Eltern gar nicht kennenlernen durften, gebührt unsere ganze (überschüssige) Liebe; sie sind ständig darauf angewiesen, dass ihnen das Richtige einfällt, dass ihnen wohlmeinende Menschen begegnen bzw. müssen alles für das Leben notwendige am eigenen Leib erfahren.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Konventionen zu stark verinnerlicht???

Habe ich gesellschaftliche Konventionen für mich verinnerlicht, nur weil ich in einer monogamen Beziehung leben möchte?
[...]

Grundsätzlich ist es einmal egal, wodurch deine Werte entstanden sind. Du orientierst dich intuitiv danach. Und solang du dich nicht gedrängt fühlst, dich gegen dein Gefühl zu einem anderen Verhalten zu zwingen, kannst du dir auch über die Ursachen Gedanken machen.

Ich weiß ja nicht, wie das heute so läuft, aber damals, in meiner Jugend, da waren so Sprüche von Kommilitonen dazu da, jemanden als spießig hinzustellen, wenn er nicht so sein wollte, wie es grad IN war. In deinem Fall würde mir als Erklärung einfallen, der will Frauen einfach unverbindlich mal ins Bett kriegen und Spaß haben. Ob du wirklich modern oder spießig bist, das interessiert ihn wahrscheinlich - wenn überhaupt - erst in zweiter Linie.

:blume1:
 
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