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Ist die Natur perfekt?

Gysi

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Registriert
9. Oktober 2002
Beiträge
8.420
Für viele technische Erfindungen kommen die großen Vorbilder ja aus der NATUR. Das lieferte den Theologen das willkommene Argument, die Natur als Gottes Schöpfung sei PERFEKT.
Ich vertrete jedoch die Meinung, genau so wenig, wie die vermeintliche Krone der Schöpfung, der Mensch, perfekt ist, so wenig perfekt, also unvollkommen, ist auch die Natur.

1. Das System der Anpassung und Auslese verbessert die Lebewesen gegenüber ihren Vorfahren; dieses System ist also bedingt durch Unvollkommenheit.

2. Wir Menschen scheinen das Konzept der Evolution durch das Konzept der technologischen Revolution immer mehr zu ersetzen: Spätestens mit der Gentechnologie machen wir die Anpassung und Auslese überflüssig: Wir schaffen uns den Menschen, den wir brauchen, selbst! Da wird niemand durch den Rost der Auslese fallen müssen.
Die Kultur der Menschheit als ihre zweite Natur verändert sich so rasant, da kommt das Naturkonzept der Anpassung natürlich schon lange nicht mehr mit. Eine beherrschte (!!) Gentechnologie wird für die Menschen effektiver sein.

3. Selbstverständlich baut menschliche Technologie auf dem Boden der Natur . Der Mensch ringt der Natur aber immer mehr an Eigenproduktion und Kontrolle ab.
Ist die menschliche Technologie nicht das größere Erfolgsmodell? Oder wird sie es nicht eines Tages sein? Ist es nicht sogar vorstellbar, dass der Mensch irgendwann das System Natur gänzlich durch seine Systeme ersetzt?

Ich bin auf eure Auffassungen gespannt.

Gisbert
 
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sers gisbert,

eine evolutorische natur kann nie perfekt, dh in sich vollkommen und vollendet sein, denn das ist ein widerspruch in sich selbst. soweit kann ich also auch im punkt eins nur zustimmen und auch der anfang des zweiten punkts ("Wir Menschen scheinen das Konzept der Evolution durch das Konzept der technologischen Revolution immer mehr zu ersetzen") ist nachvollziehbar und hat einen gewissen anspruch auf objektive gültigkeit, weil er eine beobachtung darstellt und keine behauptung. aber von da an ("Spätestens mit der Gentechnologie machen wir die Anpassung und Auslese überflüssig") wird es etwas holprig in der argumentation:

zum einen wird nicht berücksichtigt, dass die natur im gegensatz zum menschen, diesen automatisch im kontext und im ganzen ihrer selbst behandelt. dem menschen ist es nicht möglich sich selbst gedanklich so zu positionieren, dass die gesamtheit und der zusammenhang nicht vernachlässigt werden. er ist also gar nicht fähig den platz der natur als schöpfer und gestalter des lebens einzunehmen und wird, nachem er es einsieht - sofern das möglich ist, davon ablassen.

zum zweiten ist eine umsetzung in form einer beherrschten gentechnologie wesentlich utopischer als der gedanke, dass ein verantwortungsvolles und friedliches zusammenleben der menschen in herrschaftslosigkeit möglich sein wird. beherrschte gentechnologie ist realitätsfern.

dann noch zum dritten punkt: es ist schon richtig, dass die menschliche techologie auf dem boden der natur aufbaut und es scheint auch als würde der mensch der natur immer mehr eigenständigkeit und kontrolle abringen, aber dabei darf nicht das verhältnis vergessen werden in dem der mensch und die natur stehen. der mensch ist nur ein teil eines größeren ganzen, welches die natur ist. in gleichem maße wie die scheinbare unabhängigkeit zunimmt, nimmt auch das vernachlässigen des obig genannten faktums zu. menschlich geschaffene systeme sind immer in abhängigkeit von der natur zu sehen und eine absolute unabhängigkeit kann nur eine scheinbare sein: sie wird nicht funktionieren...

peace, a.
 
Hallo Anthropos!

Original geschrieben von anthropos
menschlich geschaffene systeme sind immer in abhängigkeit von der natur zu sehen und eine absolute unabhängigkeit kann nur eine scheinbare sein: sie wird nicht funktionieren...
Du wirst wohl recht haben. Nur meine Überlegung fasziniert mich trotzdem. Darüber hinaus.
zum zweiten ist eine umsetzung in form einer beherrschten gentechnologie wesentlich utopischer als der gedanke, dass ein verantwortungsvolles und friedliches zusammenleben der menschen in herrschaftslosigkeit möglich sein wird. beherrschte gentechnologie ist realitätsfern.
Warum? Eine funktionierende Gentechnologie und genetische Selbstbestimmung steht, im Gegensatz zur Anarchie (!!), vor unserem Horizont!

peace, g.
 
Vollkommen

Hallo, Gisbert!

Ich glaube, dass die Natur DOCH vollkommen ist. Vielleicht genügt sie deinen Ansprüchen nicht, aber gerade die Tatsache, dass sie Fehler und Irrtümer und somit die Möglichkeit zu Korrekturen offen lässt, macht ihre Vollkommenheit aus.

Gäbe es diese Möglichkeiten nicht, wäre es ein erstarrtes System, das zwingend irgendwann zerbrechen müsste. Gerade durch die flexible Lösung der Probleme ist die Natur aber in sich voll-kommen, weil sie nämlich keinen Bestandteil auslässt.

Vollkommen heißt nur, dass alles enthalten ist, nicht jedoch Fehlerlosugkeit in menschlicher Definition. ;)

So gesehen: ein vollkommener

Konfuzi
 
Menschliche oder göttliche Definition?

Original geschrieben von Konfuzi
[Ich glaube, dass die Natur DOCH vollkommen ist. Vielleicht genügt sie deinen Ansprüchen nicht, aber gerade die Tatsache, dass sie Fehler und Irrtümer und somit die Möglichkeit zu Korrekturen offen lässt, macht ihre Vollkommenheit aus.
Vollkommen heißt nur, dass alles enthalten ist, nicht jedoch Fehlerlosugkeit in menschlicher Definition. ;)
Hi Konfuzi,
ich gehe tatsächlich nach menschlicher Definition. Eine göttliche kenne ich nicht. Obwohl man sie mir beizubringen versuchte. Z.B.: "Die Wege des HErrn sind unergründlich..." Kann man auch Verarsche zu sagen. Aber du definierst wenigstens die Vollkommenheit. Dann gehe ich recht in der Annahme, dass dieses vollkommene Gebilde, deiner Auffasung nach, ein ebenso vollkommener Gott geschaffen hat?

peace, g.
 
Sicher, Gisbert!

Ein all-umfassender Gott, in dem alle Möglichkeiten vorhanden ist, hat eine Welt geschaffen, in der alle Möglichkeiten (auch die, die wir noch nicht erkennen können), beinhaltet sind.

Oder welche Vorschläge könntest du zu einer weiteren Vervollkommnung beitragen? :confused:

Konfuzi
 
man kann der natur nur einen fehler vorwerfen, sie hat den menschen aus der evolution hervorgebracht und dieser versucht krampfhaft, sich von sich selbst zu lösen und somit notgedrungen vergehen muss. man kann die natur nicht separat vom menschen seh'n, sondern muss den menschen als teil der natur erfassen. deshalb darf man auch keinen menschlichen standart an die natur stellen, wie konfuzi schon sagte (auch wenn ich mit dem gott nicht überein stimme), sondern man muss sie als eigenes system betrachten, das den menshcen einschließt. damit schließt auch meine behauptung, dass der einzige fehler der natur die evolution ist, denn ein vollkommenes system heißt -für mich- dafür sorgen zukönnen, dass man weiterbesteht und seine fehler erkennt und ausmergelt. sie hat den menschen nicht vernichtet, sondern darin bestärkt sich zu lösen und sie auszunutzen. er betrachtet sie als sein eigentum, anstatt umgekehrt. er zerstört sie schritt für schritt. deshalb bleibt auch kein platz für einen gott, denn ein gott, der seine vollkommenheit in der natur widerspiegelt, geht notgedrungen mit seinem spiegelbild unter, oder er versucht es zu retten, doch wo bleibt er?
wir spielen uns auf wie die götter der erde, doch werden wir sehen, wo wir götter leben, wenn unser himmel einmal vernichtet ist.

beni
 
gisbert

ich bin sicher nicht unwissend was die gentechnischen "fortschritte" betrifft, dh ich hab schon auch mitbekommen, dass zb ein schaf geklont wurde oder sonstige menschliche schaffensphantasien realität geworden sind. das heißt also ich weiß schon, dass es gewissermaßen vor unserem horizont liegt und nicht dahinter, aber darum geht es ja gar nicht: es geht nicht um den inhalt der möglichkeit, sondern um den umgang mit ihr. wie oft schon wurden wissenschaftliche/ technische entdeckungen entgegen der vom entdecker geplanten verwendung missbraucht?! wie oft hat sich einstein zb darüber beschwert was aus seinen erkenntnissen geworden ist? die atombombe ist ja wohl das beste beispiel für die menschliche unvernunft und unfähigkeit - du glaubst doch nicht allen ernstes, dass nur vernünftige fähige menschen das wissen um die gentechnik benutzen werden, oder?! wahrscheinlich kennst du ja das buch "brave new world" von aldous huxley - aber es muss nicht mal so derbe abgehen um von nem großen fehler zu sprechen...

peace, a.
 
Missbrauch des Wissens

Original geschrieben von anthropos
wie oft hat sich einstein zb darüber beschwert was aus seinen erkenntnissen geworden ist? die atombombe ist ja wohl das beste beispiel für die menschliche unvernunft und unfähigkeit -
Deswegen rede ich ja auch von kontrollierter Gentechnologie. Schon wieder ein Beispiel dafür, dass der anarchistische Zugriff auf alles und alles Wissen nicht taugt...

peace, g.
 
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Natur ohne Schuld

Original geschrieben von Nguyen
man kann der natur nur einen fehler vorwerfen, sie hat den menschen aus der evolution hervorgebracht
Hi Beni,
ich denke, der Natur ist gar nichts vorzuwerfen, weil sie keine Entscheidungen zu treffen hatte, die vor ihren Augen als richtig oder falsch zu bewerten sind. Sie ist einfach so geworden, wie sie ist. Richtig oder Falsch, das sind Kategorien, die unsere Spezies kennt. Nur, sie ist eben auch nicht vollkommen. Gewiss nach unseren Maßstäben so bewertet. Nach welchen - und da stimmst du ja mit mir überein - denn sonst?

Gisi
 
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