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Hommage an Wilhelm Busch

S

schleiereule

Guest
Wankelmut
Was bin ich alter Bösewicht
So wankelig von Sinne.
Ein leeres Glas gefällt mir nicht,
Ich will, das was darinne.

Das ist mir so ein dürr Geklirr;
He, Kellnerin, erscheine!
Laß dieses öde Trinkgeschirr
Befeuchtet sein von Weine!

Nun will mir aber dieses auch
Nur kurze Zeit gefallen;
Hinunter muß es durch den Schlauch
Zur dunklen Tiefe wallen. -

So schwank ich ohne Unterlaß
Hinwieder zwischen beiden.
Ein volles Glas, ein leeres Glas
Mag ich nicht lange leiden.

Ich bin gerade so als wie
Der Erzbischof von Köllen,
Er leert sein Gläslein wuppheidi
Und läßt es wieder völlen

max_und_moritz_320.jpg
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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AW: Hommage an Wilhelm Busch

Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.

aus: Dideldum! (1874) - Der Maulwurf


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Das Gute - dieser Satz steht fest -
ist stets das Böse, was man läßt!

aus: Die fromme Helene (1872) - Schluss.


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Einszweidrei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit. -

aus: Julchen (1877) - an mehreren Stellen


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Folgende Verse werden gerne zur Hochzeit vorgetragen:

Ermahnungen und Winke

O wie lieblich, o wie schicklich,
Sozusagen herzerquicklich,
Ist es doch für eine Gegend,
Wenn zwei Leute, die vermögend,
Außerdem mit sich zufrieden,
Aber von Geschlecht verschieden,
Wenn nun diese, sag ich, ihre
Dazu nötigen Papiere
So wie auch die Haushaltsachen
Endlich mal in Ordnung machen
Und in Ehren und beizeiten
Hin zum Standesamte schreiten,
Wie es denen, welche lieben,
Vom Gesetze vorgeschrieben,
Dann ruft jeder freudiglich:
»Gott sei Dank, sie haben sich!«


aus: Herr und Frau Knopp (1876) - Erstes Kapitel


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»Warum soll ich nicht beim Gehen« -
Sprach er - »in die Ferne sehen?
Schön ist es auch anderswo,
Und hier bin ich sowieso.«

aus: Plisch und Plum (1882) - Schluss.


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Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel wär,
So irrt sich der.

aus: Hernach (1908) - Der fliegende Frosch.


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»Willkommen! Geht ein in Frieden!
Hier wird kein Freund vom Freund geschieden.
Es kommt so manches Schaf herein,
Warum nicht auch ein braves Schwein!!«

aus: Der heilige Antonius von Padua (1870) - Zehntens.
 
AW: Hommage an Wilhelm Busch

Wilhelm Busch ist für mich so etwas wie eine Art Mark Twain des deutschen Realismus. Er bringt dafür das mit, woran es auch in der Zeit seiner Wirkung manchmal fehlte. Den nötigen Humor und ein gutes Auge für doppelbödige Moralvorstellungen der biederen Gesellschaft. Und Herzlichkeit.

Und er ist - nicht zu vergessen - einer der Erfinder des Comics.

Viele Grüße
Zwetsche
 
AW: Hommage an Wilhelm Busch

Hallo Schleiereule,

danke für die Hommage an Wilhelm Busch, die hat er sich wirklich verdient.
Mir gefällt der Klassiker "Max und Moritz" sehr gut, so alt kann ich gar nicht werden, dass ich mich dabei nicht amüsieren könnte.

Ich habe mir vor kurzem einen Kalender für 2008 gekauft, mit Versen & Gedichten, da kommt Wilhelm Busch sehr oft darin vor.

"Kalendersprüche" von Wilhelm Busch:


Wen es ärgert, wen's geniert,
dass ein anderer poussiert,
selben hab ich im Verdacht:
Wenn er dürfte, wenn er könnte,
dass er's bald nicht besser macht.

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen:
Das, warum du dich bemühst,
möge dir gelingen.

Willst du das Leben recht verstehn,
musst du's nicht bloß von vorn besehn.
Von vorn betrachtet sieht ein Haus
meist besser als von hinten aus.

Einszweidrei, im Sauseschritt
läuft die Zeit; wir laufen mit.

Es ist im Leben gar zu schön,
wenn sich die Freunde wiedersehn,
und schön ist's auch, wenn sie
beisammen bleiben,
gemütlich sich die Zeit vertreiben.
Doch wenn sie schließlich wieder gehn,
dann ist das auch recht schön!

Je älter man wird, je hastiger
tritt sie einem auf die Hacken,
die Zeit, die sogenannte.

Ein Irrtum, welcher sehr verbreitet
und manchen Jüngling irreleitet,
ist der, dass Liebe eine Sache,
die immer viel Vergnügen mache.

Mir wäre doch, potzsapperlot,
der ganze Spaß verdorben,
wenn man am Ende gar nicht tot,
nachdem, dass man gestorben.

Hass, als minus und vergebens,
wird vom Leben abgeschrieben.
Positiv im Buch des Lebens
steht verzeichnet nur das Lieben.

Ein guter Mensch gibt gerne acht,
ob auch der andre was Böses macht;
und strebt durch häufige Belehrung
nach seiner Bessrung und Bekehrung.

Und wird auch mal der Himmel grauer;
wer voll Vertraun die Welt besieht,
den freut es, wenn ein Regenschauer
mit Sturm und Blitz vorüberzieht.

Die Welt ist wie ein Brei.
Zieht man den Löffel heraus,
und wär's der größte,
gleich klappt die Geschichte
wieder zusammen,
als wenn gar nichts passiert wäre.

Wenn alles sitzen bliebe,
was wir in Hass und Liebe
so voneinander schwatzen;
wenn Lügen Haare wären,
wir wären rau wie Bären
und hätten keine Glatzen.

Dauerhaftem schlechtem Wetter
musst du mit Geduld begegnen.
Mach es wie die Schöppenstetter:
Regnet es, so lass es regnen!

Liebe - sagt man schön und richtig -
ist ein Ding, was äußerst wichtig.
Nicht nur zieht man in Betracht,
was man selber damit macht,
nein, man ist in solchen Sachen
auch gespannt, was andre machen.

So tut die vielgeschmähte Zeit
doch mancherlei, was uns erfreut,
und was das Beste, sie vereinigt
selbst Leute, die sich eins gepeinigt.

Als mir die Zeit entgegenkam,
erschien sie mir hübsch wundersam
und angenehm und lecker.
Sie ging vorüber und o weh!
Nun, da ich sie von hinten seh,
bemerk ich ihren Höcker.

Man ist ja von Natur kein Engel,
vielmehr ein Welt-und Menschenskind,
und rings umher ist ein Gedrängel
von solchen, die dasselbe sind.

Mit diesen weisen Worten verabschiede ich mich,
liebe Grüße von FirstDay.


 
AW: Hommage an Wilhelm Busch

Wilhelm Busch
Der heilige Antonius - letzte Versuchung

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch1.gif

Der heilige Antonius von Padua
Saß oftmals ganz alleinig da
Und las bei seinem Heiligenschein
Meistens bis tief in die Nacht hinein. -

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch2.gif

Und wie er sich umschaut, der fromme Mann,
Schaut ihn ein hübsches Mädchen an. -
der heilige Antonius von Padua
War aber ganz ruhig, als dies geschah.

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch3.gif

Er sprach: "Schau du nur immer zu,
Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!"
Als er nun wieder so ruhig saß
Und weiter in seinem Buche las -

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch4.gif

Husch, husch! - so spürt er auf der Glatzen
Und hinterm Ohr ein Kribbelkratzen,
Daß ihm dabei ganz sonderbar,
Bald warm, bald kalt zumute war. -
Der heilige Antonius von Padua
War aber ganz ruhig, als dies geschah.
Er sprach: "So krabble du nur zu,
Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!"

"Na! - - Na!"

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch5.gif

"Na, na! - sag´ ich!!!"

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch6.gif

"Hm! hm! - - hm!!!"

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch7.gif

Und gibt dem heil´gen Antonius
Links und rechts einen herzhaften Kuß.

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch8.gif

Er sprang empor, von Zorn entbrannt;
Er nahm das Kreuz in seine Hand:

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuch9.gif

"Laß ab von mir, unsaubrer Geist!
Sei, wie du bist, wer du auch seist!"

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versucha.gif

Puh!! - Da sauste mit großem Rumor
Der Satanas durchs Ofenrohr.

Der heilige Antonius, ruhig und heiter,
Las aber in seinem Buche weiter! -
http://gutenberg.spiegel.de/gutenb_load/wbusch/antonius/versuchb.gif

So laß uns denn auf dieser Erden
Auch solche fromme Heil´ge werden!
 
AW: Hommage an Wilhelm Busch

Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß

derselbe


Irgendwie ließ das der Gute auch merken.
 
AW: Hommage an Wilhelm Busch

Die Birke

Es wächst wohl auf der Heide
Und in des Waldes Raum
Ein Baum zu Nutz und Freude,
genannt der Birkenbaum.

Die Schuh, daraus geschnitzet,
Sind freundlich von Gestalt.
Wohl dem, der sie besitzet,
Ihm wird der Fuß nicht kalt.

Es ist die weiße Rinde
Zu Tabaksdosen gut,
Als teures Angebinde
Für den, der schnupfen tut.

Man zapfet aus der Birke
Sehr angenehmen Wein,
Man reibt sich, daß es wirke,
Die Glatze damit ein.

Dem Birkenreiserbesen
Gebühret Preis und Ehr;
Das stärkste Kehrichtwesen,
Das treibt er vor sich her.

Von Birken eine Rute,
Gebraucht am rechten Ort,
Befördert oft das Gute
Mehr als das beste Wort.

Und kommt das Fest der Pfingsten,
Dann schmückt mir fein das Haus,
Ihr, meine liebsten Jüngsten,
Mit Birkenzweigen aus.

Wilhelm_Busch
 
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AW: Hommage an Wilhelm Busch



Text:

Wenn einer, der mit Mühe kaum,
gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär'

- so irrt sich der!
 
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