Da mich diese kürzeste aller lyrischen Formen, immerwieder beschäftigt, möchte ich hier versuchen einiges zum Haiku zu sagen - und auch Beispiele dafür zu bringen.
Was macht die Faszination des Haiku eigentlich aus?
Für mich sind es zweierlei, die mich immerwieder zum Haiku zurückführen: eindeutig seine kurze Form, die strengen Regeln folgt, die zugleich sehr aussagekräftig ist. Und nicht weniger, die mir fremde Welt, die sich durch das Haiku hier eröffnet - und die ich doch als Teil einer fremden und faszinierenden Kultur empfinde, die mich neugierig macht.
Zur Einführung einige Sätze von Dietrich Krusche über das Haiku.
"Haiku - das ist die kürzeste aller lyrischen Formen, die wir in der Weltliteratur kennen, dreizeilige Gedichte, im 16. und 17. Jahrhundert in Japan ausgebildet und nur dort bis heute überliefert in lebendiger Tradition.
Die klare Poesie und die nur vermeintlich einfache Aussage ist sinnlich unmittelbar nachvollziehbar - wenn man sich darauf einläßt und den Abstand zu überwinden versucht, der unsere "westliche" Kultur von Japan trennt.
Chinesischer Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus leben im Haiku fort, vor allem jedoch ist diese Dichtung geprägt vom japanischen Zen, der im Haiku seinen literarischen Ausdruck findet."
In der Folge werde ich, alternierend mit den Haikus, immerwieder einige Erläuterungen zu dieser lyrischen Kurzform bringen.
Nur eines noch : es gibt auch deutsche, sehr schöne Haikus.
Ich werde auch von diesen Haikus einige hier bringen.
Vollmond im Herbst -
schattenhafter als Bäume und Gras
die Menschenschatten.
Baishitsu (1768 - 1852)
An einem Abend im Herbst
ist es nicht leicht,
ein Mensch zu sein.
Issa (1763 - 1827)
Ein kleines Mädchen
lehrt seine Katze tanzen
im Frühlingsregen.
Issa
Vorläufig kurz zu den formalen Regeln des Haikus: es besteht immer aus...
... "drei Wortgruppen, die zusammen nicht mehr als siebzehn Silben umfassen....Die Verteilung der Silbenzahl...ist fünf-sieben-fünf." (Dietrich Krusche)
Ob da doch noch Abweichungen zu finden sind, kann ich jetzt nicht sagen.
Ausserdem gibt es die inhaltlichen Regeln die einzuhalten sind, denn nur dann ist ein solches Kurzgedicht, tatsächlich ein Haiku.
In einem Haiku soll immer ein Naturgegenstand erwähnt sein - dazu gehört aber nicht die menschliche Natur. Ausserdem soll sich das Haiku auf ein einmaliges Naturereignis oder Natursituation beziehen und drittens, soll das Geschilderte in der Gegenwart stattfinden.
Diesen ersten Beitrag möchte ich mit einem deutschen Haiku beenden:
In der andern Welt
wünsche ich mir einen Fluß
und ein paar Bäume.
Michael Groissmeier (geb. 1935 in München)
Was macht die Faszination des Haiku eigentlich aus?
Für mich sind es zweierlei, die mich immerwieder zum Haiku zurückführen: eindeutig seine kurze Form, die strengen Regeln folgt, die zugleich sehr aussagekräftig ist. Und nicht weniger, die mir fremde Welt, die sich durch das Haiku hier eröffnet - und die ich doch als Teil einer fremden und faszinierenden Kultur empfinde, die mich neugierig macht.
Zur Einführung einige Sätze von Dietrich Krusche über das Haiku.
"Haiku - das ist die kürzeste aller lyrischen Formen, die wir in der Weltliteratur kennen, dreizeilige Gedichte, im 16. und 17. Jahrhundert in Japan ausgebildet und nur dort bis heute überliefert in lebendiger Tradition.
Die klare Poesie und die nur vermeintlich einfache Aussage ist sinnlich unmittelbar nachvollziehbar - wenn man sich darauf einläßt und den Abstand zu überwinden versucht, der unsere "westliche" Kultur von Japan trennt.
Chinesischer Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus leben im Haiku fort, vor allem jedoch ist diese Dichtung geprägt vom japanischen Zen, der im Haiku seinen literarischen Ausdruck findet."
In der Folge werde ich, alternierend mit den Haikus, immerwieder einige Erläuterungen zu dieser lyrischen Kurzform bringen.
Nur eines noch : es gibt auch deutsche, sehr schöne Haikus.
Ich werde auch von diesen Haikus einige hier bringen.
Vollmond im Herbst -
schattenhafter als Bäume und Gras
die Menschenschatten.
Baishitsu (1768 - 1852)
An einem Abend im Herbst
ist es nicht leicht,
ein Mensch zu sein.
Issa (1763 - 1827)
Ein kleines Mädchen
lehrt seine Katze tanzen
im Frühlingsregen.
Issa
Vorläufig kurz zu den formalen Regeln des Haikus: es besteht immer aus...
... "drei Wortgruppen, die zusammen nicht mehr als siebzehn Silben umfassen....Die Verteilung der Silbenzahl...ist fünf-sieben-fünf." (Dietrich Krusche)
Ob da doch noch Abweichungen zu finden sind, kann ich jetzt nicht sagen.
Ausserdem gibt es die inhaltlichen Regeln die einzuhalten sind, denn nur dann ist ein solches Kurzgedicht, tatsächlich ein Haiku.
In einem Haiku soll immer ein Naturgegenstand erwähnt sein - dazu gehört aber nicht die menschliche Natur. Ausserdem soll sich das Haiku auf ein einmaliges Naturereignis oder Natursituation beziehen und drittens, soll das Geschilderte in der Gegenwart stattfinden.
Diesen ersten Beitrag möchte ich mit einem deutschen Haiku beenden:
In der andern Welt
wünsche ich mir einen Fluß
und ein paar Bäume.
Michael Groissmeier (geb. 1935 in München)