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Glockenklang statt Muezzingesang

Nachmittagsphantast

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27. Januar 2006
Beiträge
200
Mit diesem "Slogan" wirbt die FPÖ vor der Landtagswahl in Tirol auf Innsbrucks Straßen und Umgebung. Oder "Soziale Sicherheit, darum Tiroler zuerst", oder so ähnlich.

Welchen Sinn haben eigentlich Wahlplakete, außer, dass sie polarisieren oder zum Überkleben einladen? Unentschlossene wird man durch derartige Plattitüden wohl kaum zum Sinneswandel einladen, und wer ernsthaft vorhat zu wählen, informiert sich wohl nicht über Plakate, sondern - so hoffe ich - über die einzelnen Parteiprogramme und auf Wahlkampfveranstaltungen.

Wie wird es wohl jenen Zuwanderern in Österreich/Tirol gehen, die sich gut in die Gesellschaft integriert haben und die täglich an derartigen Plakaten vorübergehen? Was ist das Interesse der FPÖ bzw. des Volkes an einem ausländerfeindlichem Wahlkampf?

fragt der Nachmittagsphantast
 
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AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Solche Plakate sollen und wollen keine Inhalte transportieren - hier geht es nur darum, Stimmung zu machen, den Menschen einen Sündenbock für alles Schlechte anzubieten und auch gleich die Lösung dazu ...

Zuwanderer sind halt die Bösen, der Islam verdrängt unsere ja ach so geschätzte katholische Kultur (lol), doch die FPÖ schwingt sich heldenhaft auf, um das bedrohte Abendland zu retten ... ohne diese Plakate, ohne den geschürten Hass und Unfrieden, ohne dem selbst geschaffenen und gepflegten Feindbild haben die ja nichts zu sagen, keine Inhalte, keine Botschaften.

Es ist unglaublich lächerlich, aber dennoch erschreckend, mit welch billigen, dummen und verabscheuungswürdigen Mitteln Stimmen gefangen werden - und noch viel schlimmer, dass es Menschen gibt, die darauf reinfallen :(
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Als ich klein war, habe ich mal einen Film über die Kreuzzüge gesehen. Damals viel der Satz: "Und nun ziehen wir gegen unseren gemeinsamen Feind."

Darum geht es auch Parteien, die eine solche Wahlwerbung machen: So richtige Einigkeit erreicht man, wenn man einen hat, auf den man so richtig einkloppen kann.

Früher (nicht nur im Dritten Reich) waren das in Europa die Juden. Aber nach dem Holocaust fällt darauf keiner mehr herein. Auch wenn es Leute gibt, die heimlich solchen Gedanken nachgehen.

Also braucht man einen neuen Sündenbock. Die Muslime sind da aus vielen Gründen sehr praktisch.

1) Seit dem 11. September "wissen" wir, dass das ja sowieso alle Terroristen sind. Gegen die muss man vorgehen.

2) Ihre Anzahl in unseren Ländern ist groß- würde man solche Sprüche über Buddhisten machen, würde man sich der Lächerlichkeit preisgeben.

3)Muslime sind selbstbewusst, Christen meistens weniger. Das ärgert uns und deswegen sollen den doofen lauten Muezzinen der Mund verboten werden.

4) Und das ist das Praktischste: Viele Muslime haben keinen österreichischen (bzw., bei uns, deutschen) Pass, das heißt, sie taugen eh nicht für den Stimmenfang, es sei denn man kloppt auf sie ein.

So funktioniert populistische Politik- schon seit tausenden von Jahren.

Mfg,
Sunnyboy
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Hi Forianer,

das Traurige dabei ist, dass es wieder gelingt, weil die Menschen einfach immer einen Sündenbock haben wollen, auf den sie "losgehen" können.
Denn die eigenen Mängel oder durch Zeiterscheinungen hervorgerufene können und dürfen es ja nie sein.

Und das bereits bei unserer eigentlich schon eher fortgeschrittenen Wissenslage (natürlich relativ gesehen zu früher!) und den Möglichkeiten, sich selbst gute und fundierte Informationen zu beschaffen.

Aber mir scheint, etwas nachzubeten ist halt immer einfacher und Sündenböcke sind für alles gut.
Wenn man etwa 3 Mio Kronenzeitungleser in Österreich (ich bin Österreicherin) zählt, dann wundert man sich halt auch nicht mehr.
Fein wird alles nachgebetet, fein wird die FPÖ Stimmen fangen. Hat sie trotz einiger Proteste bei der letzten Wahl in Graz auch bekommen.

Was nützt uns der Fortschritt und all die denkbar positiven technischen Hilfsmittel und all das Wissen, was ja mehr und mehr wird, wenn der Mensch nach wie vor sein Urzeitverhalten an den Tag legt.
Und heutzutage halt die Massenmedien als Leithammel fungieren, oder Leitsprüche von politischen Parteien.
Und eineinhalb Jahrtausende katholisch-römischer Einfluss sind ebenfalls nicht zu vergessen.

Aber alles schon dagewesen.
Nichts hat sich geändert. Nichts wurde aus der Geschichte gelernt.
Nicht einmal aus der uns erst noch so nahen.

lb Gr sartchi
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Hallo

Eins vorneweg: Ich befürworte keine Hetze und keinen Populismus. Und die FPÖ würde ich niemals wählen.

Aber es regt mich immer wieder auf, dass in einem demokratischen Land immer wieder über eine Partei hergezogen wird, wenn sich ein Mitglied irgendein Wort erlaubt, das in irgendeiner Art und Weise ins rechte Eck gestellt werden könnte. Denn das ist mE nichts anderes als dasselbe in Grün, was man der FPÖ selbst immer wieder ankreidet: Populismus, aus dem eine grundsätzliche Ablehnung gegen alles wird, was sie sagen. Oder hat in diesem Forum irgendjemand schon daran gedacht, dass vielleicht auch ein HC Strache ausnahmsweise einmal Recht haben könnte? Dass es trotz aller Unwählbarkeit der FPÖ sein könnte, dass auch einmal etwas Vernünftiges aus dem Munde eines ihrer Funktionäre kommt?
Ich sage es ganz offen: Ich möchte morgens nicht von einem Muezzin geweckt werden. Ich möchte auch nicht wenn ich aus dem Fenster sehe ein Minarett alles andere überragen sehen. Wenn Moslems in unserem Land ein Gebetshaus haben möchten, dann sollen sie das haben. Aber bitteschön in einer angepassten Form. Schon vor 500 Jahren hatten muslimische Herrscher kein Problem damit, eine christliche Kathedrale in Konstantinopel, heute Istanbul, in eine Moschee umzufunktionieren. Und drehen wir die Sache doch einmal um: Würde nicht jeder von uns einem Christen bzw. Katholiken in einem tief-islamischen arabischen Land sagen, er möge doch in Gottes Namen auf eine schöne große Kirche mit zwei gewaltigen Türmen verzichten, wenn es doch eine kleine Kapelle, eventuell im arabischen Stil, auch tut?

Ich schätze die abendländische Kultur sehr wohl. Und ich setze mich gegen den berühmten Untergang des Abendlandes ein. Den will ich ebenso wenig, wie den Untergang irgendeiner anderen (nicht auf Gewalt basierenden) Kultur.

Um wieder zum Anfang zu kommen: Wir alle kennen die grundsätzliche Einstellung der FPÖ und es wäre müßig, sich lang und breit darüber auszulassen. Aber man sollte immer in der Lage sein, vorurteilsfrei über eine Aussage nachzudenken, und nicht alles, was aus einer bestimmten politischen Richtung kommt, sofort und ohne darüber nachzudenken, ob vielleicht was dran sein könnte, als Unsinn abzukanzeln.

lg, Animus
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Hallo !

Ist das ein religiöses oder ein politisches Thema ? Nach dem Titel würde ich eher sagen, ein religiöses.

Mein derzeitiges statement (derzeitig bewusst deshalb geschrieben, weil man auch religiöse Dogmen nicht von vornherein für unverrückbar halten sollte):

Ein Katholizismus ohne vorsintflutliche Sexualmoral (Sex nur in der Ehe und nur zum Zweck des Kindes oder auch nur natürliche Verhütungsmethoden)

und ein

Islam ohne Gewaltsuren und absolutes Patriarchat in den Familien

und ein

Judentum ohne Zwang zu materiellem Reichtum

sind durchaus Regelwerke nach denen eine größere Anzahl von Menschen friedlich neben- und miteinander leben könnte.

In traditionell christlichen Ländern wäre es für den Großteil der (religiösen) Bevölkerung schon ein Zumutung, wenn der Muezzingesang gegenüber dem Glockenklang dominieren würde. Ein vernünfiges Nebeneinander könnte ich mir aber schon vorstellen, wenn - und hier ist dann natürlich auch die Politik aufgerufen - in den islamisch dominierten Ländern verhältnismäßig viel Glockenklang auch zugelassen werden würde. Das möge im Prinzip auch für alle anderen Religionen gelten.

Dem Jörg Haider, dem Westenthaler und dem Strache kann ich maximal 5 Minuten zuhören - dann bekomme ich solche Adern (Österreicher werden wissen, was ich damit meine).

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

S.g. Animus.

Ich stimme deinem Beitrag vollinhaltlich zu. Aber versuche zu verstehen warum solche doofen Wahlsprüche bei manchen Menschen so eine Empörung auslösen.

In Deutschland und Österreich wird den Bürgern, und vor allem der Jugend, schon seit Jahrzenten kollektiv ein schlechtes Gewissen und „Schuld“ auf Grund unserer NS Vergangenheit eingetrichtert.

Und einige reagieren dann auch, wie konditionierte Pawlowsche Hunde, einfach mit Ablehnung gegen alles was auch nur den Anschein von rechten Gedankengut trägt.

Und damit machen sie eigentlich das gleiche wie die Leute die durch diese Sprüche populistisch beeinflusst werden, sie reagieren undifferenziert.

Und anscheinend stellt sich auch niemand die Frage, was könnte die Ursache sein, dass sich Menschen von der der Aussage „Glockenklang statt Muezzingesang“ positiv angesprochen fühlen ?

P.S. Ich habe schon FPÖ gewählt und habe deswegen kein schlechtes Gewissen !

L.G. Belair57
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

P.S. Ich habe schon FPÖ gewählt und habe deswegen kein schlechtes Gewissen!

Und das ist auch gut so, sonst müssten wir über unsere Demokratie nachdenken.

Ich muss zugeben, dass ich die Unwählbarkeit der FPÖ zuvor weniger aus inbrünstiger Überzeugung betont habe, als aus der Absicht heraus, meinen anderen Aussagen mehr Gewicht zu verleihen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir diese kleine Lüge.
Tatsächlich stellt die FPÖ für mich eine wählbare Alternative dar - allerdings noch nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Zuerst müssen mich die anderen Parteien in ausreichendem Maße befremden. Doch das nur am Rande.

Ich stimme auch dir zu, Belair. Populismus ist zu verurteilen - und zwar gegen jede Gruppierung und politische Richtung.

Ich selbst bin gegen Moscheen/Minarette im klassischen Sinn. Sie passen schlicht und einfach nicht in unser Landschafts-/Stadtbild. Gegen eine Moschee im westlichen Stil hätte ich allerdings nichts. Ohne Muezzin.

lg, Animus
 
AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Und das ist auch gut so, sonst müssten wir über unsere Demokratie nachdenken.

Ich selbst bin gegen Moscheen/Minarette im klassischen Sinn. Sie passen schlicht und einfach nicht in unser Landschafts-/Stadtbild. Gegen eine Moschee im westlichen Stil hätte ich allerdings nichts. Ohne Muezzin.

lg, Animus

Hi, Animus,

erlaube mir, mich hier einzuklinken.

Du hast ein sehr schönes Sprichwort als deinen Leitgedanken vermerkt - oder widerspiegelt dies nicht nicht deinen Leitgedanken ?
"Sol lucet omnibus"

Was ist eigentlich Demokratie ?

Und was meinst du mit westl. Moscheen ?
Dann gäbe es auch westliche und östliche Kirchen?
Sind das nicht alles Bethäuser? Gäbe es auch westliche und östliche Synagogen?
Liege ich daneben bzw. täusche ich mich? Art von Bauen einfach mal als Kultur-Ausdruck als solcher zu sein ?

Und nicht jeder liebt eine Kirche neben sich zu haben, bzw. in seiner unmittelbaren Umebung wegen des Glockengeläutes, habe ich mir sagen lassen.

Aber was beinhaltet Demokratie ??
Mit zweierlei Maß zu messen? Tja, manchmal scheint es wirklich so zu sein, dass Demokratie mit zwei unterschiedlichen Maßeinheiten gemessen wird - zumindest wenn man hier hie und da etwas liest.
Hoffe ich täusche mich und die Demokratie lauft nicht den Bach hinunter.

sartchi
 
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AW: Glockenklang statt Muezzingesang

Dem Jörg Haider, dem Westenthaler und dem Strache kann ich maximal 5 Minuten zuhören - dann bekomme ich solche Adern (Österreicher werden wissen, was ich damit meine).

S.g. Zeilinger.

Ja, das kenne ich sehr gut.

Der Glawischnig, der Petrovic und der Stoisits kann ich maximal 5 Millisekunden zuhören - dann bekomme ich solche Kabel
(Österreicher werden wissen, was ich damit meine).

L.G. Belair57
 
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